Eine Studienreise speziell für Alleinreisende? Sowas gibt es! Ich habe bei Studiosus eine "Me & More"- Reise gebucht - Motto: "... wenn man das Erlebte auch teilen kann". Der gewählte Termin Ende März 2006 fällt mangels ausreichender Teilnehmerzahl aus, der nächste Termin liegt leider genau in den Osterferien. Die Namen der Mitreisenden werden vom Veranstalter vorab bekannt gegeben. Es sind 19 Frauen und (mit mir) 4 Männer. Na, das hört sich ja verheißungsvoll an, oder? Zumindest für uns Männer... Auf gehts:

Ich fliege Linie mit der Lufthansa. Zypern, die geteilte Insel - im Norden türkisch, im Süden griechisch - ist mein Ziel. Die Insel gehört geographisch zu Asien, obwohl Zypern kulturell und geschichtlich sehr eng mit Europa verbunden ist. Syrien und Türkei sind die nächstgelegenen Nachbarn. Die Lage Zyperns machte die Insel in der Vergangenheit zwangsläufig zum Schauplatz ständiger Kriege und Gebietsansprüche wechselnder Fremdmächte. Der Name der Insel "Kypros" ist vermutlich auf ehemals große Kupfervorkommen (lat. aes cyprium = Kupfer) zurückzuführen, die heute jedoch keine Rolle mehr spielen.

Am Airport in Larnaka wird die Gruppe von Reiseleiter Holger in Empfang genommen und mit dem Bus in das wirklich gute Palm Beach Hotel am nördlichen Rand der Stadt gebracht. Dort gibt es nach der Zimmerverteilung zur Begrüßung das zypriotische "Nationalgetränk" Brandy Sour, einen Cocktail aus Zitronensirup, Mineralwasser, einem guten Schuß Brandy, ein paar Spritzern Angustora- Bitter und Eis. Kann man sich dran gewöhnen... Holger stellt sich (Kunsthistoriker) und das Programm der nächsten Tage vor. Die Gruppe fremdelt noch etwas, doch das soll sich schnell ändern. Wir sind schnell beim "Du". Unsere kleine Reisegesellschaft ist trotz hohen Lehrer- Anteils (Osterferien!) sehr heterogen besetzt, von 20- 76 Jahre alt, meist >30 und <60. Die Mischung stimmt - und die Stimmung auch.

Auf Zypern, der Insel, "wo die Götter Urlaub machen" (so der offizielle Werbespruch der Torismusbehörde), herrscht Linksverkehr - ein Relikt der britischen Besatzungszeit. Nicht genug damit, dass man links fährt, man geht auch links. Das wiederum führt für uns anfangs zu Beinahezusammenstößen mit anderen Fußgängern. Hat man sich dran gewöhnt, bereitet nach Urlaubsende der Umgewöhnungsprozeß zuhause erneut viel Spaß. Lustig ist es hingegen nicht, wenn man auf Zypern beim Überqueren einer Straße zuerst nach links schaut...

Die Republik Zypern, also der griechisch geprägte Südteil der Insel, ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft und hat zuletzt einen erheblichen Wirtschaftsboom erlebt. Die Lebenshaltungskosten sind für südosteuropäische Verhältnisse nicht gerade niedrig, der Kurs des Zypriotischen Pfunds liegt im April 2006 etwa bei 1 CYP = 2 EUR. Die 0,5 l Dose Bier kostet im Supermarkt 0,80 CYP, 0,5 l Mineralwasser 0,40 CYP.

Tag 2, es ist Sonntag, Famagusta und Salamis stehen auf dem Programm. Heute geht es zunächst über die Demarkationslinie nach Nordzypern. Die Türkische Republik Nordzypern wird von der Weltgemeinschaft als "illegal" betrachtet und nur von der Türkei als Staat anerkannt. Reisen in den Nordteil Zyperns sind erst seit 2003 wieder möglich.

Am Grenzübergang füllen wir Visa- Anträge aus. Es sind miserabel kopierte DIN A6- Vordrucke, in die Name, Staatsangehörigkeit und Pass-Nr. einzutragen sind. Danach folgt eine Wartezeit, die die Wichtigkeit des Vorgangs unterstreicht. Die Anträge werden anhand der übergebenen Pässe überprüft, gestempelt und Holger übergeben. Wir fahren zum Palm Beach Hotel von Famagusta, von dessen Meeresterasse ein guter Blick auf die angrenzenden zerschossenen Hotels von Varosia, dem ehemals lebhaftesten Seebad Zyperns, möglich ist. Eine ältere Dame, die 1974 zufällig auch hier vor Ort war, erzählt uns von den dramatischen Ereignissen. Damals sind die Angestellten und Gäste der Hotels vor den angreifenden türkischen Truppen teilweise nur mit Badesachen bekleidet in den Südteil der Insel geflüchtet. Diese Hotels verfallen heute zusehends im Niemandsland, der Forbidden Zone, die von keiner der beiden Seiten betreten wird.

Wir fahren in den alten Ortskern von Famagusta bzw. türkisch Gazimagusa, der innerhalb einer mächtigen Festungsanlage liegt. Unser erstes Besichtigungsziel ist die Lala-Mustafa-Pasa-Moschee, eine ursprünglich christliche Kathedrale gotischer Bauart, die 1571 von den Osmanen zur Moschee umgewandelt wurde. Auf dem Nordturm der Krönungskirche der Lusignans - ein französisches Adelsgeschlecht das lange Zeit die Insel regierte - wurde ein Minarett errichtet. Alle Fresken, Skulpturen und farbigen Fenstergläser hat man damals entfernt. Wir müssen warten, bis wir die Kirchen- Moschee betreten dürfen - barfuß und mit bedeckten Schultern und Beinen, wie es der Koran gebietet. Wie in allen Moscheen sind die Gebetsteppiche in Richtung Mekka ausgerichtet. Der Moscheeraum gehört den Männern, für die Frauen ist ein eingezäunter Seitenbereich vorgesehen. Ein Teilnehmer meint, das erinnere ihn an bayerische Landkirchen, wo Männer und Frauen auch separat in der Messe sitzen würden. Mit der Rolle der Frau im Islam haben wir Christen jedenfalls Akzeptanzprobleme.

Nach einem kurzen Rundgang durch den alten Ortskern von Famagusta landen wir schließlich in der Petek Pastanesi, dem Zuckerwerk- und Tortenparadies Zyperns schlechthin. Hier wird in endlosen Vitrinen alles erdenklich Süße und Bunte einer orientalischen Patisserie zum Kauf angeboten. Die Schleckermäuler unter uns machen davon regen Gebrauch: Loukoumia, Fruchtgelee mit Rosenwasser und Puderzucker, Pastellaki aus Sesam, Erdnüssen und Honig, Baklavas, mit Mandelpaste und Zimt gefüllter Blätterteig in Sirup, Daktyla, mit Mandeln oder Walnüssen, Torten und Törtchen ohne Ende...

Nur wenige Schritte vom Zuckerbäcker entfernt steht der "Othello- Turm", eine Zitadelle, die Schauplatz von Shakespeares Drama um den "Mohren von Venedig" gewesen sein soll. Beweise gibt es dafür allerdings nicht.

Wir fahren nach Salamis, dem Ausgrabungsfeld einer Stadt, die in ihrer Größe und Pracht damals, ca 1200 v.Chr., ihresgleichen suchte. Manche Wissenschaftler sprechen von 100.000 Menschen, die hier gelebt haben sollen. Die Ausgrabungen waren bis zum Zypern- Konflikt schon einigermaßen weit gediehen, kamen dann aber abrupt zum Stillstand. Wir schlendern durch die Thermen, die Palästra, das Gymnasium und nehmen Platz auf den teilweise restaurierten Sitzreihen des Theaters. Holger liest aus Christine Brückners Buch „Wenn du geredet hättest Desdemona“ vor. „Nein Othello, ich werde nicht schweigen!“ sagt Desdemona und erbittet sich von ihrem mordlüsternen Mann eine Viertelstunde Gnadenfrist, um das zu sagen, wofür sie bis dato keine Gelegenheit hatte. Wir sind von der gut gewählten Textstelle in dieser Kulisse wirklich beeindruckt.

Nach soviel Kopflastigkeit gibt es jetzt erst mal was für den Bauch: In einem Strandrestaurant nehmen wir einen kleinen Imbiß und kühle Getränke zu uns.

Danach geht es weiter in den Nordteil von Nikosia, das hier eigentlich Lefkosa und im Südteil Lefkosia heißt. Wir laufen durch das Kyrenia- Tor in der alten Stadtmauer, vorbei am Kloster der tanzenden Derwische und der venezianischen Triumphsäule Richtung Demarkationslinie. Viele Straßen und Gassen enden hier unvermittelt vor Stacheldraht und Barrikaden. Das ist die "Green Line", die die Stadt wie einst Berlin in zwei Teile zersachneidet. Die Grenze wird von UNO- Blauhelmen überwacht. An einigen Stellen hat man Podeste für die Passanten errichte, die von hier auf die im Niemandsland stehenden Häuser- Ruinen blicken können. Die politische Führung Nordzyperns hat große Banner mit Parolen aufhängen lassen, die Friedensbotschaften verkünden und die Ablehnung der griechischen Republik Zyperns zur Wiedervereinigung beklagen. Kofi Annan, der UN-Generalsekretär, hat sich für dieses Ziel übrigens besonders engagiert, leider bisher vergeblich.

Als nächstes kommen wir zur großen Karawanserei, dem Büyük Han, wo damals die umherreisenden Kaufleute Station machten. Eine Innenbesichtigung ist heute nicht möglich, es ist Sonntagnachmittag. Kurz dahinter liegt das Büyük Hamam, ein türkisches Bad, dessen Eingang auf Kniehöhe, also auf ehemaligem mittelalterlichen Straßenniveaus liegt.

Unser Ziel ist jedoch die Selimiye- Moschee, die ehemalige gotische Sophienkathedrale. Hier ließen sich die Lusignans zu Königen von Zypern krönen. In der Moschee findet gerade eine Trauerfeier für einen Verstorbenen statt, die uns gebietet, unsere Neugier zurückzustellen. Eine Innenbesichtigung ist auch hier deshalb nicht möglich. Beerdigungen sind im Islam übrigens reine Männersache, Frauen haben dabei keinen Zutritt. Bestattet wird der Verstorbene nur in Leichentüchern gewickelt, nicht in einem Sarg. Eine Grabpflegekultur wie in christlichen Ländern gibt es auch nicht, nur ein schlichter Grabstein kennzeichnet die Stelle der Beisetzung.

Es ist später als geplant geworden. Wir treten den geordneten Rückzug an, soll heißen wir fahren nach Páno Plátres, einem Bergdorf über den Wolken in 1200 m Höhe im Troodos-Gebirge, das der griechische Nobelpreisträger G. Seferis mit dem Satz "The nightingales let you not sleep in Platres" bekannt gemacht hat. Dabei passieren wir u.a. die ehemaligen Serpentin- Abbauminen, deren zermahlenes Endprodukt Asbest bekanntlich viel menschliches Leid und Elend beim Abbau und in der Weiterverwendung verursacht hat. Die Straße geht über den Troodos- Pass mit seiner typischen Vegetation aus Krüppelkiefern, die sich aus Selbstschutz vor dem stetigen Wind gegen den Hang geneigt haben. Zudem sehen diese Kiefern aus, als habe man sie auf halber Höhe abgesägt. In Páno Plátres checken wir ein im Forest Park Hotel, inmitten eines Pinienwaldes. Dort wird für uns noch ein Dinner improvisiert.

Das Troodos-Gebirge ist das grüne Herz Zyperns. Es besteht aus sanften Hügelketten und tiefen Tälern - eine faszinierende Naturlandschaft, bewachsen mit Aleppo- und Troodos- Kiefern und gekrönt vom höchsten Berg der Insel, dem Olympos (1951 m)..

Tag 3, heute stehen die "Scheunendachkirchen" auf dem Programm, bei deren Erklärung Holger zur Höchstform auflaufen wird. Die Kirchen haben ihren Namen von den scheunenähnlichen Dächern, die sie gegen die Unbilden der Natur beschützten. Durch den Luftumzug in diesen Kirchen konnten die Wandmalereien außergewöhnlich gut erhalten bleiben.

In Galata holen wir im dörflichen Kafenion den Kirchenwächter mit dem Schlüssel ab. Den kurzen Stopp nutzen die Frauen aus unserer Reisegruppe für einen Toilettenbesuch. Die Blasenschwäche vieler weiblicher Mitreisender stellt sich während der Rundreise als Problem dar. Nach max. einer Stunde Busfahrt muss eine Toilette angesteuert werden, was insbesondere im Norden und im Troodos- Gebirge nicht immer einfach ist. Holger überlegt, ob er in nächster Zeit mal einen WC-Führer für ganz Zypern schreiben soll, so dass nachfolgende Gruppen sich besser orientieren können...

Unser erstes Kirchenziel ist die Panagía tis Podíthou aus dem 15. Jhdrt., die wie viele Kirchen von einem wohlhabenden Mann, hier Demetre de Coron, gestiftet wurden, der sich dann auch gleich in den Fresken verewigen lassen konnte. Diese Kirche wird durch den strengen byzantinischen Malstil geprägt, der in vielen Szenen die Lebensabschnitte von Jesus Christus und der Gottesmutter Maria darstellt. Die nie vollendeten Fresken sind sehr gut erhalten. Hier wie in allen anderen Kirchen herrscht strengstes Fotografie- und Videofilm- Verbot. Vordergründig wird dies durch den Schutz der Farben vor Blitzlichtgewittern begründet, nicht unerheblich ist aber auch der kommerzielle Hintergrund: Die zypriotisch-orthodoxe Kirche will über den Verkauf von Postkarten, Dias und Bildbänden eine weiter Einkommensquelle sicherstellen.

Nur kurzer Distanz entfernt liegt eine weitere Scheunendachkirche, die kleine Panagía Archangelos (Erzengelkirche) von 1514, deren Fresken etwas rustikaler wirken. Hier ist auch eine Besonderheit orthodoxer Kirchen zu beobachten, das Anbringen von Bändern am Dach zur Abwehr des "bösen Blicks".

Wir bringen den Kirchenwächter wieder zurück ins Kafenion und fahren anschließend nach Kakopetria. Der Ortsname bedeutet etwa "schlechter Fels" wegen der gelegentlich auf das in einem Tal gelegene Dorf herabstürzenden Felsbrocken. Wir durchstreifen den denkmalgeschützten Ortskern mit seinen restaurierten Balkon- Häusern, kaufen Mineralwasser und Postkarten. An der Poststelle warte ich geduldig bis der Postbeamte sein ausgiebiges Privattelefonat beendet hat und er mir Briefmarken verkauft. Neben dem normalen Porto muss immer eine zusätzliche 1-Cent-Flüchtlings-Sondermarke aufgeklebt werden. Zurück am zentralen Busparkplatz kaufe ich von einer Straßenhändlerin noch 1 Glas selbstgemachte Orangenmarmelade. Holger gibt einen aus, er verteilt Schnaps- Pinnchen mit dem aufgedruckten Inselrelief und schenkt einen "Zivania" aus. Das ist ein - meist selbstgebrannter - hochprozentiger Tresterschnaps. Mir schmeckt er jedenfalls, zumal es eine gute Medizin gegen jegliche Krankheit sein soll und ich unter einer starken Erkältung leide. Meiner Bitte, noch mal "bis zur Demarkationslinie" nachzuschenken, kommt Holger sichtlich erheitert gerne nach. Yammas!

Nachdem die Zählung der anwesenden Reiseteilnehmer im Bus deren Vollständigkeit bestätigt hat, ruft Holger regelmäßig nach einem Taxi. Das ist zunächst unverständlich, da uns Bus und Busfahrer Nikos doch während der gesamten Reise zur Verfügung stehen. Doch der Irrtum klärt sich schnell auf: Holger ruft Nikos jeweils "ndaxi" zu, was soviel wie "alles okay" bedeutet.

Unser nächstes Ziel ist die Scheunendachkirche von Asinou aus dem 12. Jhdrt., ein kunsthistorisches Juwel und UNESCO- Weltkulturerbe. Die Fresken der Kirche sind dank hervorragender Restaurationsarbeiten hervorragend erhalten. Holger erklärt uns die Darstellungen, nicht ohne einen gewissen Wiederholungseffekt. Aber Wiederholung kann ja auch Verstärkung sein.

Dann brechen wir auf zu unserer ersten kurzen Wanderung: Natur statt Kultur. Der Weg führt von Asinou nach Agio Theodoros. Die Hälfte des Weges geht es mehr oder weniger stetig bergauf durch eine bewaldete Berglandschaft, danach bergab. Wegen meiner Erkältung fehlt mir die "halbe Luft", es ist ziemlich beschwerlich für mich. Andere bewältigen die 2- stündige Strecke mit Bravour.

Zurück im Forest Park Hotel lädt uns einer der beiden älteren Besitzer, ein Grandseigneur alter Schule, zu einem abendlichen Aperitif ein. Bei einem Glas Commandaria, einem Sherry- ähnlichen Wein Zyperns, und Canapés heißt er uns willkommen und erzählt von der Geschichte dieses Familien- geführten Hotels. Das Forest Park (ich bin immer wieder versucht, Forest Gump Hotel zu sagen) schmückt sich mit zahlreichen ehemaligen prominenten Gästen, u.a. Willy Brandt, Vivian Leigh und König Faruk von Ägypten, auf den die Erfindung der Cocktails "Brandy Sour" zurückgeht. Faruk soll den damaligen Barkeeper des Hotels gebeten haben, für ihn einen Cocktail zu erfinden, der aussehen sollte wie ein Eistee, jedoch Alkohol zu beinhalteten habe. Der Barkeeper löste die Aufgabe mit der bis heute beliebten Mischung. Obwohl der alte Hotelier völlig anders aussieht, erinnert er viele von uns wg. seiner langsamen Sprechweise an Freddy Frinton in "Dinner for One". Dann geht es zum gewohnten mehrgängigen Dinner, das aber eher nicht mit Sternen oder Kochmützen dekoriert ist.

4. Tag, der heutige Tag "steht zur freien Verfügung". Das klingt für Individualtouristen wie mich etwas suspekt, meint aber nur, dass jeder im voraus weiß, dass er an diesem Tag machen kann, was er will. Die Hälfte der Gruppe geht wandern oder nutzt die Wellness- Einrichtungen des Hotels. Ich fahre mit der anderen Hälfte in den griechischen Südteil der geteilten Hauptstadt Nikosia. Wir steuern die Sammlungen des Zypern- Museums an, wo uns die fachkundige einheimische Führerin Maria erwartet, die in recht gutem Deutsch Erklärungen zu den einzigartigen Exponaten aus neolythischer, griechischer, römischer und byzantischer Zeit gibt. Hier finden wir auch die Marmor- Schönheit "Aphrodite von Soli". Als Göttin der Schönheit, der Liebe und der Fruchtbarkeit zählte Aphrodite zu den am meisten verehrten Göttinnen des Olymp. Zypern ist in der antiken Mythologie als Insel der Aphrodite eingegangen.

Weiter geht es zum Erzbischöflichen Palais. Hier, wie auch an großen Kreuzungen in den Städten hat man große Ostereier, Osterhasen und Hühner aus Plastik aufgestellt, die nachts sogar beleuchtet werden. Ostern wird auf Zypern allerdings eine Woche später als bei uns gefeiert.

Derzeitiges Oberhaupt der Kirche Zyperns ist der hochbetagte Erzbischof Chrysostomos, der sehr krank sein soll. Sein Amtsvorgänger Makarios III. war es, der den entscheidenden Schritt Zyperns in die Unabhängigkeit umsetzte und auch gleich zum ersten Präsidenten der Republik Zypern gewählt wurde. Leider hatte er durch seinen wechselhaften Regierungskurs aber auch einen nicht unerheblichen Anteil am Einmarsch türkischer Truppen und der darauf folgenden Teilung der Insel (Zypernkonflikt).

Wir besichtigen die Johanneskathedrale, die Krönungskirche der Erzbischöfe, die im Vergleich zu katholischen Kirchen eher eine Kapelle ist. Maria und Holger wechseln sich mit Erklärungen ab. Draußen vor der Tür verkauft an einem Andenkenstand die greise Schwester von Makarios touristischen Tand.

Unmittelbar neben der Johanneskathedrale liegt das Ikonenmuseum mit Zyperns kostbarster Sammlung religiöser Malerei, wo wir in die Feinheiten der Ikonologie eingeweiht werden. Die sehr interessanten Ausführungen unserer beiden Experten lassen uns die Gemälde mit fachkundigem Auge betrachten. So höre ich erstmals, dass es bei der Darstellung Marias mit dem Jesuskind auf die Kopfhaltung und Blickrichtung ankommt, um daraus ableiten zu können, ob die jeweilige Madonna die Darstellung der Demut, der Barmherzigkeit oder der Wegweisung Mariens ist.

An den Museumsbesuch schließt sich ein Bummel durch die teils verfallenen Gassen mit ihren alten Handwerksbetrieben in den Hinterhöfen und Läden an der Green Line an. Hier gibt es Kerzenzieher, Schuster, Oldtimer-Kfz- Werkstätten, Sargmacher, Bäcker und mehr zu bestaunen. An den Straßenbarrikaden der Demarkationslinie hängen junge Soldaten ihren Dienst ab. Viele von ihnen haben ihre Schulzeit in England verbracht und sprechen nur wenig griechisch. An und um die Posten ist fotografieren und filmen natürlich strengstens verboten. Wer sich nicht dran hält, wird wohl auch nicht gleich erschossen, bekommt aber Ärger.

Ledra ist der älteste Name der Stadt und gleichzeitig der Name der Haupteinkaufsstraße. Hier schlendern wir entlang und lassen uns dann in den belebten Gassen des Altstadtviertels Laiki Yitonia zu einem Mittagsimbiss nieder. Üblicherweise wählt man einen Bauernsalat, pur, mit Fetakäse oder mit Thunfisch. Sehr beliebt ist auch der typisch zypriotische Halloumi- Käse, der in Scheiben geschnitten gegrillt oder gebraten serviert wird. Schmackhaft sind natürlich auch Sardinen, die gegrillt oder fritiert serviert werden und mit Kopf und Schwanz verzehrt werden können. Dazu trinkt man einen leckeren Rotwein von der Insel oder die hiesigen Biersorten KEO, LEON oder Carlsberg.

Die Rückfahrt zum Forest Park Hotel führt westwärts durch eine fruchtbare Ebene entlang der Demarkationslinie, die zwar bewacht wird, aber nicht durchgehend vermint oder mit Stacheldraht markiert ist. Dies ist eine Besonderheit gegenüber der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Hier auf Zypern bildet die Angst, beim Übertreten der Grenzlinie als Angehöriger der gegnerischen Landsmannschaft erkannt zu werden, einen natürlichen Grenzwall. Die Behörden der türkischen Seite Zyperns haben mit farbigen Steinen in die Berghänge eine überdimensionale türkische Flagge sowie - als Negativprint davon - die der Türkischen Republik Zypern legen lassen. Beide sind weithin sichtbar und stellen eine Provokation für die griechisch- zypriotische Seite dar. Holger liest während der Fahrt vor aus Lotti Hubers Reisehandbuch "Diese Zitrone hat noch Saft".

Zurück in Páno Plátres steht ein besonderes Abendessen bevor. Am Abend fährt uns Nikos zu einem Restaurant, das den Charme einer Bahnhofsgaststätte hat und dessen Besitzer er offenbar gut kennt. ;-) Hier wird uns ein typisches zypriotisches Meze- Essen serviert, das aus bis zu zwei Dutzend kleinen Speisen besteht, die nach und nach serviert werden. Dazu wird der hiesige Landwein und Wasser sowie Zivania, der Tresterschnaps, getrunken. Nichts besonderes, aber mit dem Charme des ursprünglichen. Die Famile des Besitzers speist am Nachbartisch.

Das Meze- Essen ist aus dem früheren Brauch entstanden, dass Landarbeiter sich etwas von zuhause zum Essen auf die Felder mitgebracht haben und diese Speisen dort geteilt haben. Eine Besonderheit der zypriotischen Küche ist z.B. die Loukanika, die typische gewürzte Wurst aus Schweinefleisch, die in Rotwein eingelegt wird bevor sie geräuchert wird. Loukanika schmeckt frittiert wie auch gegrillt. Die meisten anderen Speisen dieses Meze kennen wir aus Griechenland.

5. Tag, über Phini nach Paphos.

Bevor wir das Troodos-Gebirge verlassen, besuchen wir in Phini das Töpfermuseum von Theofanes Pilavakes, einem Unikum sondergleichen. Der alte Herr kennt Gott und die Welt, alle möglichen Promis nennt er "my friend", verheiratet war er auch schon zig mal. In seinem dörflichen Privatmuseum präsentiert er vor allem die damalige Herstellung von Pitharias. Das sind mannshohe Vorratskrüge für die Einlagerung von Korn, Wein oder Öl. Eine Besonderheit demonstriert er mit einer Freiwilligen aus unserer Gruppe: Eine Pitharia diente nämlich auch als "Sauna" für Mütter nach der Geburt. Die Frauen nahmen darin mehrfach rituelle Schwitzbäder und wurden anschließend massiert damit sie schnellstmöglich wieder den ursprünglichen Zustand des Körpers vor der Schwangerschaft zurückgewannen. Herr Pilavkes ist mit einer von seinem Bruder hergestellten Pitharia auch im Guiness Buch der Rekorde vertreten.
Holger spendiert im dörflichen Kafenion eine Erfrischung, rotes Rosenwasser mit Soda, sehr süß und nicht jedermanns Sache.

Unser weiterer Weg hinunter zum Meer führt durch ursprüngliche Täler in das Weinbauerndorf Omodos. Auf den letzten Kilometern dorthin zieht der Bus eine Rauchfahne aus dem Motorraum hinter sich her, was nichts Gutes bedeuten kann. Nikos setzt uns in Omodos ab und fährt weiter nach Limassol, wo er den Bus reparieren lassen will.

Omodos ist das Vorzeigedorf, das Weindorf Zyperns, das schon fast wieder zu schön restauriert wurde um noch authentisch zu wirken. An die zentrale Platia schließen sich Gäßchen mit Souvenirläden, Glas-, Gewürz- und Tischdecken- Geschäften, Weinkellern und kleinen Restaurants an. In einem der Restaurants lassen wir uns nieder um auf Nikos zu warten. Vorher schauen wir noch in die Klosterkirche Timiou Stavrou, die neben Splittern vom Kreuz Jesu auch die Schädelreliquie des Apostels Philippus beheimatet.

Nikos hat es geschafft. Der Bus läuft wieder einwandfrei und bringt uns nach Paphos ins dortige Athena Beach Hotel. Obwohl der Veranstalter Studiosus für uns Zimmer mit Meerblick gebucht hat, werden wir hier zunächst mit Restanten abgespeist: Zimmer mit Blick auf Mauern, Wirtschaftsräume und Hinterhof oder mit Ausrichtung zur unmittelbar vor dem Hotel liegenden Hauptverkehrsstraße. Da Studiosusreisen nicht gerade zu Schnäppchenpreise gebucht werden, akzeptieren wir die Zimmerzuteilung nicht, was in der Folge zu einem stetigen Zimmerwechsel führt. Dieses große Hotel ist nicht zu empfehlen, auch die Qualität des Frühstücks- und Abendbuffets ist eher im unteren Durchschnitt vergleichbarer Hotels anzusiedeln!

Nach dem Abendessen suchen einige von uns noch die Hotelbar auf, wo ein Country- Gitarrist sein Bestes gegeben haben soll. Ich begebe mich auf direktem Weg zum Matratzenhorchdienst, da mir meine Erkältung weiter zu schaffen macht. Ich werde mir noch eine ordentliche Sinusitis und Mittelohrentzündung nach Hause mitnehmen...

Tag 6: Wir erleben einen Tag in Paphos, der Stadt die zwar ein bedeutendes kulturhistorisches Erbe vorzuweisen hat, ansonsten aber völlig austauschbar ist mit anderen Mittelmeer- Touristenzentren. Unmittelbar am alten Hafen mit seinem auf der Mole errichteten osmanischen Fort erstreckt sich ein spektakulärer Archäologischer Park. Hier hat man die Ruinen der alten Stadt Nea Paphos ausgegraben und ist dabei auf Mosaiken gestoßen, die es zu Weltruhm gebracht haben. Vier alte römische Villen, die jeweils nach den dort vorgefundenen Bodenmosaiken benannt wurden, können besichtigt werden. Es sind dies die Häuser des Dionysos, des Orpheus, des Aion und des Theseus. Man hat Schutzpavillions über den Ausgrabungen errichtet. Wir lassen uns von Holger die Bedeutung der dargestellten Personen aus der griechischen Mythologie erklären und bestaunen die Kunstfertigkeit der damaligen Mosaizisten.

Zwei Kilometer nördlich von diesem Ruinenfeld liegen die sogenannten "Königsgräber", worin allerdings nie Könige, sondern hohe Beamte und reiche Kaufleute bestattet wurden. Es handelt sich um eine Nekropole mit nach unten in den Fels gehauenen Grabkammern, die teilweise wie kleine Tempel mit Säulen ausgearbeitet wurden. Experte Holger spricht von Peristylgräbern. Wir steigen hinab und schauen uns die Felsnischen an, in die man die Toten legte.

Anschließend gehts weiter zur alten Kreuzkuppelkirche Agia Kyriaki Chrysopolitissa, die auf den Grundmauern einer riesigen frühchristlichen Basilika gebaut wurde. Auf dem Gelände findet sich auch die sogenannte Paulussäule, an die der Apostel gebunden und dann ausgepeitscht worden sein soll - so jedenfalls die Legende.

"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" zitiert Holger Karl Valentin. Das können wir in Bewunderung der archäologischen Leistungen auf Zypern nur bestätigen.

Auch Tag 7 steht ganz im Zeichen der Archäologie. Wir fahren zunächst nach Kolossi mit dem erhalten gebliebenen massiven Befestigungsturm des einstigen Johanniter- Kastells. Hier auf Zypern befand sich der Hauptsitz des Ordens bevor er nach Rhodos und später nach Malta verlegt wurde. Heute begleitet uns Stavri, eine hiesige Fremdenführerin, die uns auf charmante Art die notwendigen kulturhistorischen Erklärungen liefert. Wir ersteigen über eine schmale Wendeltreppe die oberste Plattform des Turms, von wo aus man einen guten Ausblick auf das fruchtbare Umland hat. Hier hatten die Johanniterritter große Plantagen mit Zitrusfrüchten angelegt und u.a. auch den süßen Commandaria- Wein angebaut. Dieser Dessertwein wird jetzt hier von uns aus kleinen Pinnchen verkostet. Er schmeckt ähnlich einem Sherry.

Von Kolossi aus fahren wir zu den spektakulären Ausgrabungen des antiken Stadtkönigtums Kourion.

Das stark zerstörte Theater wurde Mitte des letzten Jahrhunderts ausgegraben und rekonstruiert, allerdings nur bis zur Hälfte der einstmals 3.500 Menschen fassenden Sitzreihen. Auch das rekonstruierte Halbrund, das zum Meer hin offen ist, hat eine perfekte Akustik. Im Originalzustand ging der Blick der Zuschauer jedoch nicht auf das Meer, sondern auf eine Bühnenwand, die bis zur Höhe der obersten Sitzreihen hinaufragte. Stavri fragt die Gruppe, ob jemand vielleicht ein Lied singen möchte. Es finden sich weder Sänger noch Sängerin, woraufhin Stavri sich selbst auf das Bühnenrund, die Orchestra, stellt und ein griechisches Volkslied zum besten gibt - eine nette Demonstration..

Gleich neben dem Theater liegt unter einem Schutzdach das Haus des Eustolios bzw. das, was noch davon vorhanden ist. Die prachtvolle römische Villa besaß 35 Räume und eine Thermenanlage. Die Mosaike, die wir von Stegen aus betrachten können, sind schon vom Christentum geprägt. Einige Schritte weiter finden sich Überreste einer großen frühchristlichen Basilika, das römische Forum, das Haus des Archilles und das Haus der Gladiatoren - letztere jeweils nach den Motiven der dort gefundenen Mosaiken benannt.

Mit dem Bus geht es ein kurzes Stück weiter zum Apollo- Hylates- Heiligtum. Wir betreten das Gelände durch einen blühenden Garten und kommen zunächst zur Palästra, einer Übungsstätte für Ringkämpfer aus der römischen Zeit. Dann stoßen wir auf das sogenannte Baumheiligtum, wo sieben tief in den Fels gehauene Löcher zu sehen sind, in denen vermutlich die heiligen Bäume standen, die man umtanzte. Apollo Hylates wurde nämlich als Gott der Wälder verehrt. Das Heiligtum bestand bis Ende des 4. Jhdt., als Theodosius der Große die heidnischen Kulte verbot.

In der Nähe von Kourion liegt ein sehr schöner Strandabschnitt, wo wir in einer der großen Tavernen einen Imbiss zu uns nehmen. Eine Mitreisende nutzt den Mittagshalt für ein Bad im Meer, das zu dieser Jahreszeit noch eine erfrischende Temperatur hat..

Passenderweise folgen als nächstes Ziel die Aphrodite- Felsen am Strand Petra tou Rominou. Hier soll Aphrodite ("die Schaumgeborene") dem Meer entstiegen sein. Der Strand hier ist übersät mit großen Kieseln, was uns vermuten läßt, diese seien von einem Baumarkt hier angeschüttet worden. Wie unromantisch! Die Kiesel sind natürlichen Ursprungs. Der legendenumwobene Strandabschnitt lädt geradezu zum Baden ein. Holger meint, bei etwas wärmerem Wasser seien hier vor allem russische Aphroditen anzutreffen.

Auf dem Rückweg nach Paphos schauen wir noch in in Yeroskipos in eine der beiden Mehrkuppelkirchen Zyperns. Den Nachmittag nutzt jeder von uns individuell mit Strandspaziergang, Bummel durch den Ort oder einfach nur relaxen.

8. Tag, heute ist viel Natur angesagt. Unser Ziel ist die kaum besiedelte Akamas-Halbinsel, ein grünes und blühendes Juwel. Am Straßenrand sammeln Männer Kapern von den dort wild wachsenden Sträuchern. Wir fahren durch den kleinen Ort Droúseia, in dem zurückgekehrte einstige Auswanderer ein kleines Hotel gebaut haben, wo sie dann lebten bis ihre alten Häuser fertigrenoviert oder neue gebaut waren. Heute übernachten dort Touristen.

Vom Küstenort Latsí aus fahren wir mit einem kleinen Ausflugsschiff bei traumhaftem Wetter ein kurzes Stück entlang der Nordküste. Dabei passieren wir auch das von einem ehemaligen zypriotischen Außenminister mitten in einem geplanten Naturschutzgebiet errichtet Luxushotel Anassa - Knallharte ökonomische Interessen haben über den Naturschutz gesiegt. Die Strände der Halbinsel sind Brutgebiet der seltenen Meeresschildkröten.

In der Nähe einer Stelle, die Aphrodites Liebesquelle, Fontana Amorosa, genannt wird, läßt uns der Bootsführer aussteigen. Das Wasser der felsigen Küste leuchtet in der Sonne in hellem Türkis, ein traumhafter Anblick, insbesondere im Kontrast zu dem satten Grün der Pflanzenwelt. Die folgende Wanderung durch eine bizarre Felsenwelt und blühende Vegetation gehört sicher zu den Highlights dieser Tage. Wir laufen entlang der Küste, teilweise auf einem Höhenweg, teilweise direkt am Wasser. Diesmal nutzen gleich drei Mitglieder unserer Gruppe einen Halt für ein erfrischendes Bad. Anschließend werden mitgenommene Plätzchen, Nüsse und Zuckerwerk untereinander verteilt. Hier auf der Akamas- Halbinsel gibt es die 3 km lange Avákas- Schlucht, die laut Holger einen Vergleich mit der 6 mal so langen Samariaschlucht auf Kreta nicht scheuen muss. Leider hat die Zeit für uns nicht für einen Besuch gelangt. Ziel der Wanderung ist das "Bad der Aphrodite", ein natürliches Wasserbecken mit einer Quelle unter einem Felsüberhang. An dieser Stelle hatte Aphrodite ein heftiges Liebesabenteur mit Akamas, dem Sohn des Theseus. Das Wasser soll wie ein Liebestrank wirken, erzählt man. Aphrodite war ja bekanntlich kein Kostverächter...

Nach einer Mittagspause fährt uns Nikos mit dem Bus zum Höhlenkloster Agios Neophytos. wo der Hl. Neophytos eine Eremitenhöhle nebst kleiner Kapellenhöhle in den Fels grub. Beide Höhlen sind äußerst eng und gerade groß genug zum Aufenthalt für eine Person. Die Felswände der Höhlen sind mit byzantinischen Fresken ausgemalt, die den Heiligen zusammen mit den beiden Erzengeln und vor Christus kniend zeigen. Auch hier herrscht aus den bereits erwähnten Gründen Fotografierverbot, ich mache trotzdem ohne Blitzlicht ein Foto mit der Digitalkamera. Auch die Klosterkirche in unmittelbarer Nähe ist sehenswert. Sie beherbergt bedeutende Reliquien, u.a. den Schädel des Heiligen. Dem Kloster ist ein Shop angeschlossen, in dem man typische Landesspezialitäten erwerben kann wie z.B. Honig, eine Art Marzipan, eingelegte Walnüsse und Früchte, Marmeladen, Nüsse, Wein, Brandy, Tsivania und Soudzouko. Letzteres sind auf Schnüre gezogene Nüsse, die man immer wieder durch eingedickten Traubensaft zieht, bis sich eine feste fruchtgummiartige Masse um sie gebildet hat.

Am Abend feiern wir unseren Abschied von Zypern in einem Lokal, das sich auf „Meze-Essen“ spezialisiert hat. Es wird aufgetischt, dass sich die Tischplatte biegt.

Ich werde kurz vorher gebeten, eine Dankesrede an Holger zu halten und ihm den gesammelten Trinkgeldbetrag zu übergeben. Das mache ich gern, doch wie anfangen? Ich "oute" mich als vermeintlicher Reisetester, der vom Veranstalter dafür bezahlt wird, die Qualität seiner Reiseleiter zu überprüfen. Natürlich beruhige ich Holger gleich damit, dass ich nur höchstes Lob konstatieren könne. Er habe uns nicht mit einem kulturhistorischen Tsunami überrollt, sondern auf sehr sympathische Weise mit der höchst interessanten Geschichte der Insel bekannt gemacht. Meine Eröffnung ist wohl sehr glaubwürdig. Obwohl ich die Behauptung sofort widerrufe, siezt Holger mich fortan auffällig förmlich und fragt wiederholt nach, ob ich nicht doch ein "Tester" sei. Sollte eigentlich nur ein Gag sein.... Na ja, wir haben unseren Spaß gehabt und Holgers Reiseleitung war wirklich klasse. Nikos, der Busfahrer, wird von einer seiner beiden Favoritinnen unter den mitreisenden Damen mit Trinkgeld und Küßchen verabschiedet. Da werd ich schon ein wenig neidisch...

9. Tag, es ist Ostersonntag - zumindest bei uns zuhause, denn auf Zypern feiert man ja erst am nächsten Sonntag. Der Rückflug steht an, aber erst am Nachmittag. Deshalb nutzen wir den halben Tag noch für einen Besuch Larnakas. Wir besichtigen die prächtige Lazaruskirche mit ihrer goldenen Ikonostase. Vor der Kirche werden an Marktständen allerlei Nüsse und Zuckerwerk verkauft. Der Abschied von der hübschen Meeres- Promenade von Larnaka fällt uns schwer.

'Jassu Kypros! Es war eine schöne Zeit!


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Zum Schluß wie gewohnt meine Reiseführer- Empfehlungen: (ein Klick auf den Buchtitel führt Euch zur Direktbestellung bei amazon.de)

Der "Baedeker- Reiseführer Zypern" ist von bewährter Qualität: Hier finden sich Informationen zu Natur, Kultur und Geschichte ebenso wie eine umfassende Beschreibung der Orte und Sehenswürdigkeiten. Auch ein großer Teil mit praktischen Tipps fehlt nicht. Ergänzt wird der Band mit einer großen Zypern- Karte. Der Baedeker ist der Universalist.

Eine noch bessere Karte gibt es aus dem world mapping project des Know-How-Verlages. Sie ist aufgefaltet 60x92cm groß, auf Polyart gedruckt und damit wasserfest und sehr stabil. Die Karte ist sehr detailliert, GPS- tauglich und für Individualreisende einfach unentbehrlich.

Wer mehr über spezielle Themen wie z.B. die Ursachen für die Teilung Zyperns oder Wissenswertes über die zypriotische Küche erfahren möchten, dem empfehle ich das "Reise- Handbuch Zypern" aus dem Unterwegs Verlag. Die Autorin, Ariane Martin, schildert in diesem Band in einer erfrischend subjektiven Darstellung ihre Sicht der Insel. Das Buch ist nicht der perfekte Reiseführer, aber gerade seine Individualität hebt ihn aus der Schar der einschlägig bekannten Reihen hervor. Das macht ihn zum Geheimtipp!

Und wer sich schließlich in der Götterwelt Griechenlands und Zyperns besser auskennen möchte, sollte das sehr empfehlenswerte Taschenbuch "Griechische Mythologie" von Reiner Abenstein aus der UTB-Reihe KulturKompakt dabeihaben.


*Maps courtesy of www.theodora.com/maps used with permission.