Montag, 12.11.2007
Eine sehr lange Busfahrt nach Kapstadt steht bevor. Die erste Pinkelpause,
unter uns "technischer Stopp" genannt, wird in Heidelberg eingelegt. Richtig gelesen! Viele Ortsnamen haben hier deutsche oder
niederländische Bezüge. In Heidelberg trinke ich mit Rike
in einem wirklich originellen, weil romantisch verklärten Cafe
einen guten Espresso. Hier findet man auf dem Klo noch den gehäkelten
Klorollen- Überzieher der 60er Jahre. Nebenan eine
"Biltong- Fabriek", ein Trockenfleisch- Laden, der auch einige
Spezialitäten vorzuweisen hat. Der Chef verkauft hier neben dem
üblichen Rind-, Straußen- und Kudu- Biltong auch Trockenwurst
a la Bifi. Zum besseren Transport verschweißt er die gekaufte
Ware auch vakuumisiert.
Dann gehts weiter nach Swellendam,
wo wir die "Drostei", das alte kapholländische Ortsvorsteherhaus,
besichtigen. Ich bin
ganz ehrlich, das kann man auch am Niederrhein oder in Holland sehen,
dafür muss ich nicht nach Südafrika fliegen. Aber egal, gehört
ja irgendwie auch zur Geschichte dieses Staates.
Viel mehr begeistert hat
uns dann der anschließende Aufenthalt in Hermanus am Meer. Von der felsgesäumten Promenade des Ortes können
wir zu dieser Jahreszeit Wale beobachten, die bis auf 50
m an die Küste heranschwimmen, ihre Luftfontänen blasen und
dann mit ihren riesigen Schwanzflossen im Meer wieder abtauchen. Hier
in Hermanus ist es vornehmlich der Southern Right Whale, dessen Bestand
weltweit wieder auf 7000 Exemplare gestiegen ist. Er war bis zur Vereinbarung
des Artenschutzabkommens von der völligen Ausrottung bedroht. Mich
begeistern diese riesigen Säuger
immer wieder, der Verlust dieser Tiergattung wäre für uns
Menschen wirklich entsetzlich.
Am Spätnachmittag erreichen
wir Kapstadt bzw. engl. "Cape Town" oder afrikaans
"Kaapstad". Die Autobahnzufahrt führt vorbei an der 750.000
Bewohner zählenden Township Khayelitsha und der Slum- Siedlung
Crossroads, beide auch Überbleibsel aus der Apartheidzeit.
Wir werden diese Ghettos nicht näher kennenlernen. Helen Zille,
die Oberbürgermeisterin von Cape Town, Chefin der Oppositionspartei
Democratic lliance und Großnichte von Heinrich Zille, dem berühmten
sozialkritischen Milieuzeichner aus Berlin, hat hier noch einiges zu
tun. Auch das Groote Schuur- Krankenhaus, an dem Prof. Bernard 1967
die erste Herztransplantation der Welt leitete, liegt auf unserer Route.
In Südafrika wird 2010 die Fußball- WM stattfinden. Fußball war hier traditionell immer der Sport der schwarzen Bevölkerung. Die Weißen sind Anhänger des Rugbysports. So wurde die "Springboks" genannte Nationalmannschaft Südafrikas erst gerade wieder Rugby- Weltmeister. Mittlerweile sind die Hautfarben in beiden Sportarten zunehmend gemischter. Dazu hat auch die große Geste Nelson Mandelas beigetragen, als er als Staatspräsident 1995 beim ersten WM-Triumph der Springboks im eigenen Land deren Trikot überzog. Dem Giga- Event der bevorstehenden Fußball- WM werden große Sicherheitsbedenken entgegengebracht. Hoffentlich kann der Verlauf des Turniers diese Bedenken entkräften.
Wujani, unser Busfahrer, setzt uns im Stadtzentrum vor dem Southern Sun Cape Sun Hotel ab. Dieses 32- stöckige Businesshotel weiß mit den gewohnten Annehmlichkeiten aufzuwarten. Ich habe ein Zimmer in der 23. Etage mit atemberaubenden Blick auf den Tafelberg. Allein dieser Ausblick ist schon sensationell. Nur wenige Städte der Welt haben eine solch imposante Kulisse.
Heute abend gibt es wieder mal ein Buffet. Im Cape Sun haben die angebotenen Speisen eine durchgehend gute Qualität. Danach genehmigen wir uns noch einen Schlummertrunk an der Wodka- Bar und schlafen danach den Schlaf der Gerechten.
Dienstag, 13.11.2007
Der Tafelberg scheint heute morgen frei von Wolken zu werden. Doch
zunächst geht es in das Malayenviertel Bo Kaap mit seinen
kitschig grellbunten Häusern. Es handelt sich um Kapstadts ältesten
Stadtteil. Die Kap Malayen haben ihre kulturelle Identität und
ihren moslemischen Glauben bewahrt. Viele der Bewohner sind Nachfahren
der
im 17. und 18. Jahrhundert von der Holländisch-Ostindischen Handelskompanie
aus Indonesien, Sri Lanka, Indien und Malaysia verschleppten Sklaven.
Das alte Malayen Viertel mit seinen engen, steilen Gassen, schlicht
verzierten Handwerkerhäusern, Moscheen und Minaretten erstreckt
sich von der Buitengracht Straße bis hinauf zum Signal Hill. Es
wurde restauriert und farbenfroh gestrichen.
Dann bringt uns der Bus
zur Talstation der Tafelberg-
Seilbahn. Die runden Kabinen der Seilbahn fassen jeweils 65
Personen und drehen sich während der Fahrt um sich selbst. So kommt
jeder Passagier zu einem 360°- Panoramablick mit ausreichenden Fotomotiven.
An der Bergstation auf dem Plateau angekommen erkunden wir auf den angelegten
Spazierwegen die Fauna und Flora des Tafelbergs.
Hier oben, 1000 m über N.N. , gibt es eine der reichsten Vegetationszonen der Welt - mit einer höheren Anzahl an Pflanzenarten, als sie beispielsweise auf den britischen Inseln oder Neuseeland vorkommen. Deshalb wurde die Tafelberg- Region auch in die Unesco- Liste der Weltnaturwunder aufgenommen. Der größte Teil der Vegetation besteht aus Buschgestrüpp, hier "Fynbos" genannt. Aber auch Erikas, Gladiolen und natürlich zahlreiche Proteenarten sind zu finden. Die prachtvolle Königsprotea ist die Nationalblume des Landes.
Wir haben unglaubliches Glück
mit dem Wetter, denn oftmals ist der Tafelberg von tiefhängenden
Wolken verdeckt. Dann ist die Aussicht gleich null. Heute aber können
wir über die gesamte Bucht zwischen Lions Head und Devils Peak
bis nach Robben Island blicken. Eine grandiose Aussicht, die wir mit
einem Gläschen südafrikanischem Sekt feiern. Prosit!
Ein kleiner persönlicher Wermutstropfen: Auf dem Tafelberg verbrenne ich mir gewaltig die Kopfhaut, die ich ansonsten immer mit einem Hut geschützt habe. Heute nicht. Eigene Blödheit, die das Ozonloch sofort bestraft. Die Sonne knallt in Südafrika wirklich erbarmungslos!
Es folgt ein Spaziergang
durch das historische Zentrum von Kapstadt. Das kurze Vorbeischauen
bei der alten Festung wird bei der mittäglichen Militärzeremonie
mit einem Kanonenschuß vom Signal Hill abgebrochen. Wir
laufen durch die Company´s Gardens, vorbei am Jan van Riebeeck-
Denkmal, den Museen, dem Präsidentensitz De Tuynhuys und dem Parlamentsgebäude.
Ein Eichhörnchen fesselt in den Parkanlagen meine Aufmerksamkeit.
Manchmal ist eben das Kleine das wirklich fesselnde... Dann beginnt
unser "freier Nachmittag". Wir durchstreifen die Innenstadt
in kleinen Gruppen. Besonders interessant ist es auf dem Green Market
Square, einem schönen alten Platz, der heute von Händlern
mit ihrem Nippes belagert wird, sowie in den Geschäften auf der
Long Street. Hier muss man einfach einmal in den Pan
African Market reinschauen, wo in einem mehrstöckigen
alten
Haus eine Unmenge aller Arten afrikanischen Kunsthandwerks angeboten
wird. Ein CD- Laden in der Nachbarschaft erweist sich als Fundgrube
für afrikanische Musik. Der Nachmittag vergeht viel zu schnell.
Abends fahren wir mit dem
Hotel- Shuttle runter zur Victoria & Alfred Waterfront am
alten Hafen. Hier gibt es jede Menge Restaurants, Bistros, Pubs, Eis-
und Kaffeeläden neben den üblichen Andenken- und Kunsthandwerksgeschäften.
Also eine typische Touristenmeile am Hafen. Wir essen zu Abend in einem
Jazz- Restaurant, dem Green
Dolphin. Von unseren Tischen auf einer Holzempore können
wir direkt auf die Bühne sehen, wo eine asiatisch anmutende Sängerin
von Klavier und Jazz- Gitarre begleitet wird.
Auf
ein gepflegtes belgisches Bierchen wechsle ich mit einer kleineren Gruppe
danach in die gemütliche Den
Anker Bar.
-> nächste Etappe: Weinroute und
Kap der Guten Hoffnung
Hier
gibt es den Reisebericht
(Teil 4) als PDF zum Ausdrucken.
Und hier gehts zurück zur Startseite: www.travelhomepage.de (falls es mit dem Slide-In-Menü am linken Rand nicht klappen sollte...)