Tag 3: Am Morgen hat es sich auf angenehme 15° C abgekühlt.
Dieser extreme Wechsel von weit mehr als 30° tagsüber auf Nachttemperaturen
von 0- 15° ist typisch für das Klima in Namibia. Es garantiert
uns Mitteleuropäern einen guten Schlaf. Wir setzen unsere Fahrt
fort Richtung Mariental und tanken dort erstmal voll. Der
Liter Super bleifrei kostet 6,65 N$, ist also mit umgerechnet 0,70 €
"super"- preiswert. Es wird immer wieder empfohlen, jede Tankstelle
zum Volltanken zu nutzen, da man ansonsten Gefahr laufe, auf offener
Strecke liegenzubleiben. Ich meine, wenn man sich die Tagestrecke vorher
auf der Karte ansieht, dürfte das eigentlich nicht passieren. Es
geht durch eine eintönige Savannenlandschaft auf schnurgerader
Straße weiter nach Maltahöhe. Das Thermometer steht bald
bei 36°. Wir erfrischen uns am Ortsende von Maltahöhe in der
Bar des Dahera Art Craft Centre. Der Ortsname Maltahöhe stammt übrigens
von dem deutschen Hauptmann von Burgsdorf,
der den Ort nach seiner Frau Malta benannte.
Über unsere erste
Schotterstraße, hier graveled pad oder Gruis Pad genannt
(das Afrikaans-Wort "Pad" für Straße hat sich im
Südwester- Deutsch etabliert), fahren wir zur Burgsdorf
Gästefarm . Wir sind viel zu früh da. In der Hitze des
frühen Nachmittags bewegt sich hier nichts und niemand. Farmer
Uwe, ein deutschstämmiger Namibier, der aber nicht mit Hauptmann
von Burgsdorf verwandt ist, begrüßt uns und versorgt uns
erstmal mit Bier. Wir fragen, ob er mit uns eine Tour zu den Tafel-
und Kegelbergen des Schwarzrandes machen kann. Der Schwarzrand ist der
Gebirgszug, der die natürliche Grenze seines Farmlands bildet.
Nicht vor 17 Uhr sagt er, dann komme Gwen, seine Frau, aus Maltahöhe
zurück. Sie betreibe dort einen kleinen Laden. Uwe hat sich eine
schwere Erkältung eingefangen und ist ständig am Niesen. Dennoch
fährt er mit uns in die Berge, allerdings muss er sich zunächst
lautstark über seine schwarzen Farmarbeiter ärgern, die den
vorgesehenen Wagen entgegen seiner Anweisung nicht gewartet und aufgetankt
haben. Wir fahren deshalb ersatzweise mit einem uralten Range Rover.
Die Fahrt wird zwar rauh, aber
informativ. Von Uwe erfahren wir einiges über die Sichtweise der
extrem konservativ eingestellten deutschstämmigen Farmer in Namibia
(genannt "Oukies"), die im politischen Wandel eher Nachteile
für das Land (und sich) sehen. Hier ist es übrigens üblich,
sich sofort zu duzen, man stellt sich immer mit seinem Vornamen vor.
Vom Schwarzrand- Gebirge haben wir einen phantastischen Ausblick in die Ebene. Abends hat Gwen für uns "typisch deutsch" gekocht, sagt sie. Es gibt Kudu- Steaks mit Kartoffeln sowie reichlich Sauce und Gemüse. Wir sind und bleiben heute die einzigen Gäste auf der Farm. Insgesamt hat uns der Aufenthalt auf der Burgsdorffarm nicht gefallen. Die Zimmer waren klein und eng und nur spärlich möbliert, bei der Betreuung durch das Farmerehepaar blieb einiges zu wünschen übrig (lag vielleicht an Uwes Schnupfen...). Zudem bietet der Ort wenig bis gar nichts für die Freizeitgestaltung.
Tag 4: Es geht weiter
Richtung Solitaire, erst Savanne, dann durch die Berge. Die Tagestemperatur
hat sich wieder auf über 35° hochgeschaukelt. Affenhitze! Aber
unser Auto ist ja klimatisiert. Wir machen nicht den Fehler, die Klimaanlage
auf "Eisschrank" zu stellen und ersparen uns damit eine Erkältung.
Wir beschließen, unser nächstes Etappenziel
diesmal nicht direkt anzusteuern, sondern zunächst einen Ausflug
in die Berge der namibischen Randstufe, genannt "Rantberge",
zu machen.
Dabei geht es erst über den Remhoogtepass und dann über
den steilen Spreethoogtepass (22% Steigung!). Letzteren sollte man mit
Campmobilen besser nicht oder aber vorsichtig in Ost-West-Richtung befahren,
dann nimmt man die steilste Steigung bergabwärts in die Namib-
Wüste. Auf
der Schotterstraße zwischen den beiden Pässen haben wir unseren
ersten Platten. Das Standard- Reserverad befindet sich in einer Hängevorrichtung
unter dem Fahrzeugboden. Also Staub fressen! Der Radwechsel geht aber
recht problemlos. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man
für die Weiterfahrt noch ein 2. Reserverad hat! In Solitaire lassen
wir den kaputten Reifen an der örtlichen Tanke reparieren. Der
Mechaniker zieht die Schultern hoch: Der Schlauch sei hinüber,
nicht zu flicken. Er müsse einen neuen nehmen. Ja dann, mach mal!
Nach einer halben Stunde ist alles fertig. Uns wird die Rechnung präsentiert:
133 N$ für Material und Lohn. Wir können es kaum glauben,
aber so billig ist es hier wirklich.
Wir tanken voll und machen
uns auf den Weg zur Ababis
Gästefarm . Die Farm wird betrieben von Katrin und Uwe, die
vor wenigen Jahren aus Deutschland ausgewandert sind. Es gibt Kaffe
und Kuchen auf der Veranda. Dann taucht Katrins Bruder mit Frau und
Kindern auf. Die Familie ist heute morgen in Windhoek gelandet und direkt
hierüber gefahren. Es wird eine Art Familienfest, bei dem wir uns
etwas deplaziert vorkommen. Ein weiterer Farmgast ist
schon zum 15. mal hier und damit ebenfalls Familienmitglied. Auf dieser
Farm werden auch Strauße gezüchtet, deren majestätische
Größe wir in ihren Gehegen bewundern können. Sie legen
Eier, aus denen man riesige Rührei - Portionen machen kann. Die
sind zwölf mal so groß wie ein Hühnerei. Wir haben kein Straußenei
zu essen
bekommen,
dafür aber aufgeschnittenes Rauchfleisch vom Strauß - und
das schmeckt wie auch das als Steak gebratene oder gegrillte Straußenfleisch
ausgesprochen gut. Abends gibt es auf der Veranda allerdings Tafelspitz
vom Springbock. Das Wild (engl. Game) schmeckt in Namibia in
jeder Zubereitungsart einfach herrlich!
Tag 5: "Ist der mit Sekundenkleber festgemacht?" fragt Klara, die 8- jährige Nichte von Katrin, beim Frühstück und deutet auf den riesigen ausgestopften Oryx- Kopf mit dem stattlichen Geweih, der an der Wand im Eßzimmer hängt. Diese Frage hat uns so amüsiert, dass wir sie in den nächsten Tagen immer wieder aufgreifen.
Das Sossusvlei steht auf unserem Programm. "Vlei" heißt soviel
wie "Verdunstungs- Pfanne", anderswo auch "Pan"
genannt. Am Sesriem- Camp, dem Tor zum Nationalpark der roten Dünenzone,
angekommen
wollen
wir aber zunächst einen Blick in den Sesriem- Canyon werfen. Diese
teilweise sehr schmale und tiefe Schlucht wurde vom Tsauchab Rivier
in das weiche Gestein gegraben. Allerdings führt das Rivier nur
sehr selten Wasser. Die ersten Siedler hier mußten 6 Riemen aus
Ochsenleder verbinden um aus dem Wasserloch am Grund des Canyons zu
schöpfen - daher auch der Afrikaans- Name Sesriem. Wieder
eine Affenhitze hier. In der Bar der Sesriem Desert Lodge ordern wir
erstmal einen Rockshandy, einen Cocktail aus Soda, Limonade und
einem Spritzer Angustora- Bitter, sehr erfrischend!
Wir fahren auf der neuen
Teerstraße (Höchstgeschwindigkeit 60) in die Dünenlandschaft.
Der erste offizielle Viewing- Point ist die "Düne 45",
deren Zahl die Entfernung in km zum Sesriem-
Camp angibt. Eigentlich ist es ein must, die Düne über
ihren Kamm zu besteigen, aber der Wind treibt schneidenden Sand über
die Abrißkante, so dass wir um unsere Kamera- Ausrüstungen
fürchten und unten bleiben. Die Düne wird auch zum Surfen
genutzt. Dazu trägt man Bretter hinauf, auf denen man bäuchlings
die Düne hinuntersurft. Es braucht weder Muskeln noch Beweglichkeit,
eher schon eine gute Portion Mut, sich klopfenden Herzens auf eines
der biegsamen Holzbretter zu legen und kopfüber mit bis zu 80 Kilometer
pro Stunde die Dünen herunterzurasen. Aber was kann schon passieren?
Schlimmstenfalls landet man ungebremst im weichen Sand und muss sich
später die feinen Sandkörner aus Ohren und Unterwäsche
schütteln.
Wir
fahren weiter zum 2x4 Parkplatz. Ab hier gehts nur mit einem Geländewagen
weiter. Hat man ein solches Gefährt nicht selbst, kann man einen Shuttle- Service nutzen. Wir lassen
uns also ins Vlei fahren. Es ist Nachmittag geworden, der Fahrer soll
uns um 17 Uhr wieder hier abholen.
Das
sei zu spät, sagt er "You eat my time". Mit einem in
Aussicht gestellten großzügigen Tip können wir ihn aber
überzeugen und machen uns auf den schweißtreibenden Fußmarsch ins Deadvlei. Nachdem wir mehrere Dünen überquert haben
liegt es vor uns, eine weiß- gräulich schimmernde Ebene aus
Ton, Mergel und Kalk mitten in den Dünen. Auf dem Vlei stehen vertrocknete
schwarze Kameldornbäume, die angeblich 500 Jahre alt sein sollen.
Ein skurriles Bild. Dann wandern wir durch den aprikosenfarbenen Sand
Richtung Sossusvlei.
Auf
halbem Weg erwartet uns beflissen der Shuttle- Fahrer und fährt
uns - nicht ganz uneigennützig - das restliche Stück zu den
höchsten Dünen der Welt. Sie sind über 1000 m hoch. Von
wo mißt man das eigentlich? Das Vlei selbst ist zum Zeitpunkt unseres
Besuchs mit Wasser gefüllt und bildet einen kleinen See. Vögel
bevölkern den See und seine Ufer, die von Kameldornbäumen
und Naras, einem Kürbisgewächs, bewachsen sind. Für eine
vollständige Besteigung der hohen Düne reicht die Zeit nicht
mehr, wir bekommen aber auch so einen sehr guten Eindruck von dieser
Landschaft. Sie ist wirklich sehr imposant.
Zurück auf der Gästefarm gibts zum Dinner Gulasch vom Oryx mit selbstgemachten Spätzle. Dazu das heimische Bier (Tafel Lager oder Windhoek Lager), das noch heute nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird. Sehr lecker.
-> weiter zu Teil 3: Die Küste bei Swakopmund