Anfang
der 70er- Jahre war ich als Schüler wohl ein "Spät- 68er".
Wie ich
orientierten
sich viele Jugendliche politisch noch an einem Sozialismus- Ideal, das
sich schon kurze Zeit später als Illusion erwies. Das Che Guevara-
Poster war ein beliebter Zimmer- Schmuck, und Fidel Castro`s Cuba stand
für die "Machbarkeit der Utopie". Heute ist Joschka Außenminister,
der ehemalige Juso- Vorsitzende Gerhard Schröder ist Bundeskanzler
und genießt mit Vorliebe Cohibas... Unsere Generation hat die
Berufe unserer Eltern übernommen. Aus mir ist ein "Banker" geworden.
As time goes by...
Im April 2002 möchte ich die letzte Bastion des sterbenden Staatssozialismus, die Insel Cuba, die Isla Grande, das "Krokodil der Antillen" (Alexander von Humboldt verglich den Umriss der Insel mit dem Reptil) besuchen. Ich will keinen all inclusive- Urlaub in einem isolierten Hotel- Ghetto in Varadero, der Touristenhochburg, sondern möglichst viel vom wirklichen Cuba, also "Cuba real" erleben. Leider spreche ich kein Wort Spanisch, was eine Individualreise ausschließt. Ich habe mich für den Reiseveranstalter avenTOURa entschieden, der den Kontakt zum Leben und den Menschen in Cuba auf seine Fahnen schreibt. Eine durch das Reisemagazin Geo Saison berufenen Expertenjury hat die von mir gewählte "Kleingruppen- Rundreise" anläßlich der Internationalen Tourismusbörse in Berlin 1999 mit dem Touristikpreis »Goldene Palme« auszeichnet - was immer das heißt. Ich werde es feststellen.
Erwartet in Cuba kein
karibisches "Disney- Land des Sozialismus". Kaum ein Land ist mehr von
Klischees geprägt als dieses. Castros Salsa- Sozialismus bedeutet
für viele Touristen eine Mischung aus Revolutionsromantik, schönen
jungen Frauen, dem Duft schwerer, würziger Zigarren, Rum und strahlenden
Chevrolets aus den glorreichen 50ern. Intellektuelle und Künstler
treffen sich in diesem Bild mit dem bärtigen Revolutionär
Fidel, empören sich gemeinsam über die US- amerikanische Blockade
und loben das gute Bildungs- und Sozialsystem auf der Insel. In Cuba herrscht jedoch eine Polizei- und
Militärregierung, die Meinungs- und Reisefreiheit verhindert. Die
Ideale der Revolution sind in weiten Teilen der Bevölkerung schon
lange vergessen. Lediglich die im ganzen Land zu findenden Propagandatafeln
erinnern noch daran. Die cubanische Gesellschaft ist seit der Einführung
des Dollars von der propagierten klassenlosen zur krassen Zwei-Klassen-Gesellschaft
verkommen: Menschen, die über Dollars verfügen, und Menschen,
die keine Chance haben, jemals in den Besitz der begehrten Währung
zu kommen. Kuba wartet - mit zwiespältigen Gefühlen - auf
den Tod eines alten Mannes... Was wird danach kommen?
Wenn Ihr Euch näher mit den Menschen beschäftigt, werdet Ihr ein Cuba erleben, das gerade das Spagat zwischen dem westlichen Neo- Liberalismus und der sozialistischen Staatsstruktur des "Máximo Lider" Fidel Castro übt, voller Widersprüche, hin und her gerissen zwischen tiefer Traurigkeit/ Resignation und überschwenglichem Glücksgefühl, aber immer mit großer Leidenschaft.
Begleitet mich also bei einem bittersüßen Mojito auf eine Reise durch Cuba ...

Dies sind meine Eindrücke und Erlebnisse von der Rundreise durch Cuba (Stationen). Sie beginnt in Havanna:
*Maps courtesy of www.theodora.com/maps used
with permission.