Wir erreichen unser Hotel, das Costa Sur, weit außerhalb der Stadt auf der vorgelagerten Halbinsel Ancon direkt am Karibischen Meer gelegen. Wir werden mit einem Canchanchara- Cocktail (Rum, Honig, Limonensaft, Soda) empfangen und erhalten die Superior- Zimmer, die einen guten Komfort bieten. Franlyt will unbedingt noch Basketball spielen und findet auch die nötigen Mitspieler. Die anderen relaxen bis zum (nicht sonderlich guten) Abendessen an Pool und Bar. Für die cubanische Gelassenheit habe ich einen neuen Begriff geprägt, "Cuba Egal", den Franlyt liebend gern in seinen ständig wachsenden deutschen Wortschatz aufnimmt. Während die meisten von uns noch in die Stadt fahren, bevorzuge ich heute eine ausgiebige Portion Schlaf. Agressive Mosquitos vertreiben mich aus der nach außen offenen Hotelbar. Einzig das großzügig aufgetragene Autan schützt mich vor ihren Angriffen.

Am nächsten Morgen besichtigen wir Trinidad. Trinidad gilt als eine der schönsten Städte Cubas und ist von der UNESCO erklärtes Weltkulturerbe. Das koloniale, leicht verträumt wirkende Stadtbild mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen und niedrigen, ziegelgedeckten Häusern lädt zum gemütlichen Bummeln ein. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Jeder Reiseführer überschlägt sich in Lobeshymnen über das großartige Trinidad, aber sooo toll finde ich es gar nicht, weil sehr touristisch geprägt. Das einzig wirklich überragende an Trinidad ist für mich seine überwältigende Lage am Fuß der Sierra del Escambray.

Franlyt ermöglicht uns den Besuch einer Bodega, ein Laden, in dem die Cubaner rationierte Grundnahrungsmittel nur mit Lebensmittelkarte einkaufen können - eine Folge der "periodo especial", die mit dem Zusammenbruch der Ostblockstaaten und dem Wegfall des wichtigsten Handelspartners UdSSR begann. Allerdings können die Bürger auf den seit kurzem wieder zugelassenen Bauernmärkten, den mercados agropecuarios, etwas dazukaufen gegen Pesos, andere Waren sind nur gegen harte Dollars zu erstehen, die die meisten aber nicht haben.

Wir kehren ein in einen Patio, wo die typische Touri- Abzocke läuft. Cocktails, Salsa- Band, CDs, Dollars...

Für den Abend hat Franlyt auf unseren Wunsch hin ein Langusten- Essen in einem örtlichen Paladar organisiert. Die Gegend hier ist bekannt als wahres Langusten- Paradies; es gibt sogar eine spezielle Forschungsstation, die sich mit den schmackhaften Schalentieren beschäftigt. Paladares sind kleine Langusten für alleprivatwirtschaftliche Restaurants, die nur von einer Familie (Angestellte sind nicht erlaubt! ) betrieben werden dürfen und max. 12 Sitzplätze haben. Leider sind die Tierchen zu zäh gekocht und werden wie alles andere lauwarm serviert. Überhaupt bietet die cubanische Küche nicht gerade Highlights für Gourmets. Das Gericht kostet mit dem obligatorischen Ostsalat als Vorspeise, gemischtem Salat (wie immer Tomaten, Gurken, Weißkohl) als Beilage und einem Brotpudding als Nachspeise 12 $. Auf der Straße wurde uns dieses Menue billiger angeboten, für 5- 8 $. Franlyt meint, das seien "illegale Küchen ohne Lizenz". Er könne keine Garantie für deren Seriösität und Qualität übernehmen...

Nach dem Essen laufen wir zur Freitreppe neben der Ortskirche Santisima Trinidad. Hier spielt am späten Abend eine Salsa- Band für die tanzwütigen Zuhörer. Eine Formation tanzt in den Spielpausen. Alles sehr touristisch, dennoch ein stimmungsvoller Abschied von Trinidad. In den Hinterhöfen der umliegenden Gassen soll aber ursprünglichere Musik zu entdecken sein.

Nach dem Frühstück Weiterfahrt ins Valle de los Ingenios ("Tal der Zuckermühlen"), das seinen Reichtum der harten, schweißtreibenden Arbeit der Sklaven von der afrikanischen Westküste verdankt. Natürlich machen wir Halt am Torre de Iznaga, dem "Sklaventurm" aus dem frühen 19. Jh. Von den Plattformen dieses 7- stöckigen Turms kann man fast das ganze Tal überblicken. Er diente zur Überwachung der Sklaven bei deren Arbeit in den Plantagen. Vor dem Turm werden bestickte Baumwolldecken angeboten, auch ein Restaurant gibt es natürlich hier und - als Touristenattraktion - eine alte Zuckerrohrmühle, die (Franlyt:) "früher von Sklaven, heute von Touristen bedient wird". Der aufgefangene Zuckerrohrsaft wird anschließend an die "Arbeitssklaven" verkauft - für 1 $ pro Becher. Das nenne ich effizient!.

Hier kann man - wie vielerorts - auch die beliebten Che Guevara- Postkarten, T- Shirts und - Kalender kaufen. Postkarten sollen von Cuba aus mind. 1 Monat nach Deutschland unterwegs sein, weshalb ich keine schreibe. Ernesto "Che" Guevara wird in Cuba geradezu wie ein Heiliger verehrt.

Es geht weiter nach Camaguey .