"Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn,
im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
dorthin, mein Liebster, möcht ich mit Dir ziehn!" lockt Goethes Mignon den Geliebten.

Sizilien – kennt jeder von Euch, oder...?
Ich bisher nicht, ich bin ein Novize. Sizilien, die größte Insel im Mittelmeer, lebt bisher in meiner Vorstellung vorwiegend von einem Namen, "Mafia". Aber ist das gerechtfertigt? Die italienische Insel hat doch sicher viel mehr zu bieten als die Wiege einer internationalen Verbrecherorganisation zu sein.

Historisch gesehen ist Sizilien die Heimat der Cosa Nostra, deren Boss der wohl meistgesuchte Verbrecher Italiens war, bis er Anfang 2023 nach 30 Jahren Jagd von den Carabinieri gefasst wurde: Matteo Messina Denaro, genannt Diabolik. Man glaubt, damit sei der "ehrenwerten Gesellschaft" von Sizilien und ihrem Paten der entscheidende Schlag versetzt worden. Meine Reisegefährten und ich hätten nicht mit ihm Bekanntschaft machen wollen.

Das bewährte System der Mafia: Verflechtung mit Staatsorganen, "kleine Geschenke" und Gefälligkeiten gegen Schutz und Protektion, Einschüchterung und notfalls auch Ermordung standhafter Politiker und Richter- so 1992 im Fall Giovanni Falcone. Das Ziel der Cosa Nostra war und ist immer die soziale und wirtschaftliche Kontrolle. Dies kann am besten über die kommunale Verwaltung erfolgen, da diese bei der Vergabe von Großaufträgen eine entscheidende Rolle spielt.

Wie sagte einst Don Vito Corleone alias Marlon Brando zu Bonasera, dem Bestattungsunternehmer, "Irgendwann, möglicherweise aber auch nie, werde ich Dich bitten, mir eine kleine Gefälligkeit zu erweisen. Aber solange ich das nicht tue, soll die Gerechtigkeit mein Geschenk an Dich sein zum Hochzeitstag meiner Tochter!" Genau das ist das Prinzip: Nimmt man eine kleine Gefälligkeit von der Mafia an, ist man zur Gegenleistung verpflichtet.

Ich möchte nicht auf eine sizilianische Hochzeit bei den Corleones eingeladen werden. Aber das wird wohl auch nicht passieren, denn Cosa Nostra heißt ja "unsere Sache".

Und dabei kann eine sizilianische Hochzeit so stimmungsvoll und fröhlich sein, wie sie nicht nur von Donna Corleone besungen wird. Eine der schönsten Versionen dieser Tarantella stammt von Patrizio Buanne: "C'è la luna mezz' u mare" ...

Nun zu den positiven Seiten Siziliens:

Sizilien ist ein Fest für alle Sinne, preist unser Reiseveranstalter Studiosus Reisen das Reiseziel in höchsten Tönen. Wir werden das verifizieren. Unsere Reisegesellschaft ist auf 15 Teilnehmer limitiert. So habe ich es gern und folge dem Rat von Wilhelm Busch: "Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise!" Gesagt, getan...


1. Tag, Sonntag, 14.05.2023 A

Anreise und Kennenlern- Dinner

Wie immer habe ich einen Tiefgaragenplatz in der Nähe des Frankfurter Flughafens gemietet, Shuttle- Service inklusive. Wieder einmal habe ich mich gegen die Anreise mit der Bahn entschieden obwohl ein Bahnticket 1. Klasse im Reisepreis enthalten ist. Ich möchte mir den Stress mit dem Reisegepäck in bestreikten, überfüllten oder verspäteten Zügen der DB nicht antun. In 2022 waren laut Deutsche Bahn nur 65% der Fernzüge pünktlich, Tendenz abnehmend!

Der Direktflug mit Lufthansa am frühen Nachmittag verläuft problemlos. Am Airport in Frankfurt treffe ich Gerrit. Wir kennen uns von einer gemeinsamen Rundreise durch Serbien und Bosnien-Herzegowina im September 2022.

Ein Mitarbeiter der von Studiosus beauftragten örtlichen Agentur holt uns am Flughafen in Palermo ab. Er bringt uns für die nächsten drei Übernachtungen in das zentral gelegene Best Western Hotel Ai Cavalieri. Die Lobby und die Aufenthaltsräume sind geschmackvoll eingerichtet. Die Zimmer finden wir unterschiedlich gut ausgestattet vor, aber sie sind akzeptabel.

Die im Internet versprochene Bar gibt es jedoch nicht, nicht einmal eine Minibar auf dem Zimmer oder eine Flasche Mineralwasser für den Gast. Zudem ist die Klimaanlage kaputt und die WC-Spülung fällt gelegentlich aus... (ein 4-Sterne Hotel?)

Am Abend lernen wir unsere Studiosus-Reiseleiterin Daniela Schumacher kennen. Sie ist studierte Archäologin und Historikerin und arbeitet schon seit langem als Reiseleiterin. Daniela führt uns zum Dinner in das gemütliche Ristorante Gigi Mangia mit typisch sizilianischer Küche.

Wir sind in Italien. Da fällt mir ein Lied von Toto Cutugno ein, Lasciate Mi Cantare, das mich heute abend nicht mehr loslässt:

Lasciate mi cantare
Con la chitarra in mano
Lasciate mi cantare
Sono un italiano
Lass mich singen
Mit der Gitarre in der Hand
Lass mich singen
Ich bin Italiener

"Mi chiamo Gioacchino (mi kiamo dʒoaˈkiːno), ich heiße Joachim und komme aus Hattingen /Ruhr". Unser Abendessen beginnt mit der obligatorischen Vorstellungsrunde, die sich auf Danielas Wunsch auf Nennung von Name und Wohnort beschränkt. Ungewöhnlich. Bei einer so kurzem Reisedauer möchten die meisten schon zu Beginn der Reise mehr von einander erfahren.

Üblicherweise erzählen manche Reisegäste viel von sich, andere wenig und wenige gar nichts. Aber das ist bei Gruppenreisen immer so. Viele Menschen brauchen eine gewisse Aufwärmphase, um sich zu öffnen. Bei einer einwöchigen Gruppenreise ist diese Phase leider manchmal erst am Tag der Abreise abgeschlossen...

Unser Begrüßungsdinner besteht aus den üblichen drei Gängen: antipasti, primo piatto (fast immer ein Pasta-Gericht) und secondo piatto (Fisch oder Fleisch), plus Dessert.

- Als Vorspeise gibt es eine Scheibe geröstetes Weissbrot mit Tomatenwürfeln, Olivenöl, Basilikum und Knoblauch: Bruschetta.

- Als erster Gang wird Pasta mit einem Tomatensugo serviert, das mit einigen Auberginenstückchen und Rosinen angereichert wurde. Ich meine, diesem Pastagericht fehlt das gewisse Extra. Ein paar Anchovis, Kapern oder Oliven dazu hätten mir besser gemundet.

- Zum secondo piatto kommen Barbenfilets mit Bratkartoffelwürfeln und geschnittenen rohen Kohlstreifen auf den Tisch. Der Fisch schmeckt gut, ist aber keine kulinarische Offenbarung. Als fleischliche Alternative gibt es ein Schweineschnitzel mit einer blassen Kräuterpanade aus der Fritteuse.

- Kein Dinner ohne Dessert: heute ein Stück gebackener Cassata mit Ricotta- Füllung. Bei uns kennt man Cassata nur als Eissorte mit kandierten Früchten. Die ersten ital. Eismacher bei uns hatten kein Ricotta und nahmen stattdessen Vanille- und Schokoladeneis. Das ist in Sizilien unbekannt, doch es gibt eine weitere kunstvolle Cassata- Variante: einen Biskuitkuchen mit Mandelpaste, Ricotta und kandierten Früchten.

Ein Glas Mineralwasser zum Essen ist im Reisepreis fürs Dinner enthalten (sehr großzügig von Studiosus!). 0,1 l Vino da Tavola (Hauswein) oder 0,25 l Birra (Bier) kann man sich hier zum günstigen Vorzugspreis von je 6 € als Alternative zum Wasser gönnen!

Auf ein Gläschen Grappa als Absacker suchen Gerrit und ich anschließend noch die Basquiat Cafè Bar neben unserem Hotel auf. Der Barkeeper hat Grappa in 3 Altersstufen im Angebot. Wir wählen die mittlere Kategorie. Genau richtig!

Für den nächsten Tag haben die Wetterpropheten wolkenbruchartige Regenfälle für Palermo vorhergesagt. Das kann ja heiter werden.

"O tu Palermo, terra adorata..." (O du, Palermo, verehrtes Land) heißt es in der Sizilianischen Vesper, der Oper von Verdi. Willkommen in Bella Sicilia! "Bjutifull Sssisssili", wie der geneigte Anglist sagen würde. Englisch ist die häufigste Fremdsprache in den Hotels, Deutsch wird eher selten gesprochen.

Eigentlich erstaunlich, denn deutsche Touristen stellen die Mehrheit der Inselbesucher. Hinzu kommen Zehntausende Italiener, die als "Gastarbeiter" in Deutschland gearbeitet haben oder sich bei uns niedergelassen, eingeheiratet und eingebürgert haben und die deutsch- italienische Freundschaft leben.


2. Tag, Montag, 15.05.2023

Palermo und Cefalù

Frühstück im Zelt, der Frühstücks- Patio ist überdacht mit Segeltuch, auf das der Regen unbarmherzig niederprasselt. It`s raining cats and dogs - und das ist noch freundlich untertrieben. Ich habe keine Regensachen im Gepäck. Eigene Blödheit! Aber sintflutartige Unwetter waren von den Wetterfröschen nur für Norditalien prognostiziert worden. Errare humanum est...

Palermo hat ca. 700.000 Einwohner und ist die fünftgrößte Stadt Italiens. Wir laufen im strömenden Regen durch die fast 3.000 Jahre alte Inselhauptstadt, vorbei am Teatro Massimo, dem größten Opernhaus Italiens, durch den Mercato di Capo. Die Marktstände sind weitgehend gegen den Regen abgedeckt. Von den Markisen der Läden ergießen sich wahre Wasserfälle auf den schmalen Weg zwischen den Ständen. Es dauert nur wenige Minuten und ich bin klitschnass. Der mitgenommene kleine Schirm kann das nicht verhindern. Im Gegenteil, vom Schirm herab läuft mir die Regenflut auf Nacken und Rücken.

So sieht das aktuelle Wetter in Palermo aus:

Wetter - Tutiempo.net

Ich hatte mich so sehr auf die sizilianischen Speiseeis- Spezialitäten gefreut. Aber bei diesem Wetter steht niemandem der Sinn danach, auch mir nicht.

Die Erfindung des köstlichen italienischen Speiseeises, das bei uns Deutschen höchste Wertschätzung genießt, verdanken wir der Legende nach einem Koch aus Palermo. Hier gibt es unzählige Eisdielen, die hausgemachtes Eis in allen Variationen und für jeden Geschmack herstellen. Besonders empfehlenswert ist das Pistazieneis. Aber wie immer gilt: Alles Geschmacksache.

Neben den klassischen Eiszubereitungen aus Milch und Sahne haben sich inzwischen auch andere etabliert, z.B. das Schabeeis, eine besondere Eisspezialität der Insel, die Grattatella siciliana. Dabei schabt der Eisverkäufer von einem großen Eisblock so viel ab, dass ein Becher gefüllt werden kann, der dann mit allerlei fruchtigen Toppings oder aromatischem Sirup verfeinert wird. Soll sehr lecker und sehr erfrischend sein, habe ich auch schon in Prag gesehen. Grattatella erinnert ein wenig an Granita, eine Art Sorbet ohne Eiweiß, das klassische Sommerfrühstück, das es in Sizilien schon seit der Zeit der Araber gibt.

Granita gibt es überall, Grattatella zum Beispiel auf dem historischen Mercato Ballaró. Seit über 1000 Jahren spricht dieser Markt alle Sinne an und berauscht Palermitaner und Besucher mit seinen Farben, Klängen, Geschmäckern und Düften. Obst und Gemüse, Fisch und Street Food reihen sich an den bunten Ständen neben Kräutern, Gewürzen und typischen Süßigkeiten - wenn es nicht so stark regnen würde.

Fast hätte ich eine weitere bemerkenswerte Eisspezialität Palermos nicht erwähnt: Brioche con Gelato oder auch Brioscià - Eis im Brötchen, also Hefeteig statt Eishörnchen. Der Teig ist mit dem des französischen Milchbrötchens vergleichbar, denn auch er ist weich und süß. Die mit Eis gefüllte Brioche ersetzt oft das Mittagessen und ist auch als Frühstück sehr beliebt.

Wir suchen Schutz vor dem Unwetter im Normannendom (UNESCO-Weltkulturerbe), der Kathedrale Maria Santissima Assunta ("Heiligste Maria, in den Himmel aufgenommen"). Hier befinden sich die Gräber der Stauferkaiser Heinrich VI. und Friedrich II. sowie des Normannenkönigs Roger II. und seiner Gemahlin, Königin Konstanze von Sizilien. Ihre mächtigen Sarkophage aus rotem porphyrischem Gestein sind wirklich sehr beeindruckend und unterstreichen ihre damalige Wichtigkeit.

Friedrich II. war übrigens der Sohn von Heinrich VI. und Enkel von Friedrich I., genannt Barbarossa. Sie waren die ersten deutschen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Alle drei hatten ein schwieriges Verhältnis zur Amtskirche bzw. zu den herrschenden Päpsten und wurden zeitweise oder auf Dauer exkommuniziert. Dennoch zogen sie in Kreuzzügen gegen die Muslime nach Jerusalem. Heinrich und sein Sohn waren zudem große Förderer von Kunst und Wissenschaft.

Friedrich I. "Barbarossa" (1152-1190)
├── Heinrich VI. (1190-1197), zugleich König von Sizilien
│ ├── Friedrich II. (1198-1250), "

Vor ihnen regierten die Normannen die Insel. Deren Vorfahren waren ursprünglich Wikinger, die in der heutigen Normandie siedelten und dort ein Herzogtum gründeten. Sie eroberten Sizilien im 11. Jh. gegen die islamischen Herrscher und gründeten das multikulturelle Königreich Sizilien, das sich zu einer kulturellen und politischen Macht im Mittelmeerraum entwickelte.

Roger I. (1071-1101)
├── Roger II. (1130-1154)
│ ├── Wilhelm I. "der Böse" (1154-1166)
│ │ ├── Wilhelm II. "der Gute" (1166-1189)

Daniela erklärt uns sehr anschaulich und für uns Laien verständlich die Verwandtschaftsverhältnisse und die Bedingungen damaliger Regentschaft.

Der Normannendom ist ein Beispiel für das Zusammentreffen von Orient und Okzident. Der sizilianische Mischstil in der Architektur verbindet byzantinische, arabische und christliche (vor allem romanische) Elemente zu einer neuen Einheit. Die Kulturen haben sich nacheinander durch Anbauten, Umbauten und Ausschmückungen in diesem Gotteshaus verewigt. Böse Zungen sprechen vom "Patchwork- Dom"...

Mit völlig durchnässter Kleidung macht die weitere Stadtbesichtigung für mich weder Spaß noch Sinn. Warum nur habe ich keine Regensachen mitgenommen? Das rächt sich nun. Nach der Dombesichtigung nehme ich ein Taxi zurück ins Hotel.

Unbedingt sehenswert soll die Palastkapelle Rogers II. sein, die Cappella Palatina, im benachbarten Palazzo Reale oder Palazzo dei Normanni. Sie gilt als schönste Hofkapelle der Welt. Roger wollte mit ihr das großartigste Bauwerk schaffen, das je zu Ehren Gottes errichtet wurde. Üppige Goldmosaiken mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament spiegeln die Pracht des Kircheninneren wider. Auch andere kostbare Materialien wie Marmor und Serpentin wurden verwendet. Rogers Untertanen in Palermo waren ein Völkergemisch aus verschiedenen Kulturen und Religionen. Um diese explosive Mischung zu beherrschen, rief Roger ein Zeitalter der Toleranz zwischen den Völkern und Religionen aus. In der Ausstattung der Hofkapelle sollten sich alle Menschen bildlich und ornamental wiederfinden und die Kapelle sollte als visuelles Medium für Rogers Vision eines aufgeklärten Palermos der Glaubensfreiheit dienen. Ein Großteil der Bevölkerung konnte damals nicht lesen. Die biblischen Geschichten kannten aber alle von der Kanzel verkündet, nicht aus der Bibel.

Am nördlichen Ende des Normannenpalastes befindet sich die Porta Nuova (ital. für „Neues Tor“), das jahrhundertelang wichtigste Stadttor Palermos. Es wurde zum Gedenken an den Sieg Karls V. 1535 über die Araber in Tunesien errichtet. Dieser Sieg wird durch vier maurische Statuen dargestellt, die als Pfeiler in die Fassade eingelassen sind.

Auf dem Weg zu den Kirchen San Cataldo und La Martorana werden meine Mitreisenden die barocke Piazza Quattro Canti ("Vier Ecken") passieren und bestaunen, einen der faszinierendsten Plätze Italiens, der auf vier Seiten von barocken Palazzi aus dem 17. Jh. gerahmt wird. Inzwischen hat sich das Wetter gebessert. Eine kunstvoll gewölbte Fassade mit Statuen spanischer (!) Könige und Schutzheiliger schmückt jedes dieser prächtigen Gebäude. Sie zeugen von der einstigen Herrschaft der Iberer auf Sizilien. Die Palermitani nennen den Platz auch Teatro del Sole ("Sonnentheater"), weil zu jeder Tageszeit abwechselnd eine der Fassaden von der Sonne beschienen wird. Passend dazu symbolisieren Brunnen und Statuen an den Palastfassaden die vier Jahreszeiten.

Südlich der Quattro Canti an der Via Maqueda, befindet sich die berühmte Fontana Pretoria, eine mehrstufige Brunnenanlage mit 133 m Umfang und einer Höhe von 12 m. Das Spektakuläre ist nicht ihre Größe, es sind die zahlreichen unbekleideten Statuen von Gottheiten und Nymphen, die sie schmücken. Die Palermitaner empfanden dies im 16. Jh. als skandalös und nannten den Brunnen „Fontana della Vergogna“, also „Brunnen der Schande“. Da die Statuen der Fontana Pretoria immer wieder beschädigt wurden, ist die Anlage inzwischen eingezäunt worden und kann nur tagsüber besichtigt werden.

Bei den Parlamentswahlen Ende 2022 errang ein Rechtsbündnis die absolute Mehrheit im Land. Italien hat nun mit Giorgia Meloni eine Regierungschefin, die zugleich Parteichefin der rechtsextremen Fratelli d'Italia ist. Im Bündnis mit der konservativen Forza Italia von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi und der rechtspopulistischen Lega von Matteo Salvini führt nun eine rechte Regierung das Land. Insider erklären den Wahlsieg der Rechten mit der Politikverdrossenheit der Italiener und der daraus resultierenden geringen Wahlbeteiligung bei den Parlamentswahlen, die zuletzt bei nur 63 Prozent lag. In Deutschland lag sie bei der letzten Bundestagswahl bei 77 Prozent. Auch bei uns besteht die Gefahr, dass bei sinkender Wahlbeteiligung extreme Parteien prozentual stark zulegen. Italien wird inzwischen erzkonservativ regiert. Aktuelles Beispiel: Die rechtsgerichtete italienische Regierung plant, englischsprachige Fremdwörter in staatlichen Behörden oder Medien zu verbieten. Mussolini lässt grüßen. In der Europa- und Außenpolitik verfolgt die Postfaschistin Meloni jedoch entgegen früheren Befürchtungen bisher einen moderaten Kurs.

Doch zurück nach Palermo: 1992 wurden der Richter Giovanni Falcone und der Staatsanwalt Paolo Borsellino von der Mafia ermordet. Das war der Höhepunkt des Mafia- Terrors. 10 Jahre später gründeten Geschäftsleute aus Palermo die Antimafia-Bewegung Addiopizzo ("Tschüss Schutzgeld"). Darin haben sich viele Geschäfte, Lokale und Institutionen zusammengeschlossen, die sich weigern, Schutzgeld an die Cosa Nostra zu zahlen. Sie geben sogar einen Stadtplan von Palermo heraus, auf dem die angeschlossenen Geschäfte eingezeichnet sind. So können die Schutzgeldverweigerer gezielt unterstützt werden. Die Menschen in Sizilien haben genug von der Mafia und wehren sich.

Palermo gilt unter Touristen als die sicherste Stadt Italiens. Kein Wunder, denn auch auf Sizilien lebt die Mafia vom Tourismus. Man sägt eben nicht an dem Ast, auf dem man sitzt.

Am Nachmittag fahren meine Mitstreiter in die Hafenstadt Cefalù. Meine Sachen sind nicht trocken geworden, so dass ich auf eine Mitfahrt und das restliche Tagesprogramm in nasser Bekleidung verzichte. Mit diesen dämlichen knallbunten Teletubbies- Ganzkörperkondomen will ich auch nicht rumlaufen. Dann eben Totalverweigerung.

Die Gruppe wird bei einem Stadtspaziergang auch einen Blick in die mächtige Kathedrale Santissimo Salvatore (UNESCO-Weltkulturerbe) werfen. Roger II. ließ sie im 12. Jahrhundert als Dank für seine Rettung aus Seenot errichten. Er galt zu seiner Zeit als der reichste Herrscher Europas.

Die Gegend um Palermo ist das Anbaugebiet der so genannten Goldorangen und der Goldmandarinen, sehr schmackhafte Früchte, die ihren Namen der fast ständig scheinenden Sonne hier zu verdanken haben. Das heutige Wetter ist ja nicht der Standard.

Da die meisten Restaurants am Montag Ruhetag haben, habe ich für Gerrit und mich online einen Tisch fürs Dinner reservieren lassen, und zwar in dem kleinen Speiselokal Sesto Canto, das direkt neben unserem Hotel liegt und geöffnet hat. Klein, aber fein - so kann man das Restaurant charakterisieren.

Die auf kleiner Karte offerierten Speisen sind durchgehend von bester Qualität. Heute Abend entscheiden wir uns gegen einen Tischwein und bestellen ein sizilianisches Bier, das Birra Messina - mit einem Hauch von Meersalz. Es ist eines der besten italienischen Biere, auch wenn es nicht so bekannt ist wie z.B. Peroni und Moretti.

Ich wähle Kabeljaubällchen an bittersüßen roten Zwiebeln, Salicorne und Petersilientropfen als Starter, danach Linguine mit Venusmuscheln und kleinen Krevetten und zum Abschluß ein Schwertfischfilet. Letzteres ist dem Koch leider misslungen, da er es a) mit stark geräuchertem Speck - vermutlich aus Süd-Tirol - ergänzt und b) leider zu trocken gebraten hat. Schade, schade... Gerrit hat sehr ansprechende Räucherlachswürfel mit Büffelmozarella als Starter gewählt und danach ein Kalbsfilet, von dem er nicht begeistert ist. Mit dem Secondi- Gang haben wir beide kein Glück. Insgesamt ist das Dinner aber als wirklich gelungen zu bezeichnen.

Im Lokal treffen wir auch Lily und Isidoor aus unserer Reisegruppe, ein sympathisches deutsch-belgisches Ehepaar..

Immer von Vorteil ist es, ein paar Brocken der Landessprache zu kennen:

  • "Bedienung inklusive." Schaut in die Karte oder fragt nach: "servizio incluso" oder die Rechnungsposition "coperto" verraten, dass Bedienung in den Preisen enthalten ist. Andernfalls kann sie als Extraposten hinzukommen. Weiteres Trinkgeld kann man natürlich zusätzlich geben.
  • "Die Rechnung, bitte." Verkneifet Euch, in Italien "Pagare, prego" zu rufen. Eleganter: "Il conto, per favore". Überall stillos: Laut durchs Lokal nach dem Kellner zu brüllen.
  • "Stimmt so." Mit "Va bene così" machet Ihr garantiert Punkte. Zur Not tuts ein abwehrendes "Thank you". Immer gut: Ein Lächeln dazu schenken. Dann gibts vielleicht noch einen Grappa obendrein.

Das mittlerweile in Deutschland beliebte "Ciao" verbietet sich in Italien als zu vertraulich gegenüber Fremden. Man verwendet es nur bei guten Bekannten.

Betretet Ihr ein Geschäft/Lokal oder begegnet Ihr auf der Strasse anderen Menschen, grüsst sie mit "Buongiorno" (Guten Tag), dieses allerdings nur bis ca. 14:00, danach gilt bereits "Buonasera" (Guten Abend).

Bei Verabschiedungen verwendet man "Arrivederci" (auf dass wir uns wiedersehen). Möchtet Ihr älteren Menschen gegenüber besonders höflich auftreten, nutzt stattdessen "Arrivederla" (auf dass ich Sie wiedersehe).

Die Sizilianer sind berühmt für Ihre Gelassenheit. Wenn es mal etwas länger dauert oder zu Verspätungen kommt, don't worry be happy, das ist hier eben so.

 

3. Tag, Dienstag, 16.05.2023

Monreale und ein familiäres Mittagessen

Sizilien wurde im Laufe seiner Geschichte von verschiedenen Völkern besiedelt und regiert. In der Antike war es größtenteils griechisch besiedelt, Palermo jedoch phönizisch-karthagisch, und fiel dann an das Römische Reich. Nach dessen Teilung kam Sizilien unter byzantinische Herrschaft. Im 9. Jh. eroberten die Araber die Insel, gefolgt von den Normannen im 11. Jh. Die Normannen, die auf Sizilien ein eigenes Königreich errichteten, bildeten die Oberschicht, während die Bevölkerung der Insel überwiegend griechischen oder phönizischen Ursprungs war.

Heute morgen brechen wir auf nach Monreale. Besonders eindrucksvoll zeigt sich uns der Dom aus dem 12. Jahrhundert in normannisch-arabisch-byzantinischem Baustil. Der Regen begleitet uns als treuer Gefährte.

Angekommen in Monreale gilt es zunächst einmal den Treppenanstieg hinauf zum Dom zu bewältigen. Auf diesem Weg stellt uns Daniela einen Künstler vor, der die Technik des noch zu bewundernden Mosaiklegens für touristische Motive nutzt. Dabei verwendet er in kleinste Stücke gebrochene, unterschiedlich farbige und unterschiedlich förmige Steinchen - so wie seine kunstbegabten Vorfahren.

Im Dom von Monreale, der Kathedrale Santa Maria Nuova (UNESCO-Weltkulturerbe), öffnet sich eine funkelnde Bilderbibel. Sizilianische und venezianische Künstler haben Millionen kleiner Steinchen zu golden schimmernden Mosaiken zusammengefügt, mit denen die biblischen Geschichten erzählt werden. Die Episode "Noahs Trunkenheit" war mir bislang unbekannt. Besonders beeindruckend: die Darstellung Jesus Christus`als Pantokrator/ Weltenherrscher.

Im Säulenwald des Kreuzgangs begegnen sich Orient und Okzident. Auftraggeber des gesamten Komplexes war König Wilhelm II. (genannt "der Gute") von Sizilien. Der Thron des Königreichs Sizilien wechselte damals nach jeweils kurzer Regentschaft - irgendwie bis heute typisch für Italiens Regierungen...

Ursprünglich war die Kathedrale Teil eines Gebäudekomplexes, der aus einem Königspalast, einem Benediktinerkloster und eben der Kirche bestand. Von diesem Komplex sind die Kirche und der Kreuzgang des Klosters mit seinen Marmorsäulen und deren kunstvollen Kapitellen erhalten geblieben. Der Kreuzgang muss für die Benediktiner- Mönche ein wahrer Ort der Entspannung und Kontemplation gewesen sein.

Nach einer ausgiebigen Besichtigung fahren wir in die Berge, wo wir bei Piero und Annette einkehren. Das deutsch- sizilianische Ehepaar lädt uns zum Mittagessen ein. Piero brutzelt am Grill die typisch italienische Bratwurst Salsiccia.
Gastgeberin Annette hat seit gestern eine Anzahl verschiedenster Vorspeisen mit frischen Kräutern und Gemüse aus dem Garten für uns zubereitet, die wir uns munden lassen. Schmackhafte sizilianische Antipasti!

Zurück in Palermo bleibt am späten Nachmittag leider nicht mehr ausreichend Zeit für mein weiteres Besichtigungsvorhaben.

Ich wollte unbedingt die Katakomben des Kapuzinerklosters Convento dei Cappucini sehen, die mit ihren stehenden, verwesenden Toten einen wahrhaft bizarren, morbiden und faszinierenden Anblick bieten sollen. Das Kloster liegt etwas außerhalb des Zentrums, kann aber in wenigen Minuten mit Bus oder Taxi erreicht werden. Horrorfans sollen die Gruft lieben, denn hier kann man in den unterirdischen Korridoren des Kapuzinerklosters mumifizierte Menschen aus den letzten Jahrhunderten bestaunen. Echt gruselig!

Sensationell: Der Körper der 1920 im Alter von 2 Jahren verstorbenen und einbalsamierten Rosalia Lombardo (nicht zu verwechseln mit der Heiligen Rosalia) ist wie eine Porzellanpuppe lebendig erhalten. Man nennt sie "La Bella Addormentata di Palermo" (die schlafende Schöne von Palermo). Heute ruht die Kindermumie in einem glasüberzogenen Sarg, der mit Stickstoff gesättigt ist, um jede Spur von Verwesung zu verhindern. Mit der Ausstellung der Mumien wollten die Mönche die Bevölkerung an ihre eigene Vergänglichkeit erinnern: "Memento mori!" Seit Rosalia gibt es solche Bestattungen nicht mehr.

Anschließend wollte ich die Galleria Regionale della Sicilia im Palazzo Abatellis besuchen, ein einmaliges Kunstmuseum das u.a. das von einem unbekannten Meister gemalte 6x6 m große Mittelalterfresko "Triumph des Todes" aus dem 15. Jahrhundert beherbergt. Eine gewisse Motiv- Verwandschaft mit dem erst 500 Jahre später von Pablo Picassos gemalten Bild "Guernica" drängte sich mir auf als ich davon gelesen und gesehen habe.

In der Mitte des Freskos ist der Tod als Skelett zu sehen, der auf einem völlig ausgemergelten Pferd wie ein apokalyptischer Reiter durch eine Menschenmenge galoppiert, hinter sich die bereits von ihm Getöteten zurücklassend, die der höchsten Gesellschaft der damaligen Zeit angehörten: Bischöfe, ein Papst, ein Kaiser, ein Sultan und ein Vertreter des Gesetzes. Ein Zeichen dafür, dass der Tod auch vor den Mächtigsten nicht Halt macht.

Kürzlich habe ich Wim Wenders' Meisterwerk "Palermo Shooting" aus dem Jahr 2008 gesehen. In seinem Film erzählt Wenders, wie der Fotograf Finn mit dem Tod (Dennis Hopper) plaudert - oder umgekehrt - und ihm wieder einmal entkommt. Der Tod ist der Gesprächspartner, nicht der Teufel wie bei Faust. "Kann ich etwas für Sie tun?" fragt Finn verängstigt und verunsichert. "Ja, du könntest mir zeigen, dass du deine Angst vor mir verloren hast und mich verstehst", antwortet der Tod.

Die Hauptrolle spielt Campino, der Leadsänger der Toten Hosen, der sich als Finn in das berühmte alte Fresko "Triumph des Todes und seine attraktive Restauratorin Flavia (Giovanna Mezzogiorno) verliebt. .... Wim Wenders' Drama ist kein Mafiafilm, sondern ein philosophischer Film mit ausdrucksstarken Bildern und großer Symbolik. Das Drama fängt die mystische, fast morbide Atmosphäre Palermos eindrucksvoll ein, ein Farbfilm in Schwarz-Weiß!

Ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt das Gemälde Annunziata di Palermo von Antonello da Messina. Hier konzentriert sich der Maler ganz auf das Gesicht der schockierten Maria, der gerade verkündet wird, dass sie mit dem Heiligen Geist schwanger ist. Es ist eines der Hauptwerke des berühmtesten Porträtmalers Siziliens. Auch dieses Gemälde ist im Palazzo Abatellis zu sehen.

Auch die geplante Entdeckung lokaler Streetfood- Spezialitäten muss wegen des Regens ausfallen.

In Palermo kocht und isst man nämlich gerne auf der Straße und zwar sehr gut... Das Forbes Magazin ernannte Palermo 2015 sogar zu Europas Nr. 1- Adresse für Streetfood. Palermo gilt weltweit als Mekka des Streetfood.

Ein Tipp sind wohl Frittura al cartoccio: Frittierte Meeresfrüchte, die in Papier eingewickelt auf der Hand gegessen werden. Mit dabei sind Calamares, Garnelen und kleine Tintenfische, dazu eine Scheibe Zitrone, absolut empfehlenswert für Seafoodfreunde!

Unbedingt probieren sollte man auch die Arancini. Das sind frittierte Reisbällchen mit Safran, Fleischsoße, Erbsen und Käse. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass sie an eine ‚arancia’, eine Orange, erinnern. Arancini werden zu jeder Tageszeit gegessen, als Snack zwischendurch oder zum Frühstück, wenn man Lust darauf hat. Wir haben eine Variante bereits bei Annette verkostet.

Das für uns gewöhnungsbedürftigste Fastfood ist wohl Pani ca meuza (Milzbrötchen), der "Palermo- Hamburger", dünne Scheiben von Kalbslunge, -milz und -gurgel, die in heißem Schmalz erwärmt und in ein Broiche- Brötchen gefüllt werden. Diese Spezialität wird mit Salz und Zitronensaft oder Käse aus der Hand gegessen. Angeblich haben die Juden im Mittelalter diese Pani mit Schlachtabfällen erfunden. Italien ist nicht nur das Land von Pizza und Pasta, sondern auch das der Innereien. Doch die Milzbrötchen hätte ich sowieso nicht probiert.

Dann doch lieber Panelle. Die sizilianischen Krapfen werden aus salzig- saurem Kichererbsenteig und einigen anderen Zutaten zubereitet und in Scheiben frittiert. Traditionell werden sie auf einem Brötchen oder zwischen zwei Brotscheiben wie ein Sandwich gegessen.

Wie wäre es mit einer kleinen Portion Polpo Bollito? Für viele gilt er als delikates Highlight der palermitanischen Streetfood- Szene: der gekochte Tintenfisch. Nach dem Kochen wird er in kleine Stücke geschnitten und mit einem Spritzer Zitrone und Petersilie serviert.

Da fällt mir ein: Habt Ihr Euch schon mal gefragt, warum Senioren sich so oft und gerne in beige kleiden? Das soll an einem urzeitlichen Beige-Gen liegen, das uns zur neutralen Farbwahl bei unserer Kleidung veranlasst. Corinna Stegemann hat dazu in der TAZ vom 1.12.2008 einen sehr interessanten Essay veröffentlicht.

Gerrit und ich haben für den Abend im Premiata Enoteca Butticè reserviert, das uns Ingeborg und Sohela wegen des dortigen wirklich guten Weinangebots empfohlen haben. Großen Hunger haben wir zwar nicht mehr, aber für eine Portion Pasta zum Wein reicht es. Vor dem Restaurant steht ein uralter Würgefeigenbaum, der mit seinen zahlreichen dicken Luftwurzeln beeindruckt.


4. Tag, Mittwoch, 17.05.2023

Selinunt und Besuch einer Ölmühle

Die Stadt Selinunte wurde 628 v. Chr. von den Griechen gegründet. Ihr Name leitet sich vom griechischen Selinon ab, was auf den wilden Sellerie hinweist, der in der Gegend wächst. Im Jahr 409 v. Chr. wurde Selinunte von den Karthagern zerstört und erlangte nie wieder seine frühere Pracht zurück. Ein verheerendes Erdbeben im Mittelalter setzte der Geschichte von Selinunte endgültig ein Ende. Wie durch ein Wunder blieben die alten griechischen Tempel weitgehend erhalten. Sie sind noch heute im größten archäologischen Park Europas in Selinunt zu bewundern. Der Eintritt beträgt 8 €. Man kann zu einem Aufpreis zusätzlich einen Shuttleservice buchen mit einem Elektromobil, das einen von einem Sightseeing- Point zum nächsten bringt. Das hätte ich gerne genutzt. Daniela hat uns auf diese Möglichkeit aber nicht hingewiesen.

Weiter geht es in das Ristorante Pizzeria Lido Azzurro Baffo's in der nahegelegenen kleinen Siedlung Castelvetrano am Meer, eine Empfehlung von Daniela. Ich bestelle eine Pizza Lipari oder so ähnlich und bekomme zu hören, Pizza würde erst abends serviert (obwohl sie auf der verteilten Speisekarte dieser "Pizzeria" verzeichnet ist). Ich bestelle als 2. Wahl ein Pastagericht mit Anchovis. Dieses gebe es heute nicht, so der Chef. Dann also ein dritter Anlauf, ein Pastateller mit Flusskrebsen. Serviert werden Tagliatelle mit drei abgetrennten Laufbeinchen eines Taschenkrebses. Fleischanteil dabei so gut wie null. Insgesamt schmeckt der Teller aber gut und kostet dann schlappe 15 € + 5 € fürs Bier + 2 € Bewirtungskosten, viel zuviel für das, was man dafür bekommt. Für mich ist das reine Abzocke von Touristen.

Wir legen einen weiteren Stopp ein an einer Holzbude, wo uns verschiedene Weine, insbesondere Marsala, der gespritete Dessertwein zur Verkostung im Plastikbecher angeboten werden. Dazu gibt es kleine Gebäckstücke, die mit Olivenöl beträufelt und mit wildem Oregano gewürzt werden. Daniela spricht in Anlehnung an religiöse Riten der Griechen und Römer von einem "Trankopfer".

Weiter geht es zu einer Ölmühle mit eigener Olivenplantage. Dort wird das Fruchtfleisch der Oliven zu Öl gemahlen. Zur Auslastung der Mühle werden auch die Oliven der Nachbarn angenommen. Ölmüller ("frantoiani") Alfonso erklärt uns im Olivenberg den Unterschied zwischen den verschiedenen Sorten. Die Sorte, die er anbaut, ist die Nocellara- Olive, die sich durch ihre intensive grüne Farbe auszeichnet. Ihr dichtes und saftiges Fruchtfleisch, das sich leicht vom Kern trennen lässt, macht sie zu einer beliebten Tafelolive. Das aus ihr gewonnene sortenreine Olivenöl, das wir verkosten, hat für meinen Geschmack wenig Eigen- Aroma. Es ist sehr mild.

Alfonso langweilt mich mit seinem endlos langen italienischen Vortrag, der dann von Daniela kurz und knapp übersetzt wird. Nichts Neues im Westen bei meiner gefühlt 47. Olivenhainbesichtigung.

Nach der Olivenberg- Exkursion wechselt die Gruppe in die Produktionshalle, wo ein Mitarbeiter von Alfonso bereits Tapeziertische zur Präsentation und Verprobung der unterschiedlichen Ölsorten aufgebaut hat. Natürlich werden die Öle und einige  Nebenprodukten zum Kauf angeboten. Mich spricht nichts davon an. Aus unserer Gruppe nehmen vielleicht zwei oder drei Reisende je einen halben Liter Öl mit. Was mich irritiert: ein Verwandter von Alfonso filmt mit seinem Handy unseren Besuch. Ich weise Daniela darauf hin, dass diese Videoaufnahmen nicht ohne unsere Zustimmung veröffentlicht werden dürfen.

Eine Würzöl- Spezialität soll das "Agrimetto Siciliano" sein, eine Mischung aus aromatischen Oliven und Zitronen, die gleichzeitig reif werden. Die Früchte werden in der vielfach preisgekrönten Azienda Agricola La Gurra (bei Menfi in der Nähe von Selinunte) zusammen gemahlen und gepresst. Das extravagante Würzöl hat einen außergewöhnlich guten Geschmack und lässt sich z.B. für Spargelgerichte verwenden. Alfonso bietet dieses Würzöl aber leider nicht an. Sizilianische Olivenöle gehören heute zu den besten Italiens.

Direkt am Strand bei Porto Empedocle, der Heimatstadt von Andrea Camilleris Romanfigur Commissario Montalbano, und nur wenige Kilometer vom Tal der Tempel in Agrigent entfernt, liegt unser Hotel Villa Romana.

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Das Hotel Villa Romana wird sich als das schlechteste Hotel auf der Rundreise herausstellen. Kurioserweise haben alle sizilianischen Hotels auf unserer Reise 4 (von 5) Sternen "nach Landeskategorie". Ein Schelm, wer Böses bei den Vergabekriterien denkt.

Wie fast immer bekommen Paare die besten Zimmer, obwohl sie pro Person weniger als Singles für die Reise bezahlt haben. Eine Mitreisende bemängelt Schimmel in der Duschkabine.

Am Abend wird in der Villa Romana ein dreigängiges Dinner serviert, das von allen sieben Anwesenden an meinem Tisch als langweiliges "Kantinenessen" bezeichnet wird:
1. Gang: Risotto, härter als al dente, mit gehäckselten Meeresfrüchten  -oder- Spiralnudeln mit untergemischtem Spinat
2. Gang: Paniertes Zackenbarschfilet mit grünen Stangenbohnen (nach engl. Art, also nicht angemacht, keine Sauce), ohne weitere Beilage
3. als Dessert ein kleines Förmchen Pannacotta mit einem Klecks Himbeersauce

Die Bewirtung mit Getränken: mangelhaft. Das Personal drückt sich in einer Ecke des Speisesaals herum und kümmert sich nicht um die Gäste. Bei Zahlung der Rechnung für die Getränke wird (im Gegensatz zur Bar) ein Anschreiben auf das Zimmer verweigert, nur Barzahlung sei möglich, obwohl man angeblich kein Wechselgeld hat...

Dann wird uns eine Karte zum Ankreuzen der für den nächsten Abend gewünschten Gerichte ( Gemüsesuppe oder Nudeln mit Fischsauce und Schnitzel) vorgelegt. Als wir den Inhalt der schlecht kopierten Tageskarte zur Kenntnis nehmen, fällt am Tisch einstimmig die Entscheidung, uns für morgen ein anderes Restaurant fürs Dinner zu suchen. Schnell findet sich über Google Maps und Tripadvisor ein Restaurant in unmittelbarer Nähe. Wir bitten Daniela, dort für uns anzurufen und zu reservieren. Mittlerweile haben sich weitere 6 Mitreisende entschlossen, sich uns anzuschließen. Fazit: Nur 2 Gäste beabsichtigen, am nächsten Abend mit Daniela im Hotel zu essen, alle anderen werden das Weite (bzw. das nahegelegene Restaurant) suchen.

Auch beim Zubettgehen kommt keine Freude auf, die Matratzen in den Betten sind zum Teil durchgelegen. Man wacht am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen auf. Last but not least sind die Duschkabinen zu bemängeln. Mit einem Minimaß von gefühlt 65 x 65 cm Grundfläche der Duschtasse sind sie eher für Kinder und 45 kg- Mädels, nicht aber für kräftige Männer ausgelegt.


5.Tag, Donnerstag, 18.05.2023

Im Tal der Tempel

Beim Frühstück in den Hotels sind stets Ingeborg und ich die ersten Gäste. Wir sind eben Lerchen, Frühaufsteher, die um punkt 7 Uhr das Frühstücksbuffet eröffnen. Ingeborg ist zudem eine sehr angenehme und neben ihrer Freundin Sohela eine zunehmend vertraute Reisebegleitung. Die beiden sympathischen Ladies nehmen mich in Ihren Kreis auf und ich fühle mich geehrt und freue mich darüber.

Die Gegend um Agrigent ist wegen ihrer kalkhaltigen und sandigen Böden prädestiniert für den Anbau von Pistazienbäumen. Das händische Ernten und Entfernen der äußeren und inneren Schale der Pistazien ist sehr mühselig und macht das Produkt teuer. Die Konditoren zaubern daraus wahre Kunstwerke, so z.B. eine Cassata oder Cassatine. Süßwaren werden von den Insulanern hoch geschätzt - und, zugegeben, auch von den Touristen.

Schon auf der Busanreise haben wir einen Fotostopp am Scala dei Turchi gemacht: blendend weiße Kalkformationen vor türkisblauem Meer. Wirklich sehenswert. Die Felsenklippe (UNESCO Weltkulturerbe) aus kalkhaltigem Mergelgestein gehört einem sizilianischen Rentner. Da ihm die Kosten für die Erhaltung und Sicherung der Klippe über den Kopf wachsen, hat er den Zugang zum Felsen sperren lassen. Er will ihn nun versteigern lassen. Nach seiner Vorstellung soll Elon Musk der neue Eigentümer werden. Bei dem spielt Geld bekanntlich keine Rolle.

Der Name der Felsenklippe soll auf sarazenische Piraten zurückgehen, die im Volksmund "Turchi" (Türken) genannt wurden und bei Überfällen ihre Boote im Windschatten des Felsens verankert haben sollen. Eine andere Theorie besagt, dass der Name auf die Ähnlichkeit der Struktur mit den Formationen von Pamukkale in der Türkei zurückzuführen ist. (Quelle: wikipedia)

Im Vergleich zu anderen griechischen Kolonien wurde Akragas erst 581 v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet. Dank seiner günstigen Lage, die den Handel mit dem reichen Karthago begünstigte, und ausgedehnter landwirtschaftlicher Nutzflächen im Hinterland gelangte Akragas schnell zu großem Reichtum und war für einige Jahrhunderte nach Syrakus die zweitwichtigste Stadt Siziliens. 210 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern erobert. Die Besatzer degradierten Akragas, wie ganz Sizilien, vor allem zum Getreidelieferanten Roms. Als 1000 Jahre später die Araber die inzwischen in "Agrigent" umbenannte Stadt eroberten, war von der reichen antiken Stadt Akragas nur noch ein unbedeutendes Dorf übrig geblieben.

Der archäologische Park des Tals der Tempel von Agrigent (UNESCO-Weltkulturerbe) besteht aus einer Reihe von zum Teil hervorragend erhaltenen dorischen Tempeln, die im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurden und von der Macht und dem Reichtum der damaligen griechischen Kolonie Akragas zeugen. Der bedeutendste und bekannteste ist der Concordiatempel, der zusammen mit einigen anderen im Jahr 2007 restauriert wurde, um den Verfall der Bausubstanz aufzuhalten. Zusammen mit den Tempeln der Hera und des Herakles gehört er zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike.

Fachleute sprechen vom Hügel der Tempel, Collina dei Templi, da die archälogischen Stätten auf einem Höhenzug liegen. Im Volksmund hat sich aber "Tal der Tempel" durchgesetzt aufgrund der Höhenlage unterhalb der Stadt Agrigent.

Drei Stunden werden wir insgesamt auf der archäologichen Anlage verbringen. Danielas Powerführung wird unterbrochen durch den Unfall einer Mitreisenden, die mit dem Fuß umknickt und nicht weiterlaufen kann. Sie wird mit dem herbeigerufenen Notarztwagen zusammen mit ihrem Mann in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert. Die Gruppe wartet noch einige Zeit und wird dann nach der restlichen Führung vom Busfahrer in das Restaurante Kokalos gebracht. Hier wird meine Erfahrung vom Vortag bestätigt: Auch hier gibt es Pizza nur am Abend "weil es sich um eine regionale Tradition handelt oder um den kulinarischen Gewohnheiten der Einheimischen gerecht zu werden". Also wieder Pasta... Na ja, Pizza können wir auch beim Italiener zuhause essen, Pasta aber auch... Daniela sucht währenddessen die verletzte Mitreisende im Krankenhaus auf. Sie wird erst am Abend mit einer angepassten Orthese entlassen. Wieder einmal bestätigt sich die Sinnhaftigkeit einer Auslandsreisekrankenversicherung.

Der verbleibende Nachmittag ist zur freien Verwendung vorgesehen, am Abend steht dann der Besuch des Restaurants an, das der Grossteil der Gruppe als Alternative zum Hotelrestaurant gewählt hat, das Ristorante Golden Beach Porto Empedocle: Dort haben wir reserviert, was sich als überflüssig herausstellt. Im Strandhotel Golden Beach, wo wir um Punkt 19 Uhr aufschlagen, sitzen Inhaber und Angestellte selbst noch beim Abendessen. Wir werden an unserem Tisch geleitet und uns dann erstmal selbst überlassen. Dann warten wir auf den Kellner, der unsere Bestellung aufnehmen soll. Sind wir vom Regen in die Traufe geraten? Es breitet sich schon leichter Unmut in der Gruppe aus, doch jetzt kommt der Kellner und der weitere Service erfolgt zu unserer vollen Zufriedenheit. Wir verbringen einen schönen Abend mit anregenden Unterhaltungen und gutem Essen. Die Preise hier sind wirklich fair und angemessen.


6. Tag, Freitag, 19.05.2023

Zur Villa Casale

Auf der Fahrt ins Landesinnere ziehen wogende Getreidefelder am Busfenster vorbei, dann empfängt uns römischer Luxus in der Villa Casale (UNESCO-Weltkulturerbe) mit wunderbar erhaltenen Mosaiken. Sie stellen Jagdszenen dar, aber auch junge Frauen in Bikini- ähnlicher Unterwäsche. Wem gehörte dieses prächtige Landhaus? Offenbar einem römischen Adligen, der mit Handel sein Geld verdient. Wegen der überwiegenden Darstellungen von Jagdszenen muss er ein leidenschaftlicher Jäger gewesen sein. Auch Elefanten, Löwen und Tiger sind auf den Mosaiken zu sehen.

Auf dem Gelände der Villa Casale laufen einige Uniformierte herum, deren Jacken den Aufdruck "Etna Police" tragen. Daniela klärt auf: Es handele sich um Angestellte eines privaten Security- Unternehmens.

Weiter geht es an die Ostküste nach Syrakus, wo wir am späten Nachmittag in Syrakus ankommen.

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Wir beziehen unsere Zimmer im Grandhotel Villa Politi. In diesem Hotel habe ich nun zum dritten Mal ein Zimmer direkt neben dem Lift bzw dem Eingang zum gefliesten Etagenflur bekommen, so dass jeder Gast, der hier sein Zimmer hat, mit Rollkoffer und im Gespräch mit anderen Gästen an diesem Zimmer bzw dieser Zimmertür vorbeigehen muss. Zudem schiebt das Personal wiederholt einen scheppernden, metallenen Rollwagen mit ohrenbetäubendem Lärm an der Zimmertür vorbei. Das bedeutet eine Geräuschkulisse, die ich nicht länger akzeptieren will. Ich bemängele dies an der Rezeption und bekomme die kurze und abweisende Antwort: das Hotel ist ausgebucht, man habe keine weiteren Zimmer. Sehr freundlich!

Das Dinner im Restaurant des "Grand Hotels":
- Kichererbsen-Reissuppe mit Hühnerbrühe
- Seebarschfilet mit einer Kugel groben Spinats
- geschnittenes frisches Obst
ohne Worte

Es ist wie so oft in den Mittelmeerländern: Die Fassade vieler Hotels wirkt luxuriös und einladend, aber schau nicht dahinter!

Heute habe ich genug Zeit, um mich einmal mit den Weinen Siziliens zu beschäftigen.

Sizilien hat eine reichen Weinbautradition und die sizilianischen Weine sind von guter Qualität:

  1. Nero d'Avola, die wohl bekannteste Rotweinsorte, die aus der auf der ganzen Insel angebauten Nero d'Avola-Traube hergestellt wird. Der Wein hat in der Regel einen vollen Körper, reiche Aromen, die an Waldbeeren und Granatäpfel erinnern, und eine kräftige Tanninstruktur.

  2. Der Etna Rosso wird am Fuße des Ätna erzeugt. Dieser Rotwein wird aus den Rebsorten Nerello Mascalese und/oder Nerello Cappuccio gekeltert und hat in der Regel einen mittleren Körper, eine feine Tanninstruktur und Aromen von roten Früchten, Kräutern und Mineralien. Leicht und überraschend frisch, wunderbar geschmeidig. Nicht gerade preiswert.

  3. Cerasuolo di Vittoria, ein besonders fruchtiger Rotwein, der aus einer Mischung aus Nero d'Avola- und Frappato- Trauben hergestellt wird. Der Wein hat in der Regel einen mittleren Körper, weiche Tannine und Aromen von roten Beeren und Gewürzen. Einzigartiger Wein mit hohem Wiedererkennungswert.

  4. Grillo heißt die berühmte Weißweinsorte, die auf der ganzen Insel angebaut wird. Der Wein hat in der Regel eine mittlere bis volle Körperstruktur, eine zarte Säure und Aromen von Zitrusfrüchten, Ananas und Mango. Im Hintergrund schwingen auch florale und kräuterige Töne mit. Im Mund dann wunderbar frisch mit tropischer Frucht.

  5. Marsala ist ein bekannter sizilianischer Likörwein, der in der Stadt Marsala an der Westküste Siziliens produziert wird. Der Wein wird aus den Trauben Grillo, Inzolia und Catarratto hergestellt und in Eichenfässern ausgebaut. Marsala ist in der Regel süß und hat Aromen von getrockneten Früchten und Karamell. Er wird oftmals gespritet und ähnelt daher einem Sherry, Portwein oder Madeira.

Die sizilianischen Weine werden immer beliebter und gewinnen zunehmende internationale Anerkennung.



7. Tag, Samstag, 20.05.2023

Syrakus zu Land und zu Wasser

Am nächsten Morgen hat Daniela es ermöglicht, dass mein Zimmer getauscht wird. Wenn wir von unserem Tagesausflug zurückkehren, werde ich ein anderes Zimmer bekommen.

Aber jetzt geht es mit dem Bus zum Archäologischen Park Neapolis im Norden von Syrakus. Wir besichtigen zunächst die grob behauenen Steinbrüche aus denen die Säulen und Kapitele der Tempel geschlagen wurden. Schon bald fängt es wieder an zu regnen. Der Regen steigert sich. Bevor ich wieder klitschnass werde, suche ich ein Café am Parkeingang auf und richte mich mit einem Caffè Doppio ein um dort auf die Rückkehr der Gruppe zu warten. Während ich einer Lieblingsbeschäftigung im Urlaub nachgehe, nämlich die Menschen zu beobachten, besichtigt die Gruppe das Ohr des Dionysios, eine Steinbruchformation mit besonderer Akustik, ein römisches Amphitheater und ein griechisches Theater, das bis zu 20.000 Menschen aufnehmen konnte.

Ein ganzer Tag in Syrakus (UNESCO-Welterbe), der schönsten griechischen Stadt der Antike. Wir fahren in die Stadtmitte bzw zur Halbinsel Ortygia, wo wir unsere Besichtigung am Apollon- Tempel, einem damals mit 55 m Länge gewaltigen Tempel aus dem Jahre 570 v. Chr. starten. Er war dem griechischen Gott Apollo geweiht, dem Gott der Sonne, aller Künste und der Medizin.

Weiter geht es durch die engen Altstadtgassen zur Kathedrale Santa Maria delle Colonne, "Heilige Maria der Säulen". Sie wurde auf und um einen griechischen Athena- Tempel gebaut. Ein sehr interessantes Konstrukt, das nach einem Erdbeben entstanden ist, bei dem der ursprüngliche Tempel teilweise zerstört wurde. Teile des großen Tempels sowie die alten dorischen Säulen sind bis heute innen wie außen erkennbar. Der Dom ist die Kathedrale des Erzbistums Syrakus.

In den Gassen von Ortygia werden in vielen kleinen Geschäften und Ladenlokalen handwerkliche Arbeiten wie beispielsweise Naturkosmetik oder Keramik angeboten. Aber auch Mode wird hier verkauft. Die Halbinsel ist bekannt für ihre modernen Designs. In einem der Geschäfte (Ortigia Sicilia) entdecke ich durch die Fensterscheibe wunderschöne Keramik- Teller mit Fischen, die dreidimensional auf die Tellerflächen montiert scheinen. Ich bedauere im Nachhinein, nicht einen oder mehrere davon erworben zu haben. Wenn man sich auf einer Rundreise nicht sofort für einen Kauf entscheidet, lässt es sich später nicht mehr nachholen. Der Bus fährt weiter und kehrt nicht an den Ort der Entdeckung zurück.

Nächster Halt unseres Rundgangs ist die Arethusa-Quelle, eine Süßwasserquelle direkt am salzigen Meer. Unsere Reiseleiterin erzählt uns die Legende von der schönen Nymphe Arethusa, die sich mit Hilfe der Göttin Artemis in eine Quelle verwandelte um den Nachstellungen eines lüsternen Jägers zu entgehen. Der Jäger Alpheios verwandelte sich daraufhin in einen Fluss und erreichte, ohne sich mit dem Meer zu vermischen, die Insel Ortygia, um sich mit Arethusa zu vereinen. In der Antike wurde die Nymphe sehr verehrt, da die Quelle die Gründung der Stadt und den Widerstand gegen feindliche Belagerungen ermöglichte. Das Wasser fließt unter der Hafenbucht hindurch, ohne sich mit dem Meerwasser zu vermischen.

Für den Nachmittag ist eine Bootsfahrt vorgesehen um die Schönheit Syrakus`auch vom Meer aus zu betrachten. Wegen des starken Windes an diesem Tag muss die Bootsfahrt jedoch ausfallen. Sicherheit geht eben vor.

Unweit von Syrakus liegt der kleine Ort Pachino, die Heimat der begehrten Pachino-Tomaten. Diese zartschaligen Kirschtomaten haben ein festes, schmackhaftes und leicht süßliches Fruchtfleisch, das sie zu einer beliebten Zutat für die verschiedensten Gerichte macht. Ich liebe gute Tomaten und esse sie am liebsten roh als Beilage zum Frühstück oder im Salat. Natürlich ziehe ich reife Tomaten aus dem Freiland dem "schnittfesten Wasser" vor, das außerhalb der Saison aus dem Gewächshaus kommt. Aber die Züchter haben dazugelernt und es gibt auch schmackhafte Gewächshaustomaten.

Die meisten Tomatenliebhaber wissen, dass die Pflanze zu den Nachtschattengewächsen gehört, aber nicht, dass sie botanisch als Obst und kulinarisch als Gemüse gilt. Die Tomate stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika und wurde erst von Kolumbus nach Europa gebracht.

Und dann sind da noch die unglaublich leckeren Kapern aus Sizilien und den dazugehörigen kleinen Inseln. Den Arabern verdanken die Inselbewohner den Anbau dieser Spezialität. Die berühmten Kapern von Pantelleria gelten als die besten der Welt. Die Vulkaninsel Pantelleria liegt auf halbem Weg zwischen Sizilien und Tunesien.

Kapern sind die geschlossenen Blütenknospen des Kapernstrauches, die ab Mai in den frühen Morgenstunden noch im Dunklen mit Stirnlampen von Hand gepflückt werden, auf Sizilien meist von rumänischen Fremdarbeitern. Die Ernte ist sehr anstrengend, da sich die Pflücker auf dem Boden kriechend zwischen den Pflanzen fortbewegen müssen. Nach der Ernte werden die Kapern in grobes Meersalz eingelegt und täglich gerührt. Dabei entstehen Caprinsäure und Senfölglykoside, die den Kapern ihren würzig-pikanten Geschmack verleihen. Ich liebe Kapern! Die deutlich größeren Kapernäpfel sind die Früchte des Kapernstrauchs, die sich entwickeln, wenn man die Knospen nicht erntet, sondern ausreifen lässt. Auch sie sind ausgesprochen schmackhaft und schmecken herb-würzig.

Der Rest des Tages bleibt uns für eigene Unternehmungen in Ortygia.


8. Tag, Sonntag, 21.05.2023

Ätna und Besuch bei Daniela

Meist blufft der Ätna (UNESCO-Welterbe), nur manchmal macht er Ernst. Und ausgerechnet heute räuspert er sich. Durch Nebel, Dunst und Regenschauer fahren wir hinauf bis auf 1900 m. Es geht vorbei an Zitronenhainen, Weingärten und großen Lavafeldern, die wir kaum erkennen können. Wir erkennen Reste von Häusern, die von ihren Bewohnern auf der Flucht vor einem Lavastrom aufgegeben wurden.

An der Station Rifugio Sapienza mit seinen zahlreichen Restaurants und Bars angekommen wollen wir eigentlich zu den Crateri Silvestri, den kleineren Nebenkratern, spazieren. Doch das ist heute unmöglich. Der Regen hat sich zu einer wahren Sintflut gesteigert.

Also sprinten wir durch die Regenflut in ein Restaurant, wo wir uns einen Caffè und ein Gebäckteil gönnen. Ich koste ein Cannolo, das köstliche Schmalzgebäck Siziliens. Die kleine Teigrolle wird gefüllt mit einer feinen Crème aus Ricotta und Vanillezucker, Pistazienmus, Orange oder Zitrone. Dann heisst es "Ausbruchwarnung" - alle sofort zurück zum Bus. Der Ätna will uns den heutigen Besuch gründlich vermiesen. Außer dem Regen prasseln nun kleine Stückchen Lava - etwas größer als Hagelkörner - auf uns nieder. Ich realisiere das erst mit Verzögerung, es fühlt sich auf der Kopfhaut wirklich an wie Hagel - doch die dunkle Schicht der Lavakörner auf der Straße klärt uns schnell über den wirklichen Inhalt der morgendlichen Dusche auf.

Siziliens Supervulkan hat in 2021 schon viel Aufmerksamkeit durch diverse kleinere Ausbrüche auf sich gezogen. Egal wie schwer und folgenreich, der Ätna ist und bleibt einer der am meisten überwachten Vulkane der Welt.

Er liegt genau auf der Bruchkante zwischen der afrikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte und ist der aktivste und höchste Vulkan Europas (3.450 m). An Bruchkanten verschieben sich Teile der Erdkruste gegeneinander. Dabei können sich die Erdmassen auch verhaken. Dann bauen sich Spannungen auf. Werden sie zu groß, geben die verhakten Gesteinsmassen nach und bewegen sich ruckartig: Ein Erdbeben entsteht.

Auf meinen Reisen war ich bereits an einigen vulkanischen Orten der Erde. In Kalifornien, USA, wo man unter anderem in San Francisco jederzeit mit dem nächsten schweren Erdbeben rechnen muss, in Neuseeland, dem westlichen Ende des Ring of Fire, wo es an manchen Stellen der Nordinsel stark nach Schwefel riecht (wie in der Hölle?), in Tansania am Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas, in Island, wo Vulkane bis heute aktiv sind und jedes Jahr wieder ausbrechen, auf den Azoren, die durch vulkanische Aktivität mitten im Atlantik entstanden sind. Auch für Istanbul erwarten Seismologen in den nächsten Jahrzehnten ein sehr starkes Erdbeben. Die Erdbeben in der Osttürkei und in Syrien im Februar dieses Jahres waren die wohl folgenschwersten seit vielen Jahren. Mehr als 50.000 Menschen kamen ums Leben.

Trotz wissenschaftlicher Fortschritte ist eine genaue Vorhersage von Erdbeben noch nicht möglich. Man kann allerdings recht genau sagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich ein Erdbeben an einer bestimmten Stelle in einem bestimmten Zeitraum ereignen wird. Diese Zeiträume liegen allerdings noch immer in einer Größenordnung von bis zu 100 Jahren.

Wir leben auf einem Feuerball, der sich erst in Millionen Jahren beruhigen wird. Und der Vulkanismus führt uns eindrucksvoll vor Augen, dass wir Menschen den Naturgewalten hilflos ausgeliefert sind. Der Mensch ist letztlich nur ein kleiner Mosaikstein im Leben auf dem Planeten Erde, der nach seinem Tod wieder zu Asche wird.

Jetzt bin ich auf dem Ätna, Europas mächtigstem Vulkan im Osten von Sizilien. Für die Anwohner ist er Fluch und Segen zugleich. Sie nennen ihn schlicht La Montana, der Berg, oder auch Caro Amico, lieber Freund. Und das obwohl der Ätna mit seinen Lavaausbrüchen immer wieder für Verwüstungen sorgt. Hier die jüngsten Ausbrüche (einfach mit "+" auf Sizilien zoomen...):

 

Für die Hobby- Vulkanologen unter uns ist auch die deutschsprachige Website von Oliver Beck sehr interessant.

Gemeinsam begeben wir uns nach unserem Vulkanausflug wieder in mediterrane Gefilde. Das Land, in dem die Zitronen blühen, über das Goethe einst dichtete, ist es nur noch bedingt. Inzwischen verdrängt der Anbau der Hass- Avocado immer mehr die Zitrus- und Olivenplantagen. Avocados sind unempfindlicher, bringen größere Ernten und höhere Erträge. An den Hängen des Ätna gedeihen die Butterfrüchte auf den fruchtbaren und feuchten Böden unter ausgezeichneten klimatischen Bedingungen.

Daniela (Gutsbesitzerin, nicht zu verwechseln mit unserer Reiseleiterin), die hier inmitten von Zitronenhainen noch ein traditionelles Landgut bewirtschaftet, hat uns einen Imbiss mit leckeren Spezialitäten wie gesalzenem Orangensalat mit Fenchel (sooo lecker!) und Frikadellen auf Zitronenblättern zubereitet.

Wie sie sind einige deutsche ehemalige Reiseleiterinnen, die sich in einen sizilianischen Mann verliebt haben, hier ansässig geworden. Sie nutzen den Kontakt zu den Reisegesellschaften um deren Reisegruppen nach lokaler Art zu beköstigen, sicher eine win-win- Situation.

Weiter geht es Richtung Taormina

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Das renovierte, elegante Hotel Hellenia Yachting liegt direkt am Meer in Giardini-Naxos, im Sommer ein touristischer Hotspot unterhalb von Taormina. Es ist subjektiv das beste Hotel auf unserer Rundreise. Komfortable Zimmer und großzügige Aufenthaltsräume, eine Bar, Internetanschluss und ein gepflegtes Restaurant, in dem morgens ein reichhaltiges Frühstücksbuffet angeboten wird, stehen zur Verfügung. Eine weitläufige Terrasse direkt am Meer sowie ein großer Swimmingpool und ein Privatstrand sorgen für die richtige Urlaubsatmosphäre.

Dinner gibt es heute abend im Hotelrestaurant, einen Salat Capricciosa und ein (leider zu lange) gedünstetes Kabeljaufilet mit Kartoffelspalten. Mit Ingeborg und Sohela teile ich mir eine gute Flasche Etna Rosso Reserva 2014. Als Dessert kommt ein Stück Schokoladentorte auf den Tisch, sehr lecker!


9. Tag, Montag, 22.05.2023

Theater in Taormina

Der Ätna hat sich wieder beruhigt. Lediglich eine Rauchfahne lässt auf seinen vulkanischen Ursprung schließen.

Strahlender Endpunkt unserer Sizilienreise ist der Blick auf Vulkan und Meer vom Teatro Greco in Taormina. Schon die alten Griechen machten hier mächtig viel Theater. Doch der Bau, den man heute sieht, entstand unter römischer Herrschaft - und zwar als Arena für Gladiatoren- und Tierkämpfe. Von diesem Bauwerk war Goethe auf seiner "Italienischen Reise" restlos begeistert. 13,50 € Eintritt nehmen Sie dafür, will man durch das alte Gemäuer spazieren. Der Zugang zum Theater wird streng reglementiert von einem nicht gerade freundlichen Aufseher. Er hat hier "Befehlshoheit" wie ein Drill Sergeant und "kommandiert" die Besucher wie beim Militär ("sir, yes sir!"). Er kann sogar den Zutritt komplett verwehren. Unglaublich, aber wahr...

Auf den engen Strassen, die von der Piazza Vittorio Emanuele abgehen, werden jede Menge Kitsch, aber auch einheimische Produkte angeboten. Vittorio Emanuele II. war Mitte des 19. Jh. König von Sardinien- Piemont. Er schuf einen geeinten Nationalstaat. 1861 nahm er den Titel "König von Italien" an und regierte das Land bis zu seinem Tod im Jahre 1878. Die Corso Umberto ist die Einkaufsmeile von Taormina und bietet viele Geschäfte, Cafés, Restaurants und Bars. Ich versorge mich noch mit sizilianischen Oliven, Kapern von Pantelleria und Kapernäpfel. Das lohnt sich wirklich. Die hiesige Filiale von Ortigia Sicilia hat leider nicht die von mir gesuchten Keramikteller aus Ortygia im Sortiment.

In Sizilien sehr beliebt ist übrigens der Schwertfisch, Pesce Spada, dessen Bestand durch Überfischung gefährdet ist und der in der Straße von Messina, zwischen der ital. Halbinsel und Sizilien von italienischen Fischern nur noch nachhaltig mit dem Fischspieß gejagt wird. Dazu fahren wenige speziell umgebaute Boote mit 25m hohem Aussichtsmast und einer 30m langen schmalen Bug- Brücke hinaus aufs ruhige Meer. Das Boot wird von einem Mann im Mastkorb gesteuert, der das Meer mit Argusaugen nach dem Schwertfisch absucht. Vorne auf der Bug- Brücke sitzt der Harpunier und wartet auf den Schrei vom Ausguck "Pesci!" (Fische) für den entscheidenden Wurf mit seiner fünfzackigen Eisenlanze. Es gibt Tage, an denen die Jäger mit leeren Händen in ihre Häfen zurückkehren. Dennoch ist der Preis auf den Märkten und in den Restaurants moderat. Das liegt daran, dass Schwertfisch auch von anderen Fanggründen importiert wird, wo er mit Langleinen und Netzen gejagt wird. Schwertfischfilet schmeckt so ähnlich wie Thunfisch. Er gehört nicht zu den Edelfischen wie Seezunge oder Rotbarbe, die deutlich mehr kosten.

In einer Seitenstraße vom Corso Umberto treffe ich auf der hinteren Terrasse des Restaurants Gambero Rosso, das uns Daniela empfohlen hat, auf Ingeborg und Sohela. Wir genießen dort einen mediterranen Imbiss, ich bestelle mir eine leckere Muschelsuppe (nicht lachen: "Zuppa di Cozze").

Die Überfischung des Mittelmeers hat längst dramatische Ausmaße angenommen, weshalb man sich als Konsument auf die nicht in ihrem Bestand gefährdeten Arten beschränken sollte.

Im Hotel angekommen stellt sich für uns die Frage, was machen wir mit der restlichen Zeit unseres letzten Tages auf Sizilien? Der Veranstalter schlägt vor, noch einmal zu entspannen beim Bad im Meer oder Pool oder einen Commissario-Montalbano-Krimi im Liegestuhl zu lesen. Beides will mir nicht gefallen. Ich bevorzuge einen kurzen Nachmittagsschlaf.

Mit Blick aufs Meer lassen wir beim Aperitif auf der Hotelterrasse unsere Reise Revue passieren, bevor wir ein letztes Mal gemeinsam zu Abend essen.

Ich darf im Namen der Gruppe ein paar Worte des Dankes an Daniela für ihre Reiseleitung richten und das in einem Umschlag gesammelte Trinkgeld übergeben. Die Trinkgeldsammlung erfolgt in jeder Gruppe unterschiedlich. Manche versenken Ihren Obulus im Umschlag, andere wollen ihn persönlich übergeben. Beides ist okay! Daniela hat uns insbesondere die Geschichte der Insel und die damit verbundenen archäologischen Schätze nähergebracht.



10. Tag, Dienstag, 23.05.2023

Rückflug

Nach dem Frühstück werden wir je nach Zielflughafen zu unterschiedlichen Zeiten zum Flughafen Catania-Fontanarossa gebracht.

Gerne wäre ich noch einen Tag lang in Catania geblieben, der Stadt, die 1669 durch einen großen Ausbruch des Ätna fast zerstört worden wäre, wenn nicht die Stadtmauer damals das Eindringen der Lavamassen weitgehend verhindert hätte. Die Schutzheilige der Stadt, Santa Agatha, wird jedes Jahr im Februar mit einem 2-tägigen Fest gefeiert. Als bei einem der zahlreichen Ausbrüche des Ätna wieder einmal Lava auf die Stadt zurollte, legten die Einwohner Catanias einen Schleier der toten Märtyrerin vor den Lavastrom, woraufhin dieser kurz davor zum Stillstand kam. Ein Wunder!

An zahlreichen Orten hat man auf dem Fundament aus Lavaschichten Wohn- und Geschäftshäuser errichtet. Die Lavaschicht war bis zu 16 m dick, was wohl stellenweise noch sehr gut in der Altstadt zu bestaunen ist.

Leider nicht für mich, der Flieger wartet. Die Rückflugzeiten am nächsten Tag sind sehr ungünstig und ich will Catania nicht allein erkunden.
Wie heißt es in Udo Lindenbergs Lied:

Der Astronaut muss los
der Astronaut muss weiter
Wird man sich jemals wieder,
jemals wiederseh'n?

Man weiß es nie genau
auf dem Raketenbahnhof
Wird man den nächsten Flug
lebendig übersteh'n?

Oder verbrennt mein Raumschiff im Feuerball,
wenn Trümmerteile vom Himmel fall'n?
Dann musst du wissen, du warst von all'n
meine Größte ...

Der Rückflug nach München startet um 11:55 Uhr. Auf den Weiterflug nach Frankfurt müssen wir in MUC 3 Stunden warten. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es nicht doch einen Direktflug (alternativ auch nach DUS oder CGN) gegeben hätte, der mir diese endlose Wartezeit und Verschwendung von Lebenszeit erspart hätte. In der Gruppe wird spekuliert, ob es wohl vertragliche Vereinbarungen zwischen Reiseveranstalter und Fluggesellschaft gibt, die Exklusivrechte festschreiben... Danach muss Veranstalter S für seine Kunden immer Flüge mit Airline L als höchste Priorität buchen und zwar völlig egal, wie unmöglich ein Gabelflug von den Gesamtflugzeiten wird...

Unser Raumschiff bzw. Flugzeug erreicht nach dem Stopover in München erst gegen 18:00 den Airport Frankfurt am Main. Fluggesellschaft und Reiseveranstalter spielen mit den Reisegästen Schach, nicht als Mitspieler, sondern als beliebig in den Flugzeiten verschiebbare Passagiere. Die Direktflugzeit von Catania nach Frankfurt beträgt max. 2 1/2 Stunden. Bei uns waren es dann mit An- und Abreise mehr als ein halber Tag!

Angekommen in Frankfurt bringt mich der Shuttle- Service des Hotels zur Tiefgarage in Kelsterbach, wo ich mein Auto geparkt habe. Mir steht eine 3-stündige Rückfahrt bevor, die ich nicht erschöpft und übernächtigt antreten möchte. Deshalb habe ich eine Zwischenübernachtung im NH Hotel Airport West in Raunheim gebucht, das ich wirklich empfehlen kann. Am nächsten Morgen breche ich nach dem Frühstück erholt zur Rückfahrt auf.

"Wenn du an einem neuen Ort ankommst, warte. Es braucht Zeit, bis die Seele nachkommt." Vielleicht kennen einige von Euch diese indianische Weisheit und können sie bestätigen. Auch meine Seele braucht diesmal noch eine Weile. Sie ist wohl zu Fuß unterwegs. Um die Zeit bis zu ihrer Ankunft zu erleichtern, sollen Rituale helfen. Ich zum Beispiel packe meinen Koffer erst einige Tage später aus...

Ich komme wieder - ins Land wo die Zitronen blühn! Doch dann bei Sonnenschein...

Aber vorher möchte ich mich bei Ingrid Chodasz aus Wien bedanken. Mit einigen ihrer Fotos durfte ich diesen Reisebericht anreichern. Danke Ingrid!


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Die Wetter- Widgets für Sizilien stammen von der kostenlosen Seite https://de.tutiempo.net/kostenlos.htm#94899


Das sind meine Reiseliteratur- Empfehlungen für Sizilien:


- Sizilien, Thomas Schröder, Individuell reisen - Michael Müller Verlag


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