Es
ist Ende Februar 2005, arktische Kälte liegt über Europa,
da sollten sich die Kanaren als warme Alternative anbieten. Mein spontan
gewähltes Ziel ist die Insel La Palma, von den Einwohnern
"Isla Verde" - die Grüne - oder auch "Isla
Bonita" - die Schöne - genannt. Wegen ihrer üppigen
Vegetation und Topografie haben besonders die Wanderer unter den Touristen
die Insel ins Herz geschlossen. Nicht in allen Winkeln der Insel trifft
man auf subtropische Vegetation, es ist die Vielfalt der Landschaft,
die beeindruckt.
Wie ich erst unmittelbar vor Reisebeginn erfahre, befindet sich gerade diese Insel nach der entsetzlichen Flutkatastrophe in Südostasien im Fokus der Tsunami- Forscher. Früher oder später soll die Westflanke La Palmas, der Höhenzug der Cumbre Vieja, wegen der nach wie vor vorhandenen vulkanischen Aktivität ins Meer abrutschen und einen Super- Tsunami mit einer riesigen Welle auslösen, die bis zur Ostküste der USA alles küstennahe Leben vernichten wird. Nun, ich wünsche mir jedenfalls viel Glück für meinen Aufenthalt auf La Palma, als Urlaubslektüre habe ich mir den Umwelt- Thriller "Der Schwarm" eingepackt, irgendwie passend also...
Aber erst mal hinkommen. Der Charterflieger landet am Vormittag planmäßig auf Fuerteventura zwischen, nur geht es nicht weiter: Der kleine Airport von La Palma ist wegen schwerer Sturmböen von über 120 km/h gesperrt. Das bleibt er auch für den Rest des Tages, so dass die Fluggäste unfreiwillig eine Übernachtung auf Fuerte einlegen müssen, natürlich auf Kosten des Veranstalters und der Fluglinie. Man glaubt gar nicht, welchen Tanz manche Betroffene auf der Suche nach Verantwortlichen machen... Am nächsten Morgen ist ein Weiterflug nach Teneriffa-Süd vorgesehen um von dort mit der Fähre nach La Palma überzusetzen. Unverhofft bessert sich jedoch dort das Wetter, so dass ein direkter Anflug möglich wird. Die Durchsage des Piloten "Wir versuchen es mal" sorgt dann doch für einige Irritationen...
Am
Airport übernehme ich meinen vorgebuchten Mietwagen, der mich während
der nächsten Tage an viele sehenswerte Stellen der Insel bringen
wird. La Palmas schmale Straßen bestehen eigentlich nur aus Kurven
bzw. Serpentinen. Über den 3. Gang kommt man selten hinaus, meist
fährt man bergrauf und -runter im zweiten. Die Polizei mag es überhaupt
nicht, wenn eine durchgezogene Mittellinie überfahren wird. Das
sollte man im Interesse der eigenen Sicherheit auch tunlichst unterlassen,
insbesondere vor nicht einsehbaren Kurven. Selbst wenn einem in den
letzten 5 min kein Fahrzeug entgegengekommen ist, in der nächsten
Kurve passiert es! Autofahren auf La Palma ist übrigens günstig:
Der Sprit kostet im Frühjahr 2005 nur 0,65 € für den
Liter Super, also fast die Hälfte vom deutschen Preis!
Zunächst
konzentriere ich mich auf die kleine Hauptstadt Santa Cruz, die
einmal eine bedeutende Hafenstadt in Europa war. "S/C de La Palma"
lag genau auf dem Weg zwischen den westlichen Kolonien der Spanier und
Europa, verlor ihren bedeutenden Rang als Zollstation und Gerichtshof
aber später an Teneriffa. Damals mussten alle Schiffe aus
Amerika ihre Waren
deklarieren
und Abgaben entrichten.
Heute findet man nur noch wenige historisch interessante Gebäude in der Stadt, wie z.B. die Kirche El Salvador, das gegenüberliegende alte Rathaus oder die Balkonhäuser an der Uferstraße. Santa Cruz war zudem ein beliebtes Ziel von Seeräubern.
In einer der Tapas- Bars an der Uferstraße, wo tagsüber die beliebten Häppchen der spanischen, besonders aber der kanarischen Küche angeboten werden, gönne ich mir einen Imbiß. Ich bestelle "Queso blanco con mojo" - geräucherten palmerischen Ziegenkäse (aus Frischmilch) mit grüner Mojo- Sauce und Weißbrot. Es ist immer wieder erstaunlich, dass gerade die einfachen, unverfälschten Zutaten einen ganz besonderen Hochgenuß bedeuten können.
La
Palma ist für seine Paprikasaucen bekannt, die sogenannten "Mojos"
(gesprochen: mochos). Roten und grünen Mojo gibts bei den
Inselbewohnern seit eh und jeh zu Kartoffeln, Fisch und Fleisch. Roter
Mojo wird aus den getrockneten roten, scharfen Schoten zubereitet, grüner
aus frischen grünen. Hinzu kommen in beiden Fällen gutes Öl,
Essig, Knoblauch, Salz und Kreuzkümmel. Roten Mojo ißt man
zu Fleisch und grüner Mojo wird zum Fisch serviert. Bei den fertigen
Mischungen gibt es starke Preis- und Qualitätsunterschiede, abhängig
von den verwendeten Zutaten; die Virginia Mojo Palmero Normal (Picón)
- ist die mit Abstand beste Mojo in Gläsern und ein empfehlenswertes
Mitbringsel.
Auf der Straße Richtung Los Canarios liegt bei Hoyo de Mazo die Töpferei "El Molino". Hier werden in kunstvoller Handarbeit Reproduktionen der feinen, mit Linien verzierten Keramik der Ureinwohner hergestellt. Die Tongefäße werden mit den auf der ganzen Insel auf Felsen zu findenden Linienmustern versehen.
Etwas
weiter die Straße entlang stößt man auf die Höhlenwohnungen
von Belmaco, wo im 17. Jahrhundert die ersten Felsbilder (Petroglyphen)
auf den Kanaren entdeckt wurden. Die Auswertungen führten zu der
Erkenntnis, dass die Ureinwohner La Palmas, die Benahoaritas, wohl von
einem Berberstamm aus dem Saharagebiet abstammten. Aber man weiß
bis heute wenig über die Benahoaritas. Die eingerichtete Museums-
Anlage kann in Belmaco auf einem kleinen Rundgang besichtigt werden.
In der Unterführung, die zu den Höhlen führt, hat man
einen Bewegungsmelder installiert, der dafür sorgt, dass der Besucher
per Tonband mit den Lauten von Ziegen, Schweinen, Hunden und Hähnen
begrüßt wird. So oder ähnlich muss die tägliche
Geräuschkulisse auch bei den hier lebenden Ureinwohnern gewesen
sein.
An der Südspitze der Insel liegen die Vulkane San Antonio und Teneguia (gesprochen: Tenegia). Letzterer spuckte noch 1971 Rauch und Asche in die Luft - ein Schauspiel, das La Palma fast einen Monat lang in Atem hielt. Für die Besichtigung der Vulkane wurde ein Besucherzentrum nahe am Krater des San Antonio angelegt, wo es einige Informationen über die vulkanischen Aktivitäten auf der Insel gibt. Von hier aus kann man auf einem kurzen Fußweg den Kraterrand des San Antonio erwandern und auch einen Blick auf den Teneguia werfen bzw. diesen auf einem weiterführenden Weg ebenfalls erforschen. Dabei geht der Weg vorbei am Roque Teneguia, dem ockerfarbenen Felsrest eines alten Vulkanschlots - ebenfalls eine mit Felsbildern verzierte Kultstätte der Ureinwohner.
Etwa 30 Jahre nach dem letzten Ausbruch hat man in kurzer Entfernung vom Teneguia die umstrittene Hotelanlage der beiden Princess****- Hotels mit 9 großen Pools gebaut. Sie ist an diesem Standort - wie auch auf dem Rest der Insel - etwa so deplaziert wie ein neues Disneyland auf dem Mond. Leider habe ich bei meiner kurzfristigen Urlaubs- Entscheidung versehentlich genau diese Anlage als Quartier gebucht. Die Princess- Hotelanlage ist nur Freunden eines (Ghetto- bzw.) Club- Badeurlaubes zu empfehlen - aber dafür muss man nicht fast 5 Stunden fliegen. Von/bis Flughafen Santa Cruz ist es nochmal fast 1 Std. Fahrtzeit bis zum A... der Welt.
Rund
um die Vulkane gibt es in Küstennähe besonders viele Bananenplantagen,
die als häßliche Gewächshäuser die Landschaft verschandeln.
Dieser Teil der Insel hat die meisten Sonnenstunden. Die Plantagen
wurden terassenförmig mit hohen Windschutzmauern oder Zäunen
gebaut und rundum mit weißen Folien abgedeckt. Dazwischen hat
man große Wassersammelbecken zur Bewässerung der Gewächshäuser
angelegt. Das sieht alles nicht gerade sonderlich schön aus, ist
aber wohl zweckmäßig. Ebenso wie die fast überall auf
der Insel überirdisch verlegten Wasserrohre. Schön anzuschauen
ist dagegen allerdings die Staude der begehrten Frucht.
In dieser Region wie an manchen anderen strandnahen Abschnitten müßte La Palma in Würdigung der praktizierten Monokultur eigentlich besser La Banana (oder besser, spanisch: La Platana) heissen.
Hier am Fuße der Vulkane
sieht es aus wie auf dem Mond. Inmitten von Lava, Asche, Schlacke und
Staub in allen erdenklichen Ausformungen und Mahlgraden gibt es in manchen
kleinen Buchten vereinzelt Kioske, an denen man bei einem Glas Dorada (so heißt die kanarische Biermarke) gegrillten Fisch essen kann.
Spektakulär sind die beiden Leuchttürme von Fuencaliente (der
Ort hat sich übrigens umbenannt in "Los Canarios") und
eine Salinen- Anlage zur Meersalzgewinnung gelegen. Die Vulkanlandschaft
gibt nur wenigen robusten Pflanzen eine Chance zum Anwachsen. Insgesamt
hat dieser Teil La Palmas einen eigenartig schroffen Charme, der den
Besucher für sich einnimmt.
Weiter oben, rund um Los
Canarios wird seit langem erfolgreich Wein angebaut, der überall auf der
Insel unter der Marke "Teneguia" verkauft wird. Der
Rote (besonders gut ist der "Negramoll Crianza" )
hat eine ausgewogen milde, samtige Struktur, der Weiße und der
Rosè sind - gut gekühlt - bekömmliche Tischweine mit
wenig Säure.
Am nächsten Tag erkunde ich die Westseite der Insel und fahre entlang der Cumbre Vieja Richtung Los Llanos de Aridane. Die Straße windet sich hoch über der Küste durch unterschiedliche Landschaften: Pinienwald, Weinstöcke auf kargem Gestein, erkaltete Lavaströme und Kakteenfelder.
Der
aus Mexiko eingeführte Feigenkaktus, ist die Wirtspflanze für
Schildläuse, die hier cochinillas genannt werden. Aus ihren
Larven wird ein purpurroter Farbstoff gewonnen, der bis zur Einführung
chemischer Farben ein gutes Geschäft für die Insulaner bedeutete.
Heute ist diese Erwerbsquelle für La Palma völlig unbedeutend.
Allerdings wird der Läusefarbstoff noch heute bei der Produktion
von Campari Bitter eingesetzt. Na dann: Prost!.
Die Frömmigkeit der überwiegend römisch- katholischen Insulaner kommt auch durch die an vielen Orten anzutreffenden kleinen Andachtsstellen mit Blumen- und Kerzen- geschmückten Madonnen aller Art zum Aussdruck. Hier zwischen den Kakteen hat man am Straßenrand eine Plastikmadonna als Stätte der stillen Fürbitte aufgestellt.
Ein Abzweig von der Küstenstraße führt zum Meer nach Puerto de Naos, dem größten Badeort und Strand auf La Palma. Die Hotel- und Apartmentanlagen sind in engen Straßen in die kleine Bucht gequetscht, eine Schande und reine Zweckbebauung - so wie in einigen dafür berüchtigten Orten an der spanischen Mittelmeerküste. Aber es gibt auch noch das nahe Tazacorte und den Fischereihafen der Stadt,
Puerto de Tazacorte. Hier hatte man vor Jahren die Idee, Betonbecken für ein Meerwasserfreibad in die Promenade integrieren zu können. Die Realisierung hat man - halb fertig - verworfen, jetzt soll daraus ein "Parque Atlantico" werden. Der Versuch von Gigantomanie ist kläglich gescheitert, was übrig blieb ist einfach nur eine Bauruine. Wer gerne Fisch ißt, findet hier in Puerto de Tazacorte sein El Dorado. Die besten Hafenrestaurants liegen im nördlichen Teil der Promenade an der alten Hafenmauer. Es gibt schlichte, aber sehr schmackhaft zubereitete Fischgerichte. Die Beilagen wie z.B. papas arrugadas, die berühmten kanarischen Runzelkartoffeln mit Salzkruste, sind separat zu ordern. Das gilt natürlich auch für mojo verde, die grüne Paparikasauce, die bestens zum Fisch paßt. Ein Restaurant, das ich wirklich empfehlen kann, ist das "Kiosko Teneguia", wo ich eine hervorragende Seezunge serviert bekomme.
Los Llanos, Zentrum des Valle Aridane und ewige Konkurrentin von Santa Cruz ist die heimliche Inselhauptstadt, die boomtown- city von La Palma - und doch kann sie ihr kleinstädtisches Flair nicht ablegen. Ich erkunde diesen Ort nicht weiter, durchfahre ihn Richtung Nordwesten. Endlose Serpentinen führen wie mit der Flex durch das Lavagestein geschnitten zunächst bergaufwärts zum Mirador El Time, einer Aussichtsplatform, die einen herrlichen Ausblick über das Aridanetal ermöglicht. Dann geht es weiter durch eine dünn besiedelte Landschaft, die für ihre Mandelblüte zum Jahresanfang berühmt ist. Das vorherrschende, durchwachsene Wetter hat dafür gesorgt, dass ich nur noch vereinzelt Bäume in Blüte vorfinde. Schade! Ich passiere Tijarafe, einen unspektakulären kleinen Ort. Hier feiert man alljährlich am 7. September die Fiesta del Diabolo, das Teufelsfest, bei dem ein als Teufel verkleideter Einwohner die Feiernden mit Feuerwerkskörpern erschreckt. Nicht ganz ungefährlich, aber offensichtlich gilt auch hier: no risk, no fun! Über einen mühsamen und langen Fußweg erreicht man von Tijarafe aus auch die wildromantische, felsige Schmugglerbucht Poríz mit den einzigen gemauerten Strandhäuschen der Insel. Diese Wanderung ist allerdings laut Reiseführer nur etwas für Geübte, weshalb ich davon Abstand nehme.
Es geht weiter Richtung Puntagorda
und Barlovento. Die Landschaft wird immer waldreicher und rauher. Die
vorangegangenen Regenfälle haben Sturzbäche und kleinere Gerölllawinen
ausgelöst, die sich bis auf die schmale kleine Straße ergossen
haben. Also ist besondere Vorsicht angesagt. Der Abzweig zum Roque
de los Muchachos, dem mit 2.426 m höchsten Berg der Insel,
ist leider gesperrt. Hier wurde eine der größten Sternwarten
der nördlichen Hemisphäre gebaut. Aus der Ferne kann ich die
schneebedeckten Gipfel der Berge sehen. Ich fahre weiter zum Parque
Cultural La Zarza, einem Freilichtmuseum
rund um die interessantesten Petroglyphen- Fundstellen der Insel. Auf
einem Rundwanderweg von ca. 40 min lassen sich die Originalplätze
der spiralförmigen Felsgravuren erforschen. Ich bin froh, meine
Wanderschuhe mit grobem und griffigem Profil angezogen zu haben, denn
es gilt, sumpfige Streckenabschnitte, Bäche und glitschige Felswege
zu überwinden. Hat man einmal
die
Felswände erreicht, eröffnet sich dem Betrachter ein Bilderbuch
urzeitlicher Darstellungen aus Linien und Spiralen. Hier befand sich
eine wichtige Kultstätte der Altkanarier. Die wenigen figürlichen
Darstellungen erinnern an die Bildersprache der Azteken bzw. Mayas,
was die Spekulationen über eine Verbindung der Ureinwohner La Palmas
mit denen Mittel- und Südamerikas förderte. Das Tal hier ist
aber mit seiner Flora auch für den nicht archäologisch interessierten
Besucher sehr reizvoll. Zum Zeitpunkt meines Besuchs bin ich der einzige
Besucher. Auch die Vorführung eines deutschsprachigen Videos über
die Urbevölkerung gerät im Besucherzentrum zu einer Solo-
Veranstaltung. Die Rückfahrt erfolgt über die gleiche Strecke,
was zumindest die Richtung der Perspektive bei der Betrachtung der Landschaft
ändert.
Heute abend wähle ich am Hotel- Buffet "Carne de cochino" (Schweinefleisch) oder, was dasselbe ist, "Carne de cerdo" mit rotem Mojo, das beliebteste Hauptgericht der Palmeros. Meist wird es als Schnitzel auf dem Holzkohlegrill zubereitet und mit einer Knoblauch- Oregano-Sauce gebeizt oder mit dem stark jod- und mineralhaltigen, groben Salz der Salinen von Fuencaliente eingerieben. Dazu gibt es papas arrugadas. Neben Schweinefleisch findet man auf den Speisekarten La Palmas auch "Conejo" (Kaninchen), "Cabrito"( Zicklein) oder "Cabra" (Ziege).
Nächster Tag, ich mache mich auf den Weg zur Caldera de Taburiente, dem Nationalpark im Herzen La Palmas. Dazu wähle ich die Anfahrt über die Südwestküste und biege dann Richtung El Paso ins Landesinnere ab auf die Straße, die durch den Tunnel nach Santa Cruz führt. Den Vormittag habe ich im Hotel auf das Ende eines Dauerregens gewartet, aber jetzt hat es sich vollständig aufgeklärt. Es ist Mittagszeit und ich finde ein unscheinbares Lokal hinter El Paso, an dem ich zunächst vorbeifahre, das mir aber wegen der zahlreichen davor geparkten Autos von Einheimischen auffällt - das "La Cascada". Hier gibt es ab 13 Uhr deftige palmerische Kost wie z.B. Kichererbsensuppe mit Kutteln oder Pollos (Hähnchen). Ich entscheide mich für "garbanzo", auch eine Kichererbsensuppe, aber mit Schweinefleisch - deftig und gut. Vorne in der Bar wird zum Bier "chicharron" angeboten, in Gofiopanade cross gebratene Speckstückchen bzw. Schwarte mit etwas Fleischanteil. Habs nicht probiert, soll aber sehr schmackhaft sein. Gofio ist übrigens ein Mehl aus geröstetem Getreide und eine Spezialität auf den Kanaren. Es hat einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack und wurde früher hier als Grundnahrungsmittel genutzt. Auch heute noch kann man es hier in jedem Supermercado kaufen. Die Palmeros verwenden es nach wie vor bei den täglichen Mahlzeiten.
Am
Besucherzentrum beginnt eine schmale Serpentinenstraße, die durch
Kiefernwald bergauf zur Cumbrecita führt, dem tiefsten Punkt
des Caldera- Randes. Die Caldera ("Kessel") hat einen Durchmesser von ca 10 km, wird von gigantischen
Bergen
umstanden und wurde lange für den größten Einsturzkrater
der Welt gehalten. Heute geht man von Erosion als Ursache für sein
Entstehen aus. Von den kleinen Parkplätzen am Ende der Straße
lassen sich zwei Aussichtspunkte (Mirador de las Chozas und Mirador
de los Roques) erwandern, von denen man einen atemberaubenden Blick
sowohl zurück auf die Cumbre Nueva wie auch in den Kessel mit den
steil aufragenden Felswänden hat. Diese kleine Wanderung darf man
als Besucher der Caldera auf keinen Fall auslassen. Es ist immer wieder
erstaunlich, mit welchem Schuhwerk hier mancher unterwegs ist, sogar
Badeschlappen (!) und weiße Tennisschuhe habe ich gesehen... Die
Berge sollen Ähnlichkeit mit den Dolomiten haben, aber das kann
ich mangels eigener alpiner Erfahrung nicht beurteilen.
Nächster Tag. Oberhalb von Santa Cruz liegt in einem barranco in Brena Alta der Maroparque. Es handelt sich um einen privaten Tier- und Pflanzenpark mit engen Gehegen, die an einem steilen, begrünten Hang angelegt wurden und viele Arten von Vögeln und Kleintieren beherbergen. Über Stege und Treppen geht man rauf und runter und durchläuft dabei auch Freiflugvolieren, die durch Schleusen betreten und wieder verlassen werden. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 9,70 € - nicht gerade billig, aber nur so und über einen kleinen Souvenirshop kann der Park finanziert werden. Dass in den engen Gehegen auch Straußen und sogar Kängurus gehalten werden, finde ich nicht sonderlich artgerecht, weshalb ich zumindest diesen Aspekt des Parks eher skeptisch sehe.
Der Tag ist wieder mal mit zahlreichen Schauern gesegnet. Ich beschließe, weiter entlang der Ostküste gen Norden zu fahren. Mein Ziel ist der Lorbeerwald Los Tilos im Barranco de Agua. Wie auf La Gomera findet man an einigen Stellen der Insel Pflanzen, die es vor der letzten großen Eiszeit vielerorts im Mittelmeerraum gab, so z.B. Drachenbäume und Lorbeerbäume. Auf den "Inseln des ewigen Frühlings" soll die Klimakatastrophe nämlich nicht stattgefunden haben. Seit der Entstehung der Insel hat sich das feuchtwarme Klima hier praktisch nicht verändert. So findet man hier oben im Nordosten bei Los Sauces bis heute eine urwaldartige, dichte Vegetation. Überall plätschern in der Schlucht kleine Quellen aus der Feldwand und tröpfelt es von den Blättern herab, die Luftfeuchtigkeit ist tropisch hoch. Die UNESCO hat den Lorbeerwald zum Biosphären- Reservat erklärt und ein Forschungszentrum eingerichtet, das auch Besucherzentrum ist. Los Tilos ist ein lohnendes Ausflugsziel.
Auf dem Rückweg kaufe ich in Santa Cruz Rapudaras. Das sind kleine leckere Kegel aus Zuckerrohrsirup, Gofio, Zucker, Mandeln, Zimt und Zitrone. Es soll ziemlich schwierig sein, die richtige Konsistenz der über lange Zeit über kleiner Flamme gerührten Masse zu bestimmen, die man dann in konischen Tonformen erstarren lässt. Süsswaren und Süßspeisen sind ein Erbe der ehemaligen Zuckerinsel (noch ´ne Monokultur!) La Palma. Berühmt geworden sind die Almendrados, kleine gebackene Mandeltörtchen, und Bienmesabe, eine Nachspeise aus Eiern, Biskuit, gemahlenen Mandeln, Zucker und geriebener Zitronenschale.
Fazit: La Palma ist eine Trauminsel für Natur- und Wanderfreunde. Ich möchte die Isla Bonita gerne wieder besuchen, allerdings dann mit einer Unterkunft, die dem Charakter der Insel besser entspricht.
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Zum Schluß wie gewohnt meine Reiseführer- Empfehlungen: (ein Klick auf den Buchtitel führt Euch zur Direktbestellung bei amazon.de)
Mein
Favorit für La Palma ist eindeutig der Reiseführer aus dem
Michael Müller Verlag. Hierin beschreiben die Verfasser Börjes
und Koch sehr fachkundig
Autotouren
und Wanderungen auf der Insel - ein wirklich hilfreicher Band, der darüber hinaus
auch allgemeine Informationen über die Inselregionen und Orte sowie
Übernachtungs- und Restauranttipps enthält. Ein kleines Schmankerl
sind die beiliegenden Post-it- Flags zum Markieren von Seiten und schnellen
Wiederfinden von Informationen.
Auch der La Palma- Band aus der Reise- Taschenbuch- Reihe von Dumont hat mich überzeugt. Die Ausführungen über inselspezifische Themen zeichnen diesen Band aus, weshalb er sich besonders zur Vorbereitung auf die Reise nach La Palma anbietet.