Teil 3: Goldener Felsen - Sittwe - Mrauk U

Tag 14 - Mittwoch, 18.11.2009

Der Goldene Felsen im östlichen Mon- Staat ist Ziel einer zweitägigen Exkursion. Nur mit leichtem Handgepäck für eine Übernachtung ausgerüstet fahren wir zunächst nach Bago, auch Pegu genannt. Hier beginnt ein großflächiges Reisanbaugebiet, die Landschaft geht nach weiteren 50 km in dicht bewaldete Hügel über. Die Umgebung wird zunehmend bergiger als wir das Kinpum Base Camp erreichen. In einem Restaurant nehmen wir zur Stärkung die übliche Nudelsuppe oder - alternativ - gebratenen Reis zu uns. Dann steigen wir um auf einen Pickup- Lkw, dem üblichen Transportmittel für Gruppen. Man sitzt auf harten Bänken dicht gedrängt. Die Bestuhlung ist eher für Asiaten ausgelegt, so dass sich großgewachsene Europäer die Knie an den Kanten und Verstrebungen der Vorderbänke stoßen. Aber das ist halb so schlimm, man muss sich ein wenig "verkanten", dann gehts. Nach 40 min wilder Fahrt über eine schmale, teilweise einspurige Strasse durch eine urwaldähnliche Berglandschaft kommt der Lkw am zweiten Lagerplatz Yathetaung an.

Und hier wartet eine Besonderheit auf uns: Sänften, mit denen man sich den Rest des Weges bis zum Gipfel hinauftragen lassen kann. Es handelt sich um stoffbespannte Deckchairs, an die man links und rechts lange Bambusstangen gebunden hat. Alle Mitreisenden entscheiden sich für diese Art der Beförderung, die Sänften werden jeweils von 4 kräftigen Männern getragen, die für diese schweißtreibende Arbeit zusammen einen Lohn von 8- 10 $ pro Sänfte erhalten. Dabei macht es natürlich einen gewaltigen Unterschied, ob sie eine 45 kg leichte junge Frau oder ein "stattliches Mannsbild" tragen. Im zweiten Fall stehen die drahtigen jungen Burmesen kurz vor dem Kollabieren, so habe ich zumindest den Eindruck, denn sie müssen die Sänfte auf ihren Schultern einen verdammt steilen und langen Weg hinauftragen und dabei einen Höhenunterschied von 200 m bewältigen. Aber für die zusätzlichen Kilos werden sie nach erfolgreichem Aufstieg mit einem entsprechend guten Trinkgeld belohnt. Der Weg ist übrigens gesäumt von Hütten, in denen Proviant, Heilmittel aus der Natur, Andenken und Devotionalien verkauft werden. Ferner finden sich Nat- Schreine und Buddhastatuen am Wegesrand.

Wir erreichen das Kyaikhtiyo- Hotel, kurz vor dem Beginn des eigentlichen Tempelgeländes. Dieses Hotel ist ein einfacher Beherbergungsbetrieb mit Zimmern, die ich eher als Zellen mit nackten Betonwänden bezeichnen würde, spartanisch ausgestattet mit Feldbett, Tisch und Stuhl. Draußen auf dem Flur wimmelt es von Insekten, ungewöhnlich großen Exemplaren, darunter mindestens 20 cm große Heuschrecken sowie riesige Schmetterlinge und Motten. Handelt es sich um Mutationen? Niemals zuvor habe ich so riesige Insekten gesehen. Das Zimmer selbst bleibt von den Viechern offensichtlich verschont, dafür stinkt es bestialisch nach Mottenkugeln und reichlichem Einsatz von Insektizidspray. Have a good night! Manchmal gibts auch Strom hier, ansonsten heißt es Taschenlampe bereithalten.

Der Sonnenuntergang ruft und wir wandern barfuß den Tempelbezirk hinauf zum „Goldenen Felsen“, auch Kyaikhtiyo Pagode genannt. Dieser Ort ist einer der heiligsten buddhistischen Plätze in Myanmar - ein gewaltiger, vergoldeter Bimssteinblock, der den Eindruck erweckt, als stürze er jeden Augenblick in die Tiefe. Nur ein Haar Buddhas hält ihn der Legende nach in Balance. Auf dem Felsblock befindet sich eine kleine, nur 5 m große Pagode. Leider ist das hoch verehrte Heiligtum gerade wegen begonnener Renovierungsarbeiten mit Bambusmatten verhüllt. Auf dem Tempelgelände gibt es weitere Pagoden mit Buddha- und Nat- Darstellungen.

Sobald die Sonne untergegangen ist wird es merklich kühler hier oben auf dem Berg. An die Kyaikhtiyo Pagode schließt sich talwärts ein Pilgercamp mit zahlreichen Gruppenunterkünften, Hütten und Läden an. Wir laufen ein wenig an den Verkaufsständen entlang. Ich stelle wieder mal fest, dass Asiaten offenbar auf kitschig bunten und blinkenden Tand stehen. So gibt es Buddhadarstellungen mit blinkendem LED- Heiligenschein oder Dioramen mit wechselnden, grellbunten Bildern.

Auffällig ist das Angebot selbstgebastelter Gewehre, "Kinderspielzeug", das wohl auf die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Karen und den Regierungstruppen zurückzuführen ist. Die anhaltenden Kämpfe sind auch der Grund, warum Kyaikhtiyo lange Zeit nicht für Ausländer zugänglich war, die weiter östlich liegende Dschungelregion an der Grenze zu Thailand ist nach wie vor Sperrgebiet.

Das Dinner im mit Neonröhren erhellten Speisesaal unseres Hotels ist erstaunlich gut. Wieder einmal hat Aye Aye die Küchenmannschaft eingewiesen und beaufsichtigt. Sie selbst hat einen Rum Sour für uns vorbereitet, einen Cocktail aus einheimischem Rum, Honig, Limonensaft und wenig Soda - natürlich ohne Eis... Sehr delikat! Die Nacht gestaltet sich mit dem in Asien unerlässlichen Ohropax ganz erträglich.


Tag 15 - Donnerstag, 19.11.2009

Nach einem "Continental" Frühstück, das aus Toast, Butter, Marmelade und einer ungenießbaren Mischung aus Öl und Ei (es sollten eigentlich scrambled eggs werden) besteht, beginnen wir im morgentlichen Dunst der Berge den Abstieg. Die ersten Händler haben ihre Garküchen angeworfen und ihre Stände sortiert. An mehreren Hütten werden wir Zeuge eigenwilliger Medizingewinnung. Dabei wird eine Tinktur aus den Körpersäften von Fischen, Garnelen und Tausendfüßlern aufgefangen, die bei äußerlicher Anwendung ein sehr wirksames Allheilmittel sein soll. Angeblich sollen hier auch Affenschädel und Affenblut verkauft werden. Das habe ich jedoch nicht gesehen.

Ein Einsiedlermönch in dem hier üblichen Einsiedler- Outfit, brauner Kutte und schwarzem Mitra-ähnlichen Hut, kommt uns entgegen. Gedankenversunken setzt er langsam Schritt vor Schritt den Berg hinauf und sammelt die morgendliche Essensgabe der Gläubigen ein. Ich kann mich beim Anblick eines Eremiten nie so richtig entscheiden, ob ich ihn für besonders weltfremd, esoterisch oder leidensfähig halten soll - oder eine Mischung davon.

In Yathetaung wartet schon unser Pickup. Auf die Ladefläche des Lkw quetschen sich üblicherweise 25- 30 Personen. Das erinnert ein wenig an Viehtransporte. Der Pickup bringt uns zum Kinpum Base Camp, wo wir in den Reisebus umsteigen. Fahrer und der begleitende Boy versorgen uns ständig mit Mineralwasser und Erfrischungstüchern, ein Service, den wir die ganze Reise über sehr zu schätzen wissen.

Auf der Rückfahrt legen wir mehrere "landwirtschaftliche" Stopps ein. Ein Bauer demonstriert uns die Technik der Kautschukgewinnung. Dazu wird die Rinde des Kautschukbaums spiralförmig angeschnitten und der auslaufende milchig weiße Saft, genannt Latex, in kleinen Gefäßen aufgefangen. Diesen Saft bringt man mit Natriumsulfit oder Essigsäure zur Gerinnung. Dann wird das Material gewaschen und in Matten, sogenannten crepes oder sheets, auf Gestellen getrocknet. Die Matten verkaufen die Bauern an Aufkäufer.

Wir sehen ansonsten noch Cashewbäume, Ölpalmen, Pfeffersträucher und Betelnusspalmen. In Waw, einem kleinen Ort kurz vor Bago, halten wir bei einem Fischhändler. Die Kanäle und Flüsse hier sind sehr fischreich. Die Fische werden zu Trockenfisch weiterverarbeitet, eine beliebte Zutat insbesondere für Suppen. Aye Aye kauft mehrere Exemplare für ihre Familie.

Dann besichtigen wir den liegenden Buddha von Shwethalyaung. Die 55 m lange Statue stellt Buddha im Augenblick seines Todes, beim Eintritt ins Nirwana, dar. Sie ist mehr als 900 Jahre alt und wird sehr verehrt. Bei unserem Besuch turnen gerade einige Restaurateure in Buddhas Gesicht herum.

Zurück in Yangon steht auf Wunsch der Damen ein Besuch in einem Juweliergeschäft an. In Myanmar werden insbesondere Schmuckstücke aus Rubinen und Jade angeboten, die jedoch nicht den westlichen Modetrends entsprechen. Ich koste währenddessen den üblichen Willkommensgruß- Imbiss. Er besteht hier aus leckeren Sesamsticks und Erdnusskrokant, traditionell aber meist aus Teesalat, Nüssen und Samen nebst Tee.

Im Chatrium Hotel bekomme ich diesmal ein Zimmer in der 8. Etage. Dort ist ein kompletter Flügel für die UN bzw. OCHA reserviert. Der Zugang zu diesem Bereich wird von einem Wachsoldaten kontrolliert. Für diese Nacht habe ich wohl ziemlich wichtige Zimmernachbarn.

Im Innenhof des Hotels werden öfter im Monat abendliche Gartenparties und Banketts veranstaltet. Dazu wird eine Bühne für die Musiker aufgebaut, große Tische geschmückt und eingedeckt und alles prachtvoll dekoriert. Anlass ist meist eine Hochzeit, zu der man in festlicher Abendkleidung erscheint. Und weil sich wohl kein Normalsterblicher hier diesen Luxus leisten kann, handelt es sich meist um die Söhne und Töchter der Generäle. Die Veranstaltung wird dann spätestens um 22:30 Uhr beendet und man geht nach Hause, sehr diszipliniert!

Ja, und dann gibt es im Hotel noch eine sogenannte Karaoke Bar. Hier wartet mindestens ein Duzend sehr junger Mädchen auf Gäste. Was die außer Karaokesingen in den zu mietenden Separees sonst noch mit den wohl meist männlichen Gästen veranstalten, entzieht sich meiner Kenntnis.


Tag 16 - Freitag, 20.11.2009

Mit Air Bagan fliegen wir nach Sittwe an den Golf von Bengalen. Unsere Gruppe hat sich auf 12 Mitglieder verkleinert, die Übrigen kehren heute nach Hause zurück. Wegen der nach wie vor hohen Temperaturen kommen uns Verbleibenden Zweifel, ob wir nicht auch besser diesen Reiseabschnitt nicht gebucht hätten. Aber diese Zweifel sind unberechtigt!

Wider Erwarten ist es im Nordosten nämlich wesentlich erträglicher als in Yangon. Der Himmel ist bedeckt, es tröpfelt ein wenig als wir über das Flugfeld in Sittwe laufen. Wieder einmal werden wir sehr unbürokratisch durch die Gesundheits-, Zoll- und Einwanderungskontrollen gelotst. Dies ist sicher der staatlichen Touristikgesellschaft Golden Land zu verdanken, die vor Ort die Organisation unserer Reise übernommen hat. Aye Aye ist unser Türöffner! Ein erster Blick auf die Hütten vor dem kleinen Airportgebäude vermittelt den Eindruck, dass wir hier am "A.... der Welt" angekommen sind.

In Sittwe, der Hauptstadt von Rakhine, werden wir im Shwe Thazia Hotel einquartiert, einer eher einfachen Herberge an der Hauptstrasse des touristisch unerschlossenen kleinen Ortes, der an der Mündung des Kaladan Flusses am Golf von Bengalen liegt. Von hier ist es nicht mehr weit bis Bangladesh und das spiegelt sich in den Gesichtern der Einheimischen. Indisch- pakistanische Gesichtszüge überwiegen, 30% der Einwohner sind Moslems.

In den Bäumen vor dem Hotel hängen tagsüber hunderte von Flughunden, nebenan haben Rabenvögel Quartier bezogen und machen einen Höllenlärm.

Nach der Besichtigung einer neuen von den Generälen gestifteten Pagode, in die man eine historische Buddhastatue gesetzt hat, bekommen wir in der Nachbarschaft einen Bronzebuddha zu sehen, dessen Gewand wiederum über und über mit kleinen Buddhafiguren verziert ist. Ein 88- jähriger Mönch, der an diesem Tag eigens zur Verehrung dieses Buddhas aus seinem Kloster hierher gereist ist, gibt uns seine guten Wünsche mit auf den Weg.

Wir schauen mal auf dem hiesigen Markt vorbei. Mein Eindruck: Schmutz, Elend, spärliches Warenangebot. Westliche Ausländer haben hier Seltenheitswert, weshalb wir schnell von staunenden Kindern umlagert sind.

Mit einem Strandspaziergang am Meer beenden wir unseren nachmittäglichen Ausflug.

Abends ist in der Gruppe mal wieder "tote Hose". Nach dem Dinner geht man auseinander, jeder auf sein Zimmer. Da kann man als Einzelreisender nur noch einen Verzweiflungs- Schlaftrunk nehmen. Sehr schade, dass Geselligkeit in dieser Gruppe nicht zuhause ist. Heute wünscht man sich sogar schon um 20:00 Uhr "a guats Nächtle!" - wie im Altenheim! Sorry, liebe Mitreisende, aber das musste mal gesagt werden... Ich bin jedenfalls erstmal von dieser Art von Gruppenreisen kuriert.


Tag 17 - Samstag, 21.11.2009

Mit einem einfachen Flußschiff fahren wir flussaufwärts nach Mrauk U (ausgesprochen "Miau U"), der alten Hauptstadt des Rakhine Reiches. Die 70 Kilometer lange Fahrt über den sehr breiten Kaladan und seine Nebenflüsse dauert ca. 6 Stunden. Rakhine ist Malariagebiet, also ist das oberste Gebot hier wieder, sämtliche verfügbaren Giftkeulen einzusetzen. Auch diese Flußfahrt ist sehr entspannend, man genießt das vorbeiziehende Ufer und die Landschaft.

Das Nawarath Hotel in Mrauk U ist unser Domizil für die nächsten zwei Übernachtungen, ein einfaches Hotel mit den üblichen Gästehäusern bzw. -bungalows. Deren Interieur und technische Ausstattung ist eher bescheiden. Wir checken kurz ein und starten dann unser Besichtigungsprogramm.

Mrauk U war über mehrere Jahrhunderte das prachtvolle Zentrum des mächtigen Königreichs Arakan. In seiner unmittelbaren Umgebung wurden ca. 4.000 Pagoden und Tempel gebaut - fast soviele wie in Bagan. Der Reichtum von Mrauk U wurde durch seine außerordentlich günstige geografische Lage begründet. Die Stadt war selbst von großen Seeschiffen direkt über die Flüsse und Kanäle zu erreichen. Auch die europäischen Seefahrernationen machten sich dies zunutze.

Die am besten erhaltene und imposanteste Pagode ist die Shittaung. Sie wird auch "Pagode der 80.000 Buddhas" genannt, weil in ihrem Inneren sehr viele Abbildungen, Skulpturen und Buddhastatuen zu sehen sind. Direkt daneben liegt die Andaw Thein Pagode, in der - eine weitere - Zahnreliquie von Buddha verehrt wird. Sehenswert ist auch die Dukkanthein Pagode mit der massiven Ordinationshalle und den Statuen von opfernden Mädchen, die alle eine andere Haartracht tragen. Zwei kleine Jungs treiben ihren Schabernack mit uns Touris indem sie vorauslaufen, in eine Grube springen, ein Gitter darüber ziehen um von dort dann die Gruppe mit lauten Rufen zu erschrecken. Kinder sind eben überall gleich auf der Welt.

Hier im ehemaligen Arakan fällt auf, dass (noch) keine Postkarten- und Andenkenverkäuferinnen die wenigen Touristen belagern. Das Leben auf der Straße verbreitet trotz einer gewissen Geschäftigkeit immer noch die berühmte asiatische Ruhe. Die Menschen sind freundlich und neugierig, aber nicht aufdringlich. So soll es noch vor 20 Jahren im ganzen Land gewesen sein, meint ein Mitreisender, der den Vergleich kennt. Es gibt hier nur ganz wenige Kraftfahrzeuge, dafür viele Fahrräder und Rikschas.

Einzelne Mitreisende fangen an, sich Gedanken über den Rückflug von Sittwe nach Yangon zu machen. Angeblich wird diese Route nur zweimal wöchentlich geflogen. Was passiert, wenn wir den Flieger nicht rechtzeitig erreichen? Nicht auszudenken...

Tag 18 - Sonntag, 22.11.2009

Vesali war vor Mrauk U einst Hauptstadt des mächtigen Reiches, ein wichtiger Handelshafen, der jährlich von tausend Schiffen angesteuert wurde. Heute ist es ein Dorf in den Reisfeldern von Rakhine. Dieses Dorf besuchen wir heute morgen und begeben uns auf Spurensuche nach der ehemals prachtvollen Vergangenheit. Aber da gibt es nicht mehr viel außer einigen beschädigten Statuen, die man unter ein Schutzdach gestellt hat, und der lehmigen Dorfstrasse, die mit Ziegelbrocken aus der ehemaligen Stadtmauer verstärkt ist. Hier finden wir pures Dorfleben. Ein fliegender Händler bietet auf dem kleinen Dorfplatz Secondhand- Klamotten an und findet ein interessiertes Publikum, in den Gärten neben den Hütten wird Unkaut gejätet oder Kürbisse von den Hüttendächern geerntet. An einigen Orten beginnt man mit dem Vorbereiten des Mittagessens, auf einem Teich schneidet jemand von seinem Kahn aus Lotosblüten ab. Kinder bestaunen uns mit großen Augen. Wir laufen den Weg durch die Reisfelder weiter und stoßen auf eine alte Buddhastatue, die aus der Blütezeit Vesalis stammt.

Zurück in Mrauk U besuchen wir zunächst einige kleinere und eher unbedeutende Pagoden und Tempel. Dann besichtigen wir die Sakya Manaung Pagode, deren Grundriss einer 16- fächrigen Lotosblüte gleicht und die von zwei imposanten knienden Riesen sowie 2 bunten Chinthes bewacht wird. Die Koethaung Pagode wurde als eine der größten damals in der Rekordzeit von 6 Monaten gebaut. Wegen der Kürze der Zeit wurden neben Sandstein auch Ziegel verbaut, was zu einer Unstabilität des Bauwerks führte, die den Verfall beschleunigte. In einer kleinen Pagode namens Pisei finden wir im fast zugewachsenen Gewölbegang zwei Buddhastatuen, die in unterschiedlicher Höhe hintereinander aufgestellt sind, so als würden sie übereinanderstehen. An der Jinamanaung Pagode, auch Meerschweinchen- Pagode, bewachen 8 Löwen mit zwei Körpern die Ecken der Anlage. Hier schenken uns kleine Jungs Frangipani- Blüten, die sie gesammelt haben. Sie haben großen Spaß daran, fotografiert zu werden und sich anschließend auf den LCD- Displays unserer Kameras zu bewundern.

Den Sonnenuntergang genießen wir von einem der zahlreichen anderen Pagodenhügeln. Auf deren Außenbereich ziehen wir nach Rücksprache mit Aye Aye unser Schuhwerk nicht aus. Es sind sehr viele Steinchen, Zweige und Dornen auf dem Boden, die das Laufen sehr beschwerlich machen. Das bekommt eine französische Reiseleiterin mit und macht ein Mordstheater. Etwas mehr Nonchalance würde Ihnen nicht schaden, Madame! Sie hätten sich mit ihrem Auftritt gut als Bilu oder Ogre geeignet...!

Am Fuße des Pagodenhügels werden unsere Reiseleiterinnen von einer jungen Chinesin angesprochen. Ob wir sie am nächsten Morgen nach Sittwe mitnehmen könnten, sie würde sonst ihr Flugzeug nicht erreichen. Die Chinesin schildert ihre Lage so verzweifelt, dass die Gruppe sich auf Aye Ayes Nachfrage bereiterklärt, sie mitzunehmen. Schließlich handelt es sich um ein privat gechartertes Schiff, das wir bezahlt haben.

Heute Abend essen wir auf der Terrasse eines burmesischen Restaurants in der Nähe des Hotels - in einer Dunstwolke aus Autan, No Bite und Anti Brumm. Guten Appetit!.


Tag 19 - Montag, 23.11.2009

Auf besonderen Wunsch einiger Mitreisender legen wir heute schon sehr früh zu unserer Fahrt nach Sittwe ab. Es ist noch dunkel um 5:30 Uhr, aber schon sind Menschen auf den unbeleuchteten Strassen unterwegs. Erste kleine Feuer für die morgendliche Reisportion brennen am Straßenrand. Wir gehen mit Taschenlampen an Bord. Es ist recht kühl. Die Chinesin von gestern abend ist auch da. Sie beansprucht sofort den besten Platz auf dem Oberdeck als wir ablegen. Eine Stunde später geht langsam die Sonne über den Flußauen auf.

Dann läuft unser Schiff in eine Nebelbank, der Captain lässt die Maschine stoppen. Man sieht die Hand vor den Augen nicht. Bald klärt es wieder auf, die Fahrt geht weiter bis kurzzeitig der Motor ausfällt. Murphy´s Gesetz? Der Motor kann aber von der Crew wieder angeworfen werden indem man ein Tau um die Antriebswelle legt und mit vereinten Kräften anzieht. Endlich mal was los! Während die Flussmatrosen ihren Adrenalinspiegel wieder abbauen, lassen wir uns das aus dem Hotel mitgenommene Frühstück munden. Die Chinesin lädt sich gerne dazu ein.

Letztlich klart es auf, die Sonne bricht durch, keine weiteren technischen Probleme. Wir erreichen mit völlig ausreichendem zeitlichen Vorlauf den Hafen von Sittwe. Beim Anlegen muss uns der Captain aber nochmals seine völlige Unfähigkeit für ein solches Manöver demonstrieren. Das hatten wir in ähnlicher Weise schon mal ungläubig in Mrauk U bestaunt. Aber was solls, wir verlassen letztlich doch noch das Schiff. Unsere Chinesin verschwindet sang- und klanglos, ohne ein Wort des Dankes fürs Mitnehmen.

Wir steigen in einen Bus ein, dessen Sauberkeit und technischer Zustand bei uns Ekel und Entsetzen hervorruft. Ich habe noch nie etwas so vor Schmutz starrendes gesehen wie dieses Gefährt. Wir möchten am liebsten direkt nach dem Aussteigen unsere Kleidung in die Wäschetonne werfen, aber es gibt keine.

Bis zum Abflug haben wir genug Zeit, die Maschine ist noch gar nicht da. Also nehmen wir Platz auf den speckigen Plastikstühlen, die vor der ebenfalls vor Dreck starrenden Bude stehen, die als Wartezone dient. Ich kann hier weder etwas essen noch trinken. Der Ort Sittwe ist der dreckigste, den ich bisher in Asien gesehen habe. Allerdings war ich auch noch nicht in Karachi, Pakistan, von dem Mitreisende berichten, dass dieser Ort in der Beziehung nicht zu toppen sei.

Die Sicherheitskontrolle besteht aus einem Holzrahmen, auf dem oben ein Schild "Security" angebracht ist und durch den man einfach hindurchläuft. Das wars. Anschließend sitzen da drei äußerst wichtig wirkende Herren, die das Ticket stempeln, das Foto des Passes sich genau ansehen und den Namen auf der Passagierliste abhaken. Schließlich hebt unsere Maschine Richtung Yangon ab. Jetzt geht es nur noch Richtung Deutschland.

Die Tage in Arakan bzw. Rakhine waren im Rückblick die interessantesten der Reise, weil wir hier auch Kontakt zur Bevölkerung hatten. Insgesamt kam letzteres viel zu kurz. Dafür haben wir von den 7 Höllen und 5 Himmeln des Theravada- Buddhismus erfahren. Na ja, hat vielleicht nicht jeden so detailliert interessiert. Und dann die Namen der Könige, Nats und Legendenfiguren, die wohl keiner behalten konnte...


Tag 20 - Dienstag, 24.11.2009

Der Rückflug startet erst am Abend. Also erst mal genüßlich in meinem luxuriösen Hotelzimmer ausschlafen, duschen, ausgiebig frühstücken und dann nochmal ins Zentrum. Yangon kommt mir nach den Tagen im Mon- Staat und in Rakhine wie eine europäische Hauptstadt vor. Auf einer der Haupteinkaufsstrassen gibt es eine Art Großkaufhaus, wohin ich mich von einem Taxi bringen lasse. Das Warenangebot beinhaltet viele Sachen, die ich nicht kenne. Das finde ich richtig spannend. In einem Spielwarenladen entdecke ich eine eiförmige Figur mit einem lachenden und einem ernsten Gesicht. Es ist ein Pyit taing daung, ein symbolträchtiges Spielzeug, das sich beim Anstossen immer wieder aufrichtet und einen mal mit dem lachenden und ein anderes mal mit dem ernsten Gesicht anschaut - wie das Leben eben so ist.

"Wenn du jemanden ohne Lächeln siehst, gib ihm deines!" So lautet eines der schönsten Sprichwörter des Landes.

Dann heißt es im Hotel statt Warten auf Godot Warten auf den Bus zum Airport. Der Rückflug mit Thai Airways über Bangkok nach Frankfurt erfolgt störungsfrei. Zudem habe ich das Glück, in Bangkok noch ein Upgrade in die Business Class günstig nachbuchen zu können.


Tag 21 - Mittwoch, 25.11.2009

Der Jumbo landet um 5:40 Uhr in Frankfurt. Wir haben die Uhren 6 Stunden zurückgestellt.

Meine Philosophie des Reisens ist: Beobachten, Fragen, Zuhören und auch die Bereitschaft, mich selber durch andere Menschen und Erlebnisse prägen zu lassen. Damit verschaffe ich mir einen individuellen "Mehrwert" von jeder Reise und mache sie zum Bestandteil meiner Lebensgeschichte. Meine Einstellung gegen Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen und Folter lasse ich mir aber nicht glattbügeln, auch nicht durch die Eindrücke von einem so wunderschönen Land wie Myanmar. Ich verurteile die menschenverachtende und brutale Diktatur der Militärs in Myanmar auf das Schärfste und hoffe für die Menschen dort, dass diese Zeit bald ein Ende findet!

Ich grüße an dieser Stelle alle Mitreisenden, besonders Frau Seidler und die Ehepaare Hafner, Hansen und Simon ! Vielleicht sieht man sich mal wieder auf einer anderen Reise. Die Welt ist klein!

Hier gibt es Teil 3 des Reiseberichts als PDF zum Ausdrucken.

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Meine Reiseliteratur- Empfehlungen für Myanmar beginne ich mit eher ungewöhnlichen Büchern: (ein Klick auf den Buchtitel führt Euch zur Direktbestellung bei amazon.de)

Aufzeichnungen aus Birma, Guy Delisles Comic-Tagebuch seines Myanmar-Aufenthaltes im Jahr 2005 ist heiter und ernst zugleich und entwickelt damit einen besonderen Charme, der einen ebenso unterhält wie informiert. Während seine Frau in einem Projekt für Ärzte ohne Grenzen arbeitet, hütet er zuhause das gemeinsame Kind und erlebt viel vom Alltag in Myanmar, der Bürokratie und den Besonderheiten der Militärdiktatur.Er zeichnet seine Erlebnisse und unterrichtet einheimische Künstler. Delisles beobachtet, aber bewertet nicht. Auf fast dreihundert Seiten entstehen so Aufzeichnungen aus einem familiären Mikro- und einem birmesischen Makrokosmos. Eine sehr lohnenswerte Lektüre, nicht nur für Comic-Freunde!

Thich Nhat Hanh: Wie Siddhartha zum Buddha wurde - Eine Einführung in den Buddhismus. Dies ist die poetisch erzählte Lebensgeschichte Buddhas, der als indischer Prinz Siddhartha Gautama geboren wurde und eine der großen Weltreligionen begründete. Die Darstellung und Erläuterung seiner wichtigsten Lehren erschließen uns einen guten Zugang zu dieser Gedankenwelt.

Pilgerreise in Myanmar von Ma Thanegi: Die Autorin schildert spannend und humorvoll mit einem liebevoll kritischen Blick auf die Menschen und die Kultur ihres Landes eine Pilgerreise durch Myanmar. Dieser lebendige Erlebnisbericht läßt sich vor, während und nach der Reise lesen. Ma Thanegi war Ende der achtziger Jahre persönliche Beraterin der "Lady". Sie hat aber schon bald deren kompromisslosen Kurs verlassen und gehört zu den Anhängern des pragmatischen Flügels der Demokratiebewegung. "Etwas (Demokratie) ist doch besser als nichts!" lautet ihr Motto.

Ma Thanegi hat auch die Texte zu dem derzeit wohl schönsten Bildband über Myanmar geschrieben - BURMA MYANMAR Im Herzen eines unbekannten Landes, erschienen bei Knesebeck. Die einzigartigen Aufnahmen dieses Buches stammen von Achim Bunz, der über 20 Jahre lang den Alltag der Burmesen fotografiert hat, aber auch die wunderschönen Landschaften, Kulturdenkmäler und religiösen Stätten des Landes. Ein rundum schöner Fotoband, wenn auch nicht ganz billig...  

Und zu guter Letzt mein Reiseführer- Tipp: Der Myanmar- Band von Brigitte Blume aus der Reise Know-How- Reihe. Sehr gut gelungen ist die Darstellung von Geschichte, Land und Leuten und die Tempel- und Pagodenbeschreibungen. Für Rucksack- Touristen soll er nicht so sehr geeignet sein, aber ich war ja auf einer organisierten Reise unterwegs. Die Backpacker wählen lieber das Stefan Loose Travel Handbuch MYANMAR .

Und hier gehts zurück zur Startseite: www.travelhomepage.de (falls es mit dem Slide-In-Menue am linken Rand nicht klappt...)