Teil 2: Mandalay - Ayeyarwady - Bagan - Mount Popa

Tag 8 - Donnerstag, 12.11.2009

Aye Aye überrascht uns jeden Tag mit einem anderen Longyi, jeder davon kleidet die attraktive Burmesin ausgesprochen gut. Longyis sind Wickelröcke, bestehend aus einer 2 m langen und 1 m breiten Stoffbahn, die um die Hüften geschlungen und zusammengeknotet wird. Es ist die traditionelle Bekleidung, die von Männern wie Frauen gleichermaßen getragen das Straßenbild des Landes bestimmt.

Mandalay - der Name dieser gerade einmal 150 Jahre alten letzten Hauptstadt der burmesischen Könige hat immer schon einen unerklärlichen Zauber auf mich ausgeübt. Sie wurde errichtet nach einer alten Prophezeiung, dass an dieser Stelle zum 2.400sten Jahresjubiläum des buddhistischen Glaubens eine Stadt entstehen würde. Heute hat Mandalay 2 Mio. Einwohner und - nicht einmal eine nächtliche Straßenbeleuchtung.

Ein geballtes Tages- Programm steht uns bevor. Beginnen wollen wir mit dem Besuch eines Handwerksbetrieb zur Blattgoldherstellung, einer Goldschlägerwerkstatt. Ein Goldkügelchen wird zwischen Hirschlederlappen gelegt und mit schweren Hämmern hauchdünn geschlagen. Eine Knochenarbeit, die junge kräftige Männer ausführen. Zum Schluß wird der entstandene Hauch von Blattgold vorsichtig in einem abgeschlossenen Raum in Ölpapier verpackt. Das Blattgold ist so dünn und leicht, dass es beim leisesten Windhauch wegfliegen könnte. Die Maufakturen verkaufen die Päckchen an die Gläubigen, die das Blattgold den Buddhastatuen aufkleben.

Einige von uns kaufen ein Goldpäckchen für die nächste Station unseres Programms. Denn nun besuchen wir das zweitwichtigste Heiligtum des Landes, die Mahamuni oder Arakan Pagode. Sie liegt am Weg nach Amarapura, der Stadt, die vor Mandalay die Hauptstadt des alten Reiches war.

Im Inneren der Pagode steht die vermutlich älteste (146 n.Chr.) und größte (ca 4 m groß) bronzene Buddhastatue Myanmars. Das Gesicht der Statue soll eine der 5 wahrheitsgetreuen Darstellungen Buddhas sein. Nachdem die große Statue gegossen war, soll Buddha sie angehaucht haben, worauf sie zum exakten Ebenbild des Gesegneten wurde. Das Gesicht der Statue darf nur vom Abt des Klosters berührt werden und wird im Rahmen einer täglichen Morgenzeremonie von ihm gewaschen. Ansonsten dürfen sich dem Bronzebuddha nur Männer (auch Touristen) nähern und diesen über und über mit Blattgold bekleben. Die Goldauflage soll schon 15 cm dick sein. Sie bedeckt sogar die Edelsteine, die die Brust der Statue verzieren.

Frauen dürfen sich nur bis zu einem abgetrennten, 6 m entfernten Bereich hinter den Mönchen nähern. Man könnte daraus schließen, dass die Frauen in Myanmar gegenüber den Männern benachteiligt seien. Dies gilt jedoch nur in religiöser Hinsicht. Die Frau kann nach der Lehre zwar ins Nirwana kommen, aber nicht als Buddha zurückkehren. Jede Burmesin wünscht sich daher, bei ihrer nächsten Geburt als Mann zur Welt zu kommen, weil nach buddhistischer Überzeugung die Geburt als Frau das Ergebnis eines weniger guten Lebenswandels im letzten Leben ist. Verfassungsrechtlich ist die Frau dem Mann jedoch gleichgestellt und angeblich genießen die Frauen in Myanmar sogar die größte Freiheit in ganz Asien.

An der Mahamuni Pagode ist neuerdings - wie auch schon an vielen anderen Stätten - eine Fotogebühr ("camera fee") zu zahlen. Die beträgt normalerweise 200 K, hier aber 2 $, also das 10-fache, und geht direkt in die Geldbeutel der Generäle der Militärjunta. Eine richtige Sauerei! Wenn ich mit einer solchen Gebühr zum Erhalt der kulturhistorisch wertvollen Stätten beitragen kann, zahle ich sie gerne, nicht aber zur persönlichen Bereicherung dieser Despoten. Die Erhaltung der Mahamuni Pagode wird nur über Spenden finanziert.

Zur Abwechslung mal wieder was profanes: "marble carvers", Marmor- Steinmetze, sind unser Ziel. Sie hauen aus dem hier gefundenen weißen Marmor vornehmlich Buddhastatuen, aber auch Tierfiguren, Schalen und Gefäße. Nach dem groben Behauen erfolgt das Schleifen. Das abschließende Polieren übernehmen die Frauen der Steinmetze und geben so dem jeweiligen Kunstwerk mit Wasser und einem speziellen Polierstein sein endgültiges Aussehen.

Frauen arbeiten auch in der Paillettenstickerei, wo wunderschöne Marionetten und Holzarbeiten hergestellt und verkauft werden. Die Stopps an den Werkstätten mit ihren angeschlossenen Shops geraten mehr und mehr bei den Damen zu Kauforgien. Ob ihre Begeisterung wohl auch zuhause von den Beschenkten geteilt wird?

Mitgeführte Handys sind übrigens bis auf die Weckerfunktion nutzlos. Mangels Roaming kann man nicht damit telefonieren, es sei denn, man kauft eine lokale Prepaid- Karte. Sie soll einen Monat gültig sein und man kann wohl damit relativ günstig nach Europa telefonieren. SMS oder Internetzugang sind nicht möglich.

Am Nachmittag besuchen wir ein besonders lobenswertes Projekt, die Phaung Daw Oo- Schule (PDO) in Mandalay, die in privater Trägerschaft eines deutschen Fördervereins steht. Sie wurde von dem sehr tatkräftigen buddhistischen Abt U Nayaka gegründet - und von ihm wird sie bis heute geleitet. Die Klosterschule ermöglicht Kindern aus armen Familien eine Schulbildung und gibt Waisenkindern ein Zuhause. So werden die jungen Menschen auf ein von staatlichen Arbeitgebern unabhängiges Berufsleben vorbereitet. Mit mehr als 7.500 Schülern ist die PDO die größte Schule in Myanmar. Es gibt spezielle Förderklassen für besonders begabte Schüler. Die Kinder können hier sogar ihr Abitur machen.

Ein Ehepaar aus unserer Reisegruppe ist - ebenso wie der Reiseveranstalter - aktives Mitglied des Fördervereins Myanmar e.V.. So werden uns einige Begegnungen ermöglicht mit dem Abt und den Kindern und Jugendlichen, die sich sehr über unseren Besuch freuen. Z.Zt. arbeiten gerade eine junge Lehrerin aus Saarbrücken und ihr Mann hier ehrenamtlich. Die Dauer der Arbeit ist jedoch durch die Höchstdauer des Visums auf 6 Wochen begrenzt. Der Förderverein sucht ständig Menschen, die mit Spenden helfen oder eine Patenschaft für ein myanmarisches Kind übernehmen wollen.

Aber zurück zu den Königen und Göttern. Der Shwenandaw Kyaung, ein prächtiges Teakholzhaus, das den großen Brand des Kaiserpalastes überstanden hat, steht zur Besichtigung an. Es wird heute als Kloster genutzt. Wir umschreiten seine schmale Veranda mit den zahlreichen geschnitzten Darstellungen von Nats und Ogres. Letztere sind menschenfressende Ungeheuer, die als Wächter fungieren. Neben den Ogres gibt es in der Mythologie noch die Bilus, Dämonen, die aber weniger mörderisch sind. Wände und Türen des Palasthauses sind innen mit einer teilweise noch sichtbaren Blattgoldauflage versehen.

Nächster Point of Interest ist das "größte Buch der Welt". Mit einem solchen Superlativ angekündigt kommt mir der Gedanke an einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Doch dazu ist es bisher nicht gekommen. In der Kuthodaw Pagode stehen um den zentralen Stupa insgesamt 729 kleine Pagogoden, die jeweils eine beidseitig beschriebene große Steintafel beherbergen. Auf ihnen sind die Lehrtexte Buddhas eingemeißelt. Eine neuere Abschrift der Texte soll 38 Bände zu je 400 Seiten füllen.

Den Höhepunkt der strapaziösen Besichtigungstour soll der Sonnenuntergang auf dem 240 m hohen Mandalay Hill bilden. Der Weg hinauf ist lang und beschwerlich, weshalb wir es vorziehen uns mit Pickups bis fast zum Gipfel fahren zu lassen. Am Wendepunkt der schmalen Straße geht es nur noch zufuß weiter. Man kann allerdings - welch ein Luxus - auch eine Rolltreppe nehmen, die, wie ich feststelle, in meiner Heimatstadt hergestellt wurde. Auf den überdachten Treppenaufgängen, den auf dem Weg und auf dem Gipfel befindlichen Plattformen, überall findet man Tempel und Stupas sowie Statuen, zu denen hunderte von Legenden gehören. Auch an Verkaufsständen, die die Pilger mit Essbarem und Andenken versorgen, mangelt es nicht. Ganz oben krönt den Hügel die noch junge Wunscherfüllungspagode. Von hier oben hat man normalerweise eine sehr gute Aussicht. Leider wird unser Blick auf die Ebene von Mandalay und die angrenzende Hügelkette heute durch den Dunst über der Stadt getrübt. Insofern verläuft der Sonnenuntergang hier eher unspektakulär.

Abends essen wir in einem thailändischen Restaurant. Hier können wir den Köchen durch eine Glasscheibe bei der Zubereitung der Speisen zusehen. Allerdings ist nur die Hälfte der Gruppe mitgekommen. Der Rest laboriert am bereits erwähnten MD- Virus. Dafür leisten uns zwei junge Frauen, ehemalige Schülerinnen der PDO- Schule, Gesellschaft. Eine der beiden war auf Einladung ihrer Pateneltern bereits dreimal in Deutschland. Beide haben gute Deutschkenntnisse und erzählen von ihrem täglichen Leben.


Tag 9 - Freitag, 13.11.2009

Am alten Hafen, der wohl eher eine schlammige Anlegestelle mit Elendshütten ist, besteigen wir am frühen Morgen ein Flußschiff, mit dem wir auf dem Ayeyarwady (Irrawaddy) zu dem ca. 11 km stromaufwärts liegenden Dorf Mingun fahren. Hier hatte 1790 der größenwahnsinnige König Bodawpaya mit dem Bau der größten Pagode des Reiches begonnen. Sie sollte auf einer Fläche von 150 m x 150 m eine Höhe von ebenfalls 150 m erreichen. Als der König starb hatte sie eine Höhe von 50 m erreicht. Seine Nachfolger stellten die Bauarbeiten ein. Der mächtige, festungsartige Bau wurde aus Ziegeln errichtet. Deren Instabilität führte bei späteren Erdbeben zu Zerstörungen, die noch heute sichtbar sind. Davon waren auch die beiden riesigen Chinthes, Löwenstatuen als Pagoden- Wächter, am Flußufer betroffen. Hiervon sind nur noch Reste zu erkennen.

Über eine Planke balancieren wir auf das schmutzige Ufer, zwei Männer halten eine Bambusstange als Handlauf. Sofort werden wir von einer Heerschar kleiner Souvenirverkäuferinnen überfallen. Die Mädchen biedern sich als Fremdenführerinnen an, fächeln ihrem ausgesuchten Opfer Luft mit einem Fächer zu und bedrängen uns mit den üblichen Sprüchen "What´s your name? Do you want to buy? Guter Preis, nicht teuer! Later? Later!" - und vor Bodenunebenheiten "Langsam! Langsam!" - so als wären wir eine Gruppe Behinderter. Die Mädchen können aber weder Englisch noch Deutsch, sie haben sich nur ein paar Ausdrücke gemerkt. Natürlich erhoffen sie sich eine Belohnung für ihre "Fürsorge"... Das nervt sehr - bei allem Verständnis. Doch keiner von uns verliert die Contenance.

Einige wenige Unerschrockene erklimmen den beeindruckenden Rumpfsockel der Mingun Pagode, die meisten genießen den Anblick von unten, im Schatten eines großen Bodibaums bei einem kühlen Getränk. Wieder einmal ein Tag mit einer Affenhitze!

Wir sehen uns die Glocke von Mingun an. Sie ist eine der größten hängenden intakten Glocken der Welt, 90 t schwer, 5 m Durchmesser und 4 m Höhe. Es gibt einen wohlgemeinten Rat, dass man sich nicht in das Innere der Glocke stellen sollte. Die Gefahr, dass jemand sie anschlägt und man dann taub wird, muss wohl hoch sein.

Dann geht es in den Himmel oder besser zur Hsinbyume Pagode, die mit ihren gewellten Terrassen die buddhistische Kosmographie symbolisiert - der Berg Meru als Zentrum der Welt! Unsere Reiseleiterin verteilt Fotokopien einer Zeichnung, die das mystische Weltbild verdeutlicht. Danach besteht der Berg Meru aus 8 Höllen, 4 Sockelzonen und 2 (der insgesamt 6) niederen Himmel. Darüber schließen sich die weiteren Himmel an, deren Krönung das absolute Nirvana ist. Der Buddhismus ist eine wirklich komplizierte Religion, das muss ich einmal hier feststellen.

Nach soviel schwerer religiöser Kost fahren wir mit dem Schiff wieder zurück nach Mandalay und setzen unsere heutige Exkursion per Bus fort. Sagaing, eine weitere alte Hauptstadt, ist unser Ziel. Die hiesigen Herrscher verlegten ständig ihre Hauptstadt. So wurden u.a. folgende Städte im Laufe der Zeit die Zentren der Macht im Lande: Bagan, Sagaing, In Wa, Amarapura, Mandalay und Yangun.

Mit Pickups fahren wir hinauf zum Sagaing Hill und besuchen die Ponnya Shin Pagode. Von hier oben hat man einen sehr schönen Ausblick auf die vielen Pagoden, die auf den umliegenden Hügeln errichtet wurden.

Ebenso beeindruckend ist für uns ein Besuch in einem Nonnenkloster, dem eine 89- jährige Äbtissin vorsteht. Wir erhalten Einblick in einige der Bewirtschaftungsgebäude, die Hygiene und Sauberkeit entspricht auch nicht näherungsweise unseren Vorstellungen. Warum können die Nonnen nicht für Sauberkeit sorgen? An Zeitmangel kann es nicht liegen, eher wohl an völlig anderen Maßstäben als denjenigen, die wir kennen. Zur Verabschiedung singen die Nonnen uns ein Lied, die Äbtissin gibt uns gute Wünsche mit auf den Weg. Dabei sitzen wir alle, Nonnen wie Touristen, auf dem nackten Boden. Das ist hier so üblich.

Letztes Tagesziel ist Amarapura, und dort die U Bein Brücke. Sie ist mit 1.200 m die längste Teakholzbrücke der Welt und führt über den Taungthaman See. Ich überquere mit den Einheimischen die Brücke per pedes und lasse mich dann von einem der zahlreichen Ruderboote zurück in den Sonnenuntergang rudern. Genial! Und viele tolle Fotomotive...


Tag 10 - Samstag, 14.11.2009

Auf dem Ayeyarwady gleiten wir mit einem eigens für die Gruppe gecharterten Boot stromabwärts Richtung Nyaung U. Diese Stadt ist der größte Ort nördlich des Tempelareals von. Bagan. Wir sehen uralte Frachtkähne vorüberziehen, fahren vorbei an Pagoden und Klöstern. An Bord beginnt ein stiller Kampf um vermeintliche Schattenplätze auf dem Oberdeck. Das gelingt den Kämpfern aber immer nur zeitweise, da der Captain auf dem mäandernden Fluß wiederholt die Fahrtrichtung ändern muss und deshalb jeder mal im Schatten und mal in der prallen Sonne sitzt. Diese Tagesetappe gibt Gelegenheit für viele Gespräche und Einschätzungen der Mitreisenden. Immer wieder das gleiche: manche erste Eindrücke bestätigen sich, andere müssen revidiert werden.

Während der Flussfahrt drängt sich mir Rudyard Kiplings Gedicht „Road to Mandalay“ auf. Es handelt nicht von einer Straße, sondern von der Sehnsucht nach der guten alten Zeit, nach der Zeit des Glücks und der Harmonie. Das Gedicht hat seinen Ursprung in den gluckernden Paddelgeräuschen der Raddampfer der alten „Irrawaddy Flotilla Company“.

... Come you back to Mandalay,
    Where the old Flotilla lay:
    Can't you 'ear their paddles chunkin' from Rangoon to Mandalay?
    On the road to Mandalay,
    Where the flyin'-fishes play,
    An' the dawn comes up like thunder outer China 'crost the Bay! ...

Weitere Dichter und Schriftsteller wie Somerset Maugham und George Orwell ("Burmese Days") haben der alten Schiffsgesellschaft und dem Fluss in den vergangenen 150 Jahren mit ihren Werken ebenfalls Beifall gezollt. Die Raddampfer gibt es heute nicht mehr, die Romantik ist geblieben.

Aye Aye hat mit der Crew auf dem Kahn ein Lunch für uns zubereitet. Sie serviert uns eine besondere Delikatesse, den traditionellen Teesalat. Der besteht aus in Salz und Öl eingelegten Teeblättern, kleinen Tomatenschnitzen, getrockneten gerösteten Bohnen und Erdnüssen, etwas Knoblauch und Chiliflocken. Und dieser Teesalat schmeckt wirklich fantastisch!

Am Ufer ziehen Dörfer vorbei, Wasserbüffel nehmen ein Bad, Reis wird gedroschen - ein Bild voller Harmonie und gemächlicher Ruhe. Am Abend erreichen wir Nyaung U. Willkommen in der Sauna! Unser Hotel für die nächsten drei Übernachtungen ist in Bagan das Tharabar Gate, eine hübsche Beherbungsanlage mit Gästebungalows, Pool und offenem Bewirtungsbereich.

Die Gegend um Bagan ist Mosquitogebiet, also Malariagefahr! Wußten Sie, dass die Bezeichnung der Tropenkrankheit Malaria auf das italienische "mala aria" zurückgeführt wird? Man dachte früher, die "schlechte Luft" in den Sümpfen sei Schuld an der Krankheit. Das ist natürlich völliger Blödsinn, aber die Gefahr einer Infektion durch einen Mückenstich ist nicht zu verharmlosen. Ich habe mich wieder einmal gegen Prophylaxe und für eine Stand By- Medikation entschieden, wohl eine Glaubensfrage bei den unterschiedlichen Empfehlungen der Experten. Das A und O ist aber ein entsprechender Mückenschutz in den Abendstunden!

In unserem Hotel werden sowohl die üppig bewachsene Gartenanlage als auch die Zimmer täglich mit Insektiziden besprüht. Nur gut, dass wir hier nicht längere Zeit verweilen! Aber das Personal dieses Hotels kümmert sich rührend um die Gäste. So werden die Betten abends regelmäßig mit Blüten des Frangipani- Baums geschmückt. Diese Blumen mag ich ganz besonders gern.

Ja, wir werden regelmäßig mit Nachrichten aus Deutschland versorgt. Die größeren Hotels bieten im Fernsehen "Deutsche Welle TV Asia" an. So erfahren wir, dass es in der Heimat ungemütlich naß und kalt ist während wir hier schwitzen.


Tag 11 - Sonntag, 15.11.2009

Der Tag beginnt mit der Erfüllung eines alten Traums. Ich werde mit einem Ballon fahren (nicht "fliegen"). Schon einmal bot sich mir die Möglichkeit, mit einem Heißluftballon über historisch bedeutsame Weltkultur- Stätten zu gleiten, es war das Tal der Könige in Ägypten. Damals hatte ich Sicherheitsbedenken. Hier in Bagan ist es anders. Die Ballonfahrer von "Balloons over Bagan" sind Voll- Profis! Piloten und Techniker wurden in England ausgebildet und zertifiziert. Das Material entspricht den höchsten internationalen Sicherheitsstandards und wird ständig geprüft, gewartet und erneuert.

"Good morning, Sir! This is your wake up call!" Um Punkt 5 Uhr werden die Ballonfahrer im Hotel abgeholt. Schon zu dieser frühen Stunde ist es 25° C warm und schwül. Ein kleiner Bus bringt uns raus in die Felder vor Bagan. Dort warten bereits 3 Ballons mit ihren Piloten und den Bodenmannschaften auf uns. Zunächst werden die Ballonfahrer namentlich aufgerufen und den Ballons zugwiesen, dann gibt es eine Sicherheitseinweisung, insbesondere für die spätere Landung. Die Ballonkörbe haben jeweils 5 Segmente, ein größeres in der Mitte für den Brenner nebst Gasflaschen und den Piloten und vier Korbsegmente für die 12 Passagiere. Nachdem die Körbe bestiegen und die ausgegebenen Baseballcaps aufgesetzt sind beginnt der Pilot mit dem Befeuern der Ballonhülle. Langsam füllt sich der Ballon, kurz darauf heben ab - kaum merklich.

Es ist wirklich atemberaubend, dieses Erlebnis, in die aufgehende Sonne über die Pagoden von Bagan zu fahren. Unter uns liegt in fast unwirklicher Schönheit das größte Tempelareal Südostasiens.

Nachdem wir Höhe gewonnen haben umgibt uns völlige Ruhe, unterbrochen nur von dem gelegentlichen Zischen des Brenners, immer wenn der Pilot ihn betätigt. Das Prinzip des Heißluftballons beruht auf der Tatsache, dass erwärmte bzw. heiße Luft leichter ist als die umgebende Luft. Durch den Dichteunterschied der kälteren äußeren Luft und der wärmeren Luft im Ballon entsteht so eine Auftriebskarft, die der Schwerkraft (dem Gewicht) des Heißluftballons entgegenwirkt. Der Pilot kann den Ballon nur bedingt steuern. Dazu nutzt er durch Steigen oder Sinken die unterschiedlichen Windrichtungen und -geschwindigkeiten in den einzelnen Luftschichten aus.

Unsere Fahrt dauert knapp 1 Stunde, dann setzt Andrew, unser britischer Ballonpilot, zur Landung an. Sie gelingt perfekt und sanft - eben ein Profi. Die Bodenmannschaften sind den Ballons mit ihren Transportfahrzeugen gefolgt und stehen auf dem Acker bereit. Nachdem alle den Ballonkorb verlassen haben, gibt es neben den schnell in sich zusammenfallenden Ballonhüllen ein Glas Champagner, etwas Gebäck und Obst, bevor zu guter Letzt jedem ein Zertifikat mit seinem Namen überreicht wird, das ihn ab jetzt als Ballonfahrer ausweist.

Um 8:30 Uhr bin ich zurück im Hotel und werde schon neugierig von der Gruppe erwartet. Viele möchten wissen, wie es war, ob es auch nicht gefährlich gewesen sei etc. Es war einfach atemberaubend schön!

Nach einem schnellen Frühstück beginnt das Gruppenprogramm, ein wahrer Pagodenmarathon steht bevor - und das bei einer Temperatur von 34° C und 90 % Luftfeuchtigkeit. Wir fühlen uns schon am Vormittag wie gelähmt. Das Klima ist üblicherweise jetzt zum Ende der Regenzeit viel erträglicher. Die Leute erzählen, das derzeitige Wetter sei eine Folge von El Niño, dem zerstörerischen Klimaphänomen, das alle 3-7 Jahre Überschwemmungen und Dürren zur Folge habe. Das Wetter ändert sich dann teilweise dramatisch.

Auf unserer Entdeckungsreise in der alten Königsstadt wählen wir die schönsten Pagoden aus der Fülle der Sakralbauten aus. Unsere Reiseleiterin erzählt uns die Geschichte von Frau Tausendschön und Herrn Goldmund, eine der vielen Legenden dieses Landes. Sobald wir mit unserem Bus an einer der Pagoden halten und aussteigen, fällt ein Schwarm Kinder über uns her und will irgendwas verkaufen. Einige Gesichter älterer Mädchen kommen mir bekannt vor. Sie verfolgen den Bus mit Mopeds jeweils bis zum nächsten Stopp um dort erneut ihre Waren anzubieten.

Wir besichtigen den Ananda Tempel, der als der schönste, größte, best erhaltene und meist verehrte Tempel gilt. Der Name des Tempels kommt von Anandapyinnya, was "Unendliche Weisheit" bedeutet, eines der Attribute Buddhas. Der mächtige Tempel weist zahlreiche Besonderheiten auf. Dazu gehören die geschwungenen Dächer mit den kleinen Stupas und Wächterfiguren ebenso wie die langen Reihen von grün glasierten Terrakottareliefs, auf denen Geschichten aus Buddhas Leben (jatakas) dargestellt sind. Im Inneren des Tempels stehen Monumentalstatuen, die jeweils einen der vier in diesem Weltalter erschienenen Buddhas darstellen. Siddharta Buddha war nämlich der bisher letzte in einer Reihe von Erleuchteten, Buddhisten glauben an einen kommenden großen Weltlehrer namens Maitreya. Über den Zeitpunkt seines künftigen Erscheinens gibt es aber sehr unterschiedliche Angaben. Sie schwanken zwischen 3.000 und 80.000 Jahre nach dem letzten (historischen) Buddha.

Bei den Innenbesichtigungen der Tempel, deren weitere Aufzählung ich mir für diesen Tag erspare, empfiehlt sich übrigens das Mitführen einer Taschenlampe, da die Beleuchtung meist mangelhaft oder gar nicht vorhanden ist.

Trotz einer eingelegten Mittagspause im Hotelresort ist dieser Tag sehr strapaziös. Am Abend essen wir im Green Elefant auf einer Terrasse direkt am Flussufer. Die Gruppe hat sich mit Mückenabwehrmitteln eingedieselt, unter den Tischen glimmen zusätzlich Mosquito-Coils. Die Beleuchtung ist schummrig, so dass man kaum die servierten burmesischen Spezialitäten erkennen kann, aber deren Qualität ist ausgezeichnet.


Tag 12 - Montag, 16.11.2009

Heute fahren wir zum legendären Mount Popa. Nach 2/3 der Strecke halten wir bei einem Erdnussbauern, der geschäftstüchtig einen Verkaufsstand eingerichtet hat. Offensichtlich ist dieser Bauernstand ein Standard- Stopp für Touristen. Ich habe den Eindruck, dass der Bauersmann eine Show für uns abzieht. Mit einem Zebu mahlt er Erdnusskerne zu Öl. Er zeigt uns, wie man Palmyras, Zuckerpalmen, melkt und so den süßen Saft gewinnt, mit dem er dann Palmschnaps brennt. Den bietet er uns zum Kosten an. Achtung, Erblindungsgefahr!

Seine Frau hingegen kocht den Zuckersaft soweit ein, dass nur noch eine bröckelige Zuckermasse zurückbleibt. Diese Masse formt sie mit ihren Händen zu kleinen Kugeln, die sie in eine geflochtene Schachtel zum Verkauf verpackt. Die Zuckerkugeln finden reissenden Absatz, ich hab so meine Bedenken wegen der fehlenden Hygiene.

Die Strasse zum Mount Popa windet sich über Serpentinen mit ordentlichem Gefälle. Die Berge ringsum stehen in einer vergleichsweise kargen Landschaft mit jetzt ausgetrockneten Flußbetten. Wir verproviantieren uns in einem Bergdorf mit Bananen, Anonas und Klementinen. Am Mount Popat, so besagt die Überlieferung, leben 37 allmächtige Naturgötter, die Nats. Da Buddha keinen Einfluss auf die Geschicke des Einzelnen nimmt, greifen die Nats lenkend ein. Daher empfiehlt es sich, sie nicht zu erzürnen. Am Fuß des Berges liegt ein kleiner Ort, wo wir zunächst einen kleinen Tempel besuchen, der die 37 Nats als kitschig bunt bemalte lebensgroße Gipsfiguren beherbergt. Gläubige haben sie mit Geldscheinen, Blumen und Früchten geschmückt. Unter den Nats gibt es schon sehr merkwürdige Gesellen. Ich erinnere mich z.B. an einen Nat, der auf einem Pferd reitet und mit Whiskyflaschen ausstaffiert ist, die er am Körper trägt. Wohl so eine Art Whisky- Nat..

Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite beginnt der Aufstieg zum Mount Popa Kloster auf dem Gipfel. Es sollen 777 Stufen sein, ca. 40 min Aufstieg. Die Treppen geht man barfuß hinauf und muss sich zudem neugieriger Affen erwehren, die die Stufen verschmutzen. Ich entscheide mich gegen den Aufstieg und bleibe unten. Es ist High Noon! Die Affen laufen auch durch das Dorf und hangeln sich an den Dächern und Fassaden der Häuser entlang, sie sind ständig auf der Suche nach Essbarem.

In einem Straßenrestaurant trinke ich eine Dose Cola und beobachte das Dorf- Leben. Hier geht alles ganz gemächlich zu. Die Frauen des Ortes haben alles im Griff. Die Auszeiten, die ich mir vom Programm der Gruppenreise immer wieder nehme, sind wahre Oasen der Besinnung, sozusagen Tankstellen für die Seele.

Dann kehrt die Gruppe vom Gipfelsturm auf den Mount Popa zurück. Die Mühsal des Aufstiegs soll übrigens zu einer Verbesserung des persönlichen Karmas beitragen. Dieser Effekt bleibt mir leider verwehrt. Man habe dort oben einen schönen Rundblick über die Umgebung, der aber leider heute ziemlich diesig sei, so die Bergbezwinger. Nach dem Besuch der bedeutenden Pilgerstätte genießen wir beim Lunch die Aussicht von der Anlage des Mount Popa Resorts, ein sehr geschmackvolles Hotel in der wilden Berglandschaft, das vor nicht einmal 10 Jahren von Australiern und Burmesen gebaut wurde. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf den Mount Popa und das Gipfelkloster auf dem Gipfel. Das Bild erinnert zwangsläufig an Neuschwanstein. Der Kini hätte wohl auch seine Freude daran gehabt.

Heute abend essen wir im Nanda Restaurant in Bagan, einem beliebten burmesischen Restaurant mit traditionellem Marionettenspiel- Theater. Bei den Aufführungen treten immer 28 Figuren auf, der Szenenablauf ist ebenfalls festgelegt. Am Ende bekommt der Prinz seine umworbene Prinzessin - und wenn sie nicht gestorben sind, dann....

Die Stromausfälle im Land können wirklich nerven. Hier in Bagan passiert das fast alle 30 min, wenn auch nach 5 bis 20 sec. in den Hotels und Restaurants meist die Notstromaggregate anspringen.


Tag 13 - Dienstag, 17.11.2009

35° C - bloß nicht bewegen! Vormittags hängen wir im Hotel ab. Einige nutzen den Pool, andere erkunden Bagan mit dem Pferdewagen oder Taxi und wieder andere flüchten in ihre klimatisierten Bungalows. Ich gestalte den Vormittag als Kombination aus allem.

Am Nachmittag besuchen wir die Shwezigon Pagode, die "Mutter aller Pagoden". Das massive vergoldete Bauwerk ist ca 900 Jahre alt. Die elegante Glockenform des Stupas wurde zum Prototyp aller Pagoden in Myanmar. Auch hier wird natürlich eine heilige Buddha- Reliquie aufbewahrt, es ist ein Zahn.

Gegen Abend fliegen wir mit Yangon Airways zurück nach Yangon, wo wir wieder im Chatrium Hotel einchecken. Dort gibt es ein internationales Buffet zum Dinner. Die Spagetti mit Meeresfrüchten sind eine willkommene Abwechslung zu den asiatischen Reis- und Nudelgerichten der letzten Tage.

Unsere Reiseleiterin macht uns Mut für morgen: Eine unglaubliche Strapaze stünde uns bevor und als Unterkunft der Komfort einer Gefängniszelle. Na prima. Sie soll recht behalten - zumindest mit der Zelle.

Weiter gehts zum Goldenen Felsen - Sittwe - Mrauk U

Hier gibt es Teil 2 des Reiseberichts als PDF zum Ausdrucken.

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Meine Reiseliteratur- Empfehlungen für Myanmar finden sich detailliert am Schluss
von Teil 3 des Reiseberichts.

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