Bekanntlich gibt es im Norden der britischen Insel an zahlreichen Orten besonders guten Whisky zu entdecken. Viele behaupten, von hier komme der beste Whisky der Welt und zwar unabhängig von der Schreibweise. Genau das will ich im Juni 2012 ausprobieren. Mit Freund Rüdiger fliege ich in das Land, wo einige Männer Röcke tragen und Dudelsack spielen. Für uns Deutsche gibt es keinen Grund sich zu wundern: In Bayern lieben die Eingeborenen Krachlederne und in Schottland eben Kilts.

Aber in Schottland gibt es außer Dudelsäcken auch Rock'n Roll. So sind Frontsänger Angus Young und sein Bruder Malcolm von AC/DC gebürtige Schotten, ebenso wie Rod Stewart, die Simple Minds, Nazareth oder Amy MacDonald - um nur einige zu nennen.

The Whisky Tour
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So, 10.06.2012

Bereits mittags landen wir mit der Lufthansa in Edinburgh. Na dann stellen wir mal wieder die Uhren auf GMT, also 1 Stunde zurück. Das Königreich Scotland wurde 1707 dem British Empire einverleibt. Nach mehr als 300 Jahren Fremdherrschaft gibt es z.Zt. ernsthafte Unabhängigkeitsbestrebungen, die den Tommys gar nicht schmecken. Schließlich hat Schottland wertvolle Bodenschätze, u.a. große Erdölvorkommen, auf die man ungern verzichten will. Es bleibt abzuwarten, wie das von der Kampagne "Yes Scotland" für 2014 angestrebte Referendum ausgehen wird.

Rob Roy Tours aus Edinburgh ist der Veranstalter unserer einwöchigen Schottlandrundreise. Am Airport werden wir von unserer Reiseleiterin begrüßt, Stefanie W., eine junge Österreicherin. Und gleich der erste Schock: Nach der Beschreibung des Veranstalters haben wir eine exklusive Kleingruppenreise erwartet, es sind aber außer uns weitere 36 Reiseteilnehmer, die über den Tag verteilt von allen möglichen Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ankommen - uups! Thereabout we are not amused...

Erst einmal ins Hotel. The Ellersly House Hotel ist unser Domizil in Schottlands Hauptstadt. Es liegt etwas außerhalb, ist aber mit öffentlichen Bussen optimal ans Zentrum angebunden. In britischen Landhotels mag man es plüschig, dicke Teppichböden mit floralen Ornamenten, selbst in Bad und WC, sind durchaus üblich. Dazu nehme man altmodische Tapeten, Holzverkleidungen und Stilmöbel, bis hin zur Schminkkommode aus den 50ern. Irgendwie erinnern mich die Hotels auf unserer Rundreise an Stephen King Filme, an Miss Marple und an Edgar Wallace... Das kann was werden!

Rüdiger und ich nehmen den Bus ins Zentrum. Den Fahrpreis, einheitlich 1,40 GBP, muss man klein haben und in einen Fangkorb beim Fahrer werfen. No return! Der Busfahrer ist kein Kassierer. Als Edinburgh Greenhorns steigen wir nach Gutdünken aus, wo die Straße belebt wirkt. Bingo! Wir haben eine Haltestelle unweit des Scott Monuments gewählt und sind mittendrin. Das erste, auf das wir treffen, ist ein Stand mit "Original German Bratwurst" auf einem kleinen Markt zu Füßen von Sir Walter Scotts Denkmal. Hier befinden wir uns in der Neustadt, wenn man sie denn so nennen darf, denn auch sie ist immerhin schon 250 Jahre alt. Wir laufen die Princess St. runter, vorbei am Balmoral Hotel, dem elitären Bahnhofshotel, und überqueren die North Bridge. Sie führt über den ehemaligen "schwarzen See", der einmal Neustadt und Altstadt trennte. Man erzählt, es habe sich zuletzt um eine Abwasserkloake gehandelt. Nach deren Trockenlegung entstand hier der Hauptbahnhof der Stadt, Waverley Station, der voll verglast wie ein riesiges Gewächshaus aussieht.

Am anderen Ende der Brücke erreichen wir die eigentliche Altstadt Edinburghs und laufen die High Street hoch Richtung Castle. Die Altstadt liegt auf einem langgestreckten Hügel. Wie Rom und Lissabon wurde auch Edinburgh auf 7 Hügeln errichtet. Die High Street ist Teil der Royal Mile, die den Holyroodhouse Palace, die offizielle Residenz der Königin, mit dem Edinburgh Castle verbindet. Ein Hauch von Mittelalter umwebt uns - wenn da nicht die vielen Souvenirshops, Bars und Restaurants wären. Auch die Straßenmusikanten und -schauspieler wollen ihren Zoll von den Besuchern.

Vor dem Castle hat man eine Tribüne errichtet, die an ein modernes Stadium erinnert. Panem et circensis heißt hier "Edinburgh Festival" und findet jedes Jahr im August statt, auch das Royal Edinburgh Military Tattoo, das größte Musikfestival Schottlands. Dann marschieren und musizieren 10.000 Piper und Drummer auf dem Festspielgelände. Zu gerne würde ich den besondere Klang mehrerer Great Highland Bagpipes mal live hören. Als Teil dieser Festwochen gilt das "Edinburgh Festival Fringe", das fast ausschließlich auf die darstellenden Künste, besonders Theater und Comedy von Shakespeare bis zu Experimentellem, ausgerichtet ist und meist auf Kleinbühnen und in Zelten stattfindet. Diese Idee hat man bei uns auch für die Ruhrfestspiele in Recklinghausen aufgegriffen.

In Edinburgh gibt es ein sehr empfehlenswertes Seafood- Restaurant, das Cafe Royal. Hier kann man frische Austern, Muscheln und Seefisch bester Qualität genießen.

Wir nehmen den Bus zurück zum Hotel, wo ein Abendessen auf die Gruppe wartet. Dazu spielt eine schottische Familie Volksweisen. Opa spielt auf dem Dudelsack, die Söhne Flöte und Guitarre. Ihre Schwester tanzt irische Volkstänze a la Lord of the Dance. Na ja, wohl eher Geschmacksache. Mich erinnert die Programmeinlage an einen Unterhaltungsabend im Seniorenstift. Meine Irritation kann ich aber gut in der Hotelbar korrigieren. Wegen irgendeiner unerklärlichen Behördenverfügung dürfen sie hier neuerdings kein Guinness zapfen, sagt der Keeper. Deshalb füllt er aus einer Weißblechdose Guinness ins Pint- Glas. Das Besondere daran: eine mit Stickstoff befüllte Plastikkugel (Floating Widget) in der Dose sorgt für den feinporigen, sahnig weichen Schaum. Never seen before! Die spinnen, die Briten - hat Asterix ja schon festgestellt.


Mo, 11.06.2012

Am Morgen bringt uns Paul, unser Busfahrer für die nächsten Tage, in die Innenstadt von Edinburgh. Der Name der Stadt wird von den Schotten "Ednbrah" ausgesprochen und nicht "Edinnböörg", wie wir es tun.

Auf Hügel No. 2, dem Calton Hill, gibt es in einer gepflegten Parkanlage eine Ansammlung von Aussichtsturm, Denkmalen und Monumenten zu besichtigen. Insbesondere vom Turm läßt sich die gesamte Innenstadt überblicken. Spektakulär ist die Aussicht nicht.

Dann geht es zum Holyrood- Palace (nicht "Hollywood Palace"), den man bei Anwesenheit von Mitgliedern der Königsfamilie sowohl als Tourist als auch als Untertan des britischen Königshauses nur durch schwere Eisengitter ehrfürchtig von außen ansehen darf. Zur Zeit unseres Besuchs muss wohl einer der Windsors dagewesen sein. Holyrood bedeutet Heiliges Kreuz.

Dem Palast gegenüber liegt das neu errichtete avangardistische Parlamentsgebäude der Schotten, dessen Architektur sehr kontrovers diskutiert wurde und dessen Baukosten von ursprünglich kalkulierten 40 Mio. GBP auf über 400 Mio. explodierten. Sowas gibt es auch bei uns, man denke an die Hamburger Elbphilharmonie.

Da wir ja auf einer Arbeitsreise zum Thema "Scotch Malt Whisky" sind, besuchen Rüdiger und ich nun auf eigene Rechnung das Scottish Whisky Heritage Centre, eine Mischung aus Kinderkarussell im Whiskyfass, sprachlich unverständlichem Vortrag über die vier Hauptrichtungen schottischer Single Malts (Lowlands, Highlands, Speyside und Islay) nebst Verprobung, einem Whiskyflaschenmuseum mit mehr als 3.300 Exponaten und einem Verkaufs- Shop. Das Glencairn Glas von der Verprobung darf jeder mitnehmen. "Whisky" ist übrigens die anglisierte Schreib- und Sprechweise des gälischen "Uisghe Beatha" - Wasser des Lebens.

By the way - gerade lese ich in der Zeitung, dass der Pastis- Konsum in Frankreich stark zurückgeht, dafür aber die Nachfrage nach schottischem Whisky exorbitant gestiegen sei.

Meine ersten, spätpubertären Begegnungen mit Whisky waren keine Genuß- Offenbarung. Whiskytrinken war damals wohl weniger Genuss als einfach nur cool. Wir verwässerten auf den Feten den meist minderwertigen Whisky mit Eiswürfeln und Cola. Eine Flasche Dimple war purer Luxus, Racke Rauchzart oder Aldi Whisky tat es auch. Als tödliche Kombi habe ich aus dieser Zeit Whisky und Bier in Erinnerung... Am nächsten Morgen war mindestens ein dicker Kopf garantiert. Erst viele Jahre später entdeckte ich den wahren Geschmack von gutem Whisky und lernte ihn schätzen.

Am späten Nachmittag besuchen wir das Clubhouse der Malt Whisky Society. Hier dürfen normalerweise nur Clubmitglieder und Ihre Gäste eintreten - wird uns erzählt. Tatsächlich werden hier durch den Verprobungs- und Verkaufsraum jede Menge Touris durchgeschleust. Irgendwas stimmt da nicht... Und da wir ja gerade erst Lesson 1 unserer "Whisky- Ausbildung" absolvieren, stehen wir relativ hilflos vor dem Angebot. Alle Flaschen sind mit gleichem Etikett versehen und auch die Whiskykarte beschreibt für den Laien eher unverständlich die Merkmale des jeweiligen Whiskys. Einen Hinweis auf seinen Ursprung oder die Destillerie gibt es nicht - auch nicht von unserer Reiseleiterin, die ja angeblich eine Expertin sein soll. Also eher eine Blindverkostung.

Unbedarfte könnten McDonalds seines Namens wegen für den Botschafter der schottischen Küche halten. Doch das stimmt nur bedingt. Hier ist die bodenständige rustikale Küche zuhause - mit schmackhaften Gerichten wie Fish and Chips, Pies und Haggis. Dazu später mehr. Heute abend gibt es wieder ein Dinner im Hotelrestaurant und in der Bar das Fussball- EM- Spiel des Tages.

Ein paar Jungs aus Sachsen entscheiden sich für einen pub crawl durch die urigen Kneipen von Edinburgh. "Crawl", also Kriechen, bezeichnet dabei wohl die gebräuchlichste Fortbewegungsart der Teilnehmer zum Ende des Umzuges.

Als Alternative wäre da noch eine historischen Gespenster-Tour durch die dunkelsten Gassen der mittelalterlichen Altstadt zu nennen. Dr. Jekyll oder eine andere längst verstorbene Persönlichkeit von Edinburgh führen persönlich. Geschäftstüchtige Jungunternehmer bieten einen effektlastigen Grusel- Spaziergang an. Es geht im schummrigen Dunkel durch Teile der freigelegten Unterstadt, auf der in der Altstadt weitergebaut wurde. Einige wenige Mitglieder unserer Gruppe, die an dieser Tour teilnehmen, sind begeistert.

Edinburgh hat sich auch als Inspirationsquelle für Schriftsteller bewährt, die hier Figuren wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Sherlock Holmes und Harry Potter erschaffen haben.


Di, 12.06.2012

Unsere freundliche Reiseleiterin hat mir die Bedeutung einiger gälischstämmiger Vokabeln verraten. Und das, obwohl ich sie schon am frühen Morgen (I beg your pardon!) angesprochen habe. Mc oder Mac bedeutet Sohn, Glen = Tal, Ben = Berg, Loch = See.

Wir verlassen Edinburgh und machen einen ersten "Fotostopp" an der Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth, der Mündung des Flusses Forth. Sie war Ende des 19. Jh. für kurze Zeit die Brücke mit der größten Spannweite der Welt.

Erwähnenswert ist das hier beginnende System "Fotostopp" des Reiseveranstalters, mit dem viele angekündigten Highlights der Rundreise auf preiswerte Art und Weise abgehakt werden. Eine weitergehende - wohl weil mit Kosten verbundene - Besichtigung der Sehenswürdigkeiten nebst Führung entfällt, meistens jedenfalls.

In der Renaissance- und Königsstadt Stirling gab es die erste urkundliche Erwähnung des schottischen Aqua Vitae. Dabei ging es um eine Whisky- Bestellung für den Königshof. Das für uns leider nur aus der Ferne zu bewundernde Stirling Castle war über viele Jahrhunderte die bedeutendste Festung im Land und wurde das "Tor zu den Highlands" genannt. William Wallace hat hier in Sterling die Clans vereinigt und 1297 mit seiner Bauernarmee dem englischen Heer eine vernichtende Niederlage zugefügt. Ein Jahr darauf wurden seine Truppen geschlagen, er selbst später von einem Landsmann verraten und in London grausam hingerichtet. Das Leben von William Wallace war Vorlage für den Spielfilm "Braveheart" mit Mel Gibson in der Titelrolle. Sein Andenken wird durch das mächtige Wallace- Nationaldenkmal in Form eines Wehrturms bewahrt, wo man auch das imposante Langschwert des Freiheitskämpfers bestaunen kann.

Die Nationalblume Schottlands ist übrigens die Distelblüte. Bei einer Belagerung durch die Wikinger sollen sich die damaligen Insulaner in einem Distelfeld versteckt haben. Als in der Nacht die Wikinger ihren Angriff begannen, traten sie auf Disteln. Durch ihre Schmerzensschreie weckten sie die bereits schlafenden Schotten, die dadurch rechtzeitig zu ihren Waffen greifen konnten. So rettete die Distel Schottland und wurde zur Nationalblume...

Und wo wir schon mal beim Thema Flora sind, legen wir unseren nächsten Halt und Rundgang ein bei den Gardens of Drummond Castle in der Nähe von Crieff, die auch im Film "Rob Roy" zu sehen sind. Die nach französischem Vorbild gestalteten Landschaftsgärten bilden ein Andreaskreuz, das Wahrzeichen Schottlands, und bestehen aus Rasenflächen, Kieswegen, Buchsbaumhecken, beschnittenen Sträuchern und Blumenbeeten, darunter vor allem Rosen. Für Gartenfans sicher eine Augenweide. Erläuterungen der Reiseleiterin: Fehlanzeige!

Die vereinbarte Uhrzeit zur Weiterfahrt unseres Busses nehmen einige wenige unter uns (immer dieselben) eher als groben Richtwert. Das gehört nicht zu den preußischen Tugenden und führt daher wiederholt zu Unmut bei den Wartenden. Auch ich mag es weder im Job noch im Urlaub, unnötig Zeit mit dem Warten auf Andere zu verbringen.

Ganz in der Nähe liegt ein wahrhaftes Kleinod, die Library of Innerpeffray. Es ist die älteste kostenlose Leihbücherei in Schottland. Sie stammt aus dem Jahre 1680 und steht für die Anfänge der Aufklärung in diesem Land. Erst 1968 wurde die Ausleihe eingestellt. Die Bücherei beinhaltet eine einzigartige Sammlung alter Bücher bis zurück ins 16. Jh. Besonders erstaunt hat mich die Tatsache, dass man die Bücher bis heute berühren und ihre Seiten eigenhändig umblättern darf. Für uns hat die Bibliothekarin das Buch "The Historie of Four Footed Beasts" aus dem Jahre 1607 ausgestellt - eine Art Brems Tierleben, nur 250 Jahre früher. Und dann gibt es noch einen Atlas von 1638 zu bestaunen, auf dessen Karten sogar Details meiner Heimat mit den meist heute noch gültigen Orts- und Flurnamen zu entdecken sind. Und das mitten in der schottischen Provinz!

Vorbei gehts es entlang Loch Earn, einem Wassersportparadies, nach Killin mit seinen Wasserfällen, bei denen der Name aber nicht Programm ist. Es handelt sich eher um Stromschnellen im Dochart- Fluss. Der Ort war eine Hochburg des berüchtigten McNab Clans. Die Landschaft wird im Trossachs Nationalpark zunehmend eindrucksvoller, weil bergiger.

Die Western Highlands schließen sich an und damit das bekannt Filmschottland. Hier spielen die Kinofilme Braveheart (bereits erwähnt), Rob Roy (Robert Roy MacGregor gespielt von Liam Neeson) und Highlander (Christopher Lambert als Connor MacLeod). Durch das ausgedehnte Rannoch Moor und das "Tal der Tränen" Glencoe geht es über Fort William zur Küste. Für Wanderfreunde lohnt sich der West Highland Way, ein Fernwanderweg, auf dem wir einige Backpacker laufen sehen.

Unser nächstes Hotel liegt im Küstenstädtchen Mallaig. Es ist das West Highland Hotel, das als Familienbetrieb bewirtschaftet wird. Leider hat die Zeit schon vor langem diesen Beherbergungsbetrieb überholt.

Mein Zimmer liegt im 2. Stock, hat die Größe eines Wohnklos und die Hellhörigkeit einer Papierwand, aber wozu gibt es Oropax? Das Gepäck muss der Gast selbst hochwuchten, ein Lift fehlt. Doch ist man rührig bemüht, die Gäste zu versorgen und damit punktet das Hotel.

In der kleinen Bar wird eine gute Auswahl an Whisky vorgehalten. Slainthe Mhath! (gälisch: Auf die Gesundheit!)

Mi, 13.06.2012

Der Tag beginnt früh. Mit der Fähre setzen wir über zur Hebriden- Insel Skye. Wir fahren durch die Cuillin- Hills, die als die schönsten Berge Großbritanniens gelten, zur Talisker Whiskybrennerei, denn ohne einen der berühmt-berüchtigten klassischen schottischen Island- Malts geht es nicht. Der Talisker Single Malt schmeckt rauchig, aber auch malzig-süß mit einer Pfeffernote. Ein starker Torfgeschmack steigt den Rachen hoch, man sagt, er explodiert am Gaumen. Mein Fall sind die Talisker nicht.

Bei der Brennereiführung lernen wir, dass traditionelle Malt Whiskys aus über Torffeuer gedarrtem Gerstenmalz, Wasser und Hefe, in den eigens dafür gefertigten Brennblasen destilliert werden. Anschließend erfolgt eine mindestens 3 jährige Reifezeit in Eichenfässern. Nachdem der Whisky aus dem Fass abgefüllt wird, endet auch die Reifung. Anders als Wein altert Whisky nach der Abfüllung in Flaschen nicht mehr. Ein 12 Jahre im Fass gereifter und dann abgefüllter Single Malt schmeckt auch sechs Jahre später nicht wie ein 18 Jahre alter Whisky. Man kann ihn also gut lagern, sollte aber angebrochene Flaschen innerhalb von sechs Monaten austrinken und darauf achten, dass Whisky lichtempfindlich ist.

Im Hauptstädtchen Portree machen wir eine kleine Mittagspause. Die Gruppe verteilt sich in die kleinen Pubs und Imbissbuden des Städtchens. Ich bestelle Fish & Chips. Als Fish gibt es meist haddock (Schellfisch) oder cod (Kabeljau), eher selten sole (Seezunge), alles frisch aus dem Meer und sehr lecker. Man bezahlt dafür pro Portion stolze 10 GBP!

Apropos Britisches Pfund Sterling: Die GBP- Noten, die die Geldautomaten in Schottland ausspucken, sind erkennbar (steht drauf!) von einer der drei großen schottischen Banken, z.B. der Bank of Scotland, gedruckt und ausgegeben worden. Angeblich soll es schon mal Schwierigkeiten geben beim Versuch, außerhalb von Schottland damit zu bezahlen. Deshalb wird empfohlen, sie vorher in englische Pfund Sterling- Noten umzutauschen.

Nun teilt sich die Gruppe. Ein Teil geht wandern, ich fahre mit Paul und den anderen in den Norden der Insel, wo es die Felsformation The Old Man of Storr, eine rund 50 Meter hohe Felsnadel, zu bewundern gibt, und natürlich Kilt Rock, den Wasserfall, der über die hohen Klippen direkt ins Meer fällt. Das Wetter ist fantastisch, Sonne pur!

Über die zweitlängste einzeln aufgesetzte Brücke der Welt gelangen wir zum Eilean Donan Castle, dem Sitz des MacLeod Clans aus dem "Highlander" Film ("There can be only one"). Hier wuchs der unsterbliche Connor MacLeod, alias Russell Nash, auf... Natürlich beschränkt sich die Rob Roy Tours- Gruppe auf die Außenbesichtigung.

Am späten Nachmittag verlassen wir Skye mit der Fähre über den Sound of Sleat von Armadale nach Mallaig.

Wußten Sie, dass der Namenszusatz "Lord of......" , "Laird of ...." oder "Lady of....." weder mit Adel noch mit Hochstapelei zu tun hat? Im Gegensatz zu den englischen Adelstiteln, ist der schottische (und auch der irische) Lord/Laird ins Deutsche übersetzt nichts anderes als ein Landbesitzer. Dabei spielt die Größe des Grundbesitzes keine Rolle.

Heute Abend spielt bei der Fußball- EM Deutschland gegen Holland, also der absolute Klassiker! Einige Männer aus der Gruppe haben unsere Reiseleiterin höflich gebeten, rechtzeitig vor Spielbeginn wieder im Hotel zu sein und dort an die Küche den Wunsch weiterzugeben, man möge für die Fußballinteressierten in der Bar einen kleinen Imbiss zum TV arangieren. Diesem Wunsch begegnet Stephanie W. mit dem unverschämten und selbstherrlichen Statement "We are not a football tour!" Basta!

Konsequenz: Neben Rüdiger und mir machen sich 10 Leute auf ins nächste Pub um dort das EM- Spiel zu sehen. Spätestens ab heute abend hat Reiseleiterin Stephanie bei uns verloren.


Do, 14.06.2012

Nach dem wieder ausgiebigen britischen Frühstück fahren wir vorbei am Loch Morar, dem mit 310 m tiefsten Binnensee Europas, nach Fort William. Vorher machen wir Halt am Glenfinnan Monument, einer Gedenksäule, auf der die Statue von "Bonnie Prince Charlie" zu sehen ist. Hier hat Prince Edward Charles Stewart Mitte des 18. Jh. seine Truppen gesammelt um sie gegen die Armee des Feindes zu führen. Allerdings kämpfte damals nicht Schottland gegen England, sondern das Haus Stewart gegen das Haus Hannover - die Stewarts zogen den Kürzeren. Vor der Schlacht legte jeder Mann einen Stein auf einen Haufen, den er im Fall des siegreichen Überlebens wieder wegnahm. So konnte man die Zahl der Gefallenen ermitteln.

Hier am Loch Shiel in der Nähe von Glenfinnan steht auch das Eisenbahnviadukt, über das der Hogwarts- Express in dem Film "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" fährt.

In der Nähe von Fort William kann man mit einem Kabinenlift zum Aonach Mor hochfahren. Dort bietet sich ein schöner Blick auf den mit 1.344 m höchsten Berg Großbritanniens, den Ben Nevis. Diese Gelegenheit nutzt ein Teil der Gruppe während andere den kleinen Ort Fort William erkunden. Einzige Attraktion ist dort das West Highland Museum. Ein Pub am Beginn der Fußgängerzone bietet eine Ganztagsbetreuung für Ehemänner an.

Die Ben Nevis Brennerei ist angeblich derzeit für Besucher geschlossen. Aber auch ohne Whisky könnte uns die Weiterfahrt nun spirituelle Erlebnisse bringen. Denn nun steht das wunderschöne Great Glen auf dem Programm, dessen Hauptattraktion das sagenumwobene Loch Ness ist, die Heimat des urzeitlichen Monsters Nessie. Nessie ist ja kein Geist, es gibt sie ja wirklich, was zahlreiche Sichtungen beweisen sollen... Möglich ist eine interessante Bootsfahrt mit einem Sonarboot mit Sonar-Vorführung auf dem Loch Ness. Aber nicht für uns.

Wir fahren ohne Monstersuche in einem Rutsch durch bis nach Inverness, wo wir das "Highland House of Fraser" aufsuchen, einen Kiltmaker, der in seinem angrenzenden Shop ein breites Sortiment schottischer Mitbringsel verkauft. Aber erst mal ein paar Erklärungen im Visitor Centre: Tartans heißen die bis zu 600 verschiedenen Muster, die die Zugehörigkeit zu einem Clan repräsentieren. Und natürlich gibt es dazu auch die passende traditionelle Felltasche Sporran, die vor dem Gemächt getragen wird. Schließlich fehlen beim Kilt die Hosentaschen.

Bei Verkaufs- veranstaltungen dieser Art, sei es im Teppichladen, in einer Töpferei oder eben beim Kiltmaker, werden die Reiseleiter üblicherweise an der Summe der durch ihre Gruppe gekauften Waren mit einer Provision beteiligt.

Auf der Weiterfahrt sehen wir eine der besterhaltenen prähistorischen Stätten Schottlands. Gleich drei Steinkreise mit Gräbern sind hier zu besichtigen. Leider vergisst unsere Reiseleiterin, der Gruppe auch nur ansatzweise die keltische Begräbniskultur zu erläutern.

Den nächsten Fotostopp legen wir an der alten Brücke (19.Jh.) von Carrbridge ein - wirklich sehenswert!

Wir erreichen unser heutiges Hotel, das The Craiglynne Hotel in Grantown on Spye. Nördlich von hier liegt der Malt Whisky Trail. Vielleicht ist das der Grund, warum die Lounge Bar des Craiglynne mit einer großen Auswahl an Whisky bestückt ist. Ein deutschsprachiger Barkeeper gibt Insider- Empfehlungen, das Glas Whisky kostet je nach Alter des Lebenswassers zwischen 3 und 6 GBP, ein absolut fairer Preis.

Als Alternative zum Whisky gibt es Bier - Stout, Lager und Ale. Das süffige Local Ale gibt es sogar in Geschmacksrichtungen wie "Heather Ale" (Erika- oder Heidekrautbier) - man muss es halt mögen. Der Alkoholgehalt liegt übrigens meist nur bei etwa drei Prozent.


Fr, 15.06.2012

Heute ruft der berühmte Malt Whisky Trail in der schönen Region Speyside, die als die zentrale Whiskyregion Schottlands gilt. Die rund 50 Brennereien, die meist nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, produzieren runde und überaus feine, komplexe Whiskys, die auf der ganzen Welt gerühmt werden.

Zuerst besuchen wir die Craigellachie- Küferei, in der bis heute die ehemaligen Sherry- und Portweinfässer von Hand auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt werden. In diesen Eichenfässern wird der Whisky zur Reife gebracht und nur so bekommt er seine goldgelbe Farbe und seinen speziellen Geschmack. Wir werden in das traditionelle Handwerk der Böttcher und Küfer eingeführt und staunen über die Arbeitsgeschwindigkeit mancher Handwerker, die nach Anzahl der pro Tag reparierten Fässer bezahlt werden. Die Beschäftigten sollen hier gut verdienen.

Anschließend geht es weiter nach Dufftown zur Besichtigung der unter Whisky-Kennern aus der ganzen Welt vielleicht bekanntesten Whiskybrennerei Glenfiddich. Der typische Geschmack des Glenfiddich wird durch die Lagerung in spanischen Sherryfässern und amerikanischen Bourbonfässern erreicht.

Mit Abstand interessanter soll allerdings die Besichtigung der auf dem gleichen Grundstück ansässigen Destillerie von The Balvenie (derselbe Eigentümer!) sein. Die Führung dauert dort aber 4 Std, statt 40 min... Kenner meinen, dass Glenfiddich alleine aus Vor- und Nachlauf von Balvenie produziert wird. Das ist wohl etwas bösartig.

Mittags bietet sich für mich die Gelegenheit, das berühmt- berüchtigte Haggis zu probieren, Schottlands Nationalgericht. Haggis ist eine Mischung aus gehacktem Schafsmagen, Innereien, Fleisch, Hafermehl, Kräutern und Gewürzen, und wird traditionell im Schafsmagen gekocht. Dazu werden meist Rüben und Kartoffeln (Neeps and Tatties) in gestampftem Zustand, serviert. Bei uns gibt es mit dem nordhessischen Weckewerk und der westfälischen Stippgrütze ähnliche, ursprünglich für die bäuerliche Schlachtresteverwertung gedachte Rezepturen. Mir schmeckt es jedenfalls ausgezeichnet.

Auf der weiteren Strecke liegt das königliche Schloss Balmoral. Wie nicht anders zu erwarten, ist eine Besichtigung der Hochlandresidenz für uns jedoch nicht möglich. Wenn Elisabeth II gerade nicht vor Ort ist, sind Besichtigungen allerdings immer möglich. Als vermeintliche Alternative bietet uns die inzwischen von allen in ihr Herz geschlossene Reiseleiterin den Besuch einer in der Nähe liegenden Dorfkapelle an, für deren Einrichtung Mitglieder der königlichen Familie gespendet haben sollen. Ich verzichte dankend.

Wir erreichen das kleine Hochlandstädtchen Pitlochry, wo wir die letzte Übernachtung unserer Reise im dortigen Scotland`s Hotel verbringen. Pitlochry wurde zur schönsten Kleinstadt von Großbritannien gekürt und empfängt seine Gäste am Ortseingang mit dem gälischen Gruß "Ceud mile fàilte" - 100.000 Willkommen!

Nach dem gemeinsames Abendessen suchen die Fußballbegeisterten unter uns direkt eine Sports Bar in der Nähe auf um das heutige EM- Spiel auf Großbildschirmen zu sehen. Die Reiseleiterin ist außen vor. Das nenne ich "Pub"lic Viewing!

Probieren wollte ich eigentlich noch den klassisch- schottischen Nachtisch Cranachan, ein Sahnedessert mit Honig, Whisky, gerösteten Haferflocken und Himbeeren. Irgendwie ist mir das durchgegangen.

Zu erwähnen gibt es daneben auch die berühmten Shortbreads, süße Mürbeteigplätzchen, und natürlich Scones, die mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade zum Tee serviert werden.

Mein Reisebericht darf nicht ohne einen Schottenwitz enden:

Eine Fliege landet in einem Glas Wein.
Was macht der Franzose? Er schmeißt das Glas weg.
Was macht der Deutsche? Er nimmt die Fliege aus dem Glas und trinkt den Wein.
Was macht der Schotte? Er nimmt die Fliege aus dem Glas, schaut sie streng an und fordert sie auf: "Spuck den Wein aus!"


Sa, 16.06.2012

Die rauhe Natur Schottlands hat uns sehr gut gefallen, die Menschen haben wir als hart, aber herzlich erlebt. Die Whisky- Tastings in den Bars und Pubs waren ein großartiges Geschmackserlebnis.

Leider hatten wir ein wenig Pech mit dem Veranstalter und mit der Reiseleiterin Stefanie W. Shit happens! Aber eines hat diese Reise wieder bestätigt: Ärgern während der Reise versaut nur die wertvollen wenigen Urlaubstage, die man als Berufstätiger hat. Also immer das Beste draus machen!

Weiter geht es nach Irland, wo wir unsere Männertour um eine Woche verlängern werden - per Mietwagen durch den Südwesten der Insel. Mit Aer Lingus fliegen wir um 14:50 nach Dublin.

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Das sind meine Reiseliteratur- Empfehlungen für Schottland:

Asterix bei den Briten -Die Abenteuer von Asterix und Obelix in einem Land, in dem man links fährt, Wildschweine mit Pfefferminzsoße ißt und wo im Krieg eine Schlacht für den Fünfuhrtee unterbrochen wird- einfach urkomisch!

Nun aber ernsthaft: Der absolut beste Reiseführer zu Schottland kommt derzeit aus dem Stefan Loose- Verlag. Hier findet man alles zu Land und Leuten.

Als Ergänzung empfehle ich die Gebrauchsanweisung für Schottland von Heinz Ohff (Piper), einem Kenner des Landes. Denn:
Kennen Sie England, kennen Sie noch lange nicht Schottland!


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