Tag 14: Etosha, der weltberühmte Nationalpark Namibias, ist das Tagesziel. Unser Quartier wird das Okaukuejo Rastlager sein, gelegen am westlichen Rand der Etoshapfanne, einer 5.000 km² großen Senke mit stark salzhaltigem Boden. Etosha heißt in der Ovambo- Sprache "großer weißer Platz". Hier haben wir ein Chalet mit 2 Schlafzimmern gebucht. Na ja, diese Bezeichnung ist sicher ein wenig übertrieben, aber zum Schlafen reichts allemal. Zudem liegt der Bungalow in kurzer Entfernung zu dem auch nachts beleuchteten Wasserloch.

Auf dieses Wasserloch bin ich besonders gespannt, denn hier sind einige der spektakulären Tierfotos von Claudia und Wynand du Plessis entstanden (siehe Buchtipp!). Die Fotos versprechen nicht zuviel. Am frühen Abend sitzen wir auf Bänken rund um das Wasserloch und beobachten die Tiere, wie sie zunächst sichern - besonders vorsichtig sind die Zebras - dann sich langsam nähern, dabei immer von einigen Artgenossen die Flanken beobachten und absichern lassen und schließlich trinken. Zebras, Antilopen, Gnus, Giraffen, Hyänen und Vögel wechseln sich ab. Die Natur führt sich selbst vor. Für uns eine spektakuläre Vorstellung!

In der Dämmerung stellen sich zwei Elefantenbullen ein. Sie scheinen zum Trinken gekommen zu sein. Aber sie verhalten sich sehr passiv, besprengen sich selbst gelegentlich mit schlammigem Wasser und stehen ansonsten nahezu reglos da. Dann passiert etwas sensationelles: Aus der Dunkelheit taucht am Rande des Wasserlochs eine richtige Elefantenparade auf, wie man sie aus Walt Disney´s Dschungelbuch- Film kennt. Etwa 20 Elefantenkühe, teilweise mit ihren Jungen, marschieren hintereinander Richtung Wasserloch, bis jede von ihnen einen Platz zum Saufen gefunden hat.

Rund um das Wasserloch haben sich nun zahlreiche Gäste des Rastlagers eingefunden. Die einen genießen dieses Bild mit einem improvisierten Glas Wein oder Champagner in der Hand, die anderen schießen Fotos um den Eindruck zu konservieren - dennoch ein ruhiger, geradezu ehrfürchtiger Moment des Bewunderns. Die Menschen schweigen oder flüstern - wie in einer Kathedrale.

Im Restaurant von Okaukuejo gibt es mittags und abends ein fast gleichförmiges, durchschnittliches Buffet. Aber es ist okay. Heute nacht werden wir Zeuge eines richtig kräftigen Gewitters nebst Sturm. Der Regen füllt die Wasserlöcher, Pfützen und Senken im Park.

Tag 15: Das Okaukuejo Restcamo hat ein Internet Cafe. Nach einer Woche Handy- Funkstille ist mir wieder ein Kontakt nach Deutschland möglich.

Andreas hats erwischt - Magen-Darm ! Er meint, das Eis vom Dinner- Buffet des Vorabends sei die Ursache. Kann sein, ich habs nicht gegessen. Er wirft Immodium ein und rettet sich so über den Tag. Gut zu wissen, dass die



Rastlager Halali und Namutoni öffentliche WCs haben und es zudem noch ein paar abgezäunte Parkplätze mit den beliebten Häuschen gibt, denn aussteigen darf man sonst nirgendwo im Nationalpark. Man könnte schnell zum
Löwenfutter werden. Wir sind hier schließlich nicht im Zoo, sondern in der Wildnis. Auf unserer Strecke entlang der Etoshapfanne stoßen wir auf Landmarken mit verheißungsvollen Namen wie Olifantsbad, Gemsbokvlakte oder Springbokfontein. Die erwartungsvolle Fahrt entlang des staubigen Rhino Drives verläuft allerdings enttäuschend. Wir sehen kein einziges Rhinozerus.

Dafür begegnen uns den ganzen Tag über viele andere Tiere, zum Teil in größeren Herden: Elefanten, Giraffen, Schwarznasen- Impalas, Gnus, Oryx, Kudus, Zebras, Springböcke und Hyänen sowie die possierlichen Erdmännchen.

Letztere sind häufig beim Sonnenbad in der Nähe des Eingangs zu ihrem Bau zu beobachten. Während die meisten Erdmännchen es sich gemütlich machen, sitzen einzelne Tiere aufrecht auf ihren Hinterbeinen und beobachten die Umgebung. Entdecken sie dabei etwas ungewöhnliches, warnen sie die anderen mit einem schrillen Alarmschrei, woraufhin alle Erdmännchen blitzschnell in ihrem Bau verschwinden.

Die "Gates", die wenigen Zufahrtstore zum Nationalpark, öffnen und schließen pünktlich bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. An den Toren sind Uhren angebracht, auf denen die exakten Öffnungs-/Schließungszeiten angekündigt werden. Und an diese Zeiten hält sich das Personal, weshalb man immer die eigene Uhr im Auge behalten sollte. Wir erreichen das Von Lindequist Gate zehn Minuten vor Schließung. Unser Quartier liegt heute außerhalb des Parks, wir sind eingebucht in der komfortablen Mushara Lodge. Ihren Namen erhielt die Lodge von den Früchten des Blutfruchtbaumes, welcher in und um die Lodge herum wächst. Die Lodge selbst ist sehr geschmackvoll eingerichtet und gehört sicher zu den besten Unterkünften in Namibia. Die Lounge ist in das warme Licht von Straußeneier- Lampen getaucht. Wir genießen den Aufenthalt. Zum Dinner entdecken wir einen wirklich guten Rotwein, den 2003 Allesverloren Cabernet Sauvignon aus Südafrika.

Tag 16: Nach dem Frühstück geht es wieder in den Etosha NP. Am Gate bittet uns ein junger schwarzer Namibier, ihn bis zum Namutoni Restcamp mitzunehmen. Während der kurzen Fahrt erzählt er von sich und seiner Familie, die aus dem Etosha- Gebiet stamme. Er sei 19 Jahre alt und suche Arbeit im Camp, sein Vater sei Ranger im Park gewesen und nun in Rente und sein Bruder sei lizenzierter Guide und bei einer Lodge angestellt. Das wolle er später auch einmal selbst werden. Wir fragen ihn, welches Gebiet im Park die höchste Wahrscheinlichkeit für das Entdecken von Löwen bietet. Er nennt uns einige Stellen im nordöstlichen Gebiet, die wir dann auch heute aufsuchen wollen.

Leider bleibt unsere Löwensuche bei inzwischen wieder 36° C (gut auszuhalten mit Klimaanlage...) erfolglos. Der nordöstliche Teil des Etoshas ist dafür umso schöner, nicht nur die zahlreichen Tiere sondern auch die Landschaft bieten uns einen einmaligen Eindruck. Habt ihr schon mal gesehen, wie eine Giraffe trinkt? Sie geht dazu ins Spagat...

Wer als Großstädter den Blick für die Schönheiten der Natur verloren hat, sollte hierher kommen um ihn wiederzuentdecken. Aber nehmt nichts mit außer vielen schönen Fotos und bleibenden Eindrücken und hinterlasst nichts außer Euren Fußspuren!

-> weiter zu Teil 7: Cheetahs und die Waterberg Region