TÜRKEI - SÜDOSTKÜSTE
Frühjahr 1997- Osterferien: Ich habe einen "last minute"-
Urlaub mit meiner Tochter nach Side an der türkischen Südküste
gebucht. Das Angebot ist verlockend: 2 Wochen Halbpension im ****-
Hotel Defne Star für DM 1.300 p.P. (EZ wie DZ). Wir fliegen mit
dem Charterflieger Turkish Airlines von Düsseldorf nach Antalya.
Am Airport haben wir kaum unser Gepäck vom Band gehievt, wird es uns auch schon von einem "hilfsbereiten" jungen Mann abgenommen und das Gepäck mit uns zum wartenden Transferbus gebracht. Gegenwehr zwecklos. Ich drücke dem Kofferträger eine 5 DM- Münze in die Hand (DM ist wie US-$ die höchstgeschätzte - und zweite- Währung in der Türkei!). Er lehnt "coins" ab - nur Scheine erwünscht! Na gut, dann bekommt er eben eine 50.000 Türk. Lire- Note (damals umgerechnet 1 DM), da guckt er ziemlich blöd, aber ich habe nichts anderes passend. Ich denke, er hat mich mit einigen Flüchen bedacht.
Der Bus bringt uns nach Side in unser gebuchtes Hotel Defne Star. Die Hotel- Einfahrt wird von nachgebauten griechischen Säulen gesäumt, die Empfangshalle gleicht einem Erlebnispark. Wir checken ein, erhalten jeder eine Hotel-eigene Kreditkarte, und werden von einem Zimmer- Pagen auf unser Zimmer mit Meerblick geleitet. Unser erster Eindruck soll sich in den nächsten Tagen bestätigen: Wir haben es wirklich sehr gut angetroffen! Das Defne Star- Hotel ist schon architektonisch eine Wohltat gegenüber den sonstigen Hotel- Burgen. Die einzelnen Gebäude des Gesamtkomplexes sind im Stil einer Karawanserei mit vorgebauten Loggien, Rundbögen und zahlreichen orientalischen Elementen versehen, das Hotel selbst mit touristischen Annehmlichkeiten wie Außen- Tennisplätzen, Fitness- Studio, Innen- und Außen- Pools, Bars, Restaurants, Shops, Frisör, Hotelarzt etc. ausgestattet. Die Hotelangestellten sind sehr freundlich, höflich und hilfsbereit. Das abendliche Büffet ist von opulentem Ausmaß und Angebot und von hervorragender Qualität. Gleiches gilt für das Frühstück. Wir fühlen uns von Beginn an sehr wohl. Das Defne Star ist ohne Einschränkung empfehlenswert!
Das Hotel bietet auch für seine jugendlichen Gäste eine Menge Unterhaltung und Abwechslung. Treffpunkt ist die "Sport- Bar", der ein Billard- und Tischtennis- Saal angegliedert ist. Meine Tochter Sina findet sofort Anschluß und zieht fortan die Gesellschaft Gleichaltriger der ihres Vaters - zumindest abends- vor (hätte ich wohl in ihrem Alter nicht anders gemacht).
Wir starten mit der Erkundung Sides: Nach einem Fußweg von 1/2
Std. am Strand entlang erreichen wir den Stadtkern. Wir machen erste
Bekannntschaft mit der türkischen Händler- Mentalität:
Alles ist "bester Preis", "billig", "beste Qualität". Händler
und Schlepper fallen wie Heuschrecken über die Touristen her:
"Woher kommst Du? Deutschland? War ich auch viele Jahre! Habe gewohnt
in Köln, Gartenstrasse. Kennst Du?" Jeder Händler war in
Deutschland und wohnte dort in einer Straße, die es dem Namen
nach wohl in jeder Stadt gibt... Läßt man sich auf ein
Gespräch mit ihnen ein, wird man sofort vereinnahmt und sanft
in den Laden geschoben. Die in den Shops angebotenen Waren sind überwiegend
minderwertige Plagiate und Imitate, die mit den "In"- Markenzeichen,
wie "CC", "CK", "Chiemsee", "Lacoste"... , gekennzeichnet sind. Hier
kann man eine "Rolex" für DM 20 kaufen... Die gibt dann am nächsten
Tag ihren Geist auf. Die meisten Waren sind selbst den niedrigsten
Preis nicht wert. Dennoch kaufen sie viele Touristen, ich weiß
nicht, warum. Vielleicht nach der Maxime "Mehr Schein als Sein".
Daneben gibt es aber auch Juweliere und Teppichhändler, die verbriefte Qualität verkaufen. Beim Betreten eines dieser Geschäfte bekommt man üblicherweise Tee (cay), schwarzen Tee oder Apfeltee, angeboten und wird zunächst in allgemeinen small talk, später in immer konkreter werdende Verkaufsgespräche einbezogen. Wichtig ist, daß man sich bei Kaufinteresse nie auf den erstgenannten Preis einläßt, sondern feilscht wie der Teufel auf einem orientalischen Basar. Das kann bei wertvollen Stücken schon mal Stunden dauern, ist aber völlig normal hier in der Türkei. Für uns Deutsche sehr gewöhnungsbedürftig, aber schnell erlernbar. Es lohnt sich in jedem Fall!
Ich spare in den nächsten Tagen beim Kauf einer Schweizer Markenuhr (mit Hersteller- Zertifikat) nach zähen Verhandlungen einige hundert DM. Eine Angestellte des Juweliers spricht fast perfekt Deutsch und erzählt mir aus ihrem Alltag. So erfahre ich viel vom Leben der Frauen in Anatolien, einer von Männern dominierten Welt des Islam. Die Frauen haben hier zwar die "Hausgewalt", nehmen aber am öffentlichen Leben nicht teil. Es ist auffällig, daß wir in Side fast keine türkische Frau auf der Straße sehen. Die Verkäuferin hingegen ist eine Exotin: sie ist geschieden und wohnt bei ihrem Chef, eine für türkische Verhältnisse unvorstellbare Situation! Ayse ist eine sehr selbstbewußte und modern gekleidete junge Frau, die so gar nicht dem traditionellen Bild entspricht. Ihren täglichen Spießrutenlauf kann ich nur erahnen.
Side war wegen seiner Lage auf einer Halbinsel einst
eine bedeutende Hafenstadt mit einem großen Sklavenmarkt. DIe
Gründung der Stadt geht zurück auf das 15. Jahrhundert v.
Chr. Die ehemaligen Stadtmauern, das Nympheum, die Agora, das
freistehende Theater, der Apollontempel mit seinen weissen Säulen
und viele andere Ruinen und Statuen erzählen von der antiken
Vergangenheit. Im Laufe der Geschichte siedelten viele verschiedene
Kulturen in Side und hinterließen ihre Spuren: Lykier, Perser,
Griechen, Syrer, Römer, Seldschuken und Osmanen.
Am Hafen finde ich schnell meine "Stamm- Kneipe". Hier sitzt man wahlweise auf der offenen Terrasse mit herrlicher Aussicht auf das Meer oder -bei kühlerem Wetter- innen um den Tresen. Ich freunde mich mit dem Pächter der Bar an, der außer Türkisch nur Englisch spricht - no problem. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt - vor allem die türkische. Side ist im Frühjahr 1997 noch nicht so stark von Touristen überschwemmt, so daß er viel Zeit für Gespräche mit den Gästen hat. An einem der nächsten Tage sitze ich mitten unter den Honoratioren des Ortes, u.a. dem Bürgermeister. Ich erfahre von meinem neuen Freund über den Bürgermeister, daß ihm die Defne- Hotels gehören und er sozusagen der "Don" hier ist. Aus den Reaktionen der Anwesenden, die natürlich nur Türkisch sprechen, glaube ich die Macht des "Don" zu erahnen.
Im Defne Star wird eine
"Türkische
Hochzeit" von einer Laienspiel- gruppe, bestehend aus Animateuren
und jugendlichen Hotelgästen, aufgeführt. Sina wird Tage
vorher gefragt, ob sie daran mitwirken wolle. Sie ist sofort "Feuer
und Flamme" und nimmt auch die zeitraubenden Proben in Kauf. Heute
endlich die Premiere in Kostümen. Sina spielt eine der Brautjungfern. (Bild links: 3. von links, Bild rechts: 1. von links)
Die zahlreichen Zuschauer sind von den
Akteuren sichtlich begeistert. Orientalische Musik, gedämpfte
Beleuchtung und hübsche Mädchen in knappen Kostümen
- Herz, was willst du mehr. Die "Schauspieler" werden mit standing
ovations gefeiert, der gelungene Abend findet seinen Abschluß
in den Hotelbars.
An einem anderen Abend findet eine "Mini-Playback-Show"
statt, bei der Kinder und Jugendliche unter den Hotelgästen nach
ausgesuchten Titeln ihr Bestes geben. Auch dieser Abend ist ein gelungenes
Ergebnis professioneller Animateur- Arbeit. Man glaubt gar nicht,
welche Talente unter den Kids schlummern. Da gibt es Jungs, die Michael
Jackson´s Moonwalk oder die Tanzschritte einschlägiger
Boygroups perfekt beherrschen, Mädchen,
die wie die großen lasziv posieren und sich bewegen. Die Kinder
haben ihren Spaß, die Älteren sind begeistert...
Am nächsten Tag bin ich allein in Side unterwegs und lasse mich am Ortsrand in einen Teppichladen "abschleppen". Ich habe keinerlei Kaufabsicht, aber der Mann, der mich auf der Straße angesprochen hat, macht auf mich einen für Händler untypischen intellektuellen Eindruck. Die übliche Aufdringlichkeit ist ihm völlig fremd. Wir sitzen in einem von Teppichen überladenen, stark nach Wolle riechenden, stickigen Raum beim Tee. Mein erster Eindruck ist richtig: Der "Händler" entpuppt sich als arbeitslos gewordener Geschichts- Professor aus Kappadokien, dem von seinen Verwandten hier ein Job angeboten wurde. Ich sage ihm, daß ich keinen Teppich kaufen werde. Dennoch sitzen wir stundenlang zusammen und unterhalten uns über die Türkei. Begegnungen wie diese haben meine Eindrücke von diesem Land entscheidend geprägt.
Überall an der Küste werden Busfahrten von 1- 3 Tagen Dauer zu den historischen Stätten der Region angeboten. Wir buchen eine 2- Tages- Tour nach Pamukkale. Der verdächtig niedrige Preis von DM 30,- p.P. incl. Übernachtung, Abendessen und Frühstück in einem "guten Mittelklassehotel" sollte später seine Erklärung finden. Der Bus holt uns morgens am Hotel ab. Dann geht es an der Küste entlang Richtung Antalya und von dort hinauf ins Taurus- Gebirge. Ein erster Stop wird in Evdir Han bei der Ruine einer alten Karawanserei eingelegt. Bis auf das monumentale Eingangsportal ist die Karawanserei kaum erhalten und zudem stark überwachsen. Dann geht die Fahrt weiter durch die dünnbesiedelten Hochebenen des Hinterlandes.und entlang der großen Seen von Burdur und Salda. Wir machen Halt an einer Moschee, die wir "Ungläubigen" außerhalb der Gebetszeiten sogar besichtigen dürfen. Unser Reiseführer erklärt uns den islamischen Glauben und die Besonderheiten einer Moschee.
Nach einem Mittagessen in einer
Raststätte,
die offenkundig von den Ausflugs- und Überland- Bussen lebt,
sehen wir bei Denizli erstmals von weitem das "Baumwollschloß", so genannt, weil die weißen Sinterterrassen an ein
Märchenschloß aus Baumwolle erinnern. Hier haben die Kalkablagerungen
heißer Thermalquellen eine einzigartige "Badelandschaft" geschaffen,
die schon in der Antike genutzt wurde.
Im 2. Jh. v. Chr. errichtete König
Eumenes II. von Pergamon hier die Stadt Hierapolis, deren Ruinen sich
über das Plateau oberhalb der Terrassen erstrecken.
Bei
der Anfahrt nach Pammukale
passieren
wir zuerst die große Nekropole (Totenstadt) mit Tausenden von
Sarkophagen, erreichen dann eine große Bäderanlage, hinter
dem Frontius- Tor die von Domitian gestiftete Säulenstrasse,
den Apollon- Tempel, das Ampitheater und das Philippus- Martyrium.
Die Ruinen sind alle sehr gut erhalten. Wir schließen uns einer
Führung an und erfahren viel von der damaligen Zeit.
In einem für Touristen abgesperrten Gebiet befinden sich Vertiefungen, die für öffentliche Tieropfer besonderer Art Verwendung fanden. Großgewachsene Priester führten Rinder, Schafe und andere Tiere in die Senken, wo sie in Anwesenheit der Gläubigen auf den umliegenden Terrassen wie von magischer Hand gefällt tot umfielen. Es war CO², ein schweres tödliches Gas, das aus Erdspalten drang, und die niedriger gewachsenen Tiere tötete, die auf Steinen stehenden Priester aber unbehelligt ließ. Das Gas dringt bis heute aus dem Erdinneren, was die Sperrung erklärt. Die Menschen glaubten damals, hier sei der Eingang zur Unterwelt, dem Hades, bewacht von dem dreiköpfigen Hund Kerberos mit seinem giftigem Atem.
Hierapolis ist ein großes Erlebnis für uns.
Unser Busfahrer setzt uns am oberen Rand der Kalkterrassen ab: 3 Std. Aufenthalt für die Besichtigung und den Besuch des Hierapolis- Museums. Zum Baden ist es viel zu kühl, zudem wird unser Aufenthalt von Regenschauern getrübt. Wir sind froh, wieder im Bus sitzen zu können, der uns zum Hotel in Denizli für die Übernachtung bringt. Spätestens hier wird uns klar, warum die Reise so "preiswert" angeboten wird. Die Zimmer haben Jugendherbergs- Niveau, das abendliche Büffet ist von miserabler Qualität. Dafür haben die Getränke- Preise 1st- class- Niveau. Bei einem den Gästen aufgezwungenen "Bauchtanz- Abend" (es gibt keine Alternativen) wird weiter kräftig abkassiert. Das Frühstück am nächsten Tag ist auch keinen Deut besser.
Wir fahren mit dem Bus nochmals hoch zum Rand der Pamukkale- Terrassen - sozusagen als Entschädigung für den gestrigen Regen. Heute ist es auch nicht viel besser, es ist kühl und diesig. Also beginnen wir die Rückfahrt. Unser Reiseführer erzählt über den Bordlautsprecher viel von Land und Leuten, Kultur und Geschichte der Türkei. Seine Ausführungen sind wirklich interessant.
Dann halten wir an einer großen Teppich- Manufaktur. Unser Reiseführer berichtet, es sei eine örtliche Produktions- genossenschaft, die durch den Direktverkauf besonders günstige Preise bieten könne. Lassen wir uns also überraschen. Der Besuch beginnt mit einer Führung durch eine Schau- Werkstatt, in der die einzelnen Phasen der Teppichherstellung demonstriert werden: Das Färben der Wolle mit Naturfarben, das Spinnen und schließlich das Weben nach traditionellen Motiven auf den großen Webstühlen. Diese Arbeit wird auch in der heutigen Türkei vielfach von kleinen Mädchen im Familienverbund ausgeführt - ein nicht akzeptabler Zustand! Für anatolische Verhältnisse aber normal.
Die eigentliche Verkaufsveranstaltung beginnt. Die Gäste (oder besser: potenziellen Kunden) sitzen an den Außenwänden eines Saales, in dessen Mitte Stapel von Teppichen auf Käufer warten. Tee und Raki werden serviert. Ein Verkäufer preist die einzelnen Stücke in höchsten Tönen. Natürlich werden die edelsten und besten Teppiche besonders hervorgehoben und die Gäste aufgefordert, das Material mit Hand und Fuß zu prüfen. Es ist offensichtlich, daß keiner der Mitreisenden die tatsächliche Qualität beurteilen kann. Dennoch werden einzelne Exponate gekauft - wie sich später in Side herausstellt zu weit überhöhten Preisen! Der Bus setzt seine Fahrt erst nach weiteren 2 Std. fort. Der Reiseveranstalter kassiert seine Provision...
Auf der Weiterfahrt machen wir dann noch an einem "typischen Keramik- Geschäft" Halt. Auch hier ist offensichtlich, daß dieser Stop zum Standardprogramm des Reiseveranstalters gehört. Für mich sind die in der Nähe des Shops kampierenden Nomaden in ihren Wollzelten wesentlich interessanter.
Der Busfahrer kurvt die engen Kehren des Taurusgebirges hinunter. Den türkischen Busfahrern haftet ein besonderer Ruf an, was unseren Reiseführer zu folgender Erzählung animiert:
Vor Petrus Himmelspforte tritt ein katholischer Pfarrer. " Was hast Du im Leben Gutes getan?" "Meine Gemeinde ist Sonntags oft zur Messe gekommen" Petrus: "Das reicht nicht. Du mußt erst nach rechts ins Fegefeuer!" Dann tritt Mehmet vor. Petrus: "Wer bist Du?" "Ich Mehmet. War Busfahrer in Anatolien. Wenn gefahren durch Taurusgebirge, Leute im Bus alle haben inständig gebetet!" "Sehr gut, mein Freund. Du kannst die Himmelspforte direkt passieren."
Wir erreichen wohlbehalten wieder
unser Hotel.
Ich habe über das Hotel einen Mietwagen organisiert. Wir wollen Erkundungen der weiteren Umgebung auf eigene Faust unternehmen. Sina hat im Hotel ein gleichaltriges Mädchen und ihre Mutter gefragt, ob sie uns begleiten wollen. Sie haben spontan zugesagt. Zum verabredeten Zeitpunkt erscheinen unsere beiden Gäste - in Shorts, sie sollten im Verlauf unseres Tagesausfluges noch frieren. Schließlich ist die Wetterlage im Frühjahr `97 noch recht kühl.
Unser erstes Ziel ist Aspendos. Hier liegt das besterhaltene Amphitheater des römischen Ostens, Fassungsvermögen: 20.000 Zuschauer! Dieses Meisterwerk antiker Architektur werden wir ausgiebig besichtigen. Die Akustik des von Marcus Aurelius
nach griechischer Manier an den Hang eines 50 m hohen Hügels
gebauten Theaters ist noch heute beeindruckend. Wir fühlen uns
um 1800 Jahre zurückversetzt. Hinter der Akropolis sind im Flachland
die Umrisse des Stadions zu erkennen. Wir erkunden die Ruinen.
Der nahe Fluss, heute Köprü Cay, früher Eurymedon, soll für sein Forellen- Vorkommen berühmt sein. Wir fahren eine einsame Straße zu einem kleinen Restaurant, dessen Küche gelobt wird. Die Anfahrt endet hinter einer engen Brücke über dem Fluss. Außer uns keine Gäste hier. Die Wirtin grillt für uns über dem offenen Feuer ausgewählte türkische Fisch- und Fleischspezialitäten. Lecker!
Dann geht es weiter nach:
Einst eine der mächtigsten Städte
Pamphyliens, zählt Perge heute
zu den meistbesuchten Stätten der Südtürkei. Hervorzuheben
sind neben vielen anderen gut erhaltenen Ruinen insbesondere das hellenistische
Stadttor und die prunkvolle, 400 m lange und 20 m breite Kollonadenstrasse.
In deren Mitte verlief ein Wasserkanal, der von einem mehrstöckigen
Brunnengebäude am Ende der Straße gespeist wurde. Am Eingang
der Stadt liegen das große Theater (wg. Baufälligkeit geschlossen)
und das nahezu unversehrte, fast 250 m lange Stadion, in dem bis zu
12.000 Zuschauer Zeugen von Sportveranstaltungen und blutigen Gladiatorenkämpfen
wurden. Der Innenraum des langgestreckten Stadions erinnert
uns an das legendäre Wagenrennen aus "Ben Hur".
Wir erforschen die Ruinen von Perge auf einer ausgiebigen Wanderung. An diesem Tag sind nur sehr wenige Besucher hier, keine Busse, nur Individualreisende. Die Stille in der weitläufigen Ruinenstadt verleitet zum Träumen - von einer Zeit um Christi Geburt, der Blütezeit von Perge.
Es ist recht kühl hier am Rande der Taurus- Berge, unsere Gäste
frieren. Wir beschliessen, als Abschluß unseres Tagesausfluges
die in der Nähe liegenden Wasserfälle des Kursunlu zu besuchen.
Sie liegen in der Nähe eines bei den Einwohnern beliebten Picknickparks.
Auf einem schmalen Pfad unterqueren wir die Wasserfälle und durchwandern
die enge, mit üppigem Grün bewachsene Schlucht. Die Lichteffekte
der tiefstehenden Sonne sind beeindruckend.
Am nächsten Tag wollen Sina und ich nach Alanya. Die Straße entlang der Küste führt uns vorbei am Wasserfall von Manavgat und dann auf einem kleinen Umweg zunächst zur seldschukischen Karawanserei Alara Han und der dortigen Handelsstation. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch das "tiefste Anatolien": Esel- treibende Männer und tief verschleierte Frauen begegnen uns unterwegs.
Die Karawanserei (türkisch: Kervansaray oder Han) am Ufer des Alara Cay gehörte
damals als Herberge für Mensch, Tier und Ware zu den zwei großen
Handelsstraße zwischen Antalya und Alanya sowie der Inlandsstrasse
nach Konya, der Hauptstadt des Seldschuken- Reichs. Die Anlage ist
sicher nicht so imposant wie die römisch- antiken Stätten,
lohnt einen Besuch aber allemal. Mit etwas Phantasie riecht man noch
heute den Schweiß der lagernden Kamele und hört das geschäftige
Reden der Wirte und Händler.
Wir erreichen Alanya, schon von weitem erkennbar an dem imposanten, tief ins Meer ragenden Burgfelsen. Entlang der Küstenschnellstraße geht es vorbei an den zahlreichen Strandhotels im Osten.
Wir steuern die Festung auf dem Burgfelsen an. Vorbei am Kizil
Kule, dem berühmten Roten Turm, geht die steile Auffahrt
hinauf zur Ic Kale, der Zitadelle. Hier oben parken wir und
starten unsere Besichtigungstour. Der größte Anziehungspunkt
ist die legendäre Hinrichtungsstätte Adam Atacagi,
wo die Seldschuken ihre Kriegsgefangenen die Klippen hinunterstürzten.
Man gab ihnen zuvor allerdings eine letzte Chance. Trafen sie mit
einem Steinwurf das Meer, wurden sie ins Heer aufgenommen. Wir haben
den Steinwurf auch versucht: Nur gut, daß wir 1997 haben...
Die Aussicht auf Alanya ist vom Burgfelsen wirklich atemberaubend. Wir fahren runter zum Hafen. Dort heuern wir mit 2 weiteren Mitfahrern eines der vielen kleinen Ausflugsboote an, die den Burgfelsen umrunden. Die Fahrt geht zunächst zu der seldschukischen Werft von Alanya. Fünf überwölbte, 40m tief in den Fels getriebene Galerien konnten damals einer Flotte Unterschlupf bieten. Diese Werft ließ Alanya im 13. Jh. zum sichersten Flottenstützpunkt der Südküste werden. Dann geht es mit dem Boot östlich entlang des Burgfelsens zu Höhlen, die das Meer aus dem Fels gewaschen hat. In einige der Höhlen kann unser Bootsführer hineinsteuern, wirklich aufregend. Ein weiterer Höhepunkt ist der Kleopatra Plaji, eine Mini- Bucht unterhalb der Steilwand, wo die ägyptische Herrscherin bei einem Besuch Alanyas gebadet haben soll. Von hier gibt es einen Tunnelgang zur Burg hinauf.
Wir beenden unseren Alanya- Ausflug in einem türkischen Fisch- Restaurant. Frischer Fisch ist übrigens recht teuer hier, warum wissen wir bis heute nicht.
Unser Rückflug soll bereits in den frühen Morgenstunden in Antalya beginnen. Sina meint, es lohne sich nicht, vorher schlafen zu gehen. So feiert sie stattdessen im Hotel den Abschied mit ihren Freunden. Um 3 Uhr früh holt uns der Transferbus ab. Sina schläft auf dem Airport fast stehend ein und fällt nach unserer Ankunft zuhause in Deutschland in einen 24h- Schlaf.
Die türkische Südküste zwischen Antalya und Alanya, Pamphylien, ist ein wirklich lohnenswertes Urlaubsziel! Sie bietet sowohl dem vergnügungssüchtigen als auch dem kulturell interessierten Gast eine reiche Palette an Unterhaltungs- und Erkundungsmöglichkeiten. Diskotheken und historische Stätten ergeben einen reizvollen Gegensatz, der für jeden etwas beinhaltet.