NEUSEELAND - die Südinsel


17.12.17- 5. Tag: SO Flug ab Singapur

Die drei Tage in Singapur sind mir als erklärter Foodie vorgekommen wie ein Kurzzeiturlaub im Schlaraffenland - wenn es dort nur nicht so schwül-heiß gewesen wäre... Da ich nicht gerade zu den gertenschlanken Vertretern meiner Art gehöre, habe ich darunter doch sehr gelitten. 

18.12.17- 6. Tag: MO Christchurch

Morgens kommen wir mit dem Jet der Singapore Airlines in Christchurch an. Mir fällt der Beagle auf, der hier im Ankunftsbereich des Airports unaufgeregt mit seinem Herrchen herumläuft. Er gehört zur Bio- Security. Seine Aufgabe ist es, jedes mitgebrachte Nahrungsmittel sowie Pflanzen zu erschnüffeln. Hat er etwas entdeckt, setzt er sich ohne Bellen vor die betreffende Person oder das Gepäckstück. Das löst dann eine gründliche Kontrolle durch die Zöllner aus. Neuseeland will so das Einschleppen von Krankheiten und die Störung des empfindlichen biologischen Gleichgewichts auf den Inseln verhindern. Man hat so seine Erfahrungen aus der Vergangenheit. Die Beagles sind mir jedenfalls viel sympatischer als die Maulkorb- Kampfhunde der amerikanischen Einwanderungspolizei nebst ihren schwerbewaffneten Hundeführern.

Würden wir in Europa ein Loch in die Erde bohren bis zum anderen Ende, wir würden irgendwo hier wieder rauskommen. Hier liegt unsere Antipode, am schönsten Ende der Welt. Kein Ziel auf der Erde ist weiter von uns entfernt als Neuseeland! 19.000 km along the globe.

Wir sind mitten auf dem Ring of Fire gelandet, wo sich die Pazifische Erdplatte unter die Australische Platte schiebt. Neuseeland liegt in einer der seismisch aktivsten Zonen der Welt. An der bedrohlichsten Erdbebenzone, der alpine fault line gab es bisher etwa alle 150 Jahre ein schweres Beben, das die Spannung entlastete. Wir hoffen, dass unser Aufenthalt in die erdbebenfreie Periode fällt. Und wir sollen Glück haben.

Natürlich gibt es Sicherheitshinweise für das nächste Erdbeben. Mich erinnern diese ein wenig an die Sicherheitshinweise der Amerikaner aus der Zeit des Kalten Krieges für den Fall eines Atombomben- Angriffs...

Jedenfalls habe ich meine Reise beim Auswärtigen Amt registrieren lassen, ein guter Service für deutsche Staatsbürger. Man weiss ja nie...

Da wir als Kosmopoliten angereist sind, werden wir jetzt ganz weit zurückgebeamt auf die nationale Scholle Neuseelands. Kulturschock? Na ja, hier scheint wirklich morgens um 10 die Welt noch in Ordnung zu sein - mit oder ohne Frühstücksriegel. Tief durchatmen, hierher wollte ich - nach Neuseeland, dem Ziel meiner Sehnsuchtsreise...

Eine Landmasse, die seit mehr als 80 Mio. Jahre vom Rest der Welt abgeschnitten war! Neuseeland ist der letzte Landstrich auf der Erde, der von uns Menschen entdeckt wurde. Nach geologischen Zeitmaßstäben sind auch die Maori erst seit kurzem hier heimisch. Sie besiedelten die Inseln erst vor 800 Jahren. Die Europäer haben das Land im Jahre 1642 entdeckt. Der holländische Forschungsreisende Abdel Tasman soll es gewesen sein. Nach ihm wurde der nördlich der Inseln gelegene Teil des Pazifiks "Tasman- Sea" benannt sowie einer der höchsten Berge, der "Mount Tasman". Neuseeland ist von seiner Gesamtfläche her übrigens kleiner als Deutschland.

Wir sind hier zu Gast bei den "Kiwis". Diesen Namen gaben sich die Neuseeländer selbst - nach dem komischen flugunfähigen Vogel und der pelzigen Frucht. Um Verwechslungen zu vermeiden nennt man hier den Vogel kiwi bird und die Frucht kiwi fruit.

Ihr Land, New Zealand, nennen die Maori "Aotearoa - Land der großen weißen Wolke" und die Patrioten "God`s own" oder auch "Godzone". Lokalpatriotismus also wie in den USA...

Die hiesige Währung ist der Neuseeland Dollar, abgekürzt NZD. Wie bereits in Singapur teilt man zur Umrechnung in EUR den Währungsbetrag praktischerweise durch 3 und multipliziert ihn mit 2. 10 NZD sind derzeit 5,90 €. Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten (außer Taxifahren, das ist günstig!) sind in Neuseeland fast durchgängig auf einem höheren Niveau als in Deutschland. Ich habe mich wirklich sehr gewundert. Man hat hier ein Durchschnittseinkommen p.Mt. von ca. 2.000 NZD vor Abzug privater Altersvorsorge und Krankenversicherung.

Die Tagestemperatur liegt auf der Südinsel bei angenehmen 20-25° C. Es kann auch schon mal über 30° C hinausgehen, wird aber nie schwül. Auf der Südinsel ist es im Allgemeinen kühler als auf der Nordinsel, da sie näher am Pol, der Antarktis, liegt. Dieser Sommer ist besonders warm und regenarm. In Europa verbinden wir mit Süden = warm und Norden = kühl, hier ist es umgekehrt. Daran müssen wir uns erst gewöhnen, wir befinden uns auf der Südhalbkugel unseres Planeten...

In Neuseeland gilt das metrische System. Aber es herrscht Linksverkehr, ein Erbe der Briten. Und das birgt Gefahren für alle Autofahrer, die Rechtsverkehr gewohnt sind. Zahlreiche Unfälle müssen Jahr für Jahr leider wegen der Verwechselung der Fahrspuren durch Ausländer verzeichnet werden.

Wir haben eine organisierte Rundreise bei Ikarus Tours gebucht, die von der örtlichen Reiseagentur Terra Nova Coach Tours durchgeführt wird. Unser erstes Übernachtungshotel ist das Heartland Hotel Christchurch, ein Motel im Außenbereich von Christchurch, das im englischen Tudor- Stil mit Fachwerk errichtet wurde. Das Ambiente vermittelt alt- europäische Gemütlichkeit. Am Abend gibt es ein gemeinsames Begrüßungs- Dinner für die 13 Reiseteilnehmer. Unser Reiseleiter und Fahrer in einer Person ("Driverguide") ist Piet, ein seit 30 Jahren hier lebender deutschstämmiger Neuseeländer. Piet heißt eigentlich anders, seinen Namen habe ich in diesem Bericht geändert.

In den Hotels und Motels der 3-Sterne- Kategorie gibt es fast ausnahmslos einen Selfservice- Waschsalon für Gäste. Die Einrichtung umfasst üblicherweise Münzwaschmaschinen und -trockner und die meisten Hotels bieten auch Waschpulver für eine geringe Gebühr. Auf einen Laundry- Service muss man verzichten.

Die Stadt Christchurch werden wir leider nicht zu sehen bekommen. Ein Erdbeben hat 2011 in Christchurch fast 200 Tote gefordert und ca. 10.000 Gebäude abrissreif gemacht. Zuletzt hat es vor 1 Jahr mit der Stärke 7,9 nördlich von Christchurch, in Kaikoura, gerappelt.


19.12.17- 7. Tag: DI Mount Cook - Lake Ohau

Kia ora ! [gesprochen "kĩora"] ist die traditionelle Begrüßungsformel der Māori - und auch die von Piet. Sie bedeutet in etwa Mögest du gesund sein oder Möge es dir gutgehen und sie hat Eingang gefunden in das neuseeländische Englisch. Daneben gibt es zahlreiche weitere Maori- Ausdrücke, die im Alltag gebräuchlich sind.

Vor der Abfahrt werden wir erst einmal von Piet eingenordet: Einzelreisende haben nach seiner Anweisung grundsätzlich auf den Einzelsitzen Platz zu nehmen, Paare auf den Doppelsitzen. Auch Doppelsitze, die frei bleiben, sollen nur zur Gepäckablage genutzt werden. Und dann gibt es da noch die Sache mit dem Koffergewicht. Es dürfe nicht mehr als 20 kg plus 10% betragen, das stünde auch in unseren Reisebedingungen (stimmt übrigens nicht, er vertut sich mit der Gewichtsvorgabe für die Economy Class). Piet wiegt mit einer Hand- Kofferwaage das Gewicht der großen Koffer nach. Ansonsten darf Piet nämlich lt. Arbeitsschutzvorschrift den Koffer nicht in den Bus heben! Folge ist, dass ich meinen 26 kg schweren Koffer jeweils selbst ein- und ausladen darf, zumindest in den ersten Tagen...

Weitere Regeln: Im Bus darf kein Alkohol mitgeführt, vielweniger konsumiert werden! Wenn jemand Alkohol, wie etwa eine Bierdose oder eine Flasche Wein dabei hat, muss Piet diese im Heck des Fahrzeugs bei den Koffern verstauen. Auch dürfen keine Heißgetränke während der Fahrt getrunken werden. Und dann gibt es noch eine verbindliche Anschnallpflicht für alle Mitfahrer. Man habe gerade während der Feiertage mit vermehrten Kontrollen und mit erheblichen Geldstrafen der Polizei zu rechnen, so Piet. (Wir haben keine einzige Kontrolle zu Gesicht bekommen...)

Verladezeiten für das Gepäck gibt er auf die Minute vor: "7:45 Uhr". Nur er darf diese überschreiten. Wer als Fahrgast mit seinem Gepäck um 7:39 kommt, ist eigentlich schon zu spät dran. Piet wäre bestimmt ein guter Beamter geworden, z.B. im Strafvollzug...

So belehrt fahren wir südwestlich durch die Canterbury Plains über Geraldine und Fairlie. Riesige Schafsweiden prägen die Landschaft. Dann ändert sich das Landschaftsbild. Es wird trockener und bergiger. Wir erreichen den Gletschersee Tekapo.

Auf den Hochplateaus sind große Felder wild wachsender Lupinen zu sehen. Niemand hat bisher eine Verwendung für die Blumen oder deren Samen gefunden. Nur die Körner der Blauen Süßlupine kann man essen, nicht die der Staudenlupinen, die hier wachsen.

Auf einer Anhöhe am See liegt eine kleine Kirche namens "Church of the Good Shepherd" und daneben ein Denkmal für die Collie-Hunde, ohne die laut Inschrift die Beweidung dieses Berglandes unmöglich wäre.

Reiseleiter Piet hat eine ungewöhnliche Eigenart. Er vermenschlicht unseren Reisebus, nennt ihn geradezu liebevoll "Leo". Der Bus gehört nämlich dem Busunternehmen Leopard Coachlines Ltd. und trägt dessen Firmennamen als Hinweis auf jeder Seite. Eine Toilettenpause nennt Piet "Comfort Stop". Und den nutzt er immer wieder um mit Leo zum nächsten Tankstellchen zu fahren, für das er eine Tankkarte hat, und dort nachzutanken. Die Außentemperatur gibt er wiederholt am Tage durch: "19° sagt Leo". Keiner von uns hat den Bus je sprechen gehört...

Auf diesem Streckenabschnitt ist vorgesehen, dass wir die Gelegenheit zu einem halbstündigen Rundflug über die Südalpen mit Air Safaris bekommen. Leider lassen es die Wetterverhältnisse heute nicht zu, es ist zu stürmisch für die kleinen einmotorigen Flieger.

Aoraki, "Durchbohrer der Wolken", nennen ihn die Maoris - den Mount Cook, er ist 3.724 m hoch und damit Neuseelands höchster Berg. Wir sind in der Te Wahipounamu World Heritage Area, einem Gebiet, das vier Nationalparks umfasst.

Durch das goldfarbene Tussock- Grasgebiet des MacKenzie- Plateaus geht unsere Fahrt in den Mt. Cook-Nationalpark (400 km). Unser Tagesziel ist eine ursprüngliche Lodge, idyllisch am See gelegen, die Lake Ohau Lodge.

Die Unterkunft hat den Charme einer großen Skihütte und ist sehr einfach und rustikal eingerichtet. Es ist gemütlich hier und ich mache zwei Getränke- Entdeckungen: zum einen das nichtalkoholische "Ginger Beer" von Bundaberg, AUS, und andererseits das "Steinlager pure"- Bier, nach deutschem Reinheitsgebot in NZL gebraut. Beide Durstlöscher sind sehr bekömmlich.


20.12.17- 8. Tag: MI Lake Ohau - Dunedin

Frühstück in Godzone - da gehört einfach das legendäre britische Marmite dazu, ein klebriger Brotaufstrich, ein konzentrierter Hefeextrakt mit teerartiger Konsistenz. Schmeckt leicht nach Maggi. Leben wie Gott in Frankreich? Na ja, so wie bei uns Nuss-Nougat-Creme von vielen hoch geschätzt wird, ist es hier eben Marmite. Love it or hate it! Die Alternative heißt Vegemite. 

Ansonsten ist das Frühstück meist überall gleich: Toastbrot, Rührei mit Speck, Champignons, Rösti- Ecken, gebackene Tomaten, Baked Beans, Würstchen - also English - oder Toast, Butter, Marmelade, Honig - also Continental. Dazu immer die unverzichtbaren Frühstücks- Cerealien. Abgerundet wird das Ganze durch Pulverkaffee in ganz unterschiedlicher Qualität und Stärke, Tee und Fruchtsaft.

Wir fahren durch das Waitaki-Tal vorbei an verschiedenen Stauseen zur Ostküste. In den Kanälen im Waitaki-Tal hat man Lachsfarmen angelegt. Die hier gezogene Sorte "Saikou Salmon", auch "Mt. Cook Alpine Salmon" genannt, hat Premium Sushi Qualität. Und die Besucher aus Japan, China und Korea sind geradezu rattig auf den rohen Lachs. Es gibt einen Verkaufspavillon auf der Paßstrasse.

Dann geht es weiter über Oamaru Richtung Süden. Unterwegs besichtigen wir die Moeraki Boulders, bis zu 2,2 m große Steinkugeln, die aus Schlamm, feinem Lehm und Ton bestehen und von Kalzit zusammengekittet wurden. Sie wiegen bis zu 7 Tonnen. Etwa fünfzig dieser Kugeln liegen hier auf dem Sandstrand zwischen den Dörfern Moeraki und Hampden. Ihr Entstehungsprozeß vor 60 Mio. Jahren ist bislang nicht abschließend geklärt. Natürlich gibt es hierzu eine Maori- Legende, wonach die Kugeln versteinerte Vorratskörbe aus einem untergegangenen Kanu seien.

Unser Stop ist verbunden mit einem Besuch des dortigen Schnell- Restaurants. Ich frage Piet nach dem Restaurant Fleurs Place, auf das ich durch verschiedene Quellen aufmerksam geworden war und das ich gerne besucht hätte. "Zu weit draußen am anderen Ende der Ortschaft - und es ist ein Edelrestaurant" meint Piet.

Piet erinnert mich mit seinen gestelzten, abgebrochenen und von ständigen Wiederholungen und tautologischen Elementen gespickten wortreichen Erklärungen an den Kabarettisten Piet Klocke, daher meine Namensgebung für ihn. Auch wirkt unser Piet, so wie Klocke, auf mich scheinbar humorlos und staubtrocken. Ich habe ihn nie herzhaft lachen gesehen. Er lebt offensichtlich in einer Welt von festen Vorstellungen, Regeln und definierten Prozessen, aus denen er nicht ausbrechen kann. Vielleicht tue ich ihm auch Unrecht.

Mittags erreichen wir nach fast 300 km Fahrt Dunedin (gesprochen "Dann- Nieden"). Zur Zeit des Goldrausches im 19. Jh. war Dunedin die reichste Stadt Neuseelands. Sie wurde von schottischen Siedlern nach dem Vorbild Edinburghs errichtet. Fehlt nur die Burg auf dem Hügel...

Nach einer kurzen "Orientierungsfahrt" (einmal ums Karree) durch Dunedin machen wir mit der M.V. Monarch einen "Wildlife Cruise" zur Otago-Halbinsel. Es geht vorbei an der kleinen Brutkolonie der Königsalbatrosse, von denen uns ein paar vor die Kameraobjektive fliegen. Die Albatrosse haben eine Flügelspannweite von mehr als 3 m. In dieser Kategorie belegen sie den ersten Platz im Vogelreich. Ihre besonderen Flugfähigkeiten liegen im "dynamischen Segelflug" über weite Distanzen. So können sie stundenlang gleiten, ohne ein einziges mal mit den Flügeln zu schlagen. Sie brauchen ausreichende horizontale Winde zum Fliegen. Ihre Start- und Landemanöver sind immer gefährlich für die Vögel, weil sie ihre langen Flügel nicht schnell schlagen können - siehe Walt Disney`s Bernhard und Bianca! Albatrosse gehören mit bis zu 12 kg Körpergewicht zudem zu den schwersten flugfähigen Vögeln.

Hier an der felsigen Küste gibt es auch Seelöwen und Pelzrobben, die sich in der Sonne wärmen. Die Sichtung der seltenen Gelbaugen-Pinguine bleibt uns leider verwehrt.

Unsere heutige Unterkunft ist das Kingsgate Hotel in Dunedin. Wir erleben zum ersten mal, dass eine Zutat zu einem Wahl- Gericht auf der uns vorgelegten Dinner- Tageskarte kommentarlos gegen eine andere Beilage ausgetauscht wird.

21.12.17- 9. Tag: DO Catlins - Stewart Island

Wie immer starten wir am Morgen gegen 8:00. Piet lässt sich von der Reisegruppe an jedem Morgen vor Abfahrt ein "2 mal JA" geben. Einmal JA für "Ja, ich habe nochmal im Zimmer nachgeschaut und nichts zurückgelassen" und ein weiteres JA für "Ja, ich habe den Zimmerschlüssel bzw. die Magnetkarte abgegeben". Das nennt man deutsche Gründlichkeit!

Heute gehts direkt in das selten besuchte Naturgebiet des Catlins Forest Parks, wo wir durch einen urzeitlichen Wald zu einem kleinen Wasserfall, den Purakaunui Falls, spazieren. Die Purakaunui bestehen aus drei Kaskaden, mitten in verwunschener Umgebung. Weiter geht es nach Invercargill, die größte Stadt Southlands und eine der südlichsten Städte der Welt.

Die Küste der Catlins ist zerklüftet, wir besuchen einen Strandabschnitt mit einem "Petrified Forest" in der Curio Bay. Der versteinerte Wald besteht aus ein paar nur schwierig als Baumstämme zu erkennenden schwarzen Versteinerungen, die im Wasser liegen.

Nächstes Ziel ist der Hafen von Bluff, von wo wir in stürmischer, einstündiger Überfahrt mit der Katamaranfähre nach Stewart Island zur Halfmoon Bay übersetzen. Einige Passagiere müssen von den bereitgelegten Tüten vor ihren Sitzen Gebrauch machen. Und Leo muss leider draußen bleiben...

In der kleinen Siedlung Orban übernachten wir heute und morgen im familiär geführten Bay Motel. Toller Gepäckservice der Inhaber und große Zimmer! Frühstück gibt es als In-Room- Breakfast, d.h. die vorher auf einem Bestellzettel angekreuzten Frühstücksbestandteile werden ins Zimmer geliefert, das Motel hat kein Restaurant. Am Abend besuchen wir daher das kleine Restaurant am Fähranleger. Ich wähle Greenlip- Muscheln und Cod mit Parmesanhaube - alles frisch und lecker. Das ist die Küche Neuseelands, die ich erwartet habe. Übrigens werden hier viele Fische als cod, Kabeljau, bezeichnet, aber jetzt hat nur der red cod bzw. hoka Saison.

Bluff, auf der anderen Seite der Foveaux Strait, ist bekannt für die berühmten Bluff- Austern, angeblich eine absolute Köstlichkeit! Die Bluff Oysters zählen zu den besten der Welt. Saison ist aber leider von März bis August. Pech gehabt!

In Neuseeland macht, wie in vielen anderen englischsprachigen Ländern, der Ton die Musik. Wichtiger als die Worte ist der Kontext, in dem sie gesprochen werden. Ort des Gesprächs, Körpersprache der Teilnehmer oder ihr sozialer Status sind entscheidend. Das nennt man "high context culture" und ist für uns Deutsche so gut wie gar nicht erlernbar.

Und das ist auch der Grund, warum man hier unbewußt in das eine oder andere Fettnäpfchen treten kann. Grundsätzlich sind die Neuseeländer sehr auf Höflichkeit bedacht. Das sollte man umgekehrt auch als Besucher beherzigen - "Do as the locals do". Leichter gesagt als getan...

Die Bewohner - zumindest die europäischstämmigen - sehen für uns sehr vertraut aus, die Mentalität der Kiwis ist aber eine ganz andere! Es wird nicht gestritten und geschimpft wie bei uns. Kontroverse Diskussionen, schon gar nicht politischen Inhaltes, sind nicht erwünscht. Man versucht in fast jeder Situation das Gesicht zu wahren. Und man verhält sich bescheiden. Statussymbole haben hier viel weniger Bedeutung als im Westen. Eine deutsche Lebensweisheit "Wie Du kommst gegangen, so wirst Du auch empfangen", die auf das äußere Erscheinungsbild abzielt, hat hier nur bedingt Gültigkeit.


22.12.17- 10. Tag: FR Stewart Insel

Abgesehen von der kleinen Siedlung Orban mit seinen 450 Einwohnern ist Stewart Island vollkommen naturbelassen und zum größten Teil als Rakiura Nationalpark geschützt. 

Wir machen bei strahlendem Sonnenschein einen Bootsausflug zur Ulva Insel, Te Wharawhara, einem unberührten Vogelparadies. Hier bietet sich die Gelegenheit zu einer Kurzwanderung und der Entdeckung der Insel und seiner intakten Vogelwelt. Viele seltene Vogelarten sind hier zu finden.

Ulva ist frei von Possums, Ratten und Mäusen, die man gezielt dort ausgerottet hat um der Vogelwelt einen ungestörten Lebensraum zu schaffen. Das ist gelungen und die Leute hier achten akribisch darauf, dass diese Nager nicht wieder eingeschleppt werden.

Possums sind übrigens katzengroße Beutelsäuger, die man wegen ihres weichen Fells mit Fallen jagt. Oft liegen Kadaver überfahrener Exemplare auf den Straßen. Zusammen mit der Wolle der Merino- Schafe wird aus ihrem Fell ein Naturprodukt erzeugt, das gesalzene Preise aufruft! Die Mischung aus Possum und Merino- Wolle hält 35% wärmer als die bekannte Kaschmirwolle. Ein Pullover aus diesem Material ist nicht selten ein Erbstück - wie eine Hirschlederhose in Bayern.

Possums klettern gerne auf Strom- und Telefonmasten und zerstören die Leitungen. Um das zu verhindern tragen viele Masten Blechmanschetten, an denen die Tiere keinen Halt finden.

Eine weitere Besonderheit Neuseelands ist der Manuka-Honig, ein von Bienen aus dem Blütennektar der Südseemyrte (Manuka) erzeugter Honig, der traditionell als Naturheilmittel verwendet wird. Es konnten antibakterielle Wirkungen des Honigs nachgewiesen werden. Die Südseemyrte hat ihre Heimat in den entlegenen bergigen Regionen Neuseelands. Und dieser Honig ist wohl der teuerste Honig weltweit. 500 g des Manuka- Honigs mit der höchsten Konzentration (10+) kosten ca. 50 €. Ich nehme mir dennoch ein Glas mit. Diese Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.

Kiwi birds from dusk till dawn? Auf Stewart Island werden verschiedene geführte Beobachtungstouren angeboten. Einige von uns nehmen an einer abendlichen Kiwi- Tour in Orban teil und sehen - leider nichts. Die Vögel scheinen heute keinen Bock auf öffentliche Auftritte zu haben. Dafür sehen die Mitreisenden einige Pinguine, die sich am späten Abend an einem Felsen nahe dem Fähranleger zeigen.

23.12.17- 11. Tag: SA Stewart Island - Te Anau 

Am Morgen bringt uns die Fähre zurück nach Bluff, diesmal setzen wir bei ruhiger See über. In dem 2.000- Seelen- Ort Bluff befindet sich eine riesige Aluminiumhütte, die 1/3 der gesamten Stromerzeugung der Südinsel verbraucht.

Dazu wurde u.a. ein Wasserenergiesystem entwickelt, das mehrere Seen in unterschiedlichen Höhenlagen über Kanäle miteinander verbindet. Durch das Gefälle des Wasserflusses werden Turbinen betrieben und diese erzeugen den erforderlichen Strom. Piet verkauft uns die verbundenen Seen als Naturereignis und das zugehörige Wasserkraftwerk als Wunder der Technik.

Weiter gehts über die Southern Scenic Route nach Te Anau, am gleichnamigen See am Rande des Fiordland-Nationalparks gelegen. Es ist der zweitgrößte und einer der tiefsten Seen Neuseelands.

In der Kulisse des Fiordland NP wurden die berühmten Filme "Herr der Ringe", "Die Chroniken von Narnia" und "Der Hobbit" gedreht.

Wir besuchen den Vogelpark von Te Anau und bekommen einen der seltenen und vom Aussterben bedrohten Takahe zu sehen, das sind flugunfähigen Laufvogel in Hühnergröße und hier auch Wahrzeichen der Stadt. Zumindest sehen wir ein lebendes Exemplar in seiner großräumigen Freivoliere.

Einige Mitreisende machen am Nachmittag noch eine Kurzwanderung auf dem Kepler Track. Der nicht ungefährliche Rundwanderweg ist insgesamt 60 km lang und kann nur bei einer mehrtägigen Wanderung bewältigt werden.

Unsere heutige Herberge ist das Kingsgate Hotel in Te Anau. Dort gibt es das nächste Malheur beim Dinner. Nichts funktioniert... und das bei völlig leerem Hotelrestaurant! Wir sind die einzigen Gäste. Offensichtlich hat die Kingsgate Hotelgruppe nur ungelerntes Personal in Service und Küche beschäftigt... I am not alone in this opinion.

An der Küste und in den hiesigen Fjorden gibt es fantastische Langusten. Die werden aber weder von Piet erwähnt noch uns auf eigene Kosten angeboten.

In der Nähe von Te Anau kann man eine Höhle besichtigen, in der zigtausend Glühwürmchen einen Indoor Sternenhimmel illuminieren. Mit einem Boot wird man dazu in fast völliger Dunkelheit an den Glühwürmchen vorbeigefahren. Einige von uns gönnen sich dieses Vergnügen und erzählen anschließend begeistert davon. Glühwürmchen (hier "firefly" genannt) sind eigentlich gar keine Würmchen, sondern Käfer, die chemische Energie nahezu verlustfrei in kaltes Licht umwandeln. Diesen Vorgang nennt man Biolumineszenz.


24.12.17- 12. Tag: SO Milford Sound  ===HEILIG ABEND===

Durch eine abwechslungsreiche Berglandschaft fahren wir zum Milford Sound, dem einzigartigen Landschaftsjuwel der Südinsel. Am Ende der Strecke liegt der einspurig zu befahrene 1.300 m lange Homer Tunnel. Da die wechselseitige Einfahrt in den Tunnel mit Ampeln geregelt ist, gibt es Wartezeiten. Und die werden schamlos von einheimischen Papageien, den Keas ausgenutzt. Sie knabbern alles am Auto an, was aus Gummi oder Plastik ist. Da sind sie regelrecht geil drauf. Deshalb sollte man sie im Auge behalten. Die Tunneldurchfahrt selbst kann leichte Beklemmung verursachen, roher Felsen, kaum Beleuchtung, Wasser, das von der Decke läuft, wie in einem Bergwerk. Etwas ähnliches habe ich in den alten Tunnels auf Madeira gesehen.

Just in time kommen wir an der Anlegestelle des Rundfahrt- Katamarans am Milford Sound an. Die ca. zweistündige Fahrt geht fast bis aufs offene Meer der Tasman See hinaus und zeigt uns die ganze Schönheit dieses Fjords. Rudyard Kipling soll ihn als 8. Weltwunder bezeichnet haben. Na ja, vielleicht ein wenig übertrieben. Das feuchte Klima lässt die Wasserfälle häufig zu gewaltigem Umfang anschwellen. Es ist die regenreichste Gegend hier und der Regenwald reicht bis ans Ufer. Uns verschont der Regen, wir erleben einen der wenigen Sonnentage.

Anschließend geht es durch den Homer- Tunnel wieder zurück. Über Te Anau fahren wir zum einsam gelegenen Wakatipu- Sees. Der See ändert seinen Wasserspiegel alle paar Minuten um bis zu 12 cm. Das liegt am Wechsel des Atmosphärendrucks, hervorgerufen durch kalte und warme Luftströmungen über dem See.

Wir erreichen Queenstown. Hier sind zwei Übernachtungen vorgesehen im gebuchten Heartland Hotel, wo wir in den komfortableren Scenic Suites untergebracht werden, ein Upgrade des Hotels, das wir genießen. Von den Balkonen der Suites hat man einen guten Ausblick auf die "bemerkenswerten Berge" (remarkable mountains) der Herr der Ringe- Trilogie, die sich als Kulisse vor Queenstown aufbauen.

Im Gegensatz zu unseren Freunden aus Südeuropa gehen Neuseeländer schon früh zum Abendessen. So ist 18 Uhr eine völlig übliche Zeit fürs Dinner. Dafür machen die Restaurants dann auch schon um 22 Uhr zu. Man will schließlich auch in der Gastronomie Feierabend haben... Meinem Biorythmus kommt das entgegen. 

Auch was den Service in den Restaurants angeht, gibt es Unterschiede zu dem, was wir gewohnt sind. Die Kellner verstehen sich nicht als Dienstleister. Sie dienen nicht, sie "helfen" dem Gast... Die neuseeländische Gesellschaft scheint immer noch durch den postulierten Gleichheitsgrundsatz geprägt zu sein.

Ich bekomme mit viel Glück einen Platz in dem sehr empfehlenswerten Restaurant Botswana Butchery an der Promenade des Lake Wakatipu. Den Tisch teile ich mir mit Chuck, Johnny und Freddy, drei jungen Neuseeländern, die es heute abend mal richtig kulinarisch krachen lassen wollen. Ich gönne mir einen wunderbar zubereiteten Langustenschwanz, die Königsklasse der Meeresfrüchte, genau das richtige Festessen zum Heiligen Abend! Ein ausgesprochen delikates Dinner! Unser Tisch wird heute abend noch viele Bierrunden ordern und so zum Lieblingsplatz der Kellnerinnen. Johnny, you shouldn´t have done that! Wir amüsieren uns prächtig.

Der meistbesuchte Erholungsort der Südinsel ist völlig überlaufen von Besuchern. Neuseeland hat Schulferien und viele machen über die Feiertage Urlaub. Es herrscht ein Schieben und Drängen.


25.12.17- 13. Tag: MO Queenstown ===1. WEIHNACHTSTAG===

Die Zeit in Queenstown liegt aktuell 12 Stunden vor der Zeit in Deutschland. Hier ist es Mo. 8:00 Uhr, zuhause So. 20:00 Uhr. Also wünschen wir unseren Lieben in Deutschland per Telefon, SMS oder WhatsApp zum Heiligen Abend jetzt erst einmal "Frohe Weihnachten".

Weihnachten down under in Neuseeland - es gibt wohl für Europäer nichts skurrileres! Die Fensterscheiben der Geschäfte sind mit glitzerndem Sprühschnee und angeklebten Wollwölkchen dekoriert und der tätowierte Weihnachtsmann läuft unkonventionell in Sandalen herum. Weihnachtsbäume gibt es auch, aber keine Tannen oder Fichten, sondern Rata- Bäume (auf der Südinsel) bzw. Pōhutukawas (auf der Nordinsel). Das sind immergrüne Bäume, die eine ordentliche Größe erreichen können und zur Weihnachtszeit leuchtend rote Blüten tragen - sehr dekorativ!

Zu Weihnachten wird in Godzone viel getrunken, vor allem die berühmten Christmas booze. Das erfordert erhöhte Präsenz der Polizei im Straßenverkehr. Zum Dinner wird sehr oft ein Barbecue /BBQ veranstaltet, also Grillen bis zum Abwinken. Anschließend gibt es immer ein Dessert. Eine ganz besonders beliebte Nachspeise ist Pavlova, die berühmte, mit Sahne und Früchten gefüllte Torte aus einer Baisermasse - pures Hüftgold. Meinen Geschmack trifft das nicht.

Alternativ bieten sich Früchte als Dessert an, von denen besonders zu erwähnen sind: Tamarillos (Baumtomaten), Fejoas (Guaven), Boysenbeeren (Brombeerart) und Kiwanos (Hornmelonen).

Für den heutigen Tag hat der Veranstalter kein Programm vorgesehen, Piet hat sich verkrümelt. Wir verbringen einen selbst gestalteten Tag in Queenstown. Die Stadt ist das Activity Centre der Südinsel. Piet hat von mehr als 400 verschiedenen Freizeit- Aktivitäten gesprochen, die angeboten würden. Wer will, kann hier Earnslaw.Queenstownviele sportliche Abenteuer unternehmen, z.B. Bungee Jumping, Jet Ski oder Jet Boat Touren, Rennrodeln auf der Betonbahn, Downhill Biking, Rafting, oder auch eine Wanderung, eine Bootsfahrt mit dem Raddampfer TSS Earnslaw auf dem Wakatipu-See oder eine Seilbahnfahrt mit der Skyline Queenstown Gondola auf den "Bob´s Peak". Den neuesten Thrill bietet der Shark Ride, eine Fahrt mit einem Torpedo- ähnlichen mechanischen Hai, der teilweise knapp unter die Wasseroberfläche taucht und dann wieder unvermittelt aus dem Wasser schießt. Das Teil wird von einem Shark- Piloten gefahren und bietet für nur eine Person Mitfahrgelegenheit. Der ultimative Kick!

Alle Aktivitäten sind heute jedoch durch den Feiertag und den Regen eingeschränkt, der erst am Nachmittag aufhört. Gestern hatten wir noch 32° C, heute Regen und 18° C. Also lege ich einen Relax- Tag ein, der mir richtig gut tut nach den vielen Kilometern im Bus und einer zwischenzeitlich fast überstandenen schweren Erkältung. Das aus Singapur mitgebrachte Tiger Balm White verschafft mir Erleichterung für meine Nasennebenhöhlen und Bronchien. Und den gestrigen Abend gilt es auch noch zu verdauen...

Weihnachten haben fast alle Restaurants im Ort geschlossen. Wohl deshalb hat die Reiseagentur ein Dinner im Hotel bestellt. Küche und Service können uns leider auch im Heartland nicht überzeugen. Neuseeländer sind da generell wohl weniger anspruchsvoll als Europäer.


26.12.17- 14. Tag: DI Mt. Aspiring - Fox Glacier ===2. WEIHNACHTSTAG===

Der Regen hat schon am Vortag aufgehört. Wir beginnen die nächste Etappe unserer Reise mit einem frühmorgendlichen Besuch des ehemaligen Goldgräberortes Arrowtown, der heute ein touristisches Remake feiert. Es ist halb neun und niemand auf der Straße. Keine Ahnung, was sich Piet bei diesem Stop gedacht hat, der grundsätzlich seine Gruppe zu früher Stunde zur Weiterfahrt antreten lässt um als erster mit seinem Leo die Sightseeingpoints anzufahren und abzuhaken.

Piet fährt mit uns weiter über die Crown Range genannte Serpentinenstraße zwischen Queenstown und Wanaka. Auf dem Plateau liegt eines der ältesten Hotels des Landes, das Cardrona Hotel, dessen Original- Fassade aus dem Jahr 1863 man liebevoll restauriert hat. Ein Oldtimer und eine alte Tanksäule vervollständigen den historischen Eindruck. Die Herberge stammt noch aus der Zeit des Goldrausches hier. Hinter der Fassade verbergen sich ein uriger alter Pub und sehr beliebte, moderne Zimmer mit Blockhaus- Atmosphäre.

Entlang der idyllischen Seen Wanaka und Hawea durchqueren wir durch das Gebiet des von einer alpinen Landschaft geprägten Mt. Aspiring- Nationalparks. Der Nationalpark ist ein Paradies sowohl für Kurzwanderungen und auch für mehrtägige Touren. Für die Übernachtung der Wanderer wurden zahlreiche Hütten und Campingplätze eingerichtet. Gletscher, Schneefelder, Berge und Täler bieten Lebensraum für verschiedene Wildtiere.

Sehr bald wechselt die Vegetation, nach den trockenen Grasebenen Zentral- Otagos dominieren jetzt die immergrünen Regenwälder. Wir überqueren den Haast- Pass, Klima- und Wasserscheide der Südalpen. Nördlich des Haast Rivers bietet sich uns die Möglichkeit zu einer Wanderung auf dem Monro Beach Walk bis zur Tasman See. Der Weg führt durch dichten Regenwald und der Regen stellt sich wie bestellt auch bald ein.

Wir setzen die Fahrt fort Richtung Fox- Gletscher, den wir aus der Ferne bei der vorherrschenden klaren Sicht recht gut erkennen können, ebenfalls den Mt. Cook und den Mt. Tasman. In den Berg- und Gletschergebieten lebt der endemische Kea- Papagei, den wir ja schon am Homer- Tunnel kennengelernt haben.

Übernachtet wird heute im Heartland Hotel Fox Glacier.

Die einzige Enttäuschung dieser Reise ist für mich bisher das organisierte Essen in den Hotelrestaurants - und so wird es auch bleiben ohne dass ich es ständig wiederhole.

In den umliegenden Restaurants zu essen ist nicht viel besser. Alles dasselbe, Fish`n Chips scheint hier das Nationalgericht zu sein. Auch für Piet. Er unterstellt wohl, dass alle diese Fastfood- Vorliebe haben, denn Empfehlungen für Restaurants mit höherwertiger Küche gibt er nicht, die muss man sich schon selbst suchen. In einem Land mit so reichhaltigem Seafood und so hervorragender Fleischqualität ist das wirklich mehr als bedauerlich.

Ist Neuseeland das Land der Backpacker, Camper, Wanderer, Sportler...? Das würde einiges erklären.


27.12.17- 15. Tag: MI Westküstenfahrt

Heute Morgen soll für interessierte Reiseteilnehmer die Gelegenheit zu einem 30- 40 minütigen Hubschrauberrundflug über die Alpen- und Gletscherlandschaft des Westland- Nationalparks bestehen. Sie müssen bis zum letzten Moment bangen, denn die Heli- Piloten starten nur, wenn es keinerlei wetterbedingte Einschränkungen gibt, die dagegen sprechen. Die Reisekameraden haben aber Glück und können ihren Flug absolvieren. Je nach Dauer und Gletscherlandung kosten die Flüge bis zu 460 NZD p.P. Es muss grandios und den Preis wert gewesen sein...

Nach kurzer Fahrt erreichen wir das imposante Tal des Franz-Josef-Gletschers. Sich einem Gletscher unbedarft zu nähern, kann gefährlich sein, wenn man bestimmte Verhaltensregeln missachtet. So sollte man die Sicherheitsabsperrungen nicht übertreten. Eis- und Steinschlag sind eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Das gilt auch für plötzlich einsetzende Fluten aus Eis, Stein und Wasser.

Die weitere Strecke führt entlang der immergrünen Westküste nach Hokitika, wo wir eine Jade- Manufaktur besuchen. Es handelt sich um die hier vorkommende Nephrit Jade, auch Greenstone genannt. Die Naomis nennen sie Pounamu. Diese Jadeart ist sehr hart, fast so wie Diamant. Aus ihr wurden früher neben Schmuck auch Waffen und Werkzeuge hergestellt. Der Koru (Spirale), der ein sich öffnendes Farnblatt darstellt, symbolisiert den Beginn neuen Lebens oder eines Neuanfangs, er ist ein Sinnbild für Wachstum, Neubeginn und Potenzial.

Te Reo Māori, die Sprache der Māori, ist übrigens seit 1987 neben dem Englischen die zweite offizielle Landessprache. Nur 15% der Bevölkerung gehören zu den polynesisch-stämmigen indigenen Maori, den ersten Siedlern auf Neuseeland. Māori und Pākehās, so der Name für die ankommenden Europäer - zwei Welten trafen aufeinander. Und wie so oft in der Geschichte der Kolonialisierung waren diese Begegnungen nicht von Freundschaft und gegenseitigem Verständnis gekennzeichnet.

Heute hat man sich arrangiert und die europäischen und asiatischen Einwanderer haben die Namen der Maoris für Orte, Naturereignisse, Flora und Fauna oftmals übernommen.

Die Route folgt der wildromantischen Küstenstraße, die durch den Paparoa Nationalpark führt. In Punakaiki sehen wir die "Pfannkuchenfelsen" an der Küste. Sie haben - mit viel Fantasie des Betrachters - die Form übereinander gestapelter Pfannkuchen. Hier gibt es auch natürliche Wasserfontänen zu bestaunen, die durch die Wucht des anstürmenden Meerwassers in Hohlräumen im Fels entstehen. Anschließend fahren wir durch die Bullerschlucht wieder landeinwärts.

Unser Tagesziel ist das Kaff St. Arnaud im Nelson Lakes Nationalpark. Diese Tagesetappe ist ziemlich sinnentleert und überflüssig. Wir sitzen fast 11 Stunden im Bus - 410 km mit einigen kurzen Stops. Da die Route unserer Rundreise durch die Süd- und Nordinsel führt, von Stewart Island bis zur Bay of Islands, sind solche Etappen aber unvermeidlich. Und sie standen von Anfang an fest. Schließlich wollen alle Reiseteilnehmer soviel wie möglich von Neuseeland sehen.

Wir übernachten in der Alpine Lodge.


28.12.17- 16. Tag: DO Abel Tasman Nationalpark

Bei einem vierstündigen Schiffsausflug können wir heute die Küstenlandschaft des Abel Tasman Nationalparks genießen. Er ist bekannt für seine goldgelben Strände und viele Farnbäume. Ab und zu können hier Robben beobachtet werden. Den Reiseteilnehmern wird von Piet freigestellt, hier an einer der Strandbuchten anzulanden und sich zum nächsten Termin ca. 2 Std. später wieder von einem Schiff dieser Linie für den Rückweg aufnehmen zu lassen.

Ich bevorzuge einen leichten Mittagsimbiss in Kaiteriteri und fahre deshalb schon mal mit dem Ausflugskatamaran vor. Im örtlichen Kai Restaurant an der Promenade lasse ich mich auf der Veranda nieder und geniesse eine Portion Mussels and Cockles in Cider- Kokosmilchsauce mit frischen Chilis, Petersilie und Ciabatta. Bei den Mussels handelt es sich um die hiesigen Grünlippmuscheln, ähnlich unseren Miesmuscheln. Cockles sind Herzmuscheln. Dazu ein Gläschen Sauvignon Blanc und alles ist perfekt. Und dann diese Aussicht auf die Bucht bei sonnigem Wetter, 21° und einem leichten Wind von der Tasman See! Das gefällt mir ohne jede Einschränkung.

An den Nebentischen fallen die sonnengebräunten Jungs auf, die figürlich alle Farmer, Holzfäller oder Rugby- Spieler sein müssen. Tattoos, sehr gerne mit Maori- Motiven, sind angesagt und Muscles Shirts. Damit und einem perfekten Sixpack weiß Mann überall auf der Welt die Mädels zu beeindrucken.

Der niederländische Seefahrer Abel Tasman erreichte schon 1642 bei einer Umsegelung Australiens als erster Europäer Neuseeland, setzte aber nie einen Fuß auf die Inseln. Das war dem Engländer James Cook vorbehalten, der 130 Jahre später hier anlandete. Daher wurde "Nova Zeelandia", benannt nach der holländischen Provinz, nicht holländische, sondern britische Kronkolonie. Cook anglisierte den Namen in "New Zealand".

Wir setzen unsere Reise fort in die Künstlerstadt Nelson und übernachten dort im  Beachcomber Inn. Das Umland ist besonders als Wein-, Apfel- und Hopfenanbaugebiet bekannt.


29.12.17- 17. Tag: FR Nelson - Blenheim - Kaikoura - Picton

Wieder mal sehr früher Aufbruch und Fahrt in die Provinz Marlborough. Durch das Naturschutzgebiet von Pelorus Bridge wird zunächst Havelock angefahren. Haupteinnahmequelle der Bevölkerung dieses kleinen Ortes ist die Zucht der Greenlip Mussels. Wir fahren durch. Es ist eh viel zu früh um sie irgendwo zu verkosten. Das ist sehr schade, aber ich habe sie ja schon in Kaiteriteri genossen.

Weiter gehts nach Blenheim in die Provinz Marlborough, Neuseelands größtem und bekanntestem Weinanbaugebiet. Blenheim ist die Hauptstadt der Weinproduktion in Neuseeland. Große Weingüter wie etwa Marisco oder Villa Maria Estate sind hier beheimatet. Die perfekte Rebsorte für den hiesigen Anbau ist die Sauvignon Blanc Traube, die ursprünglich aus dem Loire- Tal stammt. Mein absoluter Favorit ist der Villa Maria Sauvignon Blanc Marlborough - Cellar Selection!

Wer nun glaubt, Piet hätte hier mal einen Frühschoppen oder eine Weinprobe vorgesehen, hat sich getäuscht. Erst auf andauerndes Drängen einer Mitreisenden hält er am "The Vines Village", das auch einen Weinkeller und -shop für die Besucher vorhält. Doch es ist frühmorgens 9:25, der Weinshop öffnet erst um 10:00. Also kein Frühschoppen, sondern Kaffeetrinken. Immerhin, hier gibt es einen richtigen, frisch aufgeschütteten Filterkaffee, ansonsten immer nur Instantkaffee.

Die Winzer und Farmer schützen Ihre Pflanzen mit mehrere Meter hohen Hecken gegen den starken Wind. Nur die an der Straße gelegene Seite bleibt heckenfrei. Diesen natürlichen Schutz findet man auf der Süd- und Nordinsel.

Der Ostküste entlang fahren wir schließlich weiter nach Kaikoura, dem Ort des letzten schweren Erdbebens. Das sehr nährstoffreiche Meer bei Kaikoura wird von Walen, insbesondere Pottwalen, aufgesucht und ist deshalb ein idealer Ort für Walbeobachtungen. Alle 13 Reiseteilnehmer wollen an dem angebotenen Bootsausflug teilnehmen, der eine großen Wahrscheinlichkeit garantiert, vom Boot aus Wale beobachten zu können. Sollte kein Wal gesichtet werden, erstattet der Whale Watch- Veranstalter 80% des Ausflugspreises zurück. Der Spaß kostet 150 NZD und ist jeden Cent wert! 

Der zweistündige Schiffstrip mit dem speziell für diesen Zweck gebauten Motorkatamaran findet nur bei günstigen Wetterbedingungen statt. Das hat seinen Grund. Der Kat muss einige Kilometer vor die Küste auf die offene See hinausfahren. Hier sind wir über einem tiefen Meeresgraben, in dem der Polarstrom von Süden und die Meeresströmung aus den tropischen Regionen im Norden zusammenfließen. Das sind ideale Lebensbedingungen für Kleinorganismen, die Hauptnahrung der Wale. Das Meer ist selbst bei günstigen Wetterverhältnissen wie heute recht unruhig und die vor den Sesseln an Bord eingesteckten Kotzbeutel erfahren den Zuspruch einiger Passagiere. 

In rasanter Fahrt geht es mit dem turbinengetriebenen Kat hinaus aufs Meer. Ein Schwesterschiff hat bereits die Ortung der Wale aufgenommen. Kurz nachdem wir an der Stelle sind, taucht ein Pottwal- Bulle auf um Luft zu holen. Ich habe fast den Eindruck, es handele sich um ein halb aufgetauchtes U-Boot, so massiv ist sein Körper. Nach einigen Malen Atemholen taucht er wieder in die Tiefen des Meeresgrabens ab, nicht jedoch ohne uns seine Fluke, die Schwanzflosse, zu zeigen. Das ist der "Fingerabdruck" eines jeden Wals, da die Fluke jedes der Meeressäuger anders aussieht. Die Besatzung kennt diesen Wal als Stammgast in der Region.

Den Pottwal nannten die ersten Walfänger Spermwhale, weil sie die milchige Substanz, die man in den Köpfen von Kadavern fand, fälschlicherweise für Sperma der Wale hielten. Große Bullen erreichen Längen von über 20 Metern und ein Gewicht von über 50 Tonnen.

Auf der weiteren Fahrt übers Meer bekommen wir noch Schwarzdelfine und Hectordelfine zu Gesicht, die munter unser Schiff umkreisen und ausgelassen einige Kunststücke vorführen. Delfine können bis zu 9 m hoch aus dem Wasser springen.

Dieser Abstecher von der Hauptstrecke nach Kaikoura hat sich wirklich gelohnt! Wieder an Land geht es am Nachmittag parallel zur Küstenlinie zum pittoresk in einer Bucht gelegenen Hafenstädtchen Picton. Unser Übernachtungsdomizil ist das Beachcomber Inn Picton.

Picton ist zugleich Sportboothafen und Fährhafen für die Fähre zur Nordinsel. Es gibt einige Hotels/Motels und wie immer - Fastfood- Restaurants aller Art. Meine Meinung dazu ist ja bekannt.


30.12.17- 18. Tag: SA Picton - Wellington

Am Morgen dürfen wir ein wenig ausschlafen. Erst um 10:45 legt die große Fähre, die Cook Strait Ferry, ab. Wir lassen "unseren Leo" zurück, und setzen ohne Fahrzeug über. Piet nimmt herzzerreißend Abschied von seinem geliebten Leo.
Ein letztes mal: "Leo sagt, wir haben 22° C"...

Die rund dreistündige Überfahrt geht zunächst durch die romantischen Marlborough Sounds, bevor wir das rauhe, offene Meer der Cook Strait erreichen. 92 km, davon 22 km bzw. 12 Seemeilen der berüchtigten offenen See liegen vor uns. Doch wir haben Glück, die See ist ruhig und die Überfahrt verläuft ohne weitere Beeinträchtigungen... 

weiter zur Nordinsel Neuseelands

 

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Meine Literatur- und Video- Tipps (ein Klick auf den Titel führt zu Amazon):

Da wären zunächst mal zwei DVDs.

Whale Rider ist ein wirklich bewegender Film über das Leben der Maori und ihrer Mythen. Das Mädchen Paikea (Keisha Castle-Hughes) kämpft um Anerkennung und Liebe ihres Großvaters und gegen die Maori- Traditionen.

Mahana - eine Maori-Saga ist ein mitreißendes Familiendrama nach einem Roman des Autors von Whale Rider, Witi Ihimaera, der die Zerissenheit der Maori zwischen Traditionen und Moderne thematisiert.

Als begleitende Reiseführer- Lektüre haben meinen Mitreisenden und mir mit ihren ausgiebigen Informationen zu Land und Leuten sehr geholfen:

- Neuseeland - lonely planet

- Neuseeland - Michael Müller Reiesehandbuch

- Neuseeland - Reise Know How

Ich hatte den Reise Know How- Führer als ebook auf dem Tablet dabei und kann ihn nur weiterempfehlen.

Hier gehts zurück zur Startseite: www.travelhomepage.de (falls es mit dem Slide-In-Menü am linken Rand nicht klappen sollte...)