TSCHECHIEN - Bier und Knödel im alten Böhmen
Der Westen Tschechiens, also das alte Böhmen, wird oftmals als Rentner- Destination verunglimpft, insbesondere wegen seiner berühmten Kur- und Heilbäder. Doch dieser Teil des Landes hat viel mehr zu bieten.
Die Tschechische Republik liegt nahe an der Grenze zu Putins Interessensphäre. Seit 1968, als die UdSSR den Tschechen zu Hilfe kommen wollte, um den Sozialismus zu retten und den "Prager Frühling" zu ersticken, hat sich in den brüderlichen Beziehungen zwischen Tschechien und Russland viel verändert. Spätestens seit dem Überfall russischer Truppen auf die Ukraine und dem jüngsten "Hilferuf" aus Transnistrien, der abtrünnigen Region Moldawiens, wird den Russen mit großem Misstrauen begegnet. Die russische Führung unter ihrem autokratischen Präsidenten Putin hat in jüngster Zeit wiederholt angekündigt, in den nächsten Jahren die Grenzen des alten Zarenreiches vor 1917 wiederherstellen zu wollen. Im Gegensatz zur Ukraine, Moldawien und Estland gehörte Tschechien jedoch nie zum Zarenreich. Tschechien ist seit 1999 Mitglied der NATO, die Slowakei wie auch Estland seit 2004.
Für meine Reise nach Tschechien nehme ich mir eine Auszeit vom politischen Geschehen und widme mich der Kultur, den Naturschönheiten, der Küche und der Bierbraukunst des Landes.
Ich werde das Heimatland so berühmter Komponisten wie Bedřich Smetana ("Die Moldau") und Antonín Dvořák ( Sinfonie Nr. 9 "Aus der Neuen Welt") besuchen. Herrliche klassische Musik, wahre Meister-Kompositionen!
So 12.05.24: Anreise - Prag
Prague calling... Am Morgen fliege ich mit der Lufthansa nach Prag. Ich habe Glück, es ist kein Boeing-Jet, sondern ein Airbus A320. Nach den vielen Pannen bei Boeing in der letzten Zeit hätte ich einen Flug mit einer der "High-Risk-Of-Never-Come-Back"-Maschinen dieses Herstellers abgelehnt.
Unsere kleine Reisegruppe von 8 Personen wird mittags am Václav Havel Airport von der sympathischen Reiseleiterin Jindra Kollerova empfangen, die uns den Aufenthalt in ihrer Heimat sehr angenehm gestalten wird (nochmals vielen Dank, Frau Kollerova!). Patrik Steiniger ist unser tschechischer Busfahrer.
Obwohl das Land bereits vor 20 Jahren der EU beigetreten ist, hat man hier den Euro noch nicht eingeführt. Landeswährung ist nach wie vor die tschechische Krone (1 EUR = ca. 25 CZK), d.h. man muss sich erst einmal am Geldautomaten (tsch. Bankomat) Bargeld besorgen. Das ist wichtig, falls die Kreditkarte bei Kleinbeträgen (z.B. für Imbiss, Getränke oder Souvenirs) nicht akzeptiert wird. Auf keinen Fall sollte man am Flughafen Geld aus dem Automaten ziehen. Hier sind die Gebühren am höchsten und der Wechselkurs am schlechtesten. Warten Sie, bis Sie in der Stadt sind und gehen Sie dann zu einem Geldautomaten der bekannten Banken wie der Česká spořitelna oder der Komerční banka, aber nicht zu einem der Wechselstuben. Eine sehr informative Seite zu diesem Thema finden Sie hier.
Auf dem Prager Flughafen gibt es eine künstlerische Installation zu sehen, die an den ehemaligen Präsidenten und Dissidenten Václav Havel erinnert. Bořek Šípek, Bildhauer und Architekt, ist der Schöpfer dieses dreidimensionalen Porträts. Es besteht aus Tausenden von Objekten, die Havels Leben und Vermächtnis berühren und seine Lebensgeschichte erzählen.
Vom Flughafen geht es direkt ins Stadtzentrum zum Hradschin, dem historischen Stadtteil auf dem Prager Burgberg. Wir beginnen unseren Rundgang auf dem Hradschin- Platz mit einigen vornehmen Palästen wie dem Erzbischöflichen Palais. Dann betreten wir die Prager Burg mit ihren drei Burghöfen, dem gotischen St. Veits- Dom, dem Alten Königspalast (11.-16. Jh.) mit dem riesigen Vladislav- Saal und dem Raum des Prager Fenstersturzes und schließlich der St. Georgs Basilika.
![Prager Fenstersturz](fenstersturz.jpg)
In den bunten Häuschen der "Goldenen Gasse" befinden sich heute zahlreiche Souvenirläden. Die kleine Gasse an der Innenmauer der Prager Burg, auch Alchimistengasse oder Goldmachergasse genannt, wurde berühmt, weil hier Alchimisten gearbeitet haben sollen, um für Kaiser Rudolf II. künstliches Gold und den Stein der Weisen herzustellen. Beides gelang bekanntlich nicht. Dafür gelingt es heute den Händlern in den kleinen Läden, den Touristen mit allerlei Nippes das Geld aus der Tasche zu ziehen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches ist der Zugang zur Goldenen Gasse gesperrt. Es finden Dreharbeiten statt, vermutlich für einen Spielfilm.
Weiter geht es zum Einchecken ins Hotel Essence (4*), von dem ich erst 5 Tage vor Abflug durch kommentarlose Übersendung einer geänderten Hotelliste erfahren habe. Es wurde vom Veranstalter Ikarus Tours ohne vorherige Information der Reisenden gegen das beliebteste Prager Hotel Don Giovanni ausgetauscht, das im Reiseangebot genannt wurde.
Heute Abend essen wir in der Bierstube U Pinkasů, die hauptsächlich von Touristen besucht wird. Wie an den folgenden Tagen hat der Veranstalter bzw. die örtliche Agentur Horatia (Motto: "Travel in Style") einheitliche Speisen und Speisefolgen für uns ausgesucht. Eine Ausnahme bilden nur die Buffetabende, an denen sich jeder das Essen nach seinem Geschmack aussuchen kann. Doch das jeweilige Buffetangebot ist eher spärlich - oder sollte ich sagen kantinenlastig?
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geschmacksneutrale Gänseleberpastete aus dem Großhandelspack mit einer Scheibe Graubrot
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angekokelte Schweinerippchen mit Senf, Meerrettich und eingelegtem Gemüse
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ein kleines Stück Apfeltarte, "Omas Kuchen mit Streuseln"
Wie auch an den folgenden Abenden zahlt jeder Reisegast seine Getränke selbst.
In vielen tschechischen Restaurants wie dem U Pinkasů wird Bier oft in traditionellen Gläsern namens "Pfiff" (ca. 0,25 l) oder "Křížek" (0,4 l) serviert. Diese in Europa eher unüblichen Maßeinheiten gehören zur tschechischen Bierkultur, sind also landestypisch.
Mo 13.05.24: Prag - Tabor-Ceské Budejovice (Budweis)
Über Prag und seine Bewohner in Vergangenheit und Gegenwart gibt es so viel zu erzählen, dass eine Website dafür nicht ausreichen würde.
Obwohl ich ihn bereits in meinem Prager Reisebericht erwähnt habe, muss ich noch einmal auf Jaroslav Hašeks antimilitaristischen Schelmenroman vom braven Soldaten Josef Schwejk hinweisen. Schweijk ist eine satirisch überzeichnete Prager Figur, die sich mit List und Witz durchs Leben schlägt und als Soldat im Ersten Weltkrieg mit Frechheit und übertriebenem Gehorsam ("Melde gehorsamst") Missstände in der österreichisch-ungarischen Armee aufdeckt. Ein wunderbarer, feiner Humor des Autors!
Den Vormittag in Prag beende ich mit einem Mittagessen in dem von einem Deutschen geführten Thai-Restaurant FAME Prague, direkt neben bzw. vor unserem Hotel. Der deutsche Chef erzählt mir stolz, dass am Abend zuvor Till Lindemann und die anderen Mitglieder der Rockgruppe Rammstein bei ihm gegessen hätten. Sie wären in einem Hotel direkt gegenüber einquartiert gewesen.
Ich habe hier eine Tom Kha Gai Suppe und ein Lachsgericht zu einem völlig überhöhten Preis gegessen.
Um 13:00 werden die inzwischen zurückgekehrte Mitglieder der Gruppe und ich vom Busfahrer abgeholt.
Dann verlassen wir Prag Richtung Ceské Budejovice (Budweis).
Unterwegs machen wir Halt in der Kleinstadt Tábor (Lager), die untrennbar mit der Hussitenbewegung verbunden ist. Sie wurde 1420 als Hochburg der radikalsten Hussitenfraktion gegründet. Der Name "Hussiten" geht auf den böhmischen Theologen und Reformator Jan Hus (ca. 1370–1415) zurück. Er kritisierte den Reichtum der römisch-katholischen Kirche, ihre Sittenlosigkeit und den Ablasshandel, bei dem gegen Zahlung eines Geldbetrages die Vergebung der Sünden versprochen wurde: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!" - so beschrieb es der Ablassprediger Johann Tetzel bildhaft für das einfache Volk.
Durch das einzige erhaltene Stadttor, das Bechyne-Tor, kommen wir in den alten Kern mit seinen verwinkelten
Gassen und niedrigen Bürgerhäusern. Die Altstadt erhebt sich hoch über dem Fluss Luznice. Auf dem Hauptplatz steht die Statue des grimmig dreinschauenden, siegreichen Feldherrn der Hussiten, Jan Žižka.
Bei einem Spaziergang durch den historischen Stadtkern kommen wir an vielen kleinen Bürgerhäusern im Renaissancestil vorbei und sehen auch das spätgotische Rathaus.
Die Stadt Tábor erhielt ihren Namen von den Einwohnern übrigens nach dem biblischen Berg Tabor im Norden Israels, auf dem die "Verklärung Christi" stattgefunden haben soll. Den Stausee am Ortseingang haben sie bibelkonform "Jordan" genannt.
Am Abend erreichen wir entlang der Moldau stromaufwärts die Stadt Ceské Budejovice (Budweis). Wir checken für 3 Nächte im Clarion Congress Hotel (4*) ein, wo wir heute auch unser Abendessen (Buffet) einnehmen. In guter Erinnerung bleibt mir als Vorsuppe eine "Altböhmische - Suppe" (Kulajda), bestehend aus Kartoffeln, süßer und saurer Sahne, Waldpilzen, pochiertem Ei und Dill.
![Kellner- Roboter](kellner-roboter.jpg)
In Tschechien gibt es eine Softdrink-Spezialität aus der Zeit des Eisernen Vorhangs. In den frühen 1960ern waren die westlichen Cola- Marken nicht erhältlich, so dass man nach einer Alternative forschte. Man fand sie mit dem bis heute beliebten Erfrischungsgetränk Kofola, das es - außer der gezapften oder in Flaschen verkauften Originalversion - in abenteuerlich vielen Geschmacksvarianten gibt. Während man bei uns vielleicht noch "Cherry-Cola" als besonders exotisch empfindet, gibt es von Kofola - insbesondere zur Weihnachtszeit - Geschmacksnoten wie Apfel-Zimt, Granatapfel/Vanille, Lebkuchengewürz, Linzer Torte und viele weitere... Wie immer ist alles Geschmackssache.
Di 14.05.24: Hluboka (Frauenberg) - Budweis
Frau Kollerova erzählt uns von der Geschichte Böhmens in den letzten Jahrhunderten und der kommunistischen Zeit Tschechiens von 1948 bis 1989 im Staatenbund mit der Slowakei unter der Vormundschaft des Kremls. Lange vorher, vom 15. bis zum 19. Jahrhundert, waren die Familien Schwarzenberg und Rosenberg die Finanziers und Mäzene Böhmens. Ein Schloss der Schwarzenberger besuchen wir heute. Das Fürstenpaar Adam Franz und Eleonore zu Schwarzenberg initiierte den Umbau des Schlosses Hluboká im Tudorstil.
Wir beginnen unser Tagesprogramm also in Hluboká (Frauenberg). Das dortige märchenhafte Schloss der Fürstenfamilie zu Schwarzenberg thront auf einem Felsen über der Moldau und beherbergt wertvolle Kunstschätze. In fast allen Räumen hängen Gemälde der Fürstin Eleonore, die sehr schön gewesen sein soll. Davon zeugen zahlreiche Porträts.
![Bummelzug](Schlosszug Hluboka.png)
Seit dem 13. Jh. wechselten die Burgherren häufig, meist weil sie überschuldet waren und verkaufen mussten. 1661 erwarben die Schwarzenbergs die Burg. Im 19. Jh. wurde das Schloss nach dem Vorbild von Windsor Castle umgebaut. Schloss Hluboká wird auch das "böhmische Neuschwanstein" genannt, für mich unverständlich, denn Neuschwanstein sieht eher aus wie das Märchenschloss von Disney. Eine Innenbesichtigung ist nur im Rahmen von organisierten Führungen möglich. Wir sind sehr beeindruckt von der prunkvollen Ausstattung der einzelnen Räume.
Zu Fuß geht es hinunter in den kleinen Ort am Fuße des Burgbergs. Jetzt haben wir uns eine Stärkung verdient: eine Gulaschsuppe und ein Bier von der hiesigen Kleinbrauerei Pivovar Hlubokar.
Wir fahren zurück nach Budweis und besuchen zunächst das Museum der Pferdeeisenbahn in einem der ehemaligen Bahnwärterhäuschen. Es erinnert an die erste europäische Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-Gmunden (1827-1872). Damals zogen Pferde die Waggons auf hölzernen Schienen. Für die 128 km lange Strecke benötigte man 14 Stunden reine Fahrzeit.
Die Dauerausstellung zeigt das harte Leben der Bahnwärter, die in der Hierarchie der Eisenbahngesellschaft ganz unten standen und mit ihren Familien auf engstem Raum in den Bahnwärterhäuschen lebten.
Die Pferdeeisenbahn wurde Ende des 19. Jh. von der Dampflokomotive abgelöst, deren Waggons das Reisen für jedermann - abgestuft in vier Komfortklassen - ermöglichten. So wurde die soziale Distanz der Reisenden wiederhergestellt.
![Samson-Brunnen in Budweis](samsonbrunnen.jpg)
Für den Nachmittag gibt es kein Programm. Wir können die Stadt also individuell erkunden oder eine besichtigungsfreie Zeit genießen. Wie viele tschechische Städte mit Industrie hat auch Budweis wenig attraktive Vororte, aber eine gut erhaltene, sehenswerte Altstadt.
Wer noch nie eine Bierbrauerei besucht hat, sollte vielleicht die von Budweiser Budvar besichtigen, wo das Bier bis heute nach althergebrachten Methoden gebraut wird. Die Brauerei liegt etwas außerhalb der Innenstadt, ist aber gut mit der Buslinie 2 (Fahrtrichtung Borek, Točna) zu erreichen. Alternativ nimmt man ein Taxi.
Zwischen dem US-belgischen Braugiganten Anheuser-Busch InBev und der tschechischen Brauerei Budweiser Budvar wird seit über 100 Jahren darüber gestritten, wer den Markennamen "Budweiser" verwenden darf. Zwischen dem echten "Budweiser Budvar" und einem "Bud" (nur unter diesem Namen dürfen die Amis es in Europa verkaufen) liegen Geschmacks- Welten, was ich von meinen Reisen in den USA bestätigen kann. Aus der Sicht eines Bierliebhabers kann das amerikanische Produkt wohl nur als Wasser mit Biergeschmack bezeichnet werden, wie es Christian Öser auf seinem lesenswerten Reiseblog ausdrückt. Recht hat er!
Bier gilt in Tschechien als Nationalgetränk. Der Bierkonsum pro Kopf ist mit 136 Litern (2022) pro Jahr der weltweit höchste. Das ist natürlich eine statistische Größe, bei der wohl das arithmetische Mittel des Bierkonsums von Säuglingen, Jugendlichen, Alkoholikern, Gelegenheitstrinkern und Greisen ermittelt wird. Welchen Aussagewert hat das?
Wer ein Bier bestellt, ordert jedno pivo oder velké pivo und bekommt ein 0,5 l- Glas. Möchte man weniger, so sagt man malé pivo und bekommt das kleinere Glas mit 0,3 l Inhalt.
Es gibt zahlreiche empfehlenswerte Biersorten:
- Světlé pivo - helles Bier, wie Staropramen, Budvar, Samson, Pilsner Urquell, Gambrinus
- černé pivo - dunkles Bier, wie Krušovice, Regent, Purkmistr aber auch Budvar dunkel und Kozel dunkel
- Dvanáctka - stärkeres, würzigeres Bier mit mehr als 5% Alkohol
- Desítka - leichtes Schankbier mit 4% Alkohol
- Nealko (Pivo) - alkoholfreies Bier
Na zdraví !- Zum Wohl ! Sagen Sie hier niemals "Na sdorovje !", das ist russisch und damit verbinden die Tschechen unangenehme Erinnerungen.
Auch die tschechische bzw. böhmische Küche ist legendär! Sie steht für bodenständige, deftige Gerichte aus regionalen Zutaten. Es wird vor allen Dingen reichhaltig, einfach, fetthaltig und mit viel (Schweine-) Fleisch gekocht. Also "No country for vegetarians" oder Figurbewusste, eher für Waldarbeiter, Hüttenwerker und Bergleute.
Man sagt, in Tschechien trinke man nicht zum Essen, sondern speise zum Trinken.
Heute Abend essen wir im Gasthaus Masné krámy (dt. Fleischbänke), in einem Gebäude, in dem früher Fleisch verkauft wurde. Es gibt
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Rindersuppe mit Leberknödel
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Gulasch mit Serviettenknödel
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ein kleines Stück Marillenstrudel
Mi 15.05.24: Holašovice - Ceský Krumlov
Morgens brechen wir auf nach Holašovice. Wie ein Bilderbuchdorf oder eine Filmkulisse wirkt der kleine Ort, der mit seinen Häusern den bäuerlichen Barockstil des 18. bis 20. Jh. repräsentiert, wie er in dieser Geschlossenheit sonst kaum anzutreffen ist. 60 Häuser und Gehöfte gruppieren sich um einen 70 x 210 m großen Dorfplatz. Holašovice wurde 1998 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Im Gegensatz zu vielen "Museumsdörfern" auf der Welt handelt es sich hier nicht um eine Sammlung von Häusern, sondern um historische Bausubstanz, die hier am Ort ihrer Entstehung sorgfältig restauriert wurde. Und genau das macht es für mich sehenswert, weil es historisch authentisch ist. Fast alle Gebäude sind in privatem Eigentum und werden bewohnt.
Das Wetter ist uns, wie in den vergangenen Tagen, sehr wohlgesonnen, strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und 25°C.
Fahren wir weiter nach Ceský Krumlov (Böhmisch Krumau), einem weiteren architektonischen Kleinod.
![Krumau an der Moldau](krumnau1.jpg)
Wir spazieren durch die malerische Altstadt, die schon im Mai sehr gut besucht ist. Es geht bergauf und bergab auf Kopfsteinpflaster unterschiedlicher Größe, was nicht nur für Trägerinnen von HighHeels, sondern auch für BestAger und SilverLiner eine nicht zu unterschätzende Stolpergefahr darstellt. Also Vorsicht!
Die St. Veits-Kirche aus dem 14. Jh. ist unser nächstes Ziel, neben dem Veitsdom auf der Prager Burg die einzige Kirche, die dem heiligen Veit geweiht ist. Durch zahlreiche Um- und Anbauten ist der Baustil eine Mischung aus Barock und Gotik.
Auf felsiger Höhe thront die zweitgrößte Burg des Landes. Die genaue Höhe des Aufstiegs zur Burg kann je nach Ausgangspunkt variieren - von "mäßig steil" bis "sau-steil". Ich verzichte auf den Aufstieg und mache mir einen entspannten Nachmittag. Beim Vietnamesen My Saigon esse ich ein leckeres rotes Thai-Curry. Danach mache ich einen Rundgang durch das idyllische Städtchen und lande schließlich in einem schönen Gartenrestaurant direkt an der Moldau. Die Ruhe hier ist himmlisch.
Bei einer Führung durch das Schloss sieht die Gruppe unter anderem den prachtvoll ausgemalten Maskensaal sowie das einzigartige Schlosstheater mit einer der ältesten erhaltenen Barockbühnen der Welt, von denen es nur ganz wenige gibt.
Danach gibt es Zeit zur freien Verfügung, die für mich ja schon begonnen hat.
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Knoblauchsuppe mit Brotwürfeln
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Grillteller-Mix vom offenen Feuer mit einer Jumbo- Kartoffel
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Böhmischer Honigkuchen mit Walnüssen
Die Nachspeise hat mir wirklich gut geschmeckt.
![auf einer Moldau- Brücke in Krumau](auf der brücke.jpg)
Mir fällt Georg Kreislers "Telefonbuchpolka" ein. Das soll keineswegs despektierlich sein, sondern eine Hommage an tschechische Namen aus der Zeit des alten Böhmen!
Ich habe den Eindruck, dass das Erlernen der tschechischen Sprache ungefähr so schwierig ist wie das Erlernen der russischen Sprache, also eine hohe Schwierigkeitsstufe für uns Deutsche - wenn auch ohne kyrillisches Alphabet. Doch gibt es inzwischen sehr gute interaktive Übersetzungs-Apps fürs Handy, die per Foto-Scan eine Speisekarte in einem Rutsch übersetzen und sogar eine Unterhaltung mit dem fremdsprachigen Gegenüber möglich machen, z.B. Google Übersetzer oder DeepL.
Als Handy-Navigation-App empfehle ich für Tschechien übrigens Mapy.cz Diese App eignet sich vor allem zur Fußgänger- und Radrouten-Planung und -Wegführung. Einfach genial!
Do 16.05.24: Rosenberg - Hohenfuhrt - Pilsen
Heute morgen besuchen wir die Burg Rožmberk, auf einem Gipfel über dem kleinen Dorf Rožmberk nad Vlatavou (Rosenberg) gelegen. Hier spukt bis heute die "Weiße Frau von Rožmberk". Sie hatte sich als 16-jährige in einen böhmischen Grafen verliebt, war aber bereits einem Adligen aus der Steiermark versprochen. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten traf sie sich ein letztes mal mit ihrem Geliebten, wovon ihr Ehemann Wind bekam. Aus Rache und Hass bereitete er ihr bis zu seinem Tod ein überaus unglückliches Leben. Aus Gram darüber soll die Frau in ihr weißes Witwengewand gehüllt noch heute durch das Schloß wandeln. Uns ist sie nicht begegnet, wir haben nur ihr Porträt gesehen.
Wir fahren weiter nach Vyšší Brod (Hohenfurth), wo es das mehr als 700 Jahre alte Zisterzienserkloster mit Kunstschätzen wie der "Hohenfurther Madonna" zu besichtigen gibt.
Dann geht es entlang der Moldau und der größten Moldautalsperre Lipno-See durch Horní Planá (Oberplan), dem Geburtsort des Biedermeier-Dichters Adalbert Stifter. Sein bekanntestes Werk dürfte der historische Roman "Witiko" sein. Die Erzählung berichtet von der Gründung des Adelsgeschlechts der Witigonen.
Die stark touristisch geprägte, kleine Ortschaft verfügt über einen wunderschönen Sandstrand am 40 km langen und 16 km breiten Lipno-See. Von hier starten auch die Ausflugsschiffe.
Abends erreichen wir Plzen (Pilsen), wo wir im Courtyard by Marriott (4*) einchecken und im Restaurant U Salzmannů zu Abend essen:
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Kulajda- Suppe mit Kartoffeln, Pilzen, Dill und Sahne
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Entenkeule (Extra-Wunsch von mir) mit Knödeln, Rotkohl, Röstzwiebeln und Bratensauce
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Palatschinken
Hat wirklich gut geschmeckt.
Fr 17.05.24: Pilsen - Tachov-Svetce - Marienbad
Der Morgen beginnt nach dem Frühstück mit der Besichtigung des für meinen Geschmack nicht sonderlich interessanten historischen Kerns von Plzen (Pilsen), mit seiner Mischung aus Bier, Sehenswürdigkeiten, Galerien, Theater und gemütlichen Cafés. Es fängt an, sich einzuregnen, die Wetterprognose für die nächsten Tage sieht nicht gut aus. Wir haben fünf schöne Sonnentage hinter uns.
Pilsner Urquell wurde 1842 als weltweit erstes Lagerbier nach Pilsner Art gebraut. Es zeichnet sich durch einen erfrischenden, kräftigen Geschmack mit einer angenehmen Hopfenbittere und einem malzigen Unterton aus und hat eine klare goldene Farbe. Bis heute ist es weltweit das Vorbild für die meisten Pils-Marken. Die Brauerei Plzeňský Prazdroj (Pilsner Urquell) ist incl. Pilsner- Verköstigung zu besichtigen. Die Brauerei braut ein weiteres Spitzen-Pilsner, das Gambrinus. Fast alle Restaurants in Plzen bieten die Traditionsbiere als Essensbegleitung an.
Mittagessen individuell: Ich bestelle mir Svíčková (deutsch "Lendenbraten auf Rahm"), ein traditionelles Gericht der böhmischen Küche. Es handelt sich um Rinderfilet in einer Sahnesauce zu Böhmischen Knödeln, Schlagsahne und Preiselbeeren. Sehr lecker! Das Preisniveau in tschechischen Restaurants ist übrigens um ca. die Hälfte niedriger als in Deutschland. Eine Ausnahme bildet das Zentrum von Prag, dort sind es aber immerhin auch noch 25 % weniger.
Auf der Weiterfahrt legen wir einen Stop in Tachov- Světce ein. Wir besichtigen die ehemalige fürstliche Windischgrätzsche Reitschule in Světce (Heiligen) - auch Reithalle Heiligen genannt - mit der Fürstenloge. Es ist die größte tschechische Reitschule und die zweitgrößte in Mitteleuropa (gleich nach der Spanischen Hofreitschule in Wien).
Das Gebäude der Reitschule in Světce verbindet Elemente der industriellen Architektur mit der Vorstellung eines aristokratischen Baus, wird aber in Reiseführern
wie dem Baedeker nicht erwähnt weil es erst seit ca. 2 Jahren soweit renoviert ist, dass es touristisch zugängig ist.
Ein humoristischer Führer in originalgetreuer Uniform führt uns durch die Reitschule. Mit seinem starken tschechischen Akzent ist er ein wahrer Unterhaltungskünstler. Ich könnte ihn mir gut in der Hauptrolle bei einer Neuverfilmung des Schweijk vorstellen.
Das Hotel Zvon aus dem 19. Jahrhundert bietet insgesamt 127 Zimmer, die mit Möbeln des "Gelsenkirchener Barock" ausgestattet sind, pardon, das Hotel redet von italienischen Stilmöbeln. Ferner gibt es ein Wellness- und Spa- Zentrum nebst Badearzt. Auf eine Hotelbar hat man wohl im Sinne der Gesundheitsfürsorge für die Gäste verzichtet...
Eines muss man wirklich konstatieren: Die tschechischen Bäder haben sich sehr schnell aus ihrer sozialistischen Vergangenheit befreit und wieder europäische Standards übernommen. Aber die Ostblockzeit liegt ja auch schon mehr als 30 Jahre zurück. Nur gelegentlich erlebt man noch sozialistische Servicequalität und -freundlichkeit, aber eher selten in den Bäderstädten.
Das heutige Abendessen, ein Buffet, gibt es im hoteleigenen Restaurant. Die Qualität und Vielfalt des Buffets hat nicht einmal 1 Hotelstern verdient. An warmen Speisen gibt es heute als Schuhsohlen getarnte kleine Fischfilets, vermutlich vom Mittag übriggeblieben oder vom Vortag. Als Fleischgericht steht als Alternative ein als "Bœuf bourguignon" deklariertes Gulasch mit erbsengroßen Fleischstücken zur Wahl, dazu die üblichen Beilagen.
Nach dem Essen laufen einige Mitreisende zur "Singenden Fontäne". Sie befindet sich auf der Kolonnade unweit unseres Hotels, die Musik erklingt meistens zu jeder ungeraden Stunde. Heute Abend werden zwei Titel von Karel Gott (+2019), der goldenen Stimme aus Prag, gespielt. Das kann ich beim geöffneten Balkonfenster meines Hotelzimmers gut mithören. Für morgen Abend ist Metallica und Smetanas Moldau angekündigt. Also für jeden Geschmack etwas.
Sa 18.05.24: Marienbad - Stift Teplá (Tepl)
Morgens besichtigen wir die Kuranlagen von Marianzke Lasne (Marienbad) mit ihren verschiedenen Quellen. Das Wasser aus ihnen wird aus geringer Tiefe gewonnen und ist daher kalt. Es schmeckt ganz verschieden: salzig, bitter oder mineralisch und wird zur
Behandlung unterschiedlicher Leiden eingesetzt.
Heute regnet es den ganzen Tag. Vormittags leichter Nieselregen, ab mittags vereinzelte Schauer.
In unserer Mittagspause darf diesmal eine der typischen Mehlspeisen nicht fehlen, für die die böhmische Küche berühmt ist: Liwanzen, das sind kleine Küchlein aus Hefeteig. Der fast schon flüssige Teig wird in der Liwanzenpfanne gebacken. Sie werden heiß gegessen, mit Zimtzucker und Mohn bestreut, mit Marillenkonfitüre oder Pflaumenmus bestrichen. Es gibt weitere Varianten. Liwanzen werden meist zum Kaffee serviert, aber auch als Nachtisch zum Mittagessen.
Verpassen Sie nicht die Marienbader Oblaten, die es einzeln oder doppelt mit einer hauchdünnen Zwischenschicht aus Creme in den Geschmacksrichtungen Vanille, Haselnuss, Schokolade oder Kakao gibt - ein köstliches Gebäck, das man je nach Geschmack noch mit zahlreichen süßen Aufstrichen veredeln kann oder als Waffeln zu Eiscreme, Joghurt und Früchten ißt. Sie wurden von dem Hostienbäcker eines der umliegenden Klöster erfunden.
Unser weiteres Programm sieht keine Wallfahrt, sondern eine Weiterfahrt vor und zwar nach Teplá (Tepl) zum in der Nähe gelegenen Stift.
Auf dem Weg aus Marienbad machen wir Halt an der russisch-orthodoxen Kirche St. Wladimir. Unsere Reiseleiterin hatte mit dem Pfarrer eine feste Zeit für den Kirchenbesuch der Gruppe vereinbart. Wer ist nicht da? Der Priester! Also warten wir im Regen auf ihn. Er kommt dann doch noch, kassiert Eintritt, gibt aber keine Erklärungen.
Wir fahren weiter zum Kloster Tepla, wo wir die Kirche der Prämonstratenser sowie das barocke Konventsgebäude aus dem 13. Jh. mit seiner gut erhaltenen Bibliothek mit fast 100.000 Bänden (Nur gucken, nicht anfassen!) besichtigen.
![Klosterbibliothek Tepla](bibliothek tepla.jpg)
Es geht zurück nach Marienbad, wo wir ein wenig unverplante Zeit zur freien Verfügung haben bevor das Abendessen wartet.
Frau Kollerova hat uns vorgewarnt. Es wird wieder ein bescheidenes Buffet im Hotel geben wie am Vortag. Der Küchenmeister heißt hier - wie in den anderen Kurhotels - "Schmalhans"! Soll heißen, in den Kurhotels wird eine Diätküche zubereitet. Das erklärt die vermeintlich schlechte Qualität des Buffets am Vortag. Doch davon war in der Reisebeschreibung des Veranstalters nicht die Rede. Jeder war von einer abwechslungsreichen "Vollkost" in allen Hotels ausgegangen. Stattdessen hat uns der Veranstalter für 3 Nächte und 2 Abendessen in einem "Sanatorium" untergebracht. Jetzt wird mir auch klar, warum einem im Lift immer wieder Damen und Herren im Bademantel begegnet. Sie sind auf dem Weg zu oder von den Kureinrichtungen im Tiefgeschoss des Hotels.
Doch wer hätte das gedacht? Heute Abend gibt es im 4-Sternehotel neben den üblichen Salatblättchen zumindest gebratene Kalmarstreifen und Pommes...
Wussten Sie, dass der Name bzw. der Begriff "Bohème" vom französischen Wort für "Böhmen" abgeleitet ist? Da von dort viele Roma kamen, die man früher unbefangen Zigeuner nannte, bezeichneten die Franzosen auch sie bald als Bohémiens. Karl Marx verstand die Bohémiens gar abschätzig als "Lumpenproletariat".
Das bis heute gängige Stereotyp des Bohèmiens ist jedoch das des armen, idealistischen und materiell verachtenden jungen Künstlers oder Intellektuellen.
Unvergesslich bleibt Freddy Mercury`s Rocksong Bohemian Rhapsody, der den Textanalytikern heute noch Rätsel aufgibt. "I'm just a poor boy, I need no sympathy. Because I'm easy come, easy go, little high, little low. Any way the wind blows doesn't really matter to me, to me."...
So 19.05.24: Cheb - Doubrava - Königswart - Kladská
Pfingstsonntag. Der Tag beginnt mit einer kurzen Fahrt nach Doubrava (Taubrath), ein Dorf mit typischen alten Egerländer Fachwerkhäusern. Aus einem Wehrhof aus der Mitte des 18. Jh. wurde ein kleines privates Museum, in dem neben der Gebäudearchitektur landwirtschaftliches Gerät und typische Einrichtungsgegenstände gezeigt werden.
Weiterfahrt nach Cheb (Eger) im historischen Egerland im Nordwesten Böhmens. Dies ist die Heimat der Original Egerländer Musikanten, bis zu seinem Tod 1999 unter der Leitung von Ernst Mosch, seitdem unter Ernst Hutter. Blasmusik ist nicht mein Ding. Wer's mag, der möge sich daran erfreuen und kann zur Vertiefung seiner Leidenschaft das Egerländer Blasmusikmuseum in Kraslice (Graslitz) besuchen.
Die Altstadt von Cheb mit ihrem farbenfrohem Marktplatz mit den Fassaden der Gotik-, Renaissance- und Barockbürgerhäusern ist wirklich sehenswert. Um den Marktplatz herum steht das Neue Rathaus und das sogenannte Schillerhaus (früheres Gasthaus "Zum Goldenen Hirsch"), in dem sich Fritz Schiller für seine Recherchen zur Wallensteintrilogie einmietete. Im nahegelegenen Gablerhaus übernachtete einst Kollege Johann W. Goethe. So schreibt es der Baedeker... Merkwürdig: Die Angestellten des Eger-Museums nennen hingegen die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite als ehemalige Herbergen der Dichterfürsten. Wer hat Recht?
Wir besichtigen das Eger-Museum im ehemaligen Pachelbel-Haus, mit der Wallenstein-Exposition. Angeblich auf Anordnung von Kaiser Ferdinand wurde in diesem Haus 1634 Albrecht von Wallenstein ermordet. Wallenstein kämpfte damals im Dreißigjährigen Krieg als Oberbefehlshaber auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die Protestantische Union, verscherzte es sich aber später mit Ferdinand. To je život, to je válka! Die Führerin im Eger- Haus referiert fast nur in einer Stimmlage, was sehr ermüdend auf den Zuhörer wirkt.
Weiter geht es nach Kynžvart (Bad Königswart) mit seinem Schloss. Die Fürstenfamilie von Metternich erwarb die verfallene Renaissance-Festung zu Beginn des 17. Jh. und baute sie zu einem Barockschloss um. Seine Gestalt im Stil des Wiener Klassizismus und des Empire erhielt Schloss Königswart dann im 19. Jh. Es diente als Sommerresidenz für den österreichischen
Staatsmann und Diplomaten Klemens von Metternich. Die Söhnlein Rheingold Sektkellerei hat einen bekannten deutschen Sekt nach ihm benannt und die Flaschen mit seinem Portrait verziert.
In gewisser Weise ist der heutige Tag wieder einmal ein "Kultur-Booster" der verschärften Art, aber es gibt keinen Grund zur Beanstandung. Das Tagesprogramm wurde vom Veranstalter angekündigt, ich wusste es also vorher. Was man bestellt, das bekommt man auch - meistens jedenfalls. Na ja, bei längeren Aufenthalten an einem Ort habe ich mich schon mal ausgeklinkt um dem Besichtigungsmarathon zu entgehen. Ein großer Vorteil heutiger Gruppenreisen ist, dass man nicht an allen vorgesehenen Aktivitäten teilnehmen muss, sondern vom Veranstalter auch Alternativen angeboten bekommt oder sich die Zeit selektiv nach eigenem Gusto vertreiben kann. Wenn man sich während einer Rundreise von der Gruppe trennt, ist es jedoch unerlässlich, den/die Reiseleiter/in zu informieren und mit ihm/ihr die Handynummern auszutauschen, damit man sich bei Bedarf gegenseitig erreichen kann.
Kladská (Glatzen) ist unser nächstes Tagesziel.
Inmitten des Slavkovský les (Kaiserwaldes) liegt am See ein im Stil einer Schweizer Jagdhütte gebautes uriges Restaurant, wo es als Spezialität Wildbret zum Dinner gibt.
Es ist das weit und breit bekannte Restaurant U Tetřeva (Zum Auerhahn) in Kladská, ein beliebtes Ziel der Kurgäste.
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Nudelsuppe mit Leberknödeln
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Wildgulasch mit dreierlei Knödeln
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Liwanzen mit Preiselbeeren und Sahne
Gut gesättigt fahren wir zurück nach Marienbad.
Mo 20.05.24: Karlovy Vary (Karlsbad) - Abreise
Morgens Abfahrt nach Karlovy Vary (Karlsbad). Natürlich gibt es auch hier einen Stadtrundgang vorbei an den bekannten Sehenswürdigkeiten von Karlsbad. Wir laufen durch das prunkvolle Kurzentrum mit seiner verschwenderischen Pracht an Bauten aus der Belle Époque. Man kann es auch anders sehen, als historische Kulisse, ein Museum für angewandte Gesundheit.
Das Alleinstellungsmerkmal von Karlsbad sind die Kolonnaden: die Markt- und die Parkkolonnade, das ehemalige Kaiserbad sowie die klassizistische Mühlbrunnenkolonnade, eine 130 m lange Säulenhalle im korinthischen Stil.
In den Kolonnaden sind Heilbrunnen (pramen) untergebracht, deren Wassertemperatur meistens bei 56° Celsius liegt, die Quellen unterscheiden sich in ihrer medizinischen Wirkung. Kurgäste schlürfen das mineralhaltige Wasser aus speziellen Schnabeltassen, die man hier überall in den Souvenirläden kaufen kann. Wer aus welcher Quelle trinken sollte, entscheidet ein Kurarzt nach einer ersten Untersuchung.
Die bekannteste und stärkste Quelle befindet sich in einer modernen, verglasten Stahlbetonkolonnade aus dem Jahre 1975, der sogenannten Sprudel- Kolonnade (eine Bausünde!) und wird Vřídlo (Sprudel) genannt. Die Quelle ist 72 °C heiß und schießt bis 14 Meter in die Höhe.
Karlsbad gehört zu den berühmtesten und traditionsreichsten Kurorten der Welt, in denen verschiedene Krankheiten behandelt werden. Zusammen mit den beiden anderen Kurorten Marienbad/Mariánské Lázně und Franzensbad/Františkovy Lázně bildet Karlsbad das sogenannte "Westböhmische Bäderdreieck", das im Juli 2021 in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Für historisch Interessierte: In der unseligen Nazizeit war dieser an Deutschland grenzende Teil Tschechiens der Reichsgau "Sudetenland", wo Einwohner deutscher Nationalität, Abstammung und/oder Muttersprache die Mehrheit bildeten. Der Name wurde abgeleitet vom 310 km langen Gebirgszug der Sudeten zwischen Polen und Tschechien, wobei das Sudetengebirge und das "Sudetenland" geografisch nicht deckungsgleich waren.
Eine international bekannte alkoholische Spezialität Tschechiens ist der Kräuterbitter Becherovka aus
Karlsbad, auch "13. Karlsbader Quelle" genannt. Er wird auch gerne als Hauptbestandteil diverser Mixgetränke verwendet, so z.B. für den bekanntesten tschechischen Longdrink "BeTon" (Becherovka und Tonic Water). Viele Bars bieten das Getränk als Gin-Tonic-Alternative an.
Am frühen Nachmittag wird die Reisegruppe zum Flughafen in Prag gefahren, Ankunft dort um 13:45, also unglaubliche fünf Stunden vor meinem Abflug !!! Eine absolute Zumutung!
Ich gönne mir eine Zwischenübernachtung im Holiday Inn Neu-Isenburg und fahre erst nach dem Frühstück am nächsten Morgen mit meinem dort geparkten Auto ausgeruht und entspannt nach Hause.
Diese Reise hat mir gut gefallen - mit Ausnahme der ständigen "Knödelei".
Wie sagte einst Wilhelm Busch:
"Spargel, Schinken und Koteletts
sind doch mitunter auch was netts"
Bitte nicht missverstehen! Ich brauche im Ausland keine deutsche Traditionsküche. Ich möchte immer die lokale Küche kennenlernen, nur nicht jeden Tag das Gleiche.
Vielleicht reise ich nächstes Jahr ins ehemalige Mähren, grenzübergreifend im Osten der Tschechischen Republik und im Westen der Slowakei gelegen. Dann hoffentlich mit weniger Sightseeing-Stress, weniger anstrengenden Stadtrundgängen und mehr Begegnungen mit den Menschen der Region (mein ewiges Thema ...). Weniger ist oftmals mehr. Eine kleine Reisegruppe wie diese bietet sich dafür förmlich an. -> ein Tipp an Ikarus Tours, mit denen ich immer gerne unterwegs war, und alle anderen Reiseveranstalter von Gruppenreisen.
Auf dieser Reise gab es Besonderheiten, die ich bisher auf keiner meiner vielen Gruppenreisen erlebt habe: Unsere sympathische Reiseleiterin, Frau Kollerova, bot uns nicht an, sie mit Vornamen anzusprechen oder zu duzen. Aber das Duzen wurde auch nicht von allen Reiseteilnehmern untereinander gewollt. Das war neu für mich. Natürlich akzeptiere ich das - auch wenn es etwas distanziert Elitäres hat, was ich mir in einer so kleinen Gruppe nicht unbedingt wünsche ...
Reisebericht als PDF (Version 18.07.2024)
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Das sind meine Reiseliteratur- Empfehlungen für Tschechien:
- Michael Müller Reiseführer "Tschechien"
- Baedeker, "Tschechien" - hatte ich als eBook auf dem Tablet dabei
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