Mein Name ist Joe MacLeod. Mein Vetter Connor hat behauptet "Es kann nur einen geben", aber auch ich bin ein Highlander des MacLeod Clans und unsterblich. "Wir kamen aus der Dämmerung der Zeit und wanderten unerkannt durch die Jahrhunderte. Verborgen vor den Augen der Welt, kämpften und trachteten wir danach, die Zeit der Zusammenkunft zu erreichen. Wenn diejenigen, die dann übrig geblieben sind, den Kampf bis zum letzten Mann austragen werden. Ihr wusstet nicht, dass wir unter euch weilten – bis heute."

Vor 5 Jahren war ich bereits mit meinem Freund Rüdiger in Edinburgh. Wir haben auf einer Reise durch Schottland das Feuerwasser der Sterblichen namens Whisky näher erkundet und verkostet. Im 15. Jh. nannte man es übrigens auf Gälisch "uisge beatha". Aber für Rüdiger und mich gab es nur wenig Zeit zur Erkundung der Stadt und ihrer Besonderheiten.

Do, 03.08.2017 Edinburgh - New Town

Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands, das seine Bewohner Ednboro [ˈɛdɪnb(ə)ɹə] nennen. Diesmal besuche ich die Heimat meines Clans mit Verena. Wir haben uns beim letzten Jahreswechsel in London kennengelernt und teilen eine Vorliebe für den auf der Insel vorherrschenden speziellen Humor. Ich habe zuletzt im Siedlungsgebiet der Westphalen gelebt, das heute zu Deutschland gehört. Verena weiß nichts über meine wahre Identität.

Wir nehmen den Airlink 100 Bus, der uns nach knapp halbstündiger Fahrt vom Airport fast bis vor unser zentral gelegenes Hotel Motel One Edinburgh Princes in der New Town bringt. Der Airlink Bus hält an der Waverley Bridge. Alternativ kann man seit 2014 die neue Tram (Straßenbahn) vom Airport in die New Town nehmen. Beide Transportmöglichkeiten kosten fast das Gleiche. Als Tourist sollte man sie einer anonymen Taxi- Fahrt vorziehen, man sieht einfach mehr und viel Neues. Für mich, Joe MacLeod, ist vor allem die Neuzeit neu.

Unser Hotel gehört zur Motel One- Kette, eine junge deutsche Low-Budget-Hotelkette, die optimal auf Städtetourismus ausgerichtet ist - einfache, aber saubere Zimmer zum Übernachten, ein ausreichendes Frühstücksbuffet, eine gut bestückte Bar für den abendlichen Absacker und hochmotiviertes Personal. Zuletzt habe ich im Motel One in Dresden am Zwinger übernachtet. Sehr empfehlenswert! Das Flagship der Gruppe, das Upper West Berlin, hat gerade am Kudamm in Berlin, Höhe Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche eröffnet.

Die Hotelpreise sind an diesem Wochenende Festival-like! Selbst das Ibis nimmt Tagespreise "...from 219 £". Das sind derzeit immerhin 242 €.

Unmittelbar auf der anderen Seite der Princes Street liegt gegenüber unserem Hotel das alte Luxushotel The Balmoral und daneben der historische Bahnhof Waverly Station, gelegen zwischen Alt- und Neustadt.

Die Orientierung im Zentrum ist recht einfach: Die Royal Mile ist die Lebensader der mittelalterlichen "Old Town" und verläuft vom Holyrood- Palast zum Edinburgh Castle. Der Flanierboulevard der georgianischen "New Town" aus dem 18. Jh. hingegen ist die Princes Street, die mit vielen Geschäften auf der einen und einer Parkanlage auf der anderen Seite lockt.

Wir schlendern durch die Princes Street Gardens mit ihren zahlreichen Denkmälern und Statuen, allen voran natürlich das Scott Monument und das Denkmal für Sir Walter Scott, einem der meistgelesensten damaligen Autoren. Zu seinen Werken zählen u.a. Rob Roy und Ivanhoe.

Für 15 Uhr haben wir die Gin Connoisseur Tour in der Edinburgh Gin Distillery, 1a Rutland Place, gebucht. Während einer einstündigen Führung wird uns die Geschichte des Gin und seiner Herstellung erklärt. Im Destillierraum kann man einen Blick auf die heutige Produktion werfen. Danach folgt das Tasting, eine kommentierte Verkostung der hier produzierten Ginsorten - natürlich in homöopathischer Dosierung, sonst wäre der Tag für uns bereits gelaufen... Die Preise für den anschließenden Shop- Verkauf rechtfertigen das Mitschleppen der Spirituosen nicht. Instead of that we enjoy a refreshing G&T to finish!

Beim Wine and Spirits Competition (IWSC) 2017 konnte sich übrigens der Wacholderschnapps vom Discounter Aldi eine Goldmedaille sichern. Leider gibt es diesen Gin in Deutschland nicht bei Aldi zu kaufen - nur im United Kingdom! Wie sagte doch Winston Churchill? "The gin and tonic has saved more Englishmen’s lives, and minds, than all the doctors in the Empire!" Das gilt wohl auch für Schotten!

Hier wird ein besonderer koffeinhaltiger Softdrink hergestellt, Irn-Bru (ausgesprochen aie-n bru:), das in seiner Beliebtheit hier lange vor Coca Cola lag und durch seine schrille orange Farbe auffällt. Allerdings beinhaltet Irn-Bru krebserregenden Farbstoffe, weshalb es in vielen Ländern nur ohne diese Zusätze verkauft werden darf. Legendär sind die Werbekampagnen von Irn-Bru. Aber bunte Softdrinks sind nicht wirklich unser Ding...

Verena liebt Austern über alles, also habe ich heute Abend einen Tisch reserviert in der Oyster Bar im Cafe Royal, 19 West Register Street (nur 2 min vom Hotel gelegen).

Durch die alte Drehtür betreten wir zunächst die Circle Bar, wo man einen Aperitif nehmen kann. Unser Tisch ist noch nicht frei. Schließlich führt uns der Kellner in das dahinterliegende uralte Lokal, das 1863, also zu Viktorianischer Zeit eröffnet wurde. Ein Schritt in die Vergangenheit? Vielleicht vom Interieur her, nicht aber vom Angebot frischer Meeresfrüchte. Die Oyster Bar ist nämlich gar keine Bar, sondern ein gutes Seafood- Restaurant. Die Austern sind absolut frisch.

Trägt der Kellner etwa ein Schwert? Nein, es ist die Speisekarte. Ich hatte schon die Hand an meinem Schwertknauf. Wir MacLeods können nicht vorsichtig genug sein. Unser Widersacher Kurgan kann überall auftauchen um uns zu töten...

Verena und ich bestellen ein Dutzend Austern, je zur Hälfte pur und Kilpatrick Style (überbacken in Pancetta- Speck). Die Austern aus der Schottischen See sind einfach köstlich, die besten kommen vom Loch Fyne, einem Fjord an der Westküste.

Als Zwischengang ordert Verena "Haggis Bonbons", drei frittierte Kugeln dieser undefinierbaren Masse aus Fleisch, Innereien, Haferflocken, Zwiebeln, Salz und Gewürzen. Das äußerst beliebte Nationalgericht der Schotten wurde früher in einem Schafsmagen gekocht, heute in synthetischer Wursthülle. Haggis wird meist mit den klassischen Beilagen Neeps und mashed Tatties (schottisch für Steckrüben und Stampf-Kartoffeln) serviert. Und Haggis schmeckt erstaunlich gut! Das gilt schließlich auch für Pfälzer Saumagen, wovon dereinst Helmut Kohl Präsident Jacques Chirac und andere hochrangige Politiker überzeugen konnte.

Danach gibts ein Fischgericht - nicht spektakulär, aber ebenfalls durchaus gut. Warnhinweis auf der Karte: "Our fish may contain bones". Knochen im Fisch? Selbstverständlich sind Fischgräten gemeint...

Im Hotel gibt es noch einen Drink.


Fr, 04.08.2017 Old Town und Military Tattoo im Schatten der Burg

Nach dem Frühstück nehmen wir an einer Hop On Hop Off- Stadtrundfahrt teil um uns einen Überblick zu verschaffen. Die Live Guides und die Audioguides auf den einzelnen Bussen geben dabei recht brauchbare Erklärungen. Danach besuchen wir die Altstadt.

Meine Mutter setzte mich, Joe MacLeod, 1522 draußen in einem kleinen Weiler unseres Clan- Gebiets in die Welt. Im zarten Alter von 13 Jahren betrat ich erstmals unsere neue Hauptstadt Dùn Èideann, die Festung am Hügelhang, das heutige Edinburgh. Vermutlich würde man heute sagen, es war ein Kulturschock. Aufgewachsen unter den primitiven Umständen des Landlebens kam ich Rotzlümmel in die große Stadt, die erst vor knapp 100 Jahren unsere Hauptstadt geworden war. Vorher war es Perth. Zu dieser Zeit hatten wir jede Menge Probleme mit den Engländern, die unsere Stadt wiederholt plünderten. Wie sich unsere Hauptstadt über die nächsten 100 Jahre entwickeln würde, entzog sich damals meiner jugendlichen Vorstellungskraft, aber dreckig war sie schon damals.

Heute erkunden Verena und ich die Royal Mile mit ihren Gässchen und Passagen. Im 17. Jh. stank die Stadt zum Himmel. Man wohnte auf dem Hügel in 12- bis 15-stöckigen (!) Häusern auf kleinstem Raum, die Armen ganz unten und ganz oben, dazwischen die Kaufleute und Handwerker. Damals wurde bei zusätzlichem Platzbedarf einfach das vorhandene Haus immer weiter aufgestockt. Unten sammelte sich der ganze Dreck und die Fäkalien, die man täglich morgens um 10 aus dem Fenster schüttete. Warf man in einem der Pubs seinen Trinkbecher an die Wand, soll der dort im Dreck steckengeblieben sein. Dieses menschenunwürdige Umfeld war die Brutstätte zahlreicher Verbrechen.

Unterhalb des Burghügels und der Altstadt befand sich Nor Loch, ein Abwasser- See, der schon lange trockengelegt ist und wo sich heute die Princes Street Gardens befinden. Die Anlage dieses weitläufigen Stadtgartens fiel zusammen mit der ab Anfang des 19. Jh. planmäßigen Bebauung der New Town, die wir gestern erkundet haben.

Der eine oder andere hat sicher schon einmal von "Heart of Midlothian", einem Fußballclub aus Edinburgh gehört. Edinburgh ist nämlich die historische Hauptstadt der früheren Grafschaft Edinburghshire, die heute Midlothian heißt. Vermutlich leitet sich der Vereinsname indirekt von Sir Walter Scotts gleichnamigem Roman ab, der nach einem bereits 1817 abgerissenen Gefängnis benannt war. Es diente auch als öffentliche Hinrichtungsstätte. Seine ehemalige Lage in der Altstadt ist mit einem herzförmigen Mosaik im Kopfsteinpflaster auf der Royal Mile unmittelbar westlich von St.Giles gekennzeichnet, das auch das Vereinswappen bildet.

Was mich in meiner alten Heimatstadt sehr stört: Die meisten Männer tragen heute Hosen statt Kilts. Warum nur haben meine Landsleute sich diesem neuzeitlichen Modediktat unterworfen? Ein Kilt ist einfach viel bequemer als eine Hose!

Zur Mittagszeit besuchen wir Edinburgh Castle, die das Stadtbild prägende, auf einem 120 m hohen Felsen gelegene Burg. Es empfiehlt sich unbedingt, die Tickets für die Besichtigung vorher online zu ordern, z.B. hier. Wir schließen uns einer der kostenlosen Führungen an. Unser Guide ist eine Frau mit energisch lauter Stimme. Das ist gut, denn so kann man sie auch in der letzten Reihe verstehen.

Neben den schottischen Kronjuwelen und dem "Stone of Destiny", dem schottischen Krönungsstein kann man dort auch die Privatgemächer Maria Stuarts sowie das älteste Gebäude Edinburghs, die St. Margaret’s Chapel aus dem 11. Jahrhundert bewundern. Das ist mein altes Edinburgh! Aber heute regnet es und es macht einfach keinen Spaß in der Schlange auf den Einlaß zu warten. Unsere Guide macht uns auf einen Piper aufmerksam, den sie als den besten Piper Schottlands bezeichnet - weil er still ist... Es handelt sich um die lebensgroße Puppe eines Dudelsackpfeifers.

Verschiedene Ausstellungen sind auf dem Burggelände zu besichtigen. Wir schauen uns mal im "Museum about Prisons of War" um. Dort kann man sehen, wie Kriegsgefangene seit dem 18. Jh. auf der Burg untergebracht wurden. Man möchte nicht dabei gewesen sein. Unsere Guide meint, die Schotten seien zumindest immer fair gewesen, denn hier seien Kriegsgefangene aller Nationalitäten untergebracht worden.

Um 13 Uhr wird ein Schuß aus einem 105 mm- Geschütz abgegeben. Viele hundert Schaulustige warten im Regen auf dieses "Ereignis". Die Einwohner Edinburghs nennen den Schuß liebevoll "lunchtime bang"...

Mary Stewart, unsere geliebte Königin, war wohl eine ganz besondere Frau. Bereits mit 9 Monaten wurde sie zur Königin der Schotten gekrönt, im zarten Alter von 5 Jahren wurde sie nach Frankreich geschmuggelt, wo sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebte. Zurück in Schottland folgten zwei Ehen, die in die Brüche gingen. Ihr Sohn Jakob wurde später König von Schottland und England. Als sie nach England reiste um von ihrer Cousine, Königin Elisabeth I., Schutz zu erbitten, wurde sie in Haft genommen - und 18 Jahre später, im Jahre 1587 auf Befehl ihrer Cousine geköpft. Ein wirklich tragisches Ende.

Ja, wir Schotten mussten damals viele Schicksalsschläge einstecken, weshalb es für viele bis heute nur schwer nachvollziehbar ist, dass es 1707 durch den Act of Union zur Vereinigung Schottlands mit England zum Königreich Großbritannien kam. Aktuell wird in Schottland die Forderung nach einem Referendum gegen den von Premierministerin Theresa May erklärten Austritt aus der EU immer lauter. Zuvor war allerdings 2014 das Referendum über die Loslösung Schottlands von Großbritannien gescheitert. 55,5% stimmten für einen Verbleib im Vereinigten Königreich.

Wir verlassen die Burg, vorbei an der Statue von William Wallace. Unsere Guide meint scherzhaft, es sei die Statue von Mel Gibson, dem Braveheart- Darsteller im gleichnamigen Film...

Am oberen Ende der Royal Mile liegt das Hub Cafe. Es befindet sich in einem Kirchengebäude, welches nie als Kirche genutzt wurde. Wir suchen Schutz vor dem Regen und einen Imbiss gegen den kleinen Hunger. Und wir haben Glück, gerade wird ein 2er- Tisch frei.

Später am Nachmittag machen wir uns auf zum Höhepunkt unserer Reise. Doch zuvor gibt es ein frühes Dinner. Am Ende der Royal Mile, unmittelbar vor dem Burgtor gelegen, liegt das mehr als 400 Jahre alte Restaurant The Witchery ("Hexerei").

Gasthöfe wie das Witchery gab es auch schon zur Zeit meiner Jugend. Allerdings konnte ich damals aus Geldmangel dort nicht speisen. Man hätte mich ob meines erbärmlichen Aussehens ohnehin hinausgeprügelt.

Ich habe für uns am frühen Abend einen Tisch im Secret Garden Dining Room reservieren lassen, der sich bei schönem Wetter zum kleinen Innenhof öffnen lässt. Bis zum Abendprogramm haben wir genug Zeit für ein genüssliches Dinner. Verena wählt Foie Gras und Steak Tartare, ich gegrilltes Oktopus- Carpaccio und Tranchen von der Land Ente - alles wirklich exzellent! Kompliment an die Küchenmannschaft, aber auch an den aufmerksamen, jedoch nie aufdringlichen Service!

Der Grund für das frühe Dinner: Am Abend um 21 Uhr erwartet uns auf dem Tattoogelände unterhalb der Burg die Eröffnungsveranstaltung des weltberühmten Spektakels "Royal Edinburgh Military Tattoo" mit anschließendem Feuerwerk. Der heutige Ehrengast ist kein geringerer als Fürst Albert II. von Monaco, der samt Anhang mit zwei Land Rovern in die Arena gefahren wird. Natürlich muss man hier die Tickets mit ausreichendem Vorlauf bestellen. Es ist ziemlich aussichtslos, am Tag selbst ein Ticket erstehen zu können - es sei denn auf dem Schwarzmarkt. Eins vorweg, ich bin kein Fan von militärischer Musik, also von Marschmusik, aber dieses Tattoo live im Schatten der mächtigen Burg zu erleben, ist auch für mich ein einzigartiges Erlebnis - mit einer Einschränkung: Auf den abendlichen Regen hätte ich lieber verzichtet. Aber wozu gibt es Regenjacken und -hosen und Regencapes?

Das Royal Edinburgh Military Tattoo, eine schottische Variante des Zapfenstreiches, ist eine der weltweit bekanntesten Musikveranstaltungen dieser Art mit Fernsehübertragungen in über 30 Ländern. Mehr als tausend Musiker, Dudelsackpfeifer, Trompeter, Trommler, Sänger und Tänzer aus der ganzen Welt tragen dazu bei, diese Militärparade zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen. Der unbestreitbare Gänsehaut- Höhepunkt ist erreicht, wenn ein einsamer Dudelsackspieler seine wehmütige Weise hoch oben auf den Mauern der Burg erklingen lässt.

Ein Feuerwerk lässt die Festungsmauern erstrahlen und das Publikum stimmt die Hymne "Auld Lang Syne" (sinngemäß "gute alte Zeit") an:

Should auld acquaintance be forgot, 
And never brought to mind? 
Should auld acquaintance be forgot, 
And auld lang syne! 

Chorus:
For auld lang syne, my dear, 
For auld lang syne. 
We'll take a cup o' kindness yet, 
For auld lang syne.

Ich kenne dieses Lied in der deutschen Version als "Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss."von den Pfadfindern und natürlich im Original vom Jahreswechsel am Times Square, New York, wo Zehntausende es zur Begrüßung des neuen Jahres singen... Hier in Edinburgh ist es nicht weniger ergreifend. Nach 2 1/2 Stunden kann ich kaum mehr sitzen und bin froh, dass ich durch das Ende der Veranstaltung erlöst werde.

Die Nacht ist noch jung. Also suchen wir noch einen netten Pub auf ein Bier auf.

Britische Biersorten sind

Ale (Bitter) helles Bier mit geringerem Gehalt an Kohlensäure und Alkohol; fast keine Krone
Lager vergleichbar mit deutschem hellen Bier; wird überwiegend von ausländ. Brauereien gebraut (Carlsberg, Heineken...)
Porter dunkles Bier mit stark malzigem und herben Geschmack
Stout extra kräftige Porter-Variante mit ausgeprägter, heller Schaumkrone (z.B. Guinness Stout)



Sa, 05.08.2017 Highland Games in North Berwick

Heute morgen gibt es eine Programmänderung. Wir fahren zunächst mit dem Bus raus nach Leith, dem Küstenort am Firth of Forth. Hier am Ocean Terminal liegt die Royal Yacht Britannia als Museumsschiff dauerhaft vor Anker. Wegen ihrer hohen Betriebskosten, die man dem britischen Steuerzahler nicht länger zumuten wollte, wurde das Schiff der Königin von Premierminister Tony Blair 1997 außer Dienst gesetzt. Die Royals wollten die Kosten für den Weiterbetrieb nicht auf eigene Rechnung übernehmen.

By the way, sowas gab es damals zur Zeit von König Jakob V. und den Stuarts (16. Jh.) natürlich nicht.

Der Zugang zur Yacht (kein Segel-, sondern ein Motorschiff!) erfolgt über den 3. Stock eines Einkaufszentrums am Kai. Dabei durchläuft der Besucher eine Ausstellung vieler Bilder, die die Yacht und das Leben der Royals an Bord dokumentieren. Ausgerüstet mit einem Audioguide in der jeweiligen Heimatsprache ist jedem die Besichtigung der Schiffdecks in eigenem Tempo überlassen. So erhält der interessierte Besucher Informationen, wie z.B. dass Kapitän der königlichen Yacht immer ein Admiral der Royal Navy war. Bis heute kann man die Yacht auch für Konferenzen und private Feiern mieten, Bewirtschaftung inklusive. Dafür kommt der großzügige Dining Room in Frage.

Die technische Ausrüstung eines Schiffes dieser Größe ist mir nicht völlig unbekannt, der Luxus des vergangenen Jahrhunderts auf der Britannia hingegen schon. Das Schiff wurde von ölbefeuerten Dampfturbinen angetrieben, die sich durch wenig Vibration aber hohen Treibstoffverbrauch auszeichneten.

Die Queen hat verständlicherweise sehr an ihrer Yacht gehangen. Beim endgültigen Vonbordgehen hat diese sehr beherrschte Frau für alle erkennbar eine Träne verdrückt.

Kaum zurück in Edinburgh geht es weiter ins Seebad North Berwick. Wir nehmen den ScotRail- Zug ab Waverly Station. Er fährt jede halbe Stunde. Die reservierten Tickets müssen mit meiner Kreditkarte und der mitgeteilten Referenznr. vor Antritt der Fahrt an der Ticket Machine im Waverly Bahnhof gezogen werden.

Hier ist auch der Start- und Endbahnhof des Schnellzugs Flying Scotsman nach London und des Luxusreisezuges Royal Scotsman, der gemütlich mit Stops für Besichtigungen durch die Highlands fährt.

Die Zugfahrt nach North Berwick dauert nur eine halbe Stunde. Vom Bahnhof in North Berwick zum Recreation Park, wo die Highland Games stattfinden, sind es weitere 25 min zu Fuß. Aber es gibt auch einen kostenlosen Shuttle- Service mit dem Bus. Den nutzen wir.

Während der Sommermonate finden in ganz Schottland an verschiedenen Orten Highland Games statt. Sie stammen aus der Zeit der keltischen Könige in Schottland und waren ursprünglich Bestandteil der Treffen (Gatherings) schottischer Clans in den Highlands. Bei den Wettbewerben sollten die stärksten und schnellsten Männer für den König gefunden werden.

Uns erwartet in North Berwick eine Mischung aus Kultur, Sport und gesellschaftlicher Unterhaltung. Von traditioneller Schwerathletik wie dem Baumstammwerfen bis hin zu Wettbewerben im Highland-Tanz, Dudelsackspielen sowie Leichtathletikdisziplinen sind die Highland Games ein Muss bei einem sommerlichen Schottlandbesuch.

Der Eintritt für die Spiele in North Berwick kostet 8 £ p.P. Sie starten um 9:00 und dauern bis ca. 17:30. Für die Highland Dance Competitions sind wir zu spät dran. Dafür kommen wir rechtzeitig um uns die "Heavy Events" anzuschauen.

Events - Men

Events - Women

Putting 16lb Ball (Kugelstoßen 7,25kg)

Weight for height - 28lb (12,7kg) (Gewicht-Hochwurf)

Throwing 28lb weight for
distance (Werfen 12,7kg)


Weight for Distance - 14lb (6,35kg) (Gewicht- Weitwurf)

Throwing 16lb Scots hammer (Hammerwerfen 7,25kg)


Shot Put - 4kg
(Kugelstoßen)

Throwing 56lb (25,4kg) weight
for height


Stone Put – 11lbs (5kg)

Tossing the caber (Baumstammwerfen)


Hammer – 12 to 16lb
(bis 7,25kg)

Flinging the North Berwick Stane (Schleudern des NB Steins)


Caber 11-13ft (bis zu 4 m)
(Baumstammwerfen)

 

- Gewicht- Hochwurf Damen
- Tauziehen Männer
- Steinwurf Männer
- Baumstammwurf Männer

 

 

 


Die modernen Leichtathletik- Disziplinen Kugelstossen und Hammerwerfen haben übrigens ihren Ursprung in den Heavy Events der Highland Games.

Aber die beliebteste und spektakulärste Disziplin ist der Baumstammwurf. Selbst Henry VIII. soll sich daran versucht haben. Doch Baumstammwurf hat bisher nicht Einzug in die olympischen Disziplinen gehalten...

Es fängt an zu regnen oder besser - wie aus Eimern zu schütten. Wir flüchten und erreichen mit Müh und Not gerade eben noch den Zug zurück nach Edinburgh.

Zurück in der Stadt brauchen wir erstmal eine kleine Pause. Wir nehmen vor dem Dinner einen Aperitif in der Balmoral Bar. Ehrlich gesagt habe ich mir die Bar des 5-Sterne Hotels sehr elitär vorgestellt. Ist sie aber nicht. Auch Krethi und Plethi schauen hier auf einen Drink rein...

Heute Abend sind wir Gast im Restaurant 21212 von Paul Kitching. Der hochgelobte Esstempel liegt hinter dem Carlton Hill, der Chef hat bereits kurz nach seiner Eröffnung einen Michelin Stern bekommen. Unsere Erwartungshaltung ist also hoch. Das Restaurant liegt in einem der georgianischen Häuserzeilen, der Gastraum wirkt auf mich plüschig. Daran schließt sich ein offener Küchenbereich an, in dem die Sous Chefin das Kommando und die Küchenmannschaft erkennbar im Griff hat. Der Meisterkoch selbst ist nicht anwesend. Wir bestellen mangels Alternative das 5- Gang- Menue mit begleitenden Weinen.

was mir gefiel:
- die Qualität und Präsentation der Speisen
- die Professionalität der Restaurantleiterin

was mir nicht gefiel:
- die Arroganz einer der Kellnerinnen
- die Ansagen des Sommeliers zu den begleitenden Weine waren nur an Verena gerichtet
- die schnelle Abfolge, mit der die ersten 3 Gänge serviert wurden, obwohl wir um mehr Zeit insbesondere zwischen dem Zwischengang und Hauptgang gebeten hatten
- als Folge dessen hatten wir zeitweise bis zu 3 Gläser mit unterschiedlichen Weinen auf dem Tisch stehen - unmöglich für ein Sternerestaurant!
- der 4. Gang bestand aus einer fertigen Käseplatte mit mikroskopisch kleinen Stückchen verschiedener Käse, die jeweils nur einmal pro Sorte angeboten wurden
- das Preis-Leistungs-Verhältnis ist völlig inakzeptabel!


So, 06.08.2017 - der Fringe- Tag

Heute ist unser "Fringe Day"...

Dieses Festival der Kleinkunst, des Straßentheaters, der Comedy und der Musik- Events ist seit 1947 fester Bestandteil des Edinburgh Festivals und hat dieses sogar von seiner Bedeutung überflügelt. Die Schauplätze des Fringe sind die Straßen, reguläre Spielstätten, umgewandelte Kirchen und sogar Wohnzimmer. Die Veranstaltungen in den überdachten Spielstätten sind i.d.R. kostenpflichtig (da heißt es rechtzeitig Tickets besorgen!), Open Air- Acts sind hingegen überwiegend kostenlos zu besuchen. Die Hauptspielorte hierfür liegen in der New Town an der Mound vor der National Gallery, und in der Old Town auf der Royal Mile vor der St. Giles' Kathedrale.

Um 15:00 findet die "Carol King Story" statt, für die wir schon im voraus online Tickets bestellt haben. Zwischen filmischen Einspielungen aus dem Leben von Carol King werden zahlreiche ihrer äußerst erfolgreichen Songs von der Sängerin Phoebe Katis live gespielt und gesungen.

Danach brauchen wir eine Stärkung und entscheiden uns für Fish and Chips mit kalten Dosen-Erbsen in einem urigen Pub. Dazu ein lokales Lager- Bier. (Ehrlich gesagt sind mir als Kind des Ruhrgebiets Currywurst mit Pommes und ein Pils dazu lieber.)

Die Stadt ist voll, nein sie läuft über - so viele Besucher drängen sich auf der Royal Mile. Man lässt sich einfach treiben - von einem Act zum anderen. Zu der Zeit, als ich erstmals in die Stadt kam, gab es sowas näherungsweise nur bei öffentlichen Hinrichtungen auf dem Grassmarket, nicht aber wegen ein paar Gauklern.

Am Abend dann unser Highlight des Fringe- Festivals, die Show "The Rat Pack - Live", die Wiederauferstehung von Dean Martin, Frank Sinatra und Sammy Davis jr. Die Darsteller dieser Größen des Swing bieten eine einmalige Show mit den bekanntesten Titeln. Mimik und Gestik passen perfekt zu den Stimmen. Sie werden von einem Jazz- Orchester begleitet. Wir sind restlos begeistert.

Zwischen Motel One und Cafe Royal befindet sich der Pub The Guildford Arms. Dieser Pub gehörte der Familie des schottischen Philosophen Dugald Stewart, der 1753 in Edinburgh geboren wurde. Der jakobinischer Stil und die feinen Gravuren an der Decke machen den Pub bei den Edinburghern zu einem sehr beliebten Treffpunkt. Heute abend spielt hier eine Rentnerband richtig guten Jazz. Der Laden ist pickepacke voll. Es gibt keine freien Sitzplätze. Ich bin vom Rumlaufen total erschöpft. Die vielen Jahre sind selbst am Highlander eben nicht spurlos vorbeigegangen... Verena wäre gern hier geblieben, schließt sich mir aber solidarisch auf einen Good Night Drink in der Motel One Bar an. Sorry + Thank you for that!


Mo, 07.08.2017 Heimreise

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Airlink Bus zum Flughafen und treten den Rückflug nach Deutschland an.

Für mich, Joe MacLeod, ist der Besuch in der alten Heimat noch einmal gutgegangen.

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Das sind meine Reiseliteratur- Empfehlung für ein Wochenende in Edinburgh:

1) Krimi- Fans empfehle ich die fesselnden Inspector John Rebus- Romane von Ian Rankin, die fast alle im "düsteren" Edinburgh spielen. Der letzte, in 2017 erschienene Roman heißt "Ein kalter Ort zum Sterben".

2) Der praktischste Reiseführer ist nach eigenem Dafürhalten der
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