24.11.08, Montag

Mit einer Fokker70 der Vietnam Airlines fliegen wir am frühen Morgen von Hanoi, Vietnam, nach Luang Prabang, der alten königlichen und religiösen Hauptstadt von Laos, die 1995 zum UNESCO- Weltkulturerbe erklärt wurde.

Unser laotischer local guide, Herr Wi, spricht ein fast perfektes Deutsch, ist sehr gebildet und zudem ein sehr humorvoller Mensch. Herr Wi lächelt immer, auch wenn ihm Unglück widerfährt, sagt er. Das Schicksal sei ja sowieso nicht zu ändern. Damit entspricht seine Einstellung der Bedeutung des Namens Laos, nämlich "Der Lao erträgt". Das hängt viel damit zusammen, dass Laos mittendrin liegt in Indochina, umzingelt von seinen Nachbarn China, Thailand, Kamboscha und Vietnam und ohne eigenen Seehafen. So hat man sich immer schon arrangieren müssen.

Laos ist das bis heute unbekanntesten und touristisch am wenigsten erschlossenen Land Indochinas. Lan Xang, "Reich der Millionen Elefanten", wurde Laos einst lyrisch genannt. Im 14. Jahrhundert soll an der Spitze des Heeres von König Fa Ngoum ein Korps von 2000 Elefanten gestanden haben. Elefanten dienen auch heute noch als Arbeitstiere, z.B. zum Transport von Edelhölzern, aber ihre Zahl nimmt ständig ab. Im nationalem Zoo in Bankeune, 65 km von der Hauptstadt Vientiane entfernt, soll es sogar einen Weißen Elefanten geben. Er gilt in Asien als heiliges Tier, das seinem Besitzer großes Glück bringt. Ein 3-köpfiger Elefant ziert zudem das königliche Emblem.

Fast keine Mopeds hier! Das ist mein erster, erleichterter Eindruck. Es ist heute heiß in Laos, die Sonne brennt. Für eine erste Übernachtung werden wir im Hotel d´Lyon einquartiert. Reiseleiter Didi spricht von einem "Upgrade" des Veranstalters, weil das vorgesehene Haus erst morgen frei sei. Jeder von uns geht von einem Versprecher aus, denn die Zimmer sind klein und dunkel und das Hotel bietet keinen besonderen Komfort..

Mittags fahren wir mit einem Kleinbus in den historischen Ort Luang Prabang. Dort nehme ich mit drei weiteren "Expeditionsmitgliedern" Platz auf der Strassenterrasse eines einladend gut aussehenden Restaurants - für einen Mittagsimbiss, eine Nudelsuppe oder ein Stück von dem vorzüglichen Kuchen, der hier angeboten wird. Treffpunkt wird in den nächsten Tagen immer das Postgebäude in der Nähe des Denkmals der Meeresgöttin mit den langen Haaren sein. Und von hier startet auch unsere erste Ortserkundung. Sie dient eher dem atmosphärischen Kennenlernen als dem Verfolgen eines kulturhistorischen Fahrplans. Gut so! Wir schlendern durch die Nebenstrassen, beobachten die Menschen, die Mönche und die tausende von Buddhas - und werden von ihnen beobachtet.

Ich bin auf meinen Reisen immer ein großer Freund eines Programms "off the beaten tracks", soll heißen: Länder und Leute abseits der üblichen touristischen Routen und das vermeintlich Unbedeutende als bedeutend kennen zu lernen. Grundsätzlich bevorzuge ich das individuelle Reisen, aber angesichts meiner knapp bemessenen und abgezählten Urlaubstage habe ich in den letzten Jahren Rundreisen in der Gruppe schätzen gelernt. Diese Art zu reisen hat unbestreitbar auch Vorteile: Wenn man will, kann man seine Selbstverantwortung für die Dauer der Reise oder auch situativ weitgehend an den Reiseleiter übertragen. Wenn man hingegen individuelle Vorstellungen - sei es auch nur stundenweise - hat, klinkt man sich aus, mit der Sicherheit, bei Bedarf wieder in den organisierten Zeitplan der Gruppe zurückkehren zu können. Zudem gibt es in der Gruppe immer Ansprechpartner, mit denen man seine Reiseerlebnisse und -eindrücke austauschen kann, insbesondere wenn man als Single unterwegs ist.

25.11.08, Dienstag

Heute steht ein Hochkultur- Programm auf dem Plan: Tempel, oder besser "Vats", wie es in der Landessprache heißt. Also Vorsicht vor zu schnellem Sättigungseffekt. Die Anforderungen an unsere kulturellen Aufnahmekapazitäten steigen merklich, aber erträglich. Hier gibt es unglaublich viele Tempel. Zudem soll Luang Prabang die älteste Tempelstadt Südostasiens sein.

Der Theravada- Buddhismus hat die Architektur und die bildende Kunst maßgeblich bestimmt. Daneben gibt es lokale Besonderheiten, wie die Darstellung Buddhas im Lotossitz mit geöffneten Augen. Üblicherweise wird Buddha in der Meditation sonst mit geschlossenen Augen abgebildet. "Buddha" bedeutet soviel wie der Erwachte oder der Erleuchtete. Der historische Buddha, Siddhartha Gautama, lebte ca 400 v. Chr. und war der Gründer der nach ihm benannten Religion.

Ein buddhistischer Mönch, so sagt man, sei jemand, der sich aus Weisheit fürchtet. Seine Religion basiert auf Lernen, auf Nachdenken, auf der Suche nach Zusammenhängen, keineswegs nur auf einem Glauben, bei dem man nichts hinterfragen muss.

Jeder Besucher Luang Prabangs muss einmal den Berg Phousi mit dem goldenen That Chomsi auf seiner Spitze hochgestiegen sein. 328 unregelmäßig behauene Steinstufen gilt es schweißtreibend zu bezwingen - also möglichst den Vormittag wählen. Auf dem Weg nach oben passieren wir zahlreiche Buddha- Statuen in den bekannten Posen, die im Laufe der Geschichte entwickelt wurden. Jedem Wochentag ist eine Buddhastatue mit einer bestimmten Handhaltung, Mudra genannt, zugeordnet. Spezielle physikalische Charakteristika, die Mönchskleidung, Gesten und Körperhaltungen, alles ist kodifiziert. Sogar Buddhas Fußspuren sind hier wie an vielen anderen Orten für die Verehrung konserviert. Dazu kommt ein ähnlicher Reliquienkult wie im mittelalterlichen Christentum: Buddhas Zahn, ein Splitter aus Buddhas Schädeldecke usw. usw.. Die Weltreligionen ähneln sich in gewisser Weise eben doch alle.

Der Blick vom Gipfel des Phousi belohnt mit einer tollen Aussicht über die träge im Tal fließenden Ströme Mekong und Nam Khan. Die beiden Flüsse vereinen sich hier und haben eine Halbinsel geformt, auf der die bedeutendsten sakralen Bauwerke Luang Prabangs stehen.

Unsere Tempeltour beginnen wir mit dem Vat Xieng Thong, dem ältesten und bedeutendsten Kloster des Ortes. Das in mehrerern Lagen kunstvoll gestaffelte Dach des Hauptgebäudes, Sim genannt, erinnert an das Gefieder einer Glucke, die schützend auf ihren Küken sitzt. Ich habe diesen bildhaften Vergleich irgendwo gelesen und ich meine, das trifft perfekt den Eindruck. Auf den Wände im Inneren sind goldene Verzierungen (Schablonendruck) auf rotem und schwarzem Hintergrund zu finden, die Geschichten aus Buddhas Leben erzählen und aus den 60er Jahren stammen. Das prachtvolle Glasmosaik des Flammenbaums auf dem rückwärtigen Giebel des Sim stammt von dem gleichen Künstler. 400 Jahre Kunstgeschichte ergänzen sich in diesem Bauwerk auf perfekte Weise. Das gilt auch für die Begräbniskapelle, die zum Andenken an König Sisavangvong (+1959) errichtet wurde, und in der der zeremonielle Begräbniswagen aufbewahrt wird. Die verstorbenen Könige wurden in Embryonalstellung in großen Gefäßen aufbewahrt bis die Leichname zum Teil erst viele Monate später verbrannt wurden und die Asche beigesetzt wurde.

Das nächste Kloster, Vat Sene, gehört heute zu den bedeutensten buddhistischen Zentren und sein Abt ist der oberste Mönch von Luang Prabang. Der Sim wurde hier 1957 anläßlich Buddhas 2500. Geburtstag grundlegend renoviert und erweitert.

Schließlich besuchen wir Vat Mai, das imposante "Neue Kloster". Auch hier finden sich wieder bemerkenswerte Säulen- und Wanddekorationen mit Goldreliefs. Da ich kein Kunsthistoriker bin und über die zahlreichen Vats in guten Reiseführern (fast) alles Wissenswerte nachzulesen ist, verzichte ich auf Detailbeschreibungen. Wir haben noch weitere Vats besichtigt, deren Namen mir nicht mehr präsent sind. Als staunender Laie ist man einfach nur überwältigt von der Schönheit der Tempelarchitektur. Nach dem x-ten Vat kann man sie aber nicht mehr auseinanderhalten, sorry.

Abends checken wir ein im Mouang Luang Hotel., das uns nun wirklich nicht vom Hocker reißt. Aber es ist okay, weil sauber - für mich auf der Reise immer das Entscheidende. Und es liegt wesentlich näher am Ortszentrum, das man von hier fußläufig erreichen kann. Mein Zimmer liegt direkt vor dem Unterstand des Hotelwächters und der wird von Freunden und Verwandten mit Mopeds bis in die Nacht hinein auf ein Schwätzchen besucht. Also wieder Oropax....

26.11.08, Mittwoch

Wer möchte die allmorgendlichen Prozession der Mönche, genannt dag bat, miterleben, den Almosengang, das Einsammeln der täglichen Reisration von den spendenden Gläubigen? Für die Interessenten heißt es früh aufstehen- um 5 Uhr. Aber alle sind dabei, wir sind schließlich nicht zur Erholung hier. "Sabai dii !" (Guten Morgen /Guten Tag!) begrüßt uns Herr Wi. Es ist noch dunkel als wir mit vielen Einheimischen bereits am Straßenrand stehen. Aber hier in den Tropen wird es morgens genauso schnell hell wie abends dunkel.

Gleich werden hunderte von Mönchen in einer langen orange- farbenen Prozession an uns vorbeilaufen. An der Spitze des Zuges laufen die älteren Mönche mit ihren zerfurchten Gesichtern, am Ende die jungen Novizen. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit die Mönche die Gaben der Gläubigen einsammeln. Tatsächlich verhält es sich so, dass die Gläubigen sich glücklich schätzen, durch das Spenden von gekochtem Reis an die Mönche etwas Gutes tun zu dürfen. Wir erleben eine Geste des Ausgleichs, ein Geben und Nehmen, ohne dass der eine sich dabei großzügig schätzt und der andere sich dankbar zeigt - fast wie eine Selbstverständlichkeit. Die Mönche sind die Ratgeber der Gläubigen in vielen Lebensfragen. Die Bevölkerung kann sich immer an die Mönche wenden, wenn es darum geht, Rat einzuholen für die vielen täglichen Probleme. Hier sollen 2000 Mönche und Novizen in 29 Klöstern leben, das ist verdammt viel für eine Stadt mit vielleicht 16.000 Einwohnern

Bei den Mönchen buddhistischer Klöster gibt es wie in christlichen Orden hierarchische Abstufungen, die sich auch in der Kleidung widerspiegeln. Vor dem Ablegen des Ordensgelübtes tragen die Novizen das traditionelle orangene Tuchgewand, schulterfrei oder sie bedecken damit nur eine Schulter. Die ordinierten Mönche hingegen bedecken ihre Schultern vollständig. Ein junger Mann sollte nach laotisch- religiösem Verständnis vor seiner Hochzeit wenigstens eine Zeit lang in einem Kloster als Novize gelebt und die Klosterregeln zu achten gelernt haben. Dazu gehört auch das Kahlscheren des Schädels.

Nachdem der letzte Mönch der Prozession an uns vorbeigezogen ist, machen wir noch einen Bummel über den Morgenmarkt (oder Frühmarkt), Talat Tha Hena. Ohne Frühstück im Magen gerät das Sinneserlebnis für manchen von uns zur Mutprobe, denn hier werden wir erstmals mit für uns ungewohnten, exotischen Lebensmitteln konfrontiert. An einem Stand wird gerade ein Stachelschwein tranchiert, an anderen Ständen werden Eichhörnchen, Fledermäuse (sozusagen als Meterware), Schlangen, geröstete Heuschrecken oder Bambusratten angeboten. Auch gegrillte Riesenwanzen am Spieß fehlen nicht. Die besondere Spezialität Luang Prabangs ist allerdings vegetarischer Natur: Khaipen- Matten aus Seetang, mit Sesam, Tomaten und Knoblauch bestreut und frittiert oder geröstet. Ich habe sie in Laos probiert und sie waren köstlich!

Nach einem schnellen Frühstück im Hotel fahren wir zu den Bootsanlegern am Mekong, wo ein motorisiertes Langboot auf uns wartet. Die Fahrt geht 2 Stunden flußaufwärts. Als Passagier kann man sich zurücklehnen und das vorbeiziehende Panorama genießen. Die zahlreichen Felsen und Sandbänke im Mekong fordern allerdings die volle Aufmerksamkeit des Bootsführers. Unser Ziel sind die Pak Ou- Höhlen ca. 25 km nördlich von Luang Prabang an den Steilklippen des Mekong-Ufers. Wir erreichen sie am späten Vormittag. Zum Höhleneingang führen zahlreiche Stufen in der Felswand. In der unteren Tham Loum- Höhle erwartet den Besucher ein Sammelsurium an Buddhafiguren aller Größen und Materialien, die von Gläubigen gespendet wurden. Etwa 200 m höher liegt die Tham Theung- Höhle, für deren Besichtigung man wegen fehlender Beleuchtung eine Taschenlampe mitbringen sollte. Aber es gibt ehrlich gesagt nicht viel zu sehen - außer ein paar weiteren Buddha- Statuen. Auf den Stufen zwischen den Höhlen bietet eine Frau mit ihren kleinen Kindern gefangene Bambusratten und Singvögel zum Kauf an.

Auf der anderen Flußseite wird uns in einem Pfahlhaus- Restaurant ein Mittagsimbiss serviert.

Wir steigen wieder in unser Mekongboot ein und fahren weiter flußaufwärts nach Ban Muang Keo, was soviel wie "Jade Mango- Dorf" bedeuten soll. In dieser kleinen Siedlung werden den Touris traditionelle Webarbeiten aus Baumwolle und Seide angeboten. Aber auch Reisschnaps wird hier destilliert und zum Kauf angeboten. 3 kg Reis ergeben etwa 2 l lau lao, Reisschnaps mit 45 %-Vol., das nenne ich ergiebig! Und das Zeug schmeckt sogar. Der Schnaps wird in Plastikflaschen abgefüllt und für 1 $ pro Liter verkauft. Herr Wi nimmt zwei Liter davon mit und wird uns an den folgenden Abenden damit als Digestif beglücken. Im Dorf laufen überall Hunde und Katzen herum. In der kleinen Schule gibt der Dorflehrer gerade 8 Schülern Unterricht während seine beiden eigenen kleinen Kindern im Schulraum herumtollen

Wir sind hier mitten im "Goldenen Dreieck". In dem von Warlords und Stammesfürsten beherrschten Grenzgebiet von Laos, Burma und Thailand bildet die Opium- und Heroingewinnung bis heute die Geldquelle Nr. 1. Ich habe mich immer über die vielen, teils brandneuen Luxus- Geländewagen und SUVs in Laos gewundert. Es wird behauptet, dass deren Finanzierung meist auf zweckentfremdete Gelder der Entwicklungshilfe aus den westlichen Staaten zurückgehe. Das scheint mir nur die halbe Wahrheit zu sein. Ich denke, der Drogenhandel ist hier der Haupt- Financier.

Später zurück in Luang Prabang erleben wir am Vat Phabathai den Sonnenuntergang am Mekong - allerdings halb so spektakulär wie angekündigt.

Zum Abendessen geht es in eines der typischen, an den Seiten offenen Mekongufer- Restaurants. Herr Wi warnt vor Moskitos. Aber ich habe keine bemerkt. Wahrscheinlich war die Gruppe dermaßen mit Autan, NoBite und Soffell eingedieselt, dass die Quälgeister an diesem Abend bis nach Burma geflüchtet sind. Moskitos sind immer nur nachtaktiv, ihr Tag beginnt also mit dem Sonnenuntergang.

Das Essen in Laos ist viel mehr gewürzt ( spicy ! ) als in Vietnam und kommt damit der thailändischen Küche näher. Endlich stehen meine heißgeliebten Chillis in einer Mischung aus Fischsauce und Limettensaft zum Nachwürzen auf dem Tisch. Heute abend gibt es als Vorspeise u.a. eine merkwürdig klingende Spezialität namens "Schwiegersohn- Eier", angeblich so genannt, weil ein Bräutigam mit der Zubereitung dieser Speise seine Schwiegermutter beeindrucken kann. Ja und dann zum Abschluss der mitgebrachte Reisschnaps von Hern Wi... So kann man auch mit kleinen Sachen Touris eine Freude machen... Und wir haben uns wirklich über diese nette Geste gefreut. "Sen dym !", also Prost auf Lao.

27.11.08, Donnerstag

Heute morgen besichtigen wir den ehemaligen Königlichen Palast, heute Nationalmuseum. Innen sind keine Fotos und Videoaufnahmen erlaubt. Cameras bitte abgeben! Hier hat König Savang Vatthana, der letzte laotische König, der übrigens eine Marionette der Franzosen war, bis zur Machtergreifung der Pathet Lao im Jahre 1975 mit seiner Familie gelebt. Am Giebel des Palastes thront der dreiköpfige Elefant, Symbol des Königreichs Lan Xang und zugleich der drei Teile von Laos: Tiefland - Mittelgebirge - Hochland.

In einem nur von außen einsehbaren Raum steht der goldene Phra Bang, eine zutiefst verehrte Buddhastatue, die dem Ort einst den Namen gab. Es ist strittig, ob es sich bei dem hier ausgestellten Exemplar um das Original oder ein Replikat handelt. Da gibt es nämlich sehr schlechte Erfahrungen in Laos mit einem anderen Heiligtum, dem Jadebuddha, oder auch Smaragdbuddha genannt. Der steht heute in Bangkok, wohin er als Folge kriegerischer Handlungen von den Thais völkerrechtswidrig verschleppt wurde - so jedenfalls die Laoten.

Im Königspalast ist die Wohnung der Königsfamilie zu besichtigen, angereichert mit manchem archäologisch relevanten Ausstellungsstück und mit Geschenken anderer Staaten. Warum die Laoten den Palast ihres ungeliebten letzten Königs, der die traditionellen Bräuche und Gewohnheiten des Volkes und seiner Religion nicht achtete, zum Nationalmuseum gemacht haben, bleibt mir ein Rätsel.

Es folgt ein Programmpunkt, der zur Abwechslung mal mit Natur statt Kultur zu tun hat. Wir fahren mit dem Bus in die bewaldeten Berge 30 km westlich der alten Königsstadt. Unser Ziel sind die idyllischen Kuangsi - Wasserfälle mitten in einer dichten Dschungellandschaft. Vom Dorf Ban Thapene, das sich mittlerweile mit einem basarähnlichen Angebot perfekt auf Touri- Busse eingestellt hat, geht es zu Fuß in den Naturpark. Der Besucher durchquert zunächst ein Tiergehege mit asiatischen Braunbären. Angeblich handelt es sich um illegal gehandelte Jungtiere, die von einem Tierschutzverein gerettet wurden. Die Becken unterhalb der bis zu 30 m hohen Wasserfälle sind beliebte Badestellen. Es gibt sogar Umkleidekabinen. Aber es gibt auch Blutegel im Uferbereich, weshalb wir auf das Badevergnügen verzichten.

Auf dem Picknickplatz bei den Fällen servieren mobile Garküchen den Touristengruppen ein schmackhaftes Mittagsmenü. Alternativ kann man im Dorf in heißem Öl frittiertes Obst oder Teigwaren genießen.

Zurück in Luang Prabang ist der Nachmittag zur Abwechslung mal nicht verplant. Ich genieße die Stunden, schlendere nochmal in aller Ruhe die Hauptstraße rauf und runter, kehre hier und dort ein, treibe Smalltalk mit Einheimischen und Ausländern. Eines der Internetcafes nutze ich zum Informationsaustausch mit der Heimat. Ich schreibe die obligatorischen Ansichtskarten, über die sich meine Familie und die Freunde in Deutschland immer wieder freuen.

An unserem letzten Abend im wunderschönen Luang Prabang gibt es in einem landestypischen Restaurant als Vorspeise u.a. geröstetes Khaipen. Darauf streicht man ein wenig Chillipaste. Superlecker!

Auf dem Nachtmarkt, oder "Nacktmaakt" wie Herr Wi zu sagen pflegt, bieten Angehörige der Bergvölker allabendlich ihre typischen Handarbeiten zum Kauf an. Dazu wird täglich ab ca 4 Uhr die Hauptstrasse für den Durchgangsverkehr gesperrt, denn sie bildet den Marktplatz. Irgendwie erinnern die beleuchteten Marktstände an einen deutschen Weihnachtsmarkt, sehr atmosphärisch, aber vielleicht liegt das auch an der Jahreszeit unseres Besuchs.

28.11.08, Freitag

Es heißt Abschied nehmen von der für mich schönsten Stadt unserer Rundreise durch Indochina. Laakon Luang Prabang! - Tschüß Luang Prabang! Für uns beginnt eine mehrstündige Fahrt durch die wildromantische Gebirgslandschaft des nördlichen Laos. Für 200 km muß man in Laos mindestens 5- 6 Stunden Fahrzeit veranschlagen. Der Zustand der wenigen Landstraßen ist schlecht, teilweise Schotterstrecke und teilweise bedenkliche Abbrüche durch Erdrutsche - also ein richtiges Abenteuer.

Die karstigen Berge rund um das sattgrüne Tal zu Beginn unserer Fahrt erinnern mich an das Vinalestal auf Kuba. Statt Tabakplantagen gibt es hier allerdings Reis- und Gemüsefelder. Auf halber Strecke machen wir in einem Dorf Halt, wo Mädchen und Jungen des Mong- Stammes in farbenprächtigen Stammestrachten Pokun spielen. Dabei werfen sie sich kleine Bälle zu. Es ist eine traditionelle Vorbereitung auf das Neujahrsfest, das hier nach dem Mondkalender gefeiert wird.

Einige Kilometer weiter halten wir in einem Mong- Dorf, das ich spontan auf den Namen "Schweinedorf" taufe. Schweine auf der Straße, Schweine auf den Wegen, Schweine in den Gattern und Schweine in den Hütten. Wo man hinsieht Schweine.... Die älteren Männer sitzen zusammen und spielen Chon, ein Brettspiel, ähnlich unserem Halma.

Nach nicht enden wollender Serpentinenfahrt über Berg- und Hügelketten - hier empfiehlt sich ein robuster Magen - erreichen wir Vang Vieng. Der Ort liegt malerisch am Nam Song-Fluss und ist von seinem Angebot auf Backpacker- Touristen eingerichtet. Hier gibt es Shops, Restaurants und Bars, die ein ganz bestimmtes Klientel ansprechen: "Special Drinks" oder "Lucky Drinks" werden hier offen angeboten. Dahinter vebirgt sich nichts anderes als mit Drogen angereicherte Alkoholika. Einige Bars stellen dann auch gleich bettähnliche Sitzliegen in ihren Räumlichkeiten zur Verfügung, auf denen der geneigte Junkie sein Chillout verbringen kann. Aber in Indochina hat der Drogenkonsum ja Tradition. Man denke nur an die früheren Opiumhöhlen in Vietnam, die auch von den französichen Kolonialherren und den amerikanischen Soldaten gerne besucht wurden.

Wir werden einquartiert in den Thavonsouk Resort Bungalows. Spartanisch eingerichtete Zellen, äh´ Zimmer, mit Holzpritschen und superdünnen Auflagen, ein WC/Duschbad der schlechteren Campingplatzkategorie und eine furchterregende Elektroinstallation sind nicht wirklich einladend. Aber wir brauchen den Raum ja nur zum Schlafen. Dafür hat die Beherbergungsanlage eine hübsche Terrasse am Mekong mit Blick auf die Phadeng, die Roten Klippen, und die bewaldeten Karstberge am gegenüberliegenden Ufer. Direkt an der Bungalow- Anlage wird Kayaking angeboten und Tubing. Beim letztgenannten Freizeitvergnügen läßt man sich auf einem Lkw- Reifenschlauch zwei Stunden lang den Fluss hinuntertreiben und wird anschließend wieder eingesammelt und zurückgebracht.

Auf der Terrasse läßt sich stimmungsvoll ein Drink genießen bevor es ins Junkie- Dorf zum Abendessen geht. In Vang Vieng haben die letzten Hippies überlebt. "Missing in action" - wir haben sie gefunden!

29.11.08, Samstag

Wir fahren weiter nach Vientiane, seit Mitte des 16. Jhdt. Hauptstadt des Königreichs Laos.

Über das Leben in Laos habe ich in den wenigen Tagen vieles gelernt. So sollen die Laoten eine ähnliche Mentalität wie die Nachbarn in Burma haben. Das Volk habe eine passive, neutrale politische Haltung. Es sei duldsam, ja fast ergeben, was den jeweiligen Machthabern, ob Könige oder politische Parteien, schon immer eine Ausbeutung erleichtert habe. Ab 1975 wurden die Leute hier durch die Pathet Lao mit der Einführung des Sozialismus zwangsbeglückt. Erschießungen, Umerziehungslager und Enteignungen gehörten in dieser Zeit zum Alltag. Eine Bodenreform fand statt und die Bauern wurden in LPGs zusammengefasst. 1988 schlug man dann aber wie die Nachbarn einen Weg zur wirtschaftlichen Öffnung ein. Es folgten Reprivatisierungen, die Schulpflicht wurde abgeschafft. Heute kann man sich vom Wehrdienst freikaufen, für den Schulbesuch muss bezahlt werden, es gibt keine gesetzliche Krankenversicherung. Geld regiert die Welt, auch oder gerade in Laos. Hast Du keins, bist Du nichts.

In Laos wird viel Klebreis gegessen, manchmal nur mit etwas Chillipaste ohne weitere Beilagen. Der Reisanbau erfolgt im Flachland nach der Naßanbaumethode, im Hochland im Trockenanbau. Die Felder sind allgegenwärtig. Die Bevölkerung trinkt Wasser, Tee und in den Bergen auch Kaffee. Ansonsten spricht man auch gern dem selbstgebrannten Reisschnaps zu. Der Anbau von Obst und Gemüse erfolgt weitgehend ökologisch.

Wir kommen am Nam Ngum Resort vorbei, einem Stausee von 370 qkm Fläche. In einem kleinen Ort legen wir einen Stopp ein. An der Straße werden getrocknete und geräucherte Makrelen, winzige Weißfischchen, Aal und getrocknete Hautstreifen vom Wasserbüffel angeboten.

Zur Mittagszeit erreichen wir Vientiane. Hier bildet der Mekong die Grenze zu Thailand. Herr Wi schlägt denen, die Hunger auf eine kleine Mahlzeit haben, ein Restaurant am Fluß vor. Mit einigen wenigen Unerschrockenen esse ich in der letzten Spelunke eine Nudelsuppe mit Rindfleisch. Die hygienischen Verhältnisse sind grausam, aber die Suppe schmeckt köstlich. Auf die schmuddeligen Tischen werden körbchenweise Chillis, Minze- und Basilikumblätter, Bohnensprossen und Limonen sowie Fisch- und Soyasauce zum individuellen Nachwürzen gestellt. Im Nachhinein kann ich mich nur wundern, wie mein Magen das problemlos überstanden hat.

Laos ist ein sehr armes Land. Dennoch hat man sich für die Ausrichtung der Südostasienspiele 2009 beworben - und den Zuschlag erhalten. Das Geld für das neue Stadion sollen die Chinesen zur Verfügung gestellt haben. Im Gegenzug hat man China ein großes Areal Land in der Hauptstadt abgetreten, auf dem nun 5000 Chinesen angesiedelt werden sollen. Dazu muss man wissen, dass Chinesen beim Volk seit Jahrhunderten äußerst unbeliebt sind. Laos ist eher indisch beeinflußt. Doch die Chinesen kaufen sich immer mehr im alltäglichen Leben ein. So soll eine chinesische Firma in Vientiane Linienbusse eingeführt haben, die jetzt die traditionellen Tuc- Tuc- Fahrer verdrängen.

Das Anousavari, das Siegestor, steht wie eine Kopie des Pariser Triumphbogens mitten auf einer zentralen Kreuzung der Hauptstadt. Dieses Betonmonstrum ist sicher kein Schmuckstück, aber ein Wahrzeichen Vientianes.

Wir fahren zum Vat Pra Kheo, einst Aufbewahrungsort des Jadebuddhas, ist der Tempel heute ein Museum. Kostbare Stücke laotischer Kunst sind hier zu bewundern.

Gleich daneben liegt das Vat Sisaket, das älteste erhaltene Kloster der Stadt. Mehr als 10.000 Buddhastatuen werden hier aufbewahrt, die meisten davon im Wandelgang. Fast alle stellen den Erleuchteten in der Pose der "Erdberührung" dar. Viele Statuen haben den Strahl der Weisheit auf dem Kopf. In diesem Kloster wurden seit je her die berühmten Palmblatt- Handschriften, der Pali- Kanon, aufbewahrt. Es ist die älteste vollständig überlieferte Sammlung der Lehren Buddhas.

Das Nationalsymbol und bedeutendste religiöse Monument Laos´ ist der That Luang, der goldene "Ehrwürdige Stupa", ein riesiger Reliquienschrein. Die heutige Form geht auf König Setthathirat im 16. Jhdt. zurück, dessen Statue auf dem Vorplatz steht. Der Stupa soll einmal mit 1000 Pfund Blattgold beschichtet gewesen sein. Ich meine, der That Luang hat viel von dem durch Zeitzeugen beschworenen ehemaligen Glanz verloren. Eine mögliche Ursache könnte eine mangelhaft durchgeführte Restaurierung sein.

Unser heutiges Hotel ist das Novotel Vientiane. Das Abendessen findet jedoch im Kualao- Restaurant statt. Das Restaurant liegt in einer alten Kolonialvilla und bietet eine hervorragende laotische Küche. Während des Essens werden auf einer Bühne vor unserem Tisch zu laotisch- folkloristischer Musik traditionelle Tänze aufgeführt.

Diese Nacht wird sehr kurz werden: 3:30 Uhr Wecken, 4:45 Uhr Abfahrt zum Airport. Wir verlassen Laos, dieses liebenswerte Land und seine Menschen, die immer ein herzliches, warmes Lächeln auf ihren Gesichtern haben. Wie sehr werde ich das in Deutschland vermissen!

Eine buddhistische Weisheit besagt: Halte ein, wenn es Zeit ist, innezuhalten! Aber es gibt für mich keine Chance zu pausieren, unsere Reise geht weiter - nach Kambodscha......

*Maps courtesy of www.theodora.com/maps used with permission.

Hier gibt es den Reisebericht als PDF zum Ausdrucken.

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Ganz vorne steht für mich der Klassiker Siddharta von Hermann Hesse. Wer sich mit der Philosophie des Buddhismus beschäftigen möchte, kommt nicht daran vorbei. Siddhartha gilt als das meistgelesene Werk des 20. Jahrhunderts und wurde bis heute weltweit in einer zweistelligen Millionenauflage gedruckt.

Eine große Auswahl an Reiseführern gibt es für Laos nicht. Der beste bisherige Standard- Reiseführer dürfte das Stefan Loose Travel- Handbuch LAOS von Jan Düker und Annette Monreal sein. Es richtet sich zwar eher an Individualtouristen und Backpacker, aber die Informationen über Land und Leute, Orte und Sehenswürdigkeiten sind universell nutzbar.

Eine wahre Perle an Fotoreportage über dieses wunderschöne Land ist Laos von Olaf Schubert. Einfühlsame Bilder von Menschen, Landschaften und Kulturdenkmälern, dazu kurze verständliche Beschreibungen des Lebens in Laos, der Geschichte und der Kulturen - das ist die Mixtur, aus der ein bemerkenswert schönes Buch entstanden ist.


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