Sweet Home Alabama

Big wheels keep on turning,
carry me home to see my kin
singing songs about the southland.
I miss ole bamy once again and I think it's a sin.   Yes.

Well, I heard Mister Young sing about her.
Well, I heard ole Neil put her down.
Well, I hope Neil Young will remember
a southern man don't need him around anyhow.

Sweet home Alabama, where the skies are so blue,

sweet home Alabama, Lord, I'm coming home to you ...

Den Titel von Lynyrd Skynyrd hören wir auf unserer Reise ständig im Autoradio. Das Lied hat immer noch den selben alten faszinierenden Charme der 70er.

Wir sind auf dem Weg nach Huntsville, AL, der Raketenstadt, die mit der Übersiedlung Wernher von Brauns und seines Teams Ende der 40er zur Boomtown für das beginnende Raumfahrtzeitalter wurde. Hier wurde die NASA gegründet, der Flug zum Mond vorbereitet und die Spaceshuttles, Spacelabs und das äußerst umstrittene SDI- Programm entwickelt. Bis heute ist Huntsville die Stadt der Wissenschaftler und Ingenieure geblieben.

Da dürfen wir uns einen ausgiebigen Besuch des U.S. Space & Rocket Center (Official NASA Visitor Center!) nicht entgehen lassen. Das Raumfahrtmuseum gliedert sich in das Space Museum, den Rocket Park und den Shuttle Park. Und draußen am Highway steht noch ein alter Blackbird- Tarnkappenbomber. Im Rahmen einer Busrundfahrt kann das Marshall Space Flight Center besichtigt werden, wo die wirklichen Astronauten "realtime" ausgebildet werden...

Unseren Besuch starten wir im Spacedome Theater (OMNIMAX). Schon nach wenigen Minuten wird mir so schlecht, daß ich im Sturzflug die Kuppel verlasse und die restliche Dauer des wohl sehr beeindruckenden Films (in 3D) draußen warte. Soll toll gewesen sein, sagt Sina anschließend...

Danach besichtigen wir das Space Museum. Hier wird - didaktisch ansprechend - alles zur Geschichte der (amerikanischen) Raumfahrt ausgestellt - von der Astronauten- Toilette bis zur Mondfähre, verziert mit den Fotos der Helden der Raumfahrt. Interaktive PC- Spielchen (Mondlandung, Shuttlestart, Aliens abballern) bereichern die Sammlung.

Anschließend geht es nach draußen, in den Rocket- Park. Hier stehen alle möglichen Raketen der letzten Jahrzehnte rum. Die riesige Saturn- V- Rakete beeindruckt am meisten. Ja, und dann gibt es da zwei Anlagen, in denen die geneigten -oder besser "gewillten"- Besucher das Gefühl der Beschleunigung und der Schwerelosigkeit am eigenen Leib ausprobieren können. Auch ohne die Warnhinweise an den Anlagen wäre ich wohl kaum auf die Idee gekommen, mich diesem Wahnsinn auszusetzen. Nicht so meine Tochter: Als erstes setzt sie sich in eine Abschußvorrichtung namens "Space Shot"  (oder "Sky Bump"?), welche die sitzenden (Versuchs-) Personen an einem Turm mit hoher Geschwindigkeit 30 m nach oben schießt - und anschließend wieder (im letzten Drittel gebremst) herunterfallen läßt. Der Thrill hat Sina gefallen. Sie meint, sie habe kürzlich auf Sylt etwas noch schnelleres ausprobiert. Mir wird schon beim Zusehen übel...

Dann folgt der ganz besondere Nervenkitzel: eine Zentrifuge, genannt "Speed- Accelerator" oder "G- Force". Sina probiert es aus und beschreibt ihr Erlebnis anschließend so: "Ich glaubte, mich nicht fortzubewegen, es war total dunkel, mein Körper wurde nach hinten gerissen, mein Schädel drohte zu zerplatzen, ich konnte Arme und Beine nicht mehr bewegen." Na toll !
Und dann gibt es da noch das originalgetreu nachgebaute Spaceshuttle samt Trägerrakete zu bestaunen. Ach ja, für den totalen Raumfahrt- Fan bzw. Hobby- Astronauten: Die NASA veranstaltet hier mehrtägige sogenannte "Space Camps", bei denen alles mögliche selbst ausprobiert werden kann (möglicherweise auch ein Mars- Flug ??).

Es ist ziemlich kühl und windig hier auf dem Freigelände. Wir fahren weiter südlich nach Birmingham, das wir am Abend erreichen. Diesmal checken wir in einem Motel der La Quinta Inn & Suites ein.

Die Ausstattungs- Unterschiede der Mittelklasse- Motels sind nur minimal, Preisvergleiche lohnen sich also! Wir haben diesmal auf der Rundreise übernachtet bei Holiday Inn Express, Best Western, Comfort Inn, Quality Inn und La Quinta. Der Preis für eine Übernachtung (2 Pers./ 2 Queensize- Betten) betrug zwischen 60 und 90 $ incl. Tax. Teilweise war hierin das sogenannte Continental Breakfast enthalten, das aus Toastbrot mit Marmelade oder Streichkäse mit verwässertem Kaffe besteht, alles in Selbstbedienung, versteht sich. Ich empfehle jedem, sich die "Show your card and save"- Karte des ADAC zu besorgen und beim Einchecken nach AAA- Rates (sprich "Triple A- Rates") zu fragen. Da sind immer 10 % drin für Mitglieder des amerikan. Autofahrerverbandes und der ihm angeschlossenen internationalen Vereine! Das gilt auch für fast alle Museumsbesuche! Beim AvD bekommt man diese Karte übrigens nicht, der einzige Grund, der mich 1998 zu einem Übertritt zum ADAC bewogen hat. Vielleicht hat sich das inzwischen geändert.

Am nächsten Morgen wollen wir das Civil Rights Institute in Birmingham besichtigen. Im Reiseführer steht: "Di-Sa 10h-18h". Also sind wir um kurz nach 10 da. Kein Mensch weit und breit. Es ist Montag! Und geschlossen! Na Glückwunsch! Es soll kein Museum in Amerika geben, das die Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung besser erläutert. Absolut einmalig soll die didaktische Darbietung sein. Also, wenn Ihr in der Nähe seid... Wir hatten leider nicht das Glück. Ansonsten bietet Birmingham keine weiteren Highlights. Ach ja, heute ist Columbus- Day, ein bedeutender Feiertag, wovon wir allerdings nichts merken.

Was tun mit dem gewonnenen (oder besser "verlorenen") Vormittag? Wir beschließen, an diesem Tag bis zum Golf von Mexiko durchzurutschen. Irgendwo auf der eintönigen Strecke (Interstate Hwy, daher 70 mph = 110 km/h), ich glaube kurz hinter Montgomery kehren wir zum Lunch in ein Restaurant der "Ruby Tuesday"- Kette ein. Hier gibt es eine fantastische Salatbar mit allem Zip und Zap, auf die wir uns begierig stürzen. Ruby Tuesday- Lokale können wir auch ansonsten empfehlen.

Dann erreichen wir Mobile am Golf. Wir wollen aber noch ein Stück weiter nach Biloxi, der boomenden Urlauberstadt. Auf dem Weg dorthin - das Landschaftsbild hat sich von "bewaldeten Feldrainen" zu "bewaldeter Sumpflandschaft" verändert - ein unauffälliges Schild "Alligator Farm, Exit 123, 5 miles direction ...". Das ist es! Ich fahre die nächste raus und in Gegenrichtung wieder zurück. Nochmal ein Hinweisschild.. Es stellt sich als Orientierungsübung mit höherem Schwierigkeitsgrad heraus, die Farm zu finden. Wir schaffen es! Es sieht alles etwas suspekt hier aus. Zwei Typen, denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen würde, führen hier den Laden. Wir sind die einzigen Besucher. Ob wir "Walk" oder "Walk plus air- boat" wollen? Wir entschließen uns nur für den Spaziergang incl. (Hunde-) Futter für die Viecher. Dann stehen wir mitten im Gehege. Natürlich sind die Wege abgezäunt gegen das Freigelände, in dem es vor Alligatoren nur so wimmelt. Sina hat eine Heidenangst, über die baufällig wirkenden Stege in den Swamps zu laufen. Die Anlage ist auch nicht sonderlich professionell hergerichtet, so daß ihre Angst nicht ganz unbegründet ist. Unter uns (auf den Stegen) und neben uns zig Gators, die in ihren großzügigen Gehegen umherschwimmen. Sie lassen sich tatsächlich mit ins Wasser geworfenen Frolics füttern, schnappen aber nur gelangweilt danach. Nur von Farm- Tieren gelangen übrigens Häute und Fleisch in den Handel.

Es geht nach Biloxi, vor wenigen Jahren noch ein verschlafenes Kaff, das vom Glücksspiel wachgeküßt wurde. Heute reihen sich hier Kasino an Kasino, Golfplatz an Golfplatz, Hotel an Hotel, eine moderne Urlauber-Landschaft, die versucht, ein Südstaaten- Las Vegas zu werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Wir checken ein im Best Western Oak Manor Motel, direkt gegenüber dem Beau Rivage Casino. Aber im Gegensatz zu Las Vegas scheint hier "der Hund begraben" zu sein! Das spektakulärste sind für uns die schwerbewaffneten Sheriffs. Sie selbst wie auch ihre Autos sind aufgerüstet als stünde ein Großangriff auf Amerika bevor. So ist z.B. der Fonds der Polizeiwagen rundum mit Käfigstangen gesichert! Wahrscheinlich werden die ertappten Geschwindigkeitsübertreter auch noch zusätzlich gefesselt und geknebelt, natürlich nicht ohne vorher über ihre "Rechte" aufgeklärt worden zu sein. That´s America!

Ein anderes Thema: "Sexualität und (Schein-) Moral". Wir sehen Schilder am Straßenrand "Pregnant? Need Help? Call ......". Die 10- 14- jährigen Barbies wollen mit ihren sexuellen Erfahrungen den Älteren nacheifern, haben aber von Verhütung noch so gut wie nichts gehört - ein Tabuthema? Unerwünschte Schwangerschaften bei Jugendlichen sind oftmals die Folge, "Kinder mit Kindern" sind durchaus keine Seltenheit im Straßenbild. Nun ist es ja keineswegs so, daß die USA rückständiger sind als Europa, aber die dort geübte "Moral" hat schon etwas Scheinheiliges. Nacktszenen werden in diesem Land aus den Spielfilmen rausgeschnitten, dafür zieht man sonntags mit den Töchtern zum Schießstand...

Zurück an den Golf von Mexico: Südstaatenvillen an schneeweißem Strand, dazwischen allerdings vereinzelt Raffinerien und Industrieanlagen. Es ist immer noch recht kühl, so daß wir uns für Badefreuden am oder im Golf nicht interessieren. Hier ist das Urlaubsgebiet der Großstädter aus den Südstaaten...

Die Bundesstaaten Alabama und Louisiana gehen unmerklich ineinander über.
 

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