ATHEN - Sag mir, wo die Eulen sind


Mi 16.04.2025: Anreise, Hotel und Begrüßungsdinner

Sag mir, wo die Eulen sind, wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Eulen sind, was ist geschehn?
Sag mir, wo die Eulen sind, Krieger schossen sie geschwind.
Wann wird man je verstehn? Wann wird man je verstehn?

Früher war im alten Griechenland die Eule - genauer gesagt der Steinkauz - ein häufiger Vogel, der vor allem in den zerklüfteten Hängen der Akropolis lebte. Heute gibt es in Athen keine große Eulenpopulation mehr. Es scheint, dass der Symbolvogel der Stadt aufgrund der Zerstörung seines Lebensraums und anderer negativer Umweltfaktoren fast ausgestorben ist. An die Stelle der Eulen sind Plastik-Enten getreten...

"Eulen nach Athen tragen" bedeutete, etwas völlig Überflüssiges oder Sinnloses zu tun – also eine Tätigkeit auszuführen, die keinen Nutzen hatte, weil das Zielobjekt bereits im Übermaß vorhanden war - alles dead and gone!

Nana Mouskouris "Weiße Rosen aus Athen", ein Lied aus den 60er Jahren über Liebe, Sehnsucht und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem Liebsten, war jedenfalls nicht der Trigger für meinen Besuch in Athen. Ich kenne den Schlager aus den Tagen meiner Kindheit - bevor mich in meiner Jugend Rock ’n’ Roll, Blues und Heavy Metal musikalisch vereinnahmten - Black Sabbath, Deep Purple, Led Zeppelin, die Stones, Uriah Heep um nur einige zu nennen, waren die Stars meiner frühen Jugend. "Negermusik", wie unser Omma zu sagen pflegte. Meine Vorliebe für den Blues ist bis heute geblieben. Aber das gehört eigentlich nicht in diesen Reisebericht.

Athen spielt nicht in der ersten Liga, wenn es um Städtereisen in Europa geht.

Bei meinem Besuch in Athen möchte ich die Keimzelle der griechischen Antike, die Wiege der europäischen Zivilisation und der Demokratie als Staatsform kennenlernen, oder besser gesagt, ihre Ursprungsorte entdecken. Denn es ist mein erster Besuch in der mehr als 3.000 Jahre alten griechischen Hauptstadt und ich bin mir bewusst, dass ich bei diesem Kurzbesuch nur wenige Bauwerke und Kunstschätze Athens sehen und nur eine Ahnung von der Bedeutung der ersten Metropole der westlichen Welt für deren Philosophie und Politik an der Grenze zwischen Abend- und Morgenland bekommen werde.

Es ist noch nicht lange her, da hieß es: "Athens has fallen". Griechenland hätte 2010 beinahe die EU, die EZB und damit den Euro mit in den Hades gerissen. Der damalige Edel-Biker und griechische Finanzminister Yanis Varoufakis wurde zur "most hated person" Europas und dominierte wochenlang die Negativmeldungen aller Nachrichtensendungen. Nach acht Jahren rigoroser Sparmaßnahmen und Reformen ist Griechenland mit Hilfe der EU-Länder (drei Rettungspakete mit einem Gesamtkreditvolumen von 360 Milliarden Euro) aus dem finanziellen Totenreich auferstanden.

Aber zu welchem Preis? Ständig steigende Steuern und spürbare Kürzungen der Sozialleistungen treiben immer größere Teile der Bevölkerung in die Armut. Bei 24 % Mehrwertsteuer und einem zwangsläufigen Konsumrückgang von fast 40 %, dem natürlich eine steigende Arbeitslosigkeit folgte, sind viele Menschen auf die Tafeln und eine medizinische Notversorgung angewiesen. Die Hälfte der erwerbsfähigen Jugendlichen ist arbeitslos. Auch bei uns ist jeder 6. Bürger von Armut betroffen!

Die Kredite aus dem ersten Rettungspaket der EU-Staten (bilaterale Finanzhilfen) sowie die IWF-Kredite sind inzwischen komplett getilgt, viele der späteren Kredite werden jedoch weiterhin bedient und laufen noch über Jahrzehnte.

Das Übel ist, dass die Rückzahlungen aus den leeren Taschen der Bevölkerung erfolgen. Zudem kämpft man seit mindestens dreißig Jahren mit dem Wandel vom Auswanderungsland zum Zielland von Migranten und Flüchtlingen.

Altgriechisch, das neben Latein zu den "alten Sprachen" gehört, wurde an meinem Gymnasium im Gegensatz zu Latein nicht als Lernfach angeboten. Beides waren für mich damals tote Sprachen, die mich nicht motivierten, sie mit Ehrgeiz und Fleiß zu lernen. Unser Lateinlehrer "Allah Bach" verstand es leider nicht, den Unterricht für mich interessant zu gestalten. Immerhin schaffte ich trotz meiner Verweigerungshaltung in Latein ein "Gnaden-Latrinum". Erst später merkte ich, dass Latein wirklich leicht zu lernen gewesen wäre und dass Latein und Altgriechisch die Grundlage unserer heutigen Sprachenvielfalt im Abendland sind. Viele Wörter und Begriffe haben sich erhalten und sind in die heutigen Sprachen eingegangen. Hätte ich das in meiner jugendlichen Unwissenheit und Ignoganz nur früher erkannt. Errare humanum est!

In Attika, dem Großraum Athen, herrscht im April meist ein Klima, das mir sehr entgegenkommt. Die Höchsttemperaturen liegen tagsüber bei durchschnittlich 25° C. Bis zum Morgen sinken die Temperaturen auf 13° C. Regenschauer gibt es nur an wenigen Tagen, während meiner Reise gar nicht.

Im Hochsommer wird die Stadt jedoch zum unerträglichen Backofen. Die Tagestemperaturen erreichen häufig 40 bis 45° C. Und so sieht es derzeit in Athen aus:

Ich brauch Tapetenwechsel, sprach die Birke (Hildegard Knef), ich auch, weshalb ich eine Städtereise nach Athen bei SKR Reisen, Köln, gebucht habe.

Mein Flug mit Aegean Airlines: Düsseldorf-Athen, 2.000 km Luftlinie, startet mit 50 min Verspätung. Grund laut Durchsage: "Der Airport in Athen ist voll und kann uns zu der geplanten Ankunftszeit nicht abfertigen..." Ich habe selten eine so eng bestuhlte Economy- Class wie im A320 NEO von Aegean erlebt. Da wird selbst ein dreistündiger Flug zur Qual für großgewachsene Passagiere. Der Jet startet dann um 13:30 - Ankunft 17:30, jeweils Ortszeit, plus 1 Std. Wartezeit am Gepäckband. Wir landen in der Karwoche in Athen. Was das heißt, werden wir noch erfahren.

Ich stelle die Uhr um eine Stunde vor. In Griechenland gilt die Osteuropäische Zeit (OEZ).

Kalispera Athen! Guten Abend!

Im Großraum der griechischen Hauptstadt leben heute fast 4 Mio. Menschen, ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes.

Abweichend von meinen letzten Reiseberichten, bei denen der Schwerpunkt oftmals auf den kulinarischen Besonderheiten der Zielregion gelegen hat, möchte ich mich diesmal der philosophischen und historischen Bedeutung des Reiselandes widmen. Wenn nicht hier, wo dann?

Um vom Athener Flughafen Eleftherios Venizélos (EV gilt den Griechen als größter Landespolitiker der Neuzeit) zur Metrostation Omónia (ganz in der Nähe unseres Hotels) zu gelangen, nehme ich die Metrolinie 3, die blaue Linie. Am Syntagma-Platz steige ich um in die Linie 2, die rote Linie, Richtung Anthoúpoli bis Omónia. Für die insgesamt 40 km lange Strecke braucht die Metro, wie die U-Bahn hier auch genannt wird, netto ca. 45 Minuten.

Das Flughafenticket (eine Richtung!) kostet 9,00 €, für Senioren 4,50 €. Ein Einzelfahrschein (ohne Flughafen) kostet 1,40 €, Senioren zahlen 0,60 €. Das Flughafenticket und die Einzelfahrkarte sind ab ihrer Entwertung 90 Minuten gültig.

Senioren ab 65 Jahren können unabhängig von ihrer Nationalität ermäßigte Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr in Athen erwerben. Dazu muss man am Fahrkartenschalter der OASA S.A. sein Alter durch Vorlage eines Personalausweises oder Reisepasses nachweisen.
Wichtig: Ermäßigte Tickets können nicht am Automaten gekauft werden!

Gesagt, getan, so will ich es machen, doch am Ticketschalter erklärt man mir "Ermäßigte Senioren-Tickets leider ausverkauft". Es ist nicht Pinocchio, sondern eine toternst blickende Metro-Angestellte.

Also zahle ich den regulären Preis von 9 € fürs Flughafenticket und mache mich auf den Weg in den U-Bahn- Schacht. Der Preis ist ja immer noch sagenhaft günstig im Vergleich zu einer Taxifahrt (40-50 €).

Später stellt sich heraus, daß unser Reiseleiter für jeden aus unserer Reisegruppe ein 5-Tagesticket besorgt hat, das bis Sonntag gültig ist, nicht aber für die Flughafenrückfahrt. Ich muß also keine Einzelfahrkarten für die nächsten Tage kaufen.

Die Fahrkarten für die Athener Metro sind 90 Tage ab Kaufdatum gültig und müssen innerhalb dieser Frist vor Fahrtantritt entwertet bzw. aktiviert werden. Nach der Entwertung bleibt die Fahrkarte 90 Minuten gültig - einschließlich eventueller Umsteige- und Wartezeiten beim Wechsel der Metrolinie. Zur Entwertung wird der Fahrschein in den Schlitz des Entwertungsautomaten gesteckt. Die Abfahrtsstation sowie das aktuelle Datum und die Abfahrtszeit werden dann auf das Papierticket gedruckt. Das entfällt bei unserem 5-Tage-Ticket, es muss allerdings bei jeder Fahrt validiert werden.

Die Validierung erfolgt mittels Vorhalten des Tickets an das Lesegerät vor der Zugangsschranke. Dabei handelt es sich nicht um eine Entwertung im eigentlichen Sinne, sondern um eine Überprüfung der Gültigkeit des Tickets. Validieren Sie Ihre Fahrkarte beim Umsteigen sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Umsteige-Bahnhofs!

Innerhalb des Metronetzes sind die Linien und Richtungen gut ausgeschildert (griechisch und englisch) und man kann beliebig oft umsteigen.

Athen soll die günstigste unter den 15 größten Städten Europas sein. Das gilt zumindest für den ÖPNV. Restaurants und Hotels in unmittelbarer Nähe der bekannten Sehenswürdigkeiten haben aber ein für europäische Hauptstädte typisches Preisniveau.

Während des Aufenthaltes in Athen wohnt unsere kleine Reisegruppe im Dorian Inn Hotel (3*), das zentral am Omónia-Platz liegt (Pireos Street 15). Der Hotelname erinnert mich an den Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde. Hotel und Roman haben aber rein gar nichts miteinander zu tun.

Allerdings bezieht sich der Name des Hotels auf den griechischen Volksstamm der Dorer (engl. Dorians) und damit auf die Tatsache, dass Homosexualität einschließlich Päderastie im antiken Griechenland der Dorer akzeptiert oder zumindest toleriert wurde.

Das Dorian Inn gehört zur Kette Best Western mit dem Prädikat "Sure Hotel Collection". Doch was bedeutet das? Gar nichts! Es ist ein 3*-Hotel, das sich aufgrund seiner Lage für Übernachtungen während eines Städtetrips anbietet. Nicht mehr und nicht weniger. Glücklicherweise ist es kein "Durian Inn"...

Das Hotel hat saubere, klimatisierte Zimmer mit einfacher Einrichtung und zwei 5-Personen-Aufzüge für das 12-stöckige Gebäude. Die Zimmer sind mit Bad oder Dusche, WC, TV, Telefon, Safe und Kühlschrank zweckmäßig ausgestattet. Ein stabiles WLAN steht in allen Bereichen kostenlos zur Verfügung. Das Frühstück besteht aus einem vielfältigen Buffet. Wer das Angebot bemängelt, sollte mal genau auf seinen heimatlichen Frühstückstisch schauen.

Ein Hinweis zu den Zimmern: Im Dorian Inn gibt es zwei Kategorien: Einzelzimmer (meist 14 qm) oder Doppelzimmer (17-19 qm), wie in vielen älteren Hotels. Die modernisierten DZ befinden sich in den oberen Stockwerken, abgeschirmt vom Lärm der Hauptstraße und oft mit Balkon und Blick auf die Akropolis. Die EZs sind in ihrem Renovierungsstand im Mief der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts stecken geblieben und werden von den Mitreisenden als "winzig" und "hellhörig" beschrieben. Für klaustrophobisch veranlagte Reisende wie mich ein absolutes No-Go.

Also habe ich gegen einen Aufpreis für vier Übernachtungen rechtzeitig vor der Reise ein Upgrade für ein Superior-DZ in der 11. Etage (Olympian Floor) zur Alleinbenutzung mit Blick auf die Akropolis nachgebucht. Dieses große Zimmer mit separatem großen Bad hat den Charakter einer Suite und gefällt mir wirklich sehr, auch wenn man den Straßenlärm hier oben noch leicht hören kann. Wozu gibt es Ohrstöpsel? Ohropax habe ich immer im Reisegepäck.

Das Highlight des Dorian Inn ist die Dachterrasse. Hier befinden sich ein kleiner Hotelpool, eine für Athen typische Rooftop-Bar und ein Imbiss-Restaurant. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf die Akropolis und weite Teile der Stadt.

Die üblichen Übernachtungspreise in diesem Budget-Hotel sind wirklich sehr günstig und das liegt vor allem daran: Der Veranstalter SKR spricht von einer "ausgezeichneten Lage" des Hotels und meint damit wohl die touristische Erreichbarkeit durch die verkehrspolitische Verteilerfunktion des nahe gelegenen Omónia-Platzes. Die Metro-Station "Omónia" liegt ca. 250 m vom Hotel entfernt und bietet in der Tat eine gute Verbindung zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im Stadtzentrum sind öffentliche Verkehrsmittel jedoch weitgehend überflüssig. Fast alles kann zu Fuß erkundet werden - wenn man "gut zu Fuß" ist.

Der Omónia-Platz war einst ein wichtiges Zentrum der Stadt, heute ist das angrenzende Viertel von sozialem und wirtschaftlichem Niedergang geprägt. Die Umgebung des Platzes ist kein Touristenviertel. Hier stehen, schwanken und liegen erbärmliche menschliche Kreaturen herum, wie ich es mir ohne gelesene Vorankündigung in einem zivilisierten europäischen Land nicht hätte vorstellen können. So muss es in einem Zombie- Distrikt aussehen. Abends und nachts verschlechtert sich die Sicherheitslage weiter, denn das Hotel liegt mitten in dem Revier von Junkies, Hinterhofbordellen, Straßenprostituierten, zwielichtigen Gestalten und Kleinkriminellen, das man abends und nachts besser nicht allein durchstreifen sollte, wenn man nicht Bekanntschaft mit diesen Spezies machen will. Viele Menschen, die hier leben, sind von Armut, Obdachlosigkeit und Drogenmissbrauch betroffen, ein Problem, vor dem ich nicht die Augen verschließen will, aber mit dem ich auch nicht meinen Urlaub verbringen möchte. Die U-Bahn-Station Omónia ist für ihre hohe Rate an Taschendiebstählen bekannt. Unser Reiseleiter erinnert uns mehrfach zur Vorsicht.

Die relativ kurze Entfernung vom Hotel zur Metrostation Omónia ist schon tagsüber ein Sicherheitsrisiko (eine Mitreisende wurde beinahe überfallen), von der nächtlichen Situation ganz zu schweigen.

Aber wie heißt es bei Monty Python "Always Look on the Bright Side of Life"!

Hazy Osterwald hat es damals in einem Song etwas anders beschrieben:

Kriminal Tango in der Taverne
Dunkle Gestalten, rote Laterne
Abend für Abend lodert die Lunte
Brühende Spannung liegt in der Luft

In unmittelbarer Nähe befindet sich der Exárcheia-Platz, dessen Umgebung oft mit Berlin-Kreuzberg verglichen wird. Das Viertel ist bekannt für seine linksalternative Szene, politischen Aktivismus und eine kreative Atmosphäre. Tagsüber ist der Platz relativ sicher, aber nachts sollte man auch hier die abgelegenen Straßen meiden. Die Polizei ist präsent, doch es gibt immer wieder Berichte über Gewalt und Straßenraub in der Umgebung.

Zur Sicherheit im Dorian Inn Hotel: Die Bezeichnung "Sure Hotel Collection by Best Western" suggeriert einen besonders hohen Sicherheitsstandard. Nach meinem Eindruck gibt es keine Securities, die den Zugang zum Hotel kontrollieren. Aber vielleicht inkognito? Es wird berichtet, dass selbst die einfachsten Hotels oder Pensionen rund um den Omónia-Platz eine Sicherheitskraft beschäftigen. Ist das wirklich so? Ansonsten wäre zumindest theoretisch jedem subversiven Element Tür und Tor geöffnet. Criminals welcome? Ich kann es nicht glauben.

Von der Sicherheitsproblematik des Hotels habe ich erst vor Ort erfahren. Der Veranstalter SKR Reisen informiert seine Kunden leider nicht darüber, was ich sehr kritisiere. Ich habe - ohne es zu wissen - einen Hotelaufenthalt in einem sozialen Krisengebiet gebucht! Auch und gerade in der Tourismusbranche sollte ein Reiseveranstalter seine Kunden vor der Buchung offen, ehrlich und umfassend über die Sicherheitslage in den vorgesehenen Unterkünften und deren Umgebung informieren. Ich vermute zu deren Gunsten, dass sich die Verantwortlichen bei SKR der Problematik im und um das Dorian Inn nicht bewusst sind und sich auf ihre lokale Agentur in Athen verlassen. Das sollte dringend geändert werden.

Sicherheitstipps (gelten auch für viele andere Reiseziele weltweit):

- Vor allem nachts auf belebten und gut beleuchteten Hauptstraßen bleiben und Seitenstraßen meiden.
- Seien Sie vorsichtig in Menschenmengen, an touristischen Orten und in der U-Bahn (Taschendiebe!).
- Benutzen Sie die U-Bahn, um schnell von A nach B zu kommen, aber achten Sie auf Ihre persönlichen Gegenstände.
- Bewahren Sie Wertsachen an einem sicheren Ort auf, z.B. im Hotelsafe (verzichten Sie unterwegs auf teuren Schmuck und teure Uhren), und tragen Sie nicht zu viel Bargeld mit sich.

- Mein Tipp für unterwegs: Nehmen Sie ein Daypack bzw. Travelsafe/ Metrosafe von Pacsafe mit für die Stadterkundung.

Heute Abend lernen wir unseren Reiseleiter kennen. Es ist Michalis (sprich "Michaialis") Pavlopoulos, wir dürfen ihn "Michael" oder "Meikel" nennen. Er wird mir während unserer Athenreise in Sachen Mobilität hilfreich zur Seite stehen indem er mir bei anstehenden längeren Fußetappen, von denen es nicht gerade wenige gibt, jeweils Taxi- oder Metrofahrten zum Zielort anraten wird.

Leider bin ich zum Zeitpunkt der Reise lauftechnisch behindert. Die "Zufriedenheitsmanagerin" des Veranstalters SKR hat mich ebenfalls unterstützt. Danke nochmals an die hilfreichen Geister!

Wir sind eine kleine Reisegruppe von 11 Personen. Genau die Gruppengröße, die ich immer suche. Es ist diesmal eine sehr heterogene Gesellschaft, in der Reisende sehr unterschiedlicher Couleur vertreten sind, die bodenständige schwäbische Bäuerin mit ihrer buchhalterisch erfahrenen Tochter, die reiseerfahrene Tante mit Ihren pubertierenden Nichten, das kommunikative Mittfünfziger-Paar und die beiden älteren Schwestern, eine von ihnen sehr rechthaberisch, die andere stets vermittelnd. Wen habe ich vergessen? Ach ja, mich...

Die Gruppe hat wohl noch auf mich gewartet, ist dann aber mit Meikel aufgebrochen zu dem gemeinsamen Abendessen und ersten Kennenlernen in das ca. 2 km entfernte, treppenreiche Altstadtviertel Plaka unterhalb der Akropolis. In der Taverne GEROS TOU MORIA, Mnisikleous 27, Plaka, werden die von Touristen erwarteten griechische Gerichte serviert. Ich nehme ein Taxi und folge mit Verspätung. Das Restaurant soll - nach Eigenbekundung - die älteste Taverne in Plaka sein. Oldie, but goodie?

Ganz ehrlich und nicht despektierlich: Nicht viel anders als zu Hause beim Griechen um die Ecke und - leider sehr eng bestuhlt, was ich gar nicht mag.

Die uns bekannten, oftmals überbordenden Teller mit gegrilltem Fleisch sind kein Abbild der typisch griechischen Küche, die sowieso regional unterschiedlich ist. Aber hier werden sie den daran gewöhnten Touristen serviert.

Und uns "Akropolis-Grill-Fans" schmeckt's. Bifteki, Souvláki und gegrillter Pulpo und Calamaris sind meine Favoriten... Auch ein gutes Gyros verachte ich nicht. Doch muss ich mich bei den Portionsgrößen einschränken. Zu große Mengen an Fleisch und Salat zum Dinner überfordern meinen Magen und bescheren mir eine äußerst unruhige Nacht.

Nach dem Dinner bestelle ich ein Gläschen Tsipouro, einen Tresterbrand, keinen Anisschnaps wie Ouzu oder Rakı. Natürlich auf eigene Rechnung - wie auch alle anderen Getränke - außer Wasser.

Jámas! Auf unsere Gesundheit!

Ich mache einen Restaurantvorschlag für morgen oder übermorgen: das Karamanlidika Mezze Restaurant. Aber vielleicht hat Meikel einen besseren Vorschlag? Hat er aber nicht, und mein Vorschlag verweht im nicht vorhandenen Wind.

Hoffentlich ist die für das Dinner angekündigte Folklore mit Bouzouki-Musik keine touristische Ramba-Zamba-Show. Alexis Zorbas muss wirklich nicht neben meinem klassischen Grillteller und den Vorspeisen auf dem kleinen Tisch einen Sirtaki tanzen, aus Versehen in mein Tzatziki treten und die Gruppe zum Mittanzen einer "Polonaise Athenese" animieren... Wir sind schließlich nicht auf der Schinkenstraße in Palma de Mallorca.

Was man am meisten befürchtet, tritt oft ein - so auch hier, eine Self-Fulfilling Prophecy: Die 2-Mann- Bouzouki-Kapelle wird durch eine Verstärker- und Lautsprecheranlage unterstützt, die den Eßraum mit gefühlt 130 Dezibel beschallt. Ein Tischgespräch ist leider nicht möglich. Dazu tanzen 2 als Evzonen verkleidete männliche Hüpfdohlen auf der kleinen Fläche vor den Tischen. Yassas! Ein früherer SKR-Reisegast beschrieb die "traditionelle Folklore-Einlage" als "Ballermannveranstaltung".

Im Gegensatz zu Hawaii gibt es in Athen zwar Bier, aber vor allem

"Griechischen Wein,
der ist wie das Blut der Erde.
Komm, schenk dir ein
und wenn ich dann traurig werde,
liegt es daran
Dass ich immer träume von daheim,
du musst verzeih'n"

sang damals Udo Jürgens. Dieser Song war weder Schlager noch Stimmungs- Einpeitscher, er thematisierte das Heimweh und die Sehnsüchte der sogenannten "Gastarbeiter", die vor allem zur Arbeit in den unbeliebten und schlecht bezahlten Jobs nach Deutschland und in die Nachbarländer kamen.

In den 60er und 70er Jahren waren Schlager mit griechisch klingenden Melodien in Westdeutschland sehr beliebt, allen voran "Akropolis adieu" von Mireille Mathieu. Bouzouki-Sound eben... Aber das ist lange her.

Und heute? Einfach mal reinhören in ein wunderschönes, melancholisches Lied von Max Herre mit dem Titel "Athen"...

Apropos griechischer Wein: Entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben gibt es in Griechenland nicht nur den für seinen harzigen Geschmack bekannten Retsina, der einem auch schon mal den nächsten Tag mit einem Hangover verderben kann. Erwähnenswert sind auch der sehr gute Weißwein Assýrtiko (sprich: Assiftiko) aus Santorin oder Makedonien und der beliebte Rotwein Agiorgítiko (sprich: Aschiodjitiko) aus Nemea.

Ein altes Trinkgefäß für den Wein ist der Becher des Pythagoras. Er sieht äußerlich wie ein normaler Becher aus. Das Besondere ist die Mittelsäule im Becher, die ein komplexes System kommunizierender Röhren beinhaltet. Ein Röhrchen führt vom Boden des Bechers zur Spitze der Säule, die eine offene Kammer enthält. Ein zweites Röhrchen führt von dieser Kammer zurück zum Boden. Füllt man den Becher bis etwa zur Höhe der Kammer (Markierung an der Innenwand), funktioniert der Becher des Phytagoras wie ein normaler Becher. Füllt man ihn jedoch über die markierte Füllgrenze hinaus, wird das sogenannte "Saugheberprinzip" in Gang gesetzt, wodurch der gesamte Inhalt durch das Bodenröhrchen ausläuft.

Der Legende nach soll Pythagoras, der große griechische Mathematiker und Philosoph, diesen Becher um 530 v. Chr. erfunden und verteilt haben, um seine oft alkoholisierten Arbeiter beim Bau der Wasserversorgung auf der Insel Samos zu mäßigem Weinkonsum anzuhalten.

Na ja, dumm waren die Jungs damals sicher auch nicht. Wahrscheinlich haben sie den Becher mehrmals nur bis unterhalb der Füllmarkierung eingeschenkt.

Zurück zum Hotel nehme ich die Metro vom Monastiráki-Platz zum Omónia-Platz, die Gruppe geht zu Fuß.

Do 17.04.2025: Mit der Metro zu den Highlights

Heute beginnt unser Ausflug in die griechische Antike mit ihren vielen Göttern und dem Geburtsort der Demokratie. Wir entdecken die Welt des Staatsmannes und Baumeisters Perikles und die Wiege der ersten europäischen Supermacht. Das alte Griechenland war der Ursprung der westlichen Kultur.

Vor nicht einmal 60 Jahren wurde das heutige Griechenland von den Feinden der Demokratie auf die Probe gestellt. Im Jahr 1967 putschte sich eine kleine Gruppe rechtsextremer, nationalistischer Offiziere unter der Führung von Oberst Georgios Papadopoulos an die Macht. Die "Diktatur der Obristen" begann. Erst 1974 verlor die Junta jegliche internationale Duldung und den Rückhalt im eigenen Offizierskorps. Sie wurde zum Rücktritt gezwungen und die alte demokratische Verfassung wieder in Kraft gesetzt. Aus den Parlamentswahlen ging Konstantinos Karamanlis als neuer Ministerpräsident der 3. Griechischen Republik hervor. Nach einer langen Reihe von Vorgängern ist seit 2019 Kyriakos Mitsotakis amtierender Ministerpräsident.

Begleitet von unserem Guide Meikel nutzen wir die öffentlichen Verkehrsmittel. Mit der Metro fahren wir bis zur Station "Acrópoli", die sich direkt neben dem Akropolis-Museum am Südeingang zur Akropolis befindet. In der Metro sollte man besonders auf seine Wertsachen achten (Taschendiebe! siehe oben...).



Dort angekommen, betreten wir die historische Anlage durch den Südeingang, der oft weniger frequentiert ist, so dass längere Wartezeiten vermieden werden können. Meikel hat für die Gruppe natürlich eTickets vorbestellt, so dass wir noch schneller eingelassen werden. Wir gehen direkt zur Eingangsschleuse.

Beim Kauf von eTickets im Internet gab es vor einigen Jahren skandalöse Drittanbieter, die ein Ticket zu einem teilweise mehr als 50% höheren Preis verkauft haben. Das normale Ticket für Erwachsene kostet von April bis Oktober 20 € (Kinder und Studenten haben freien Eintritt) und kann seriös über die offizielle Verkaufsplattform (https://hhticket.gr/tap) oder an den Kassen erworben werden. Es soll aber auch Anbieter wie GetYourGuide geben, die das Ticket für 13 € verkaufen. Wie das funktioniert, ist mir nicht bekannt.

An heißen Sommertagen ist das lange Warten an den Kassen vor der Akropolis in der prallen Athener Sonne bei Temperaturen von bis zu 45°C neben den schwitzenden Touristen natürlich sehr unangenehm, besonders wenn man mit Kindern unterwegs ist. Hinzu kommt, dass die Temperatur auf dem Burgberg noch einmal 5°C höher sein soll. Hier ist der rechtzeitige Kauf eines eTickets eine sehr gute Alternative. Im Hochsommer ist der Zugang zur Akropolis zwischen 13:00 und 17:00 Uhr geschlossen, um die Besucher vor der Kraft der Sonne zu schützen.

Und noch etwas ist sehr wichtig: Nehmen Sie ausreichend Wasser mit auf die Akropolis. Auf dem Hügel gibt es keine Verkaufsstände und am Ausgang werden - wie auf deutschen Flughäfen - astronomische Preise für Mineralwasser verlangt. Eine 0,5 l- Flasche kostet am Kiosk normalerweise 0,50 €, hier aber teilweise mehr als 3 €.

Wasserknappheit war in Athen ein Jahrtausende altes Problem, das damals durch den Bau von Aquädukten gelöst wurde. So konnte Wasser aus bis zu 50 km Entfernung in die Stadt geleitet werden.

Unterhalb der Akropolis laufen wir vorbei am

- Theater des Dionysos: Das Dionysos-Theater ist der Geburtsort der griechischen Tragödie und der Ort, an dem das größte Theaterfest des antiken Athen, die Dionysien, stattfanden. Hier wurden die Werke der Dramatiker Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes aufgeführt, von einer Jury bewertet und der Sieger des Wettbewerbs gekürt.

- Odeon des Herodes Atticus: Das gut erhaltene Amphitheater wurde in römischer Zeit als überdachte Konzerthalle für bis zu 5.000 Zuschauer erbaut und dient auch heute noch jeden Sommer als Veranstaltungsort für verschiedene Musikkonzerte und andere künstlerische Darbietungen. Das Dach gibt es allerdings nicht mehr.

Dann lassen wir uns von der berühmten Akropolis (UNESCO-Weltkulturerbe) in den Bann ziehen. Im heiligen Tempelbezirk des antiken Athens erwartet uns nicht nur Wissenswertes über die griechische Mythologie und Geschichte, sondern auch ein fantastischer Panoramablick über die Stadt. Eindrucksvoll erhebt sich das Wahrzeichen Athens 156 Meter hoch über die Dächer der Stadt. Nur neun Jahre sollen die alten Griechen gebraucht haben, um dieses unglaubliche Bauwerk auf dem Felsen zu errichten.

Der Burgberg erinnert an einen Ameisenhaufen, wobei die Besucher in die Rolle der Ameisen schlüpfen. Das gilt besonders für die diesjährige Karwoche, bei der die Stadt besonders voll ist.

Für die Erkundung der Sehenswürdigkeiten des Akropolis-Hügels gibt es zwei sehr empfehlenswerte deutschsprachige Apps: a) athenmalanders.com (web-Version) und b) Acropolis interactive 3D (Google Play Store bzw. Apple App Store).

Wichtiger als die beste App für das Handy ist jedoch eine Kopfbedeckung und Sonnencreme mit möglichst hohem Lichtschutzfaktor (mindestens 50). Die Sonneneinstrahlung ist hier gnadenlos!

Wie die meisten Erstbesucher Athens dachte auch ich, dass der große Parthenon-Tempel auf dem Hügel der Metropole die Akropolis von Athen sei, doch tatsächlich ist dies der Name des gesamten Burgbergs mit seinen zahlreichen Bauwerken aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. "Akropolis" bedeutet schlicht Oberstadt. Es handelt sich um einen der ältesten Stadtteile Athens, der auf einem steil abfallenden Kalksteinfelsen erbaut wurde. Leider ist der Burgberg heute oft so touristisch überlaufen, dass er einem Ameisenhaufen gleicht. Das gilt natürlich auch für die Karwoche, das hätte ich wissen müssen.

Der Beginn der griechischen Antike in Athen wird derzeit von den Historikern auf das 8. bis 9. Jh. v.Chr. datiert, liegt also ca. 3.000 Jahre zurück.

Der Aufstieg auf die Akropolis ist sehr anstrengend. Es geht viel bergauf und bergab, nichts für ältere Flachlandtiroler wie mich. Meine Kondition hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Eingänge zur Akropolis befinden sich am Hang des Berges, der berühmte Parthenon und das Erechtheion liegen oben auf dem Berg. Vom Südeingang geht es ca. 800 m bergauf bis zum Parthenon.

Für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte und Eltern, die allein mit zwei oder mehr Kleinkindern unterwegs sind, steht ein Aufzug zur Verfügung. Der Aufzug befindet sich ca. 300 m vom Nord-/West-Eingang der Ausgrabungsstätte entfernt. Die Benutzer des Aufzugs werden gebeten, sich im Voraus mit dem Kulturministerium in Verbindung zu setzen, um Einzelheiten und Bedingungen zu erfahren. Bei extremen Wetterbedingungen und starkem Wind steht der Aufzug nicht zur Verfügung.

Vom dorischen Parthenon-Tempel, dem berühmtesten Bauwerk der Akropolis aus dem Jahr 456 v. Chr., ist leider nur noch wenig erhalten. Die Konservierung der noch vorhandenen Grundstruktur erweist sich als äußerst aufwendig - deshalb wird hier eigentlich immer gebaut, wie auf einer Dombaustelle. Der Parthenon gilt als das schönste antike Bauwerk Griechenlands. Er glänzt golden im Sonnenlicht, und man kann sich kaum vorstellen, dass dieser Tempel - wie alle anderen Gebäude der Akropolis - einst so bunt bemalt war, dass Plutarch wenig schmeichelhaft bemerkte: "Wir vergolden und schmücken unsere Stadt wie ein liederliches Weib".

In diesem Tempel, der der jungfräulichen Stadtgöttin Athene geweiht war, stand einst eine 11,5 m hohe Statue von ihr, die vermutlich einen Kern aus Zypressenholz hatte und mit Gold- und Elfenbeinplatten verkleidet war.

Irgendwann im 1. Jtsd. ging die Statue verloren, wann und unter welchen Umständen, ist bis heute nicht geklärt, möglicherweise durch Plünderung, Zerstörung oder Verbringung nach Konstantinopel.

Eine maßstabsgetreue Nachbildung der Statue steht übrigens in Nashville, Tennessee, USA. (Woher wußten die Amis, wie die Statue damals aussah?) Sie befindet sich im Inneren einer ebenfalls maßstabsgetreuen Nachbildung des Parthenon. Als ich im Oktober 2000 mit meiner Tochter in Nashville war, wußte ich nichts von der Existenz der Athene-Nachbildung und habe sie folglich auch nicht gesehen. Wir waren auf Blues-Tour.

Die Briten, in Person von Thomas Bruce, genannt "Lord Elgin", entwendeten Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche Kunstschätze aus dem Parthenon und brachten sie nach England in das British Museum in London, das wegen seiner Gewohnheit, Exponate stehlen zu lassen, auch "Piratenmuseum" genannt wird. Griechenland war damals Teil des Osmanischen Reiches. Es ist umstritten, ob die Türken Elgins Agenten erlaubten, Skulpturen vom Parthenon und anderen Monumenten zu entfernen. Auch diese Skulpuren waren ursprünglich bunt bemalt.

Die Parthenon-Skulpturen, bekannt unter dem Namen "Elgin Marbles", sind ein Highlight des British Museum. Aber ist es nicht merkwürdig, dass sie immer noch dort sind und nicht längst wieder in Athen? Ihr Verbleib in London ist seit langem Gegenstand internationaler Kontroversen. Solange diese nicht beigelegt sind, müssen Repliken der Skulpturen im Akropolis-Museum gezeigt werden.

Bekanntlich waren nicht nur die Briten während ihrer Kolonialzeit auf Beutezug. Auch unsere Urgroßväter raubten damals wertvolle Kunstgegenstände anderer Kulturen, die zum großen Teil noch heute in deutschen Museen zu sehen sind. Ein Beispiel ist das rekonstruierte Ischtar-Tor aus Babylon in Berlin. Aber nicht nur Steine und andere tote Materie, sondern auch erbeutete Schädel fremder Völker wurden und werden schamlos zur Schau gestellt. Die internationale Räuberbande ist sich bis heute keiner Schuld bewusst, hat sie sich doch im Namen der Wissenschaft fremder Kulturgüter bemächtigt...

Hinter dem Parthenon befindet sich der Erechtheion-Tempel. Der Sage nach wetteiferten hier Athene und ihr Onkel Poseidon darum, Schutzherr/in der Stadt zu werden. Göttervater Zeus entschied, dass derjenige gewinnen sollte, der den Menschen das nützlichste Geschenk machen würde. Poseidon, der Gott des Meeres, schlug mit seinem Dreizack auf den Felsen der Akropolis und ließ eine Quelle entspringen. Doch das Wasser war salzig und für die Menschen unbrauchbar. Die Stelle, an der Poseidon auf den Felsen geschlagen haben soll, ist bis heute erhalten geblieben. Athene hingegen, die Lieblingstochter des Zeus, pflanzte einen Olivenbaum, der Nahrung, Öl und Holz lieferte. Dieses Geschenk wurde von den Menschen als viel nützlicher angesehen. Heute hat man westlich des Erechtheion wieder einen symbolischen Olivenbaum der Athene gepflanzt. Die Athener erklärten Athene zur Siegerin des Wettstreits und benannten die Stadt nach ihr. Seitdem gilt sie als Verkörperung von Kunst und Wissenschaft.

Bekannt ist das Erechtheion vor allem durch seine Vorhalle, die statt von Säulen von sechs überlebensgroßen Mädchenfiguren getragen wird. Sie werden auch als Karyatiden bezeichnet, "Frauen aus Karyai" in Lakonien). Eine der Statuen wurde seinerzeit von dem Kunsträuber Elgin nach London entführt, die übrigen fünf wurden inzwischen durch Repliken ersetzt. Die Originale sind im Akropolis-Museum zu bewundern.

Neben dem Parthenon und dem Erechtheion sind die Propyläen und der Niketempel auf dem Akropolis-Felsen erwähnenswert. Einen Adidas-Tempel gibt es übrigens nicht!

Unsere historische Entdeckungsreise setzen wir im angrenzenden Akropolis-Museum fort, das 2009 eröffnet wurde und eine Vielzahl beeindruckender archäologischer Funde vom Akropolishügel beherbergt. Es verfügt über helle, luftige Galerien, in denen die wertvollen Artefakte aufbewahrt werden.

So gibt es zum Beispiel den Themenkomplex "Griechische Mythologie" mit seinen "Göttern und Ungeheuern".

Die wohl bekanntesten sind

Zeus Der Göttervater herrschte über den Pantheon und zeugte dank seiner übermenschlichen Libido unzählige Helden.
Poseidon Der Gott des Meeres war der Bruder von Zeus - und gelegentlich dessen größter Rivale.
Athene Die Tochter des Zeus war nicht nur die Göttin der Weisheit und der Philosophie, sondern auch Göttin des Handwerks und Schutzgöttin von Athen.
Medusa Der Anblick der schlangenköpfigen Medusa ließ jeden zu Stein erstarren. Perseus konnte sie nur töten, weil er sie nicht direkt, sondern über Athenes spiegelnden Schild ansah.

Apollon

Der überaus schöne Gott der Musik und der Dichtung stand den neun Musen vor.
Artemis Die jungfräuliche Göttin der Jagd, des Waldes und des Mondes war Apollons Zwillingsschwester.
Aphrodite Die sinnliche Aphrodite war das Gegenteil von Artemis - die launenhafte Liebesgöttin hatte zahllose Affären.
Minotaurus Pasiphae, Königin von Kreta, und ein von Zeus gesandter Stier zeugten das Wesen mit Stierkopf und menschlichem Körper.
Zyklopen Der bekannteste der einäugigen Giganten war der von Odysseus geblendete Polyphem, ein Sohn des Poseidon.
Sirenen Der betörende Gesang der Sirenen brachte Odysseus` Seeleuten fast den Tod.

In meiner späten Kindheit faszinierten mich die klassischen Sagen und Mythen der griechischen Götter und Ungeheuer. Die von Gustav Schwab herausgegebene Sammlung "Sagen des klassischen Altertums" habe ich regelrecht verschlungen - zum Teil mit der Taschenlampe unter der Bettdecke.

Im Anschluß an den Besuch des Akropolis-Museums legen wir erst einmal eine kleine Mittagspause ein, leider in einem stark touristisch geprägten Lokal, in dem es teils gute und teils weniger gute, kleine Mahlzeiten gibt.

Als Nachtisch bestelle ich mir in einem nebenan gelegenen Yoghurt- und Eissalon eine Portion Yoghurt mit Amarena-Kirschen für 4,50 €. Doch der Kassierer verlangt 4,60 € mit der Begründung "0,10 € Pfand für das Recycling des Papierbechers". Dreist, weil eine glatte Lüge! Nun sind 10 Cent nicht die Welt, doch wenn er das bei jedem verkauften Yoghurt- und Eisbecher so macht, kommt ein schöner erschlichener Zusatzstundenlohn zusammen und er muss nicht befürchten, dass ein Tourist sich durch eine Anzeige bei der Polizei wegen 10 Cent den Urlaub verdirbt. He knew how to cheat his customers.

Nach dem Besuch des Akropolis-Museums geht unser Rundgang wenige Schritte weiter zum rund 1.900 Jahre alten Hadriansbogen. Der römische Kaiser Hadrian ließ auf dessen Westseite die Inschrift "Dies ist Athen, die alte Stadt des Theseus" und auf der Ostseite "Dies ist die Stadt des Hadrian, nicht des Theseus" einmeißeln. Damit wollte er eine geopolitische Grenze zwischen der alten Stadt der Mythen und seinem neuen Athen ziehen. Heute würde man von einer ideologischen Demarkationslinie sprechen. Hadrians Reich reichte damals bis nach England (Hadrian's Wall).

Gegenüber vom Hadriansbogen steht die Statue von Melina Merkouri († 1994). Die glamouröse Schauspielerin, Sängerin, politische Aktivistin, Patriotin und Politikerin, hat durch ihren Spendenaufruf maßgeblich zum Bau des neuen Akropolismuseums beigetragen. Die Statue erinnert an ihre Kampagne zur Rückgabe der Elgin Marbles, die aber bis heute nicht vom British Museum freigegeben wurden.

Den Fußweg vorbei am Panathinaiko- Stadion (umgangssprachlich auch Kallimàrmaro- Stadion genannt = "schöner Marmor") zum Syntagma- Platz erspare ich mir und nehme die Metro dorthin. Das Stadion wurde um 330 v. Chr. erbaut und war der Ort, an dem im antiken Athen die Panathenäischen Spiele, ein religiöses Fest, gefeiert wurden. Nachdem es jahrhundertelang verlassen war, hat man das Stadion Ende des 19. Jahrhunderts mit Penteli-Marmor rekonstruiert, dem gleichen, der auch auf der Akropolis verwendet wurde. Das Stadion ist das einzige Marmorstadion der Welt. Es hat heute eine Kapazität von 50.000 Zuschauern und wird für Sportevents und Konzerte genutzt. Hier fanden 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt.

Am Syntagma- Platz befindet sich das Parlamentsgebäude mit dem Grabmal des Unbekannten Soldaten.

Vor dem einstigen Sitz der griechischen Königsfamilie, dem heutigen Präsidentenpalast, patrouillieren am Grabmal des Unbekannten Soldaten die Ehrengardisten, die Evzonen, und zelebrieren ihre Wachablösung zur vollen Stunde mit hohem Stechschritt. Eine detaillierte Beschreibung der für meinen Geschmack operettenhaften Uniform der ehemaligen königlichen Leibgarde findet man bei www.whyathens.com. Der kurze cremefarbene Rock der Uniform und die Schnabelschuhe mit den großen schwarzen Bommeln sind schon sehr speziell.

Nun ja, auch der Papst und die europäischen Monarchen leisten sich bis heute ganz besondere Uniformen und Bräuche für ihre Leibwachen.

In der Metrostation Sýntagma gibt es faszinierende Ausgrabungsfunde zu bestaunen. Wir fahren mit der U-Bahn zu unserem Hotel zurück. Der Rest des Tages steht uns für eigene Erkundungen zur Verfügung.

Ich brauche eine Pause und entspanne mich auf der Dachterrasse unseres Hotels, wo ich einen traditionellen griechischen Kaffee, den Ellinikó, bestelle. Dabei wird das Kaffeepulver ohne Filter direkt mit Wasser aufgekocht. Das ergibt den typischen Mokka, bei dem eine dicke Schicht Kaffeesatz in der Tasse zurückbleibt. Deshalb sollte man mit dem Trinken etwas warten, bis sich der Kaffeesatz gesetzt hat. Ellinikó wird stark gesüßt serviert, es gibt ihn aber auch ohne Zucker: Ellinikó skéto.

Die Alternative zum Ellinikó ist der Freddo, eine moderne, kalte Espresso-Variante, die meist aus Instant-Kaffee, aber auch aus frischem Espresso zubereitet wird. Sie haben zwei Möglichkeiten: Freddo Espresso, ein mit Eiswürfeln aufgeschäumter Espresso, oder Freddo Cappuccino, zusätzlich mit einer Schicht kaltem Milchschaum.

Und dann wäre da noch Frappé, ein kaltes Kaffeegetränk, das in den 1950er Jahren in Griechenland erfunden wurde. Dafür wird Instantkaffee mit Wasser, Zucker und Eiswürfeln gemixt und in einem hohen Glas mit Strohhalm serviert. Je nach gewünschter Süße gibt es verschiedene Varianten: Frappé sketo (ohne Zucker), Frappé metrio (ein TL Zucker) und Frappé glyko (zwei TL Zucker.

Griechische Restaurants bieten auch in Deutschland eine breite Palette nationaler Gerichte an ("Götterspeise" gehört bekanntlich nicht dazu), darunter:

Mit Meze (gespr. "Mäsäh") oder Mezedes ist übrigens nicht eine (falschgeschriebene) deutsche Automarke gemeint, sondern kleine Portionen an Vorspeisen, vergleichbar mit den spanischen Pintxos/Tapas oder den italienischen Antipasti.

In dem sehr empfehlenswerten WDR-Reisebericht "2 für 300 - Athen mit Tamina und Uwe" (Tipp: Mediathek!) habe ich die Empfehlung vom Reise-Duo Tamina Kallert und Kameramann Uwe Irnsinger für das Karamanlidika Restaurant gesehen. Diesem Hinweis folge ich heute abend:

Karamanlidika Mezze Restaurant
1 Socratous & Evripidou Street
10552, Athens
Tel. +30 210 3254 184

https://www.karamanlidika.gr/en/menu/

Das Restaurant ist spezialisiert auf traditionelle Mezze und Gerichte aus Kleinasien

Im Grunde ist es eine Metzgerei mit guter angeschlossener Gastwirtschaft. Doch die Speisen sind hochwertig und sehr schmackhaft. Die Bedienung ist überaus freundlich, flott und aufmerksam. Zudem berechnen sie hier faire Preise.

Wollen Sie etwas Griechisch lernen? Bis 12:00 sagt man in Griechenland "kalimera" (guten Morgen), ab dann ist "jia-suh" (hallo) der übliche Gruß. Ab dem späten Nachmittag bis zum Ende des Tages hören Sie "kalispera" (guten Tag/Abend). Wenn Sie ein Restaurant verlassen oder an der Hotelrezeption vorbeigehen, um auf Ihr Zimmer zu gehen, sagen Sie "kalinista" (gute Nacht).

Heute Nacht quält mich ein Albtraum, der an John Carpenters dystopischen Science-Fiction-Thriller "Die Klapperschlange" erinnert. Ich vermute, es sind die Eindrücke von der nächtlichen Umgebung unseres Hotels.

Karfreitag 18.04.2025: Archäologisches Nationalmuseum

Heute ist Karfreitag, kein gesetzlicher Feiertag in Griechenland. Manche sprechen bei uns von "Car-Friday" - ein Kunstwort aus dem kirchlichen Feiertag Karfreitag und dem englischen Wort car (Auto). Bei uns bezeichnet der Begriff einen "Autotag" als Termin für ein Jahrestreffen der Sportwagenfans, der Tuner-, aber auch der Auto-Poser-Szene. Ich hoffe, dass die griechischen Autofans gemäßigter sind als so mancher deutsche PS-Verrückter.

Am Mittag besichtigen wir das Archäologische Nationalmuseum von Athen, das zu den herausragendsten Museen der Welt zählt. Es öffnet heute erst um 12:00 Uhr.

Hier können wir die bedeutendsten Funde der griechischen Antike bestaunen, u.a. die majestätische Bronzestatue des Poseidon, die Marmorgruppe aus Delos mit Aphrodite, Eros und Pan sowie - laut Schliemann - die goldene Totenmaske des mächtigen Königs Agamemnon, in der griechischen Mythologie der Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg und nach den meisten erhaltenen Sagenversionen der Herrscher von Mykene.

Neben den zahlreichen Marmor- und Bronzestatuen beeindruckt mich am meisten der "Goldsaal" aus der mykenischen Zeit.

Allein die Namen der antiken Persönlichkeiten und ihre Verankerung in der Menschheitsgeschichte lassen ihre Größe erahnen. Heute heißen die Mächtigen unserer Zeit Donald, Wladimir, Xi... Doch ihre Herrschaftszeit ist begrenzt.


Der Nachmittag steht zur freien Verfügung.

Ein Besuch des Agora-Hügels mit dem Hephaistos-Tempel und der Stoa des Attalos, in der sich das Agora-Museum befindet, bietet sich an. Die antike griechische Agora wurde zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. als eine Art Marktplatz errichtet, der auch als wichtiger Versammlungsort genutzt wurde. Sie war ein Forum der Meinungsfreiheit und der politischen und philosophischen Diskussion.

Ich laufe zur Metro-Station Omónia und nehme wieder einmal die Metro, grüne Linie 1, bis Monastiráki. Der Agora-Hügel liegt ganz in der Nähe.

Der Tempel des Hephaistos ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Agora von Athen. Er ist der am besten erhaltene Tempel der griechischen Antike. Er war dem Gott der Schmiedekunst Hephaistos geweiht. Schon früh wurde er in eine christliche Kirche umgewandelt.

In unmittelbarer Nähe befindet sich die Stoa des Attalos. Das heutige Gebäude ist zwar nur ein Nachbau des Originals, dennoch wird schnell klar, wie beeindruckend diese antike Markthalle gewesen sein muss. Als Stoa bezeichnete man eine überdachte Säulenhalle, die auch mehrstöckig sein konnte und sogar Räume für geschäftliche Zwecke aufwies. Und es gibt noch weitere Stoen in Athen. Sie waren Zentren philosophischer Vorträge. Die Bürger, die den Lehren der Philosophen folgten, nannte man die "Leute der Stoa", also die Stoiker.

Wichtige Zeugen der griechischen Geschichte waren die antiken Philosophen, die wir heute noch kennen, darunter Sokrates, Platon, Aristoteles und Diogenes,Begründer der heutigen philosophischen Betrachtungen über Sein oder Nichtsein, den Sinn des Lebens, Ethik und Moral. Sie verkündeten ihre Lehren auf der Agora, wo sie von der Bevölkerung lebhaft diskutiert wurden. Staatsmänner erarbeiteten hier die Grundlagen der ersten Demokratie. Und Paulus predigte den Athenern auf der Agora und überzeugte viele vom christlichen Glauben.

Eine der bekanntesten Geschichten über die antiken Philosophen erzählt von Diogenes von Sinope, der in Athen lebte und für seine scharfe Zunge und seinen unkonventionellen Lebensstil bekannt war. Diogenes war ein echter Minimalist - er lebte in einem Fass und besaß so gut wie nichts. Er war auch dafür bekannt, dass er sich nicht um gesellschaftliche Konventionen scherte und die Athener Bürger gerne mit seinem Verhalten provozierte, z.B. durch öffentliche Masturbation.

Eines Tages soll Alexander der Große, Sohn von Philipp II., dem König des eher unbedeutenden Kleinstaates Makedonien, der mächtigste Mann der damaligen Welt, nach Athen gereist sein, um die berühmte Stadt zu besuchen. Natürlich wollte er auch den berühmten Philosophen Diogenes treffen, von dem er schon viel gehört hatte. Alexander fand Diogenes schließlich entspannt in der Sonne liegend, völlig unbeeindruckt von der Anwesenheit des großen Eroberers.

Alexander ging auf Diogenes zu und fragte ihn: "Kann ich, Alexander der Große, etwas für dich tun?" Diogenes antwortete, ohne auch nur aufzublicken, trocken: "Ja, du könntest ein wenig zur Seite treten. Du blockierst mir die Sonne." Doch statt wütend zu werden, soll Alexander gelacht haben. Er war beeindruckt von der Gelassenheit und Unabhängigkeit des Philosophen und soll gesagt haben: "Wenn ich nicht Alexander wäre, wollte ich Diogenes sein".

Diogenes lebte nach dem Motto: "Weniger ist mehr" - und das mit einer gehörigen Portion Humor. Heute würde man ihn wohl als Querdenker und Provokateur bezeichnen.

Leider gibt es heute nur noch sehr wenige Vertreter der alten Denkweise in verantwortlichen Regierungspositionen. In unserer Zeit werden die Staaten immer öfter von Autokraten, Tyrannen, Diktatoren, Oligarchen, Monopolisten und krankhaften Egomanen regiert. Und wir Bürgerinnen und Bürger haben sie oft sogar zu unseren Führern gewählt! "Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selbst!" Dieser Ausspruch wird oft fälschlicherweise Bertolt Brecht zugeschrieben, seine genaue Herkunft ist jedoch unklar.

Es sind aber nicht nur die so bezeichneten "Schlächter", sondern immer größere Teile der Bevölkerung, die unsere Demokratie bedrohen. Rechtsextremisten, Nationalisten, Linksradikale, Sozial-, Liberal- und Ökoradikale, Rassisten, Islamisten, Antisemiten, Homophobe und viele andere Feinde der freien Meinungsvielfalt werden immer militanter. Für sie ist Solidarität nur in ihren Kreisen ein Thema.

Die Demokratie als Staatsform ist auf dem Rückzug. Die friedliche politische Auseinandersetzung und der ergebnisoffene Diskurs mit Andersdenkenden sind offenbar zunehmend zum No-Go geworden. Wir scheinen aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.

So bin ich nicht aufgewachsen. Haben wir den zivilisatorischen Höhepunkt der modernen Welt und damit der Menschheit überschritten? Befinden wir uns im gesellschaftlichen Sinkflug? Werden die traditionellen Demokraten von immer mehr sich faschistisch gebärdenden Mitbürgern an die Wand gedrückt?

Unsere Welt wird zunehmend neoimperialistisch und autokratisch regiert. Oligarchen und Techno-Titanen (oder besser "Techno-Kraken"), Tec Bros, nehmen immer mehr Einfluss auf unsere Regierungen und verfolgen ihre eigenen kapitalistischen, geopolitischen Ziele. Sie sind nicht mehr nur die CEOs ihrer Konzerne, sie wollen mehr und mehr haben, mehr Geld und Vermögen, das ihre Vormachtstellung untermauert. Die Regierenden haben sich mit ihnen verbündet, um ihre eigene Macht zu erhalten, eine fatale totalitäre Symbiose!

Partnerschaftliche Bündnisse, demokratische und humanistische Werte sind für diese Machthaber ebenso überflüssig wie Verträge, Gesetze oder internationale Organisationen. Das haben sie der Weltöffentlichkeit in jüngster Zeit mehr als deutlich vor Augen geführt. Unsere Welt ist sehr schnelllebig geworden, heute dafür, morgen dagegen, wie derzeit die Trumpsche Weltpolitik. Verlässlichkeit und Charakterfestigkeit werden bei Entscheidungsträgern immer mehr vermisst. "L’État, c’est moi !" - "Der Staat, das bin ich!" behauptete der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. von sich selbst, und es scheint, als gäbe es zahlreiche moderne Nachfolger.

Schon der große griechische Historiker Thukydides, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte, stellte fest: "Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen." Der Stärkere diktiert, der Schwächere hat sich zu fügen - krude Machtlogik und ein Rückfall in unsere archaische Vergangenheit!

In diesen Tagen wird mir die gerade verstorbene 103-jährige Zeitzeugin des Holocausts, Margot Friedländer, mit ihrem stets wiederholten Wunsch und Appell bewußt: "Bleibt Menschen!"

Zurück zu meinem Athenbesuch:

Östlich der griechischen Agora wurde etwa 450 Jahre nach deren Errichtung unter Kaiser Augustus die römische Agora errichtet. Sie diente vor allem dem Handel.

Doch wie kamen die Römer nach Athen? Dazu muss man in die Geschichte jener Zeit eintauchen. Die Römer beherrschten die Kunst der antiken Kriegsführung besser als andere Völker. Nach der siegreichen Schlacht bei Korinth 146 v. Chr. übernahmen sie viele Aspekte der griechischen Kultur. Dazu gehörten Architektur, Literatur und Philosophie. Rom bewunderte die griechische Zivilisation als kulturelles Vorbild und integrierte griechische Elemente in die eigene Kultur, zum Beispiel durch den Bau von Tempeln und das Studium der griechischen Philosophie.

Der Turm der Winde, ein "Wetterhäuschen", außen mit Sonnenuhren und innen mit einer Wasseruhr ausgestattet, von dem nach Stärke und Richtung des Windes eine Wettervorhersage abgegeben wurde, und das Tor der Athene Archegetis sind markante Merkmale der römischen Agora.

Nordwestlich des Monastiráki-Platzes liegt das Viertel Psiri mit seinen Clubs, kleinen Musikkneipen und Plätzen voller Bars und Straßencafés.

Es ist erstaunlich, dass trotz der hohen Jugendarbeitslosigkeit hier ein pulsierendes Nachtleben herrscht. Wie eine Studentin sagt: "Auch wenn ich nur 20 € in der Woche zur freien Verfügung habe, gebe ich davon 10 € für 1 oder 2 Drinks aus. Das soziale Leben auf der Straße und in den Bars hat für mich höchste Priorität!" So sind sie, die jungen Griechen!

Doch der alte Westfale hat für heute genug gesehen und tritt den Rückweg zum Hotel an. Mein Dinner besteht aus einer Pizza Margerita im Hotelbistro auf der Dachterrasse.

Sa 19.04.2025: Varvakios-Markt und Piräus

Ein traditionelles Frühstück in Athen umfasst typischerweise folgende Zutaten:

Dazu wird der berühmte starke griechische Kaffee serviert. Natürlich kann man sich auch für Tee entscheiden.

Wir machen Bekanntschaft mit der kulinarischen Vielfalt Athens und begeben uns auf die Spur lokaler Köstlichkeiten. Zuerst geht es zum Varvákios-Markt, dem größten Fleisch- und Fischmarkt Athens.

Solche Märkte sind für mich immer ein Abbild des Paradieses, auch wenn manche Ecken olfaktorisch sehr gewöhnungsbedürftig sind ...

Hier erleben wir das bunte Markttreiben der Händler und Kunden und schlendern durch die traditionelle Gewürzstraße mit ihren zahlreichen Geschäften. Rund um die Gewürzstände duftet es nach Vanille, Safran und getrocknetem Bergthymian. Herrlich! Es gibt wohl kein Kraut, das es hier nicht gibt.

Wir probieren unter anderem griechische Süßigkeiten und die Sesamkringel Koulouri, auch Simit genannt. Sie sind eines der beliebtesten Streetfoods in Griechenland. Koulouri steht auf der griechischen Beliebtheitsskala ganz oben, wenn es ums Frühstück geht.

Die typische, traditionelle Küche der Region hat nichts mit Streetfood und Grillplatten zu tun. Gerichte wie Bohnensuppe, Kichererbsen, gegrillte Sardinen mit Zitrone und andere Fischsorten kommen auf den Tisch, dazu ein Retsina vom Fass.

Natürlich gibt es auch die gehobene Küche, die vor allem frische Zutaten zu köstlichen Gerichten verarbeitet. In Athen gibt es insgesamt 12 Michelin-Sterne-Restaurants (Stand 2024), eines mit zwei Sternen und elf mit je einem Stern. Das hätte ich nicht erwartet.

Die Gruppe fährt mit der Metro nach Piräus, dem größten Seehafen Griechenlands, weniger als zehn Kilometer außerhalb von Athen. Da im voraus schon von langen Fußmärschen rund um den Hafen die Rede ist, klinke ich mich bei diesem Programmpunkt aus.

Der Hafen von Piräus geht auf Themistokles zurück, der ihn als Stadthafen von Athen zum Schutz gegen die Perser mit einer neuen Flotte von 200 Kriegsschiffen anlegen ließ. Unter seiner Führung besiegten die Griechen die Perser in der Schlacht bei Marathon und siegten auch in der Schlacht bei den Thermopylen, diesmal unter dem Kommando Spartas. Auch in der Seeschlacht von Salamis konnten die Griechen die Perser besiegen.

Auch als Handelshafen hatte Piräus eine wichtige Funktion für Attika. Seit 2016 gehört der Hafen zu zwei Dritteln dem chinesischen Staatskonzern Cosco. Der Verkauf erfolgte vor dem Hintergrund der griechischen Staatsfinanzkrise. Seit der Übernahme durch Cosco wurde der Hafen von Piräus stark modernisiert und zum größten Containerhafen im Mittelmeer ausgebaut, ein wichtiger Umschlagplatz für chinesische Produkte.

Piräus spielt eine wichtige Rolle im Megaprojekt Seidenstraße, mit dem China seinen Welthandel durch den Ausbau von Handelsrouten ausweitet. Die Seeverbindung durch den Suezkanal und das Mittelmeer zum ersten europäischen Tiefseehafen Piräus ist dabei von großer strategischer Bedeutung. Chinas Plan scheint aufzugehen. Seine Ziele in Asien, Europa, Afrika und Amerika rücken immer näher an Peking heran.

Nach dem Amtsantritt von Donald Trump wurde bekannt, dass China auch die Ein- und Ausgangshäfen des Panamakanals bereits besetzt hat, nicht offiziell, sondern mittelbar über Beteiligungen von Hongkong-Chinesen. Auch Taiwan ist ein strategisches Ziel Chinas. Kanada, Grönland sowie Panama liegen im Visier von Donald Trump.

Die Gruppe unternimmt zum Schluß noch einen Spaziergang im Yachthafen Mikrolimano. In solchen Marinas bin ich als Segler schon unzählige Male eingelaufen.

Mein Alternativprogramm zum Piräus- Ausflug ist heute ein Besuch des Stadtteils Psiri mit seiner Street Art (Straßenkunst). Ich habe kurzfristig bei GetYourGuide eine 2-stündige "Street Art-Tour" gebucht.

Athen ist eine Stadt voller Graffiti und Wandmalereien (murals) aller Art. Murals sind eine - meistens beauftragte - künstlerische Form der Wandmalerei, während Graffiti überwiegend auf Schrift und Namen basiert und oft ohne Erlaubnis angebracht wird. Bei der Erkundung von Athen kann ein Blick auf die reichhaltige Street Art /Straßenkunst, die die Stadt schmückt, eine gute Möglichkeit sein, den Charakter der Stadt zu verstehen. Sehr viele Beispiele gibt es im Stadtteil Psiri zu bewundern. Es handelt sich vorwiegend um politische Motive, wie z.B. den "Geschwisterkuss" zwischen Frau Merkel und Herrn Tsipras, die Finanzkrise des Landes, den Israel-Gaza-Krieg und vielen weiteren aktuellen Ereignisse, immer mit hohem künstlerischen Anspruch umgesetzt. Leider fallen zu viele Murals dem Vandalismus gestörter Geister zum Opfer.

Die Street Art- Tour beginnt um 14:00 am Monastiraki- Platz vor der Konfiserie Lonis. Art-Guide Katarina, eine junge Schauspielerin und Sängerin, führt unsere kleine Gruppe zu den schönsten Wandmalereien von Athen im Stadtteil Psiri und Richtung Omónia und erklärt uns die Bedeutung der einzelnen Murals. Wirklich sehr interessant und für Kunstfreunde sehens- und erlebenswert. Katarina is very charming.

Diese Murals haben mir am besten gefallen:

Loukanikos

Links schaut uns der Straßenhund Loukanikos an. Der Streuner war im Jahr 2011 auf dem Höhepunkt der Proteste gegen die rigide Sparpolitik zur Ikone der antikapitalistischen Proteste geworden. Der Hund lief immer in der vordersten Reihe der Demonstranten mit, bellte den Polizisten entgegen und trotzte Tränengasschwaden. Die US-Zeitschrift Time wählte ihn sogar zur Persönlichkeit des Jahres 2011 und widmete ihm ein Titelbild.

Übrigens: Katarina sagt, und ich glaube, das meint sie ernsthaft, ich sehe aus wie ein (älterer) Grieche, nicht wie ein Tourist... Doch das ist neu für mich.

Zum Abschieds- Dinner kehren wir später ein in der Taverne Bairaktaris,
Pl. Monastirákiou 5, wo es noch einmal eine Auswahl der uns bekannten griechischen Gerichte zu verköstigen gibt.

Das bekannte Übel: Man bekommt auf organisierten Rundreisen in anderen Ländern immer das, was man als Europäer kennt, leider weniger die landestypische Küche serviert.


Ostersonntag 20.04.2025: Auf Wiedersehen! Addio!

Heute ist Ostern, das höchste Fest des Jahres in der griechisch-orthodoxen Kirche, für die Gläubigen weitaus wichtiger als Weihnachten.

Das Osterfest der christlichen Ost- und Westkirchen fällt in diesem Jahr ausnahmsweise auf denselben Tag – den 20. April. Dieses seltene Zusammentreffen wird in Familien beider christlichen Konfessionen gefeiert und findet erst wieder im Jahr 2034 statt. Zu diesem Anlass reisen die im Ausland lebenden Griechen in der Karwoche nach Athen, um von dort aus zu ihren Familien weiterzureisen. Zwar feiern beide Kirchen Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, doch die griechisch-orthodoxe Kirche orientiert sich am julianischen Kalender, dessen Frühling etwa 13 Tage später beginnt als im gregorianischen Kalender der evangelischen und katholischen Kirche.

Zum Frühstück gibt es in vielen Familien unter anderem den traditionellen griechischen Hefezopf Tsoureki mit einer feinen Anisnote und darin eingebackenen roten Ostereiern. Zum Osterfest essen die Griechen Lammbraten und Majiritsu, eine Suppe aus Lamminnereien, die unserem Reiseleiter in seiner Kindheit zwangsweise verabreicht wurde und die er seitdem meidet wie der Teufel das Weihwasser.

Ein beliebter Osterbrauch ist der "Eierkampf", der symbolische Kampf des Guten gegen das Böse, bei dem zwei hart gekochte Eier gegeneinander geschlagen - oder wie man bei uns sagt - "geditscht" werden. Die Eier werden als Symbol für das Blut Christi immer rot gefärbt. Am Samstagabend klopft man die Oberseiten der Eier gegeneinander. Wer das Ei nicht zerschlägt, darf sich etwas wünschen und hat das ganze Jahr über Glück.

 

Für mich heißt es leider schon früh Abschied nehmen von Athen. Mein Rückflug Athen-Düsseldorf mit Aegean Airline startet um 9:45 , Ankunft 12:00 Ortszeit/MEZ, 3:10 Std. Flugzeit.

Ursprünglich wollte ich mit der Metro zum Flughafen fahren, aber es ist noch sehr früh und dunkel. Letzte Nacht (Osternacht) wurde hier ausgiebig gefeiert und man muss noch mit vielen Betrunkenen auf den Straßen rechnen, besonders im ohnehin schon problematischen Stadtteil Omonia. Dieses Risiko will ich nicht eingehen. Also nehme ich ein Taxi zum Festpreis von 40 €.

Ich blicke auf einen touristischen Quicky zurück. Der dreitägige Aufenthalt war viel zu kurz für eine so geschichtsträchtige Stadt und ihre lebendige Gegenwart, in der leider zu viele Einwohner um ihr tägliches Auskommen kämpfen müssen. Die Schere zwischen reich und arm geht hier immer weiter auseinander.

Machen wir uns nicht über japanische Touristen lustig, die aufgrund ihrer sehr begrenzten Urlaubszeit "Europa in einer Woche" gebucht haben. Genauso kurz war - gefühlt - diese Städtereise.Um eine Stadt oder eine Region wirklich kennenzulernen, muss man länger bleiben.

Kein Ort hat mich bisher so nachdenklich gemacht über die nahe Zukunft der Menschheit, sicher auch wegen der tagespolitischen Ereignisse in der Welt. Ich verlasse die Stadt in Ehrfurcht vor der Antike und ihren alten Philosophen. Aber in den wenigen Tagen, die ich in Athen verbracht habe, habe ich oft ein bisher unbekanntes Gefühl der Unsicherheit gespürt, eine Angst vor einer Bedrohung, die ich nicht konkretisieren kann. Ich war froh, Athen nach 4 Nächten wieder verlassen zu können, es wird wohl ein einmaliger Besuch in Athen bleiben. Sollte ich noch einmal nach Athen kommen, werde ich mit Sicherheit nicht im Umkreis des Omonia-Platzes logieren. Ich wünsche der Stadt und ihren Menschen viel Glück und eine friedliche Zukunft!

Während der diesjährigen Karwoche wäre ein Aufenthalt auf Chalkidikí wohl sinnvoller gewesen, denn dort werden noch die traditionellen Osterbräuche (Prozessionen, Feste) der griechisch-orthodoxen Gläubigen gepflegt.

Was ich an der bei SKR gebuchten Städtereise kritisiere: Für den gezahlten Reisepreis hätte ich ein besseres Hotel in sicherer Umgebung erwartet. Ich hätte mich vor der Buchung besser über das gewählte Stadthotel informieren sollen - eine Lehre für die nächste Städtereise. Und die Moral von der Geschicht`: Verlass dich auf Katalogbeschreibungen der Reiseveranstalter nicht!

Unser Reiseleiter Michalis Pavlopoulos hat uns sehr kompetent durch seine Stadt geführt.

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Reisebericht als PDF (Version 16.05.2025)

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Das ist meine Reiseliteratur- Empfehlung für Athen:

- "Top 10 ATHEN", DK-Verlag - kurz und knapp, aber ausreichend informativ für einen Kurzbesuch in Athen

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