Tag 17: Auch heute Nacht hat es geregnet. Der Himmel ist bedeckt als wir die Mushara Lodge Richtung Süden verlassen. Aber das soll sich bessern. Schon in der Kleinstadt Tsumeb, der alten Bergwerkstadt, scheint wieder die Sonne. Tsumeb trägt wegen seiner zahlreichen fliederfarbenen Jakarandabäume und der roten Bougainvillea zurecht auch den Beinamen "Gartenstadt". Die Stadt hat ihren Reichtum der hiesigen Otavi- Kupfermine zu verdanken, die zu den größten der Welt zählte. Daneben gibt es Silber - und Bleivorkommen. Tsumeb ist damals durch eine Schmalspurbahn mit Swakupmund verbunden worden, was einen entscheidenden logistischen Vorteil bot. Die Stadt ist die älteste Industriestadt Namibias.

Wir kehren auf einen Imbiss ein im Tsumeb Nursery & Coffee Shop, der von Ingrid, einer deutschstämmigen Inhaberin geführt wird. Sie freut sich über unseren Besuch und bietet uns frischen Pfannkuchen an. Ich bestelle einen Apfel- Pfannkuchen und bekomme eine Crepes- Rolle mit einer Füllung aus gestiftelten Äpfelstücken. Schmeckt hervorragend. Ich erkläre Ingrid, wie wir in Deutschland einen Apfel- Pfannkuchen backen, worauf sie diese Variante ab sofort in ihr Angebot aufnehmen will.

Auf unserer weiteren Strecke liegt zwischen Grootfontein und Otavi der Hoba- Meteorit. Er ist der zweitgrößte jemals auf der Erde gefundene Meteorit, besteht zu 93 % aus Eisen und soll über 50 t wiegen. Den metallisch schimmernden Riesenbrocken lassen wir uns nicht entgehen. Die Meteoritenbesichtigung kostet natürlich Eintritt bzw. "Permit". In der unmittelbaren Umgebung hat man einen kleinen "Naturlehrpfad" angelegt, auf dem die verschiedenen Pflanzen und Bäume der Region mit kleinen Tafeln erklärt werden.

Den Besuch des aus eingestürzten Hohlräumen im Dolomitgestein entstandenen, ansonsten wenig spektakulären Otjikoto- Sees lassen wir aus und fahren durch nach Otjiwarongo, das ebenfalls ungewöhnlich grün in dieser ansonsten ausgedörrten Savannenlandschaft liegt.

Nicht der Stadt, sondern der in der Nähe liegenden Station des Cheetah Conservation Fund soll unsere Aufmerksamkeit gehören. Die Entfernung ist über die übliche staubige Schotterstrasse weiter als wir uns gedacht haben. Aber die 44 km Fahrt sollen sich lohnen. Wir sind an diesem Tag die letzten Besucher der Geparden- Station (CCF Field Centre). Anny, eine junge Ovambofrau, ist unsere persönliche Führerin. Hier werden Geparden- Waisen aufgezogen, deren Mütter von Farmern erschossen wurden, die die Tiere als Bedrohung für ihr Vieh ansehen. Der CCF hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu leisten über die Natur dieser schnellsten Säugetiere der Welt und Naturreservate für sie zu sichern. Anny führt uns einen kurzen Videofilm vor, zeigt uns das Cheetah- Museum, das man hier eingerichtet hat, und führt uns zu den geräumigen Freiland- Gehegen. Die Geparden ruhen sich bei unserem Besuch aus, liegen faul in der Sonne des späten Nachmittags.

Auf der Rückfahrt zieht sich der Himmel bedrohlich zu, wobei die Wolkenformationen vor dem unendlichen Himmel Afrikas immer etwas Gigantisches annehmen. Aber es hält sich, in der Ferne sind einige Blitze am fast nachtschwarzen Himmel zu sehen als wir nördlich von Otjiwarongo die Frans Indongo Lodge erreichen. Diese im Stil eines Ovambo- Krals gebaute Lodge gehört dem namibischen Self Made Man und Millionär Dr. Frans Indongo, der aus ärmlichen Verhältnissen kommend sich im Laufe der Jahrzehnte ein regelrechtes Wirtschaftsimperium errichtet hat. Auch auf dieser Lodge wird der Gast mit Komfort und sehr guter Bewirtung verwöhnt.


Tag 18: An einer geführten Exkursion wollen wir nicht teilnehmen. Vielmehr haben wir uns heute vorgenommen, auf eigene Faust das Waterberg- Plateau zu erkunden. Am Zufahrtstor zum Waterberg Park (na klar: Permit required!) fragen wir nach der Möglichkeit nicht organisierter "activities". Die Angestellte schlägt uns eine Wanderung zum Rand des Plateaus vor. Ihr Hinweis: "It´s easy!"

Okay, let´s go - wir nehmen den Aufstieg in Angriff. Doch es soll kein Zuckerschlecken und auch nicht "easy" werden. Es geht über Stock und Stein, große Felsbrocken und erhebliche Steigungen einen Kletterpfad bergaufwärts. Das ist kein Spaziergang, sondern fast alpines Bergsteigen! Dann haben wir endlich die Kante des Tafelbergs erreicht und werden mit einem grandiosen Ausblick über die endlos erscheinende Omaheke- Ebene belohnt. So etwas muss man lange auf sich wirken lassen.

Am Waterberg erlitten die Herero 1904 ihre entscheidende Niederlage gegen die deutschen Besatzungstruppen. Die Herero erhoben sich gegen die Weißen, indem sie Farmerfamilien töteten, doch am Ende erwies sich das deutsche Militär als schlagkräftiger. Tausende Herero wurden getötet, die Überlebenden mit Frauen, Kindern und Viehherden auf Befehl der Deutschen in die östliche Wüstensteppe getrieben, wo die meisten verdursteten. Seit 1972 ist die Waterbergregion Nationalpark. Das Farmland wurde zum Tierparadies.

-> weiter zu Teil 8: Lehmhäuser in der Kalahari