Was
verbindet Ihr mit "Malta"? John Huston`s FilmklassikerDer Malteser Falke oder eher Malteser- Aquavit? Kreuzritter-
Romantik, Johanniter oder vielleicht die Sliema Wanderers aus
dem UEFA-Cup? Aber der Reihe nach.
Malta liegt südlich von Sizilien, noch gut 300 km von der afrikanischen Küste entfernt und ist nicht gerade die Urlaubsinsel der Deutschen. Hier sind die Briten zuhause! Englisch ist hier zweite Landessprache und - man fährt links in der ehemaligen Kolonie des British Empire.
Ende Oktober 2001 fliege ich für eine Woche nach Malta. Ich versorge mich im Flughafen am Bargeldautomaten mit der einheimischen Währung, dem maltesischen Lira (1 LM = ca. 5 DM), umgangssprachlich meist Pound genannt. Ich habe lastminute das The Galaxy Hotel & Vacation Club in Sliema gebucht.
28°
C und hohe Luftfeuchtigkeit (Wetter
auf Malta) habe ich nicht erwartet! Den Nachmittag verbringe
ich zur Akklimatisierung im Hotel, das - wie sollte es anders sein
- von britischen Gästen dominiert wird. Im hübsch bepflanzten
Atriumhof trinkt man Carlsberg Beer und das einheimische Cisk
Lager (jeweils traditionell ohne Schaumkrone) und sitzt auf Plastikstühlen
im dezenten british green. An diesem Tag steht die Luft geradezu im
Innenhof. Ich habe die Wahl: eiskalt klimatisiertes Foyer und Bar
mit garantierter Erkältung oder Schwitzen im Innenhof. Ich machs
wie die Engländer und wähle das Bier im Atrium.
Am nächsten Tag gehe ich auf Entdeckungstour in Sliema (gesprochen mit langem "i" =ie), die größte Stadt
Maltas, Heimat des international bekannten Fußballclubs Sliema
Wanderers. Ich habe mich entschlossen, hier auf der Insel keinen Mietwagen zu
nehmen. Die Fahrweise der Malteser ist wirklich abenteuerlich, man fährt
schnell,
hektisch
und zudem - sehr ungewohnt - links. Parkplätze sind sehr rar und
die Politessen am Umsatz beteiligt. Keine Probleme macht es jedoch,
die maltesischen gelben Busse zu benutzen, die im übrigen alle
in Privatbesitz sein sollen und deren Fahrer (= Eigner) sich zur ATP(Fahrplan),
der maltesischen Personennahverkehrsgesellschaft zusammengeschlossen
haben. Man muss sich nach der Nr. der gewünschten Verbindung
erkundigen (steht an der Frontscheibe) und sich für Sliema an der
Triq It-Torri, der Uferstr. ("triq" heißt übrigens
"Straße"), folgende Regel merken: Haltestelle an der
Häuserseite = Ri. Mellieha und St. Paul`s Bay, Haltestelle Meerseite
= Ri. Valetta. Vom zentralen Busterminal in Valetta gehen alle Busverbindungen
sternförmig in die Insel - und wieder zurück. Querverbindungen
gibt es nicht. Das ist ungefähr so, als wenn man um von Hamburg
nach Bremen zu kommen erst nach Köln fahren muss. Die Fahrt
wird in Münzen direkt beim Fahrer bezahlt und kostet üblicherweise
15 Cent (= ca. 75 Pf.). Scheine nimmt der Fahrer nicht an. Es gibt noch
uralte Busse aus den 50ern, die bei uns keine Gnade vor dem TÜV
finden würden. Der Sitzabstand ist darin so gering, daß ich
mich quer auf einen 2er- Sitz setzen muss. Ich kann nur jedem die
Benutzung empfehlen: Es ist ein kleines Abenteuer, mit den Ungetümen
über die Schlaglöcher auf den Straßen chauffiert zu
werden!
Nach einem längeren Spaziergang entlang der Uferpromenade, an deren steinigem Strand manche Schönheit ein Sonnenbad nimmt, erreiche ich den Sliema Creek, Anlegestelle vieler Rundfahrtschiffe und der Fähre nach Gozo, der Schwesterinsel Maltas. Ich buche bei Captain Morgan`s Harbour Cruises eine - Hafenrundfahrt! Die Uferstraße am Sliema Creek heißt übrigens passenderweise "The Strand". Hier weht eine angenehme Brise und die 90 min. Rundfahrt erschließt dem Besucher neben dem Sliema Creek den Grand Harbour, den großen Naturhafen Maltas mit seinen 5 Creeks und 5 Halbinseln. Eine davon ist Valetta, die Hauptstadt. Es geht vorbei an der Halbinsel Dragut Point und Fort St. Elmo, erbaut 1552 von den Ordensrittern der Johanniter.
Die maltesische Geschichte
wird seit dem 16. Jahrhundert entscheidend von den Rittern dieses militärischen
Ordens geprägt, denen Karl V., König von Spanien, nach deren
Vertreibung von Rhodos nicht ohne Hintergedanken 1530 Malta als Lehen
überließ. Als symbolische Gegenleistung wurde die jährliche
Zahlung eines Falken (!) vereinbart. Im 16. Jahrhundert war der Mittelmeerraum
von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems
gekennzeichnet. Den Johannitern unter deren Großmeister de la
Valette sollte eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung des Abendlandes
zukommen. Als Suleiman der Herrliche 1556 die Festungen von Malta
mit einer Armada von fast 200 Schiffen und 35.000 Soldaten belagern
ließ, standen ihm 540 Ritter und 8.500 christliche Soldaten
und Söldner gegenüber. Nach einmonatiger Belagerung
("The
Grand Siege" genannt) und blutigen Kämpfen - in letzter
Sekunde unter Beteiligung eines Ersatzheeres aus Sizilien - flohen
die Türken schließlich und hatten damit die Vorherrschaft
im Mittelmeerraum verloren. 30.000 tote türkische Krieger und
8.400 tote Verteidiger waren der Preis für den Sieg.
Unser Schiff fährt vorbei an den wuchtigen Befestigungsanlagen von Valetta, benannt nach dem siegreichen Johanniter- Großmeister. Die Anlagen und Gebäude wurden allerdings erst nach der Belagerung durch die Türken mit dem typischen Globigerinerkalkstein gebaut, der je nach Sonnenstand mal cremig-hell, mal goldschimmernd, mal gleißend aussieht. Ganz Valetta steht - für eine Hauptstadt einmalig in Europa - vollständig unter Denkmalschutz! Majestätisch thront die Stadt auf der felsigen Landzunge. Mehrere Kreuzfahrtschiffe haben an den Kais unterhalb der Upper Barakka Gardens festgemacht.
Weiter gehts vorbei
am Yachthafen bei Marsa, den Docks von Paolo zu den Cottonera, den
"Drei Städten" Senglea, Cospicua und Vittoriosa (früher
"Birgu"). Die beiden
Befestigungsanlagen Fort St. Angelo vor dem alten Birgu und Fort St.
Michael vor Senglea mussten der Großen Belagerung standhalten.
Die Häuser haben teilweise einen venezianischen Baustil, zu diesem
Eindruck ("Das Venedig von Malta") tragen wohl auch die
Gondeln vor dem Marinemuseum in Vittoriosa bei, mit denen man z.B.
nach Valetta übersetzen kann. Die letzte Landzunge ist die von
Kalkara, wo die Malta Film- Studios zu finden sind. Hier entstanden
Filme wie "Sindbad, der Seefahrer", "Christoph Columbus",
"Midnight Express" und "Popeye". Auch die Colloseum-
Szenen von "Gladiators" wurden hier in eigens dafür
erstellten Kulissen gedreht. Eine junge Malteserin gibt uns Rundfahrtteilnehmern
interessante Erläuterungen.
Zurück in Sliema: In der Zeit von 13 - 16 h ist hier alles ausgestorben, man hält Siesta. Auf dem Weg ins Hotel entdecke ich ein Restaurant, das maltesische Spezialitäten anbietet. Danach steht mir heute abend der Sinn. Ich bestelle den maltesischen Sonntagsbraten "Fenek", Wildkaninchen in Knoblauch und Rotweinsauce (Rezept), und als Vorspeise Schnecken nach Art des Hauses: herrlich! Hier das Rezept für das Kaninchen:
Fenek Moqli Bit-Tewm U Nbid
(gebratenes Kaninchen mit Kräutern, Knoblauch und Wein / 4- 6 Personen)Zutaten: 1 Kaninchen, 1 Zwiebel, ½ Flasche Rotwein, 1 TL Tomatenmark, 8- 9 Knoblauchzehen, 1 Lorbeerblatt,
1 Rosmarinzweig, 1 Prise Thymian, Salz, Pfeffer, OlivenölDas Kaninchen zerteilen. Die Stücke (auch Kopf und Leber) zunächst in einer Bratpfanne in heißem Öl von allen Seiten kräftig anbraten und dann in einen geräumigen Topf oder Bräter legen. Salzen, pfeffern, und mit Thymian bestreuen. Nun die fein gewürfelte Zwiebel und die ganzen Knoblauchzehen anbraten, mit Rotwein ablöschen, ein Lorbeerblatt und den Rosmarin zufügen, Tomatenmark einrühren und 10 Minuten köcheln lassen. Diese Sauce über das Kaninchen im Topf gießen. Nun sehr schwach schmoren, bis das Kaninchen zart ist (ca. 1 Stunde). Malteser essen dazu Pommes Frites.
Dem
Standardprogramm eines Maltabesuchs will ich mich nicht verschließen
und fahre am nächsten Tag mit dem Bus zu den "Blue Grottos"
an der Südküste. Kleine Fischerboote tuckern mit den Touris
entlang der steilen Felsküste zu und in die nicht sonderlich
tiefen Grotten. In einigen schimmert das Wasser durch Blaualgen- Bewuchs
kitschig hellblau. "Blue Grotto", "Blue Window"
- Tourismus macht erfinderisch. Die blauen Grotten von Zakynthos,
Griechenland, sind allerdings wesentlich beeindruckender.
Weiter gehts zu der megalithischen Tempelanlage
von Hagar Qim (gesprochen "Haa-dschar Kim"), die wie die
von Mnajdra und Tarxien zwischen 3200 und 2500 v. Chr. erbaut wurde.
Bei den Erbauern muss es sich um eine hochentwickelte Kultur
mit außerordentlichen architektonischen Fähigkeiten gehandelt
haben. Erich von Däniken hat da ja bekanntermaßen eine
andere These... Die Hagar Qim- Anlage ist zwar nicht sonderlich groß,
aber für ihr Alter von ca. 5000 Jahren noch gut erhalten. Die
megalithische Kultur interessiert mich - zugegeben - nicht so sehr.
Diejenigen von Euch, die mehr Interesse daran haben, sollten sich
nicht entgehen lassen: 1) das Archäologische Museum in Valetta
und 2) das Hypogäum, eine unterirdische, dreistöckige Kult-
und Begräbnisstätte frühzeitlicher Priesterinnen in
der Nähe von Paola. Für den Besuch des Hypogäums muss
man sich allerdings Wochen im voraus Karten besorgen, da täglich
zum Schutz dieser Unterwelt nur 70 Besucher eingelassen
werden.
Die Dingli- Cliffs, mit 200 m die höchsten Klippen Malta, sollen ein weiterer Höhepunkt für Besucher sein. Ich bin weniger beeindruckt. Man hat zwar eine excellente Fernsicht, das ist aber schon alles. Allerdings liegt hier ganz in der Nähe das legendäre und urige maltesische Restaurant "Bobbyland" - Spezialität: Wildkaninchen! Ebenfalls in der Nähe gibt es viele Steinbrüche, in denen Steine auf Maß angefertigt werden, d.h. mit vorbestellten Abmessungen aus dem Kalksandstein gesägt werden. Insofern kann man eher von Steinsägewerken, als von Steinbrüchen reden. In den kleinen Tälern der Umgebung findet man Plantagen mit Bitter- Orangen, Grundlage für den maltesischen Softdrink "Kinnie", dem noch div. Kräuter und Gewürze zugesetzt werden. Ich schmecke Orangen und - ganz leicht - Zimt heraus. Sieht aus wie schwarzer Tee im Glas und ist bei heißem Wetter herrlich erfrischend!
Am
nächsten Tag besuche ich Rabat und Mdina (gesprochen "Im-diina"),
die alte Hauptstadt Maltas, sicher eine der schönsten Sehenswürdigkeiten
hier auf Malta! Römer und Araber errichteten das heute fast unbewohnte
Mdina (daher auch "Silent City"), während die Johanniter
sich später dem Bau der Befestigungsanlagen am Grand Harbour widmeten.
Die Mauern und Gassen von Mdina spenden wohltuende Kühle. Hier
gibt
es
viele Gebäude zu bewundern, darunter die 1697 fertiggestellte Bischofskirche
St. Paul`s Cathedral, die größte und schönste Barockkirche
Maltas, die ich ausgiebig von innen bewundere. Ein Kirchenwächter
sitzt am Eingang, der auf angemessene Bekleidung der Besucher achtet.
Frauen mit ärmelloser Bekleidung erhalten von ihm ein Tuch, mit
dem sie sich bedecken können. Das Kathedralmuseum lasse ich aus.
Dafür besuche ich die Mdina Dungeons ("Malta`s only
Dark Walk attraction"), die früheren Folterkammern und Arrestzellen,
die heute eine mit schauerlicher Geräuschkulisse versehene Walk
around- Show beherbergen: lebensgroße Figuren, die die einschlägigen
damaligen Foltermethoden darstellen. Nichts für zarte Gemüter.
Vor
dem Stadtportal von Mdina bieten Kutscher den Besuchern eine Rundfahrt
mit den typischen "Karozzin", den zweisitzigen Pferdekutschen
Maltas an.
In Rabat, das direkt an das alte Mdina angrenzt, sehe ich mir die St. Pauls`s Grotto an, in der der Apostel Paulus gepredigt haben soll, sowie die Katakomben der frühen christlichen Bewohner Mdinas, denen es verboten war, ihre Toten innerhalb der Stadtmauern zu bestatten. Hier in der Unterwelt mit gewaltigen Ausmaßen ist es gruselig dunkel und schwülwarm, so daß ich diesen Besuch schon nach kurzer Zeit abbreche, nicht ohne mir in den niedrigen Gängen vorher gehörig den Kopf zu stoßen.
Heute abend gibt es im Hotel ein Dinner- Special "Fisch und Meeresfrüchte" bis zum Abwinken... Das ist natürlich etwas für mich.
Valetta,
die Hauptstadt, will ich am nächsten Tag erkunden. Ich fahre wieder
mit dem Bus bis zum Terminal am Tritonen- Brunnen. Hier am Stadttor
beginnt die schnurgerade Republic Street, die Hauptstraße und
Flaniermeile, die sich bis nach St. Elmo zieht. Ich laufe vorbei an
der von den Deutschen im 2. Weltkrieg zerbombten alten Stadtoper, in
deren Mauerresten heute Autos parken, und dem Palazzo Ferreira.
Weiter
vorbei am Archäologischen Museum, früher die Auberge de Provence.
Rechts liegt die St. John`s Co- Cathedral (sozusagen die "Zweit-
Kathedrale", da die 1. und ursprüngliche die St. Paul`s in
Mdina ist), von außen eher schlicht, von innen jedoch eine der
prachtvollsten Kirchen des Mittelmeerraums. Die Johanniter haben diese
Kathedrale nach dem Sieg über die Türken bauen lassen.
Erwähnenswert
sind insbesondere die 8 Seitenkapellen, die von den Landsmannschaften
des Ordens ausgestaltet wurden. Natürlich wetteiferten diese um
den höchsten Prunk in Marmor, Gold, Silber, Lapislazuli zur höheren
Ehre
des
Herrn. Wertvolle Gemälde schmücken die Kirche. Das 20 m²-
Gemälde "Die Enthauptung Johannes des Täufers" von
Caravaggio, eines der bedeutendsten Werke der europäischen Malerei,
ist neben weiteren unersetzlichen Originalen von Preti und anderen Künstlern
im angeschlossenen Kirchenmuseum zu bewundern. Diese Kathedrale sollte
man auch besuchen, wenn man weder religiös noch künstlerisch
interessiert ist.
Der Großmeisterpalast, ein quadratisches, von außen ebenfalls eher schlichtes großes Gebäude, das wie fast alle anderen von den Johannitern in "Festungsbauweise" errichtet wurde, liegt nebenan. Hier ist heute der Amtssitz des maltesischen Präsidenten und des Parlaments untergebracht. Leider läßt sich deshalb der Großmeisterpalast nicht jeden Tag besichtigen, ich habe lediglich Gelegenheit, die Waffen- und Rüstungssammlung zu sehen.
Am angrenzenden Republic-
Place besuche ich danach die wirklich sehenswerte Walk around- Show
"The Great Siege
of Malta & The Knights of St. John". Für 3,50 LM
erhält man einen Diskman mit der gewünschten Sprach- CD
und begibt sich auf eine Wanderung durch die Geschichte. Je
nach Aufenthaltsort innerhalb des Rundwanderwegs bekommt man funkgesteuert
Erzählungen und Geräuschkulisse zugespielt, die die Filme,
3D- Animationen und lebensgroßen, teilweise beweglichen Figuren
vortrefflich erläutern. Diese Show wird offiziell vom derzeitigen
Großmeister der Johanniter unterstützt.
Anschließend stärke ich mich in einem der zahlreichen Cafes auf dem Republic Place mit einem frisch gerösteten Fladenbrot mit Thunfisch, Zwiebeln, Tomaten, Oliven und Kapern. Letztere werden auf Malta zu vielen Gerichten verwendet und sind auf jeder Vorspeisenplatte zu finden. Kapern werden hier auch angebaut.
Meinen Valetta- Besuch beschließe ich auf den Upper Barakka Gardens, von denen man einen unvergleichlichen Blick auf den Grand Harbour hat, direkt gegenüber die"Drei Städte". Ich genieße ausgiebig die wunderbare Aussicht.
Dann gehts zurück
mit dem Bus nach Sliema. Hoch auf dem gelben
Wagen sitz ich beim Fahrer vorn! Busfahrer auf Malta sind wirklich
cool und lässig. Manche von ihnen rauchen während der Fahrt,
während für die Fahrgäste "no smoking" gilt,
andere berieseln den Bus mit ihrer Lieblingsmusik vom Cassettenrekorder.
Wieder andere haben den Fahrerbereich mit Heiligenbildern und kleinen
Statuetten zur Kapelle ausgeschmückt. Die Fahrweise ist - wie
schon erwähnt - abenteuerlich. Grundsätzlich steht die einzige
Tür gegenüber dem Fahrersitz offen, gleiches gilt für
Oberlichter und Fenster - als Ersatz für die fehlende Klimaanlage.
Bei jedem Stopp hält der Fahrer in der linken Hand den Abreiß-
Block mit den Tickets, mit der anderen gibt er Münzen als Wechselgeld
zurück. Ständig steigen Kontrolleure zu, die die Fahrscheine
sehen wollen. Will man aussteigen, zieht man an einer Reißleine
an der Decke.
Den
letzten Tag nutze ich für einen Abstecher nach Marsaxlokk (gesprochen
"Marssaschlok"), dem malerischen Fischerhafen an der Ostküste.
Hier liegen viele blau-gelb-rot angestrichene kleine Fischerboote,
"Luzzi" genannt, von denen viele am Bug mit dem "Auge
der Osiris" verziert sind.
Dieses
Symbol der Wachsamkeit findet man bei vielen Fischereikulturen und
geht im Mittelmeerraum wohl auf die phönizischen Seefahrer zurück.
An der Uferstraße findet früh morgens immer ein großer
Fischmarkt statt, wo es aber auch Gemüse, Textilien und Kitsch
zu kaufen gibt. Mittags ist alles schon wieder abgebaut. Ich sehe
leider nicht mehr viel vom Markt, dafür kann ich die beschauliche
Ruhe hier genießen. In einem der zahlreichen Fischrestaurants
mit Außenplätzen lasse ich mir die maltesische Fischsuppe Aljotta schmecken und bestelle dann Lampuka, einen Fisch
mit festem, weißen Fleisch, dazu Chips und Salat. Frischer als
hier kann man Fisch nirgends auf Malta essen.
Malta ist absolut einen Urlaub wert - sei es als geschichtlich Interessierter, als Tauchsportler (nirgends ist das Mittelmeer klarer) oder als Teilnehmer an einem der unzähligen Englisch- Sprachkurse, die hier angeboten werden. Jeder findet hier ein passendes Ambiente für seine Vorlieben.
Die goldbraune Farbe der unverputzten Häuser aus Kalksandstein, der vor allem in den Abendstunden unvergleichlich glänzt, wird mir unvergessen bleiben. Dieser warme Ton verleiht Malta etwas orientalisches - wie aus 1001 Nacht...
Ach ja, Aquavit gibt es hier übrigens nicht!
Einige Tipps:
Sprache:
Der Gast sollte wenigstens über rudimentäre Englisch- Kenntnisse
verfügen, Deutsch spricht hier fast keiner.
Essen:
Unbedingt einheimische Gerichte bzw. Spezialitäten und Kinnie
probieren.
Busse:
Keine Tages- oder Mehrtageskarten kaufen, da völlig überteuert
- es sei denn, man ist den ganzen Tag unterwegs und steigt ständig
um! Immer die jeweilige Fahrt beim Fahrer bezahlen. Fahrpläne
liegen in jedem Bus zum Mitnehmen aus, sind aber auch in den Hotels
zu bekommen.
Ferienorte:
Die günstigsten, da mit guter Verkehrsanbindung und (touristischer)
Infrastruktur sind: Sliema, St. Julian und Buggiba sowie St. Paul`s
Bay. Ist aber eine subjektive Einschätzung.
Arzt:
Ein deutschsprachiger Arzt, Dr. Kevin Navarro-Gera, ist laut FTI Touristik
unter Tel. 374 389 oder 314 972 erreichbar und soll eine korrekte Beratung
auch bezügl. der Kosten (Krankenhaus, etc) sicherstellen, was nicht
unbedingt selbstverständlich sein soll.
Reiseführer:
Uneingeschränkt empfehlenswert ist "Malta, Gozo, Comino"
von Werner Lips, Reise- Know-How- Verlag